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Moderne Erziehung und Werteverfall
19.03.2014, 00:11
Beitrag: #14
RE: Moderne Erziehung und Werteverfall
(18.03.2014 02:08)Marek1964 schrieb:  Durch verschiedene Diskussionen privat, beruflich wie auch in Foren sehe ich mich nun animiert dieses Thema hier in diesem Kontext zur Diskussion zu stellen.

Die Frage ist eigentlich eine doppelte:

1. Erleben wir in den letzten Jahren oder Jahrzehnten einen Werteverfall?

2. Wenn ja, hat die moderne Erziehungspraxis der letzten ein bis zwei Generationen einen Anteil daran?

Die Fragen sind schwer zu beantworten, es ist weder ein klares „ja“, noch „nein“ möglich. Jede Gesellschaft von Menschen, egal ob es eine Horde Steinzeitmenschen sind oder ob es sich um einen moderner Staat handelt, benötigt als Überbau Werte, die Richtlinien für das Handeln der einzelner Individuen sind. Diese Werte ändern sich mit der gesellschaftlichen und technischen Entwicklung. D.h. auch, dass aufgrund der rasanten gesellschaftlichen und technischen Entwicklung seit dem 18./19. Jahrhundert auch eine rasante Änderung der Werte wahr genommen wird bzw. auch Unklarheit darüber besteht, welche Werte erhaltenswert sind und welche nicht. Dies ist zum Beispiel bei der Erziehung erkennbar, niemand will den autoritären Lehrer mit Rohrstock zurück, aber der antiautoritäre Stil seit 1968 wird momentan auch abgelehnt. Es gibt in dieser Frage de facto keine gesellschaftliche Übereinkunft, dies ist letztlich das Problem aller Erziehenden.

Nur weil wir heute mehr Informationen über Steuerbetrüger, (jugendliche) Schlägerbanden oder Kinderschänder haben, heißt das nicht, dass es dies „früher“ nicht gegeben hat.
Dass jeder Bürger entsprechend seines Einkommens Steuern zu zahlen hat, ist eine Errungenschaft der bürgerlichen Gesetzgebung, Adlige haben jahrhundertlang keine Steuern bezahlt. Es hat wohl bisher noch nie eine Gesellschaft gegeben, wo alle gemäß ihren finanziellen Möglichkeiten ehrlich Steuern gezahlt haben.

Die Zunahme von Gewalt in Großstädten ist alarmierend. Dabei ist es unwichtig, ob die Gewalt von kriminellen Vereinigungen, radikalen politischen Organisationen oder einzelner Personen ausgeht. Die zunehmende Gewalt in der Gesellschaft ist auf alle Fälle ein Indiz eines Werteverfalls, vor allem der nach 1945 akzeptierten Werte, dass Gewalt keine Lösung für irgendwelche Probleme sein darf. Wir müssen aufpassen, dass Gewalt nicht gesellschaftlich akzeptiert wird und somit einen Wert darstellt.

Weil heute häufiger über Missbrauch von Kindern gesprochen wird bzw. heute viele Fälle zur Anzeige kommen und die Täter bestraft werden, heißt ja nicht, dass dies ein Problem unserer Zeit oder gar die Folge der Sexualmoral der 68er ist. Die Gesellschaft ist nicht mehr bigott, es wird nicht mehr so viel unterm Teppich gekehrt und Betroffene können auf Hilfe rechnen. In der Geschichte gibt es so einige Fälle, die nach unserem heutigen Werteverständnis als Missbrauch bezeichnet würden. So hasste Heinrich IV. seinen politischen Rivalen Rudolf von Rheinfelden nicht nur aufgrund von dessen Rebellion, sondern dafür, dass er Heinrichs Schwester Mathilde als Elfjährige aus einem Kloster raubte und sie dann heiratete. Ob Mathilde 1060 als Zwölfjährige an den Folgen der Geburt ihres Sohnes starb, ist heute umstritten, Heinrich IV. war jedenfalls davon fest überzeugt, er konnte jedoch nach den damaligen Wertvorstellungen nichts gegen Rudolf, der 1060 ca. 35 Jahre alt war, unternehmen.
Der Schutz unserer Kinder hat einen sehr hohen Wert in unserer Gesellschaft, den nicht alle Mitglieder genügen. Ob dies bereits ein Indiz des Werteverfalls ist, lässt sich nur im Vergleich der Zeit seit 1968 bewerten, andere Zeiten taugen als positive Alternative dazu nicht.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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