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Das Kettenhemd und Hollywood
06.05.2014, 20:16
Beitrag: #1
Das Kettenhemd und Hollywood
Erfunden haben es wohl die Kelten, die Römer übernommen. Es heisst immer, weil es in der Herstellung so aufwändig war, konnten es sich im frühen Mittelalter (Wikinger) nur wenige vornehme Krieger leisten.

Ein praktischer Versuch mit dem Stück eines Bekannten, der Reenactor ist, hat mir ein ganz anderes Bild vermittelt. Es ist unmöglich, so ein Komplettteil von 17 kg über schwerer Polsterung allein anzuziehen und damit munter in der Landschaft herumzuspringen. Und ich bin mit 1.88 bei 85 kg beileibe kein Schwächling. Alles was man so in Filmen sieht oder in historischen Romanen liest, ist m.E. Mumpitz.

Vielleicht trug früher der Cheffe sowas, weil er zwei Knappen zum Reinhelfen hatte. Praxistauglich war eine schwere Rüstung wohl nur zu Pferd oder bei langsamer Infanterieformation (Schildwall). Wehe, man verlor und musste weglaufen...

Allen ambitionierten Filmregisseuren und Schriftstellern kann ich nur empfehlen, mal selbst Originalrüstzeug zu tragen. Auch wenn dann vermutlich nicht mehr viel "Äkschn" drin ist, will man authentisch sein.

„Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt.“ (Albert Einstein)
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07.05.2014, 08:22
Beitrag: #2
RE: Das Kettenhemd und Hollywood
(06.05.2014 20:16)Arkona schrieb:  Erfunden haben es wohl die Kelten, die Römer übernommen. Es heisst immer, weil es in der Herstellung so aufwändig war, konnten es sich im frühen Mittelalter (Wikinger) nur wenige vornehme Krieger leisten.

Ein praktischer Versuch mit dem Stück eines Bekannten, der Reenactor ist, hat mir ein ganz anderes Bild vermittelt. Es ist unmöglich, so ein Komplettteil von 17 kg über schwerer Polsterung allein anzuziehen und damit munter in der Landschaft herumzuspringen. Und ich bin mit 1.88 bei 85 kg beileibe kein Schwächling. Alles was man so in Filmen sieht oder in historischen Romanen liest, ist m.E. Mumpitz.

Vielleicht trug früher der Cheffe sowas, weil er zwei Knappen zum Reinhelfen hatte. Praxistauglich war eine schwere Rüstung wohl nur zu Pferd oder bei langsamer Infanterieformation (Schildwall). Wehe, man verlor und musste weglaufen...

Allen ambitionierten Filmregisseuren und Schriftstellern kann ich nur empfehlen, mal selbst Originalrüstzeug zu tragen. Auch wenn dann vermutlich nicht mehr viel "Äkschn" drin ist, will man authentisch sein.


Das kann ich nur bestätigen.
Ich (1,80m 85kg KampfgewichtWink) habe mir mal vor 2 Jahren ein Kettenhemd und einen Topfhelm übergestülpt.
Wer damit stolpert ist fertig mit der Welt, wird zum Maikäfer
Ganz abgesehen vom nicht vorhanden Sichtfeld unter dem Topfhelm.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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07.05.2014, 08:35
Beitrag: #3
RE: Das Kettenhemd und Hollywood
Haha, alles was man in Filmen sieht sind abgespeckte Versionen aus Aluminium, nicht vernietet. Falls man nicht gleich "Elefantenhaut" verwendet. So nennt man die leichten grauen Gummilagen, die auf Schiffen auf allen Tischen liegen, damit die Kaffeetasse bei Seegang nicht rutscht.

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08.05.2014, 03:42
Beitrag: #4
RE: Das Kettenhemd und Hollywood
(07.05.2014 08:22)Suebe schrieb:  Ich (1,80m 85kg KampfgewichtWink) habe mir mal vor 2 Jahren ein Kettenhemd und einen Topfhelm übergestülpt.
Wer damit stolpert ist fertig mit der Welt, wird zum Maikäfer
Ganz abgesehen vom nicht vorhanden Sichtfeld unter dem Topfhelm.

Dieses nicht vorhandene Sichtfeld ist sicher auch eine Erklärung dafür, dass sich Johann von Luxemburg als Blinder an der Schlacht von Crécy beteiligte. Er wird wohl als noch nicht Blinder durch den Sehschlitz auch nicht viel gesehen haben und war während der Schlacht auf die Hilfe seiner Knappen angewiesen.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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08.05.2014, 07:14
Beitrag: #5
RE: Das Kettenhemd und Hollywood
(08.05.2014 03:42)Sansavoir schrieb:  Dieses nicht vorhandene Sichtfeld ist sicher auch eine Erklärung dafür, dass sich Johann von Luxemburg als Blinder an der Schlacht von Crécy beteiligte. Er wird wohl als noch nicht Blinder durch den Sehschlitz auch nicht viel gesehen haben und war während der Schlacht auf die Hilfe seiner Knappen angewiesen.

Das ist ihm ja auch nicht gut bekommen - wäre er mal lieber als 50jähriger Rentner daheim geblieben. Immerhin lieferte er den Wappenspruch für den Prince of Wales, bis heute bei Charles. "Ich dien".

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08.05.2014, 13:45
Beitrag: #6
RE: Das Kettenhemd und Hollywood
(08.05.2014 07:14)Arkona schrieb:  
(08.05.2014 03:42)Sansavoir schrieb:  Dieses nicht vorhandene Sichtfeld ist sicher auch eine Erklärung dafür, dass sich Johann von Luxemburg als Blinder an der Schlacht von Crécy beteiligte. Er wird wohl als noch nicht Blinder durch den Sehschlitz auch nicht viel gesehen haben und war während der Schlacht auf die Hilfe seiner Knappen angewiesen.

Das ist ihm ja auch nicht gut bekommen - wäre er mal lieber als 50jähriger Rentner daheim geblieben. Immerhin lieferte er den Wappenspruch für den Prince of Wales, bis heute bei Charles. "Ich dien".

Stimmt. Und deshalb erinnert man sich auch heute an Johann. Ob es stimmt, dass der Schwarze Prinz dem toten Johann die Augen zugedrückt hat, sei mal dahingestellt. Aber an der These, dass Johanns Teilnahme in Crécy ein Suizid war, könnte schon der Wahrheit entsprechen. Immerhin waren viele politische Projekte Johanns gescheitert, er war seit etwa 1340 völlig blind und in Böhmen hatte bereits sein Sohn Karl das Sagen. Vielleicht ahnte Johann, dass seine Zeit und die der schwer gepanzerten Ritter vorbei war.

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