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Moderne Erziehung und Werteverfall
23.03.2014, 13:49
Beitrag: #34
RE: Moderne Erziehung und Werteverfall
(22.03.2014 18:32)Bunbury schrieb:  
(22.03.2014 15:30)Avicenna schrieb:  Das stimmt und das bestreite ich auch nicht.
Nur wird man diesen Zustand, wenn man nicht gleich das gesamte System substituieren oder als Einzelner aussteigen möchte, nicht ändern können. Dafür sind wir alle viel zu sehr in dieses System integriert, selbst die, welche nicht direkt in diesen Erwerbsprozess eingebunden sind.
Man kann maximal darauf hinwirken, dass sich das System nicht noch mehr verselbstständigt und vom Menschen selbst entfremdet.

Jeder hat zumindest in gewissen Grenzen die Wahl, ob er mitmacht oder nicht. Jeder kann nämlich z.B. selbst darüber bestimmen, wie er anderen gegenüber tritt. Es ist an dir, zu entscheiden, ob du jemandem, der nicht voll erwerbsfähig bist, mit Achtung gegenüber trittst. Wir haben als denkende Wesen durchaus die Fähigkeit, uns zumindest in dieser Beziehung gegen den zeitgeist zu stellen.

Da hast du mit Sicherheit Recht. Allerdings ist das auch ein Lernprozess. Entweder man hat diese Sicht- und Verhaltensweise schon in der Kindheit erlernt, es von seiner Umwelt abgesehen (was eben immer schwieriger wird) oder man braucht dafür sein Leben lang. Manche schnaggelns nie.
Ich schätze mal, dass ein Teil davon auch zu den angeborenen persönlichen Eigenschaften gehört.

(22.03.2014 18:32)Bunbury schrieb:  
(22.03.2014 15:30)Avicenna schrieb:  Das stimmt nur zum Teil. Natürlich wird, dort wo es der Kostendruck erfordert, der Mensch durch effizientere Maschinentechnologie ersetzt, was aber nicht heißt, dass die Zahl der Arbeitsplätze an sich abnimmt.
Schau auf Deutschland - 2013 das Jahr mit den meisten bereitgestellten sozialversicherungspflichtigen Jobs.
Was wiederum nichts über die Qualität und Güte der neu geschaffenen Arbeitsplätze oder deren Bezahlung aussagt. Neue Jobs werden halt in anderen Bereichen, vorzugsweise dem Dienstleistungsgewerbe im weitesten Sinn, geschaffen.

Und was für Jobs? Muss man auch ehrlich mal fragen. Vielleicht ist es einfach mal an der Zeit innezuhalten und mal ein bißchen nachzudenken. Wenn jemand den ganzen Tag mit einem Job verbringt, der ihm nicht nur keinen Spaß macht, sondern dessen Arbeitsbedingungen auch zum teil unter aller Sau sind (und das sind sie in der Dienstleistungsbranche oft)- wie wird dieser Mensch nach Hause gehen? Was wird er an die Familie, an Freunde, an die Menschen weitergeben, denen er unterwegs begegnet?
Wenn in der Arbeit keine Zufriedenheit mehr für das zufinden ist, was man getan hat- wie lange dauert es, bis derjenige krank wird?
Immer- sei es in der elenden Wachstumsfrage oder auch in der Jobfrage- wird immer nur nach Quantität gestrebt.
Und Leute- seien wir ganz ehrlich- so wie diese Arbeitsprozesse gestrickt sind, dauert es nicht mehr lange, bis wir weg vom Fenster sind. Automatisierte Arbeitsprozesse können die Asiaten nämlich viel, viel besser als wir.
Was wir brauchen ist mehr kreativität. Aber die bekommt man eben nicht, wenn man Kinder versucht in eine bestimtme Form zu presesn, damit sie am Ende das richtige leisten und in dem man sie als Erwachsene arbeiten läßt, ohne daß die Arbeit ein inneres Bedürfnis erfüllt.
Wieso denke ich im Augenblick nur gerade an "Matrix"?...

Dann halten wir doch inne.

Die Jobs die neu entstehen sind einerseits so, wie du es beschreibst - mit harter eintöniger Arbeit verbunden, in Bezug auf die eingesetzte Arbeitskraft total unterbezahlt und für viele Betreffende am Ende des Tages völlig unbefriedigend.

Es wurden und werden aber auch Stellen geschaffen, die mit einer interessanten, abwechslungsreichen und gutbezahlten Tätigkeit verbunden sind. Das darf man nicht vergessen. Schwarz/Weiß-Malerei hilft da auch nicht weiter.

Aber auch bei den "besseren" Jobs gibt es gar nicht mal so wenige Arbeitnehmer, die auch dort am Abend unzufrieden nach Hause fahren.
Warum? Weil sie letztlich eine Tätigkeit ausüben müssen, die ihrem Naturell, ihren Neigungen und angeborenen Fähigkeiten nicht entsprechen. Irgendwann wurden sie v.a. vom Elternhaus in eine Richtung gepresst, die ihnen eigentlich gar nicht liegt. Und warum wiederum? weil die Eltern genau mit diesem gesellschaftlichen Zerrbild aufgewachsen sind, dass es eben nur das beste sein kann, wenn man einen von der Gesellschaft als hochwertig eingestuften Job ausübt. Dazu muss man möglichst studiert haben, mindestens aber Abitur haben, mit dem Effekt, dass zu Hauf drittklassige und z.T. völlig unfähige Ärzte, Anwälte, Wissenschaftler, Ingenieure, Lehrer, BWLer und eine Alternative suchende Politiker produziert werden, die das mit ihren Kindern, soweit sie überhaupt noch welche bekommen, wieder genauso machen.
...und der kleinere Beamte in der Stadtverwaltung, die ehrgeizige Sektretärin, selbst die nette Filialleiterin oder Verkäuferin vom DM-Markt machen es genauso. Es zieht sich durch die gesamte Gesellschaft.
Nur einige wenige aus der sozialen "Unterschicht" sehen das nicht so eng und sind schon einigermaßen froh, wenn ihre Kinder, die meist vorhanden sind, zumindest eine Lehre beginnen. Diese Schicht bildet den Pool aus dem das Humanmaterial für die "niederen" Arbeiten rekrutiert werden soll. Befähigte und talentierte Kinder aus diesen Kreisen haben es in unserer versnobten Gesellschaft immer schwerer, später überhaupt einmal eine respektierte Stellung in der Gesellschaft einnehmen zu können.

Jetzt habe ich wieder was geschrieben, was ich eigentlich gar nicht so richtig wollte und was z.GT nicht zum Thema passt.Uptight

Noch eine Anmerkung, weil du die Asiaten angesprochen hast, die das mit der ganzen Automatisierung etc. sooh viel besser können, als die armen Tröpfe aus D. und über kurz oder lang hier alles zusammenbrechen lassen.

Unsere gegenwärtige Gesellschaft läßt sich nicht mehr als Industriegesellschaft mit vorwiegender Wertschöpfung aus der materiellen Produktion definieren, sondern ist in zunehmenden Maße eine Informations- Wissens- u. Dienstleistungsgesellschaft. Aber das weißt du ja.


Frühling läßt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte.
Süße, wohlbekannte Düfte streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon, wollen balde kommen.
– Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist's! Dich hab ich vernommen!

Eduard F. Mörike (1804-1875)
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