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Moderne Erziehung und Werteverfall
27.03.2014, 11:02
Beitrag: #40
RE: Moderne Erziehung und Werteverfall
(25.03.2014 21:41)Bunbury schrieb:  Nein, das glaube ich nicht. In Einzelfällen sicherlich, aber allgemein beklagen sich Lehrer, aber auch Ausbilder darüber, daß es Jugendlichen zunehmend an Respekt mangelt.
Das hängt auch mit an den modernen Technologien zusammen. Meistens sind 15-16 jährige im Umgang mit Laptops und Smartphones natürlich sehr viel versierter als ihre Lehrer und Eltern- und leider neigen sie dazu, das Wissen über die neuen Technologien weit über das Wissen zu stellen, das Eltern und lehrer in anderen Bereichen angesammelt haben (eine Einstellung, die wiederum von der Werbung unterstützt wird, denn schließlich sollen die Jugendlichen ja jeden elektronik-Schrott kaufen.) Wenn der Lehrer also nicht die neuesten Computerkniffe kennt, dann gelten in den Augen der Jugendlichen sein Mathematikkenntnisse wenig.
Und das ist bedenklich, weil sie dann dazu neigen, sich auch in Mathe nichts mehr beibringen zu lassen.

Ob das heute mit Pubertierenden und der jungen Generation insgesamt so anders ist als vor 1 -2 Generationen, ist für mich schwer zu sagen. Dieses Thema hat sich ja aus einer Diskussion über die 68-er Generation ergeben. Der mangelte es in den 70ern aus Sicht der Älteren auch an Respekt, als sie die Nazisdiskussion an den Familienesstisch trugen.
Die Älteren von damals waren auch mal jung, so cirka in den 30ern. Ob die wiederum respektvoll mit Eltern und Lehrern umgingen, wenn sie mit der Nazipropaganda in den Köpfen von der HJ heimkamen, möchte ich bezweifeln.

Dagegen erscheinen mir die technischen Vorsprünge der heutigen Jugendlichen nachgerade harmlos. Ich würde mir ein Smartphoneproblem gern von einem Jugendlichen erklären und lösen lassen und ihn hinterher ordentlich dafür loben. Es ist doch eine gute Erfahrung für´s jugendliche Selbstbewußtsein, auch mal etwas besser zu wissen oder zu können. Vielleicht hört er dann eher auf meinen Rat zum Umgang mit der Werbung und wem diese in Wahrheit nutzt.


(25.03.2014 18:30)Renegat schrieb:  Dabei fällt mir auf, dass es zu den zunehmend geschätzten Werten gehört, sich möglichst in ruhigem, gewählten Tonfall auseinanderzusetzen - verbale Entschärfung - könnte man es nennen.
Ob das so gut ist, weiß ich nicht. Klar darf ich meinen Feind nicht körperlich angreifen, würde mir auch in der größten Wut nicht passieren. Aber Fluchen, Jammern, Weinen, Schreien, Schimpfen, also seinen Emotionen relativ freien Lauf lassen, kann auch sehr befreiend sein, wenn man sich hinterher wieder verträgt.

(25.03.2014 21:41)Bunbury schrieb:  Das finde ich in ein generelles Problem. Es scheint irgendeinem komischen Ideal zu entsprechen, seine Gefühle möglichst nicht zu zeigen. Und gerade, was Wut anbetrifft, wird ja immer so getan, als wäre die etwas furchtbar schlechtes. Kann ich auch nicht ganz nachvollziehen, Wut ist manchmal ein sehr guter Motivator.
Psychologisch betrachtet ist Depression eine nach innengerichtete Aggression. Wer also wütend ist, diese aber nicht äußern kann, entwickelt leichter Depressionen...
Da hast du absolut recht und dieser Punkt macht mir schwer zu schaffen. Was denkst du, woher kommt dieses "komische" Ideal.
Könnte das ein Schichtenabgrenzungsphänomen sein? Die heutigen Eltern/teilweise schon die Großeltern gehören ja zur Bildungsgeneration. Setzen sich wortgewandte Menschen anders auseinander und propagieren damit ein Ideal der leise plätschernden Worte, die sie andererseits emotional verkrüppeln läßt?
Gibt es die breite Einschätzung "Emotionen zeigen, heißt Schwäche zeigen" und wer wütend rumschreit, flucht, zeigt seine Unterlegenheit und hat schon verloren im verbalen Schlagabtausch?

(25.03.2014 21:41)Bunbury schrieb:  Ein offen ausgetragener Streit ist auf alle Fälle besser als ein nie ausgetragener Konflikt- der macht die Beteiligten krank. Vielleicht liegt es nicht zuletzt an diesem merkwürdigen gesellschaftlichen ideal, daß die Anzahl psychischer Erkrankungen steigt...

Ein wichtiger Punkt, es wird weitere geben. So ganz oberflächlich war bisher meine Theorie, dass sich Überarbeitung heute nicht mehr in körperlichen Beschwerden, wie Staublunge, Bandscheibenvorfall usw äußern kann, weil es körperlich überfordernde Arbeiten kaum noch gibt. Und die, die es gibt, sind gesetzlich durch den Arbeitsschutz hervorragend geregelt. Heute wird nur der Kopf und die Psyche überfordert. Mensch ist aber keine Denkmaschine und nicht mit einem stumpfen, emotionslosen Computer vergleichbar.



(25.03.2014 18:30)Renegat schrieb:  Insgesamt muß etwas passieren, beim Thema Kinder und Arbeitswelt. Dabei geht es nicht so sehr um die Kleinen, sondern gerade um größere Schulkinder, die ja auch ihre eigenen Termine, Pläne und Vorlieben haben. Die nach einem strengen Zeitplan hin und her zu schieben, ohne ihnen lange Freiräume zu lassen, in denen sie sich auch mal unbeaufsichtigt, unbespaßt und unelektronischunterhalten frei entfalten können, kann doch nur zu Problemen führen.

(25.03.2014 21:41)Bunbury schrieb:  Tut es doch schon längst. Nur will das in unserer schönen neuen Welt halt keiner wahrhaben....
Wahrhaben vielleicht schon, ich denke, die Politik und der einzelne Mensch ist hilflos, weil das System an dieser Stelle fast unkontrollierbar geworden ist. Die großen global tätigen Firmen müssen Gewinne machen, weil ihre Anteilseigner das wollen. Sie können nur Gewinne machen, wenn sie billiger sind als die Konkurrenz usw und so fort.Confused... und wenn man sich den Bedingungen des Arbeitsmarktes nicht unterwirft, hat man eben keine Arbeit. Die Argumente sind bekannt, die Folgen werden in den nächsten Jahren noch gravierender werden.
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