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Moderne Erziehung und Werteverfall
28.03.2014, 12:34
Beitrag: #47
RE: Moderne Erziehung und Werteverfall
(27.03.2014 11:02)Renegat schrieb:  Da hast du absolut recht und dieser Punkt macht mir schwer zu schaffen. Was denkst du, woher kommt dieses "komische" Ideal.
Könnte das ein Schichtenabgrenzungsphänomen sein? Die heutigen Eltern/teilweise schon die Großeltern gehören ja zur Bildungsgeneration. Setzen sich wortgewandte Menschen anders auseinander und propagieren damit ein Ideal der leise plätschernden Worte, die sie andererseits emotional verkrüppeln läßt?
Gibt es die breite Einschätzung "Emotionen zeigen, heißt Schwäche zeigen" und wer wütend rumschreit, flucht, zeigt seine Unterlegenheit und hat schon verloren im verbalen Schlagabtausch?

(27.03.2014 14:04)Bunbury schrieb:  Mag sein, daß es damit zu tun hat. Es kann auch durchaus sein, daß es eine Protesthaltung gegen die 68 er Bewegung ist, die ein bißchen zu emotional war und deren Auswirkungen man fürchtete und deswegen ins Gegenteil verkehrte. Ich würde grob geschätzt die Ursachen der Angst vor Aggressionen in der Ausuferung der Protestbewegung damals sehen. Aber das ist nicht wissenschaftlich, nur einfach mal geraten...
Die 68-er emotional? Darauf wäre ich nie gekommen. Angst vor Ausufern der Protestbewegung hatte höchstens die konservative Politik aber doch nicht die Mehrheit der nach 68 lebenden Bevölkerung.

Man kann ja 68 für vieles verantwortlich machen aber an der Emotionslosigkeit nur über viele Umwege.
Ein Punkt wäre vielleicht die demokratische Stuhlkreiskultur mit Redestab und Ausredenlassen. Das kann bei allem Verständnis schon eine innere Aggression auslösen, wenn da so ein Dauerschwätzer ohne Ende seiert und nicht auf den Punkt kommt und es als extrem unhöflich gilt, ihm ins Wort zu fallen oder ihn sonstwie zu unterbrechen, obwohl ihm längst keiner mehr zuhört. Ihr kennt diese Situation bestimmt von vielen Teamsitzungen.
Womit wir auch wieder ein weiteres Ausgangsthema streifen, nämlich das "Nicht mehr zuhören"

(27.03.2014 14:04)Bunbury schrieb:  Auf der anderen Seite hat sich hier im laufe der letzten 20, 30 Jahre eine "Mehr Schein als Sein"- Mentalität durchgesetzt, die wenig Spielraum für Eomtionen oder Inidivdualität läßt (was sich nicht so ohne weiteres trennen läß). Wer eine offene und ehrliche Bewerbung schreibt, hat schon verloren. Heute ist es in, Trainings zu machen wie "Wie verhalte ich mich bei Bewerbungen?". Beim Arbeitsamt bekommt man gesagt, was man tun muss, um einen Job zu bekommen, was selten genug mit der Qualifikation zu tun hat.

Und auf privater Ebene muss man einfach auch immer wieder feststellen, daß es wenig gewünscht ist, wenn Menschen zeigen, was sie fühlen. Ich bin nach meinen Erfahrungen der letzten drei jahren einfach so weit, daß ich davon überzeugt bin, daß die meisten Menschen um ihren Status Quo fürchten, wenn sie ihren Gefühlen folgen. Die Fassade läßt sich oft nur aufrecht erhalten, wenn man den Schein wahrt.

Ja, das ist ein wichtiger Punkt, Fassade aufrecht zu erhalten, kostet viel Kraft und Energie. Offene Ehrlichkeit entlastet, ein uraltes Phänomen, dass die Kirchen immer noch als Beichte anbieten.



(27.03.2014 11:02)Renegat schrieb:  Ein wichtiger Punkt, es wird weitere geben. So ganz oberflächlich war bisher meine Theorie, dass sich Überarbeitung heute nicht mehr in körperlichen Beschwerden, wie Staublunge, Bandscheibenvorfall usw äußern kann, weil es körperlich überfordernde Arbeiten kaum noch gibt. Und die, die es gibt, sind gesetzlich durch den Arbeitsschutz hervorragend geregelt. Heute wird nur der Kopf und die Psyche überfordert. Mensch ist aber keine Denkmaschine und nicht mit einem stumpfen, emotionslosen Computer vergleichbar.

(27.03.2014 14:04)Bunbury schrieb:  Ich habe vor kurzem zwei Bücher zum Thema Burnout gelesen, die davon ausgehen, daß Burnout nicht vom Stress alleine kommt. Die beiden Psychologinnen kommen- unabhängig voneinander- zu dem Schluss, daß es nicht die Arbeitsbelastung ist, die die Menschen ausbrennen läßt, sondern die Tatsache, daß sie sich und ihre Bedürfnisse selbst verleugnen. Wer aber seine bedürfnisse selbst verleugnet, schneidet sich den Weg zur eigenen Motivation ab.
Also eintönige, wenig abwechslungsreiche Tätigkeiten, die einem nicht einmal erlauben, an etwas anderes zu denken. Oder Tätigkeiten, die einem völlig wesensfremde Handlungsweisen abverlangen. Anforderungen, denen man sich nicht entziehen kann, die aber sämtliche Reserven auffressen...

Auch von daher wäre es vielleicht dringend angeraten, sich einmal mit unserem Leistungsgedanken auseinanderzusetzen...
Ich bin auch unsicher, ob das nicht besser zusammen diskutiert werden sollte. Obwohl WDPG auch recht hat, wenn er das Thema Werte schon für zu groß hält.
Im Moment haben wir uns vom Titel schon ziemlich entfernt, Werteverfall ist zu Werteveränderung geworden. Moderne Erziehung kommt kaum noch vor, was aber klar war, da es keine durchgehende Erziehung gab und gibt.
Vielleicht sollte der Titel geändert werden.
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