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Der Fall John
08.05.2014, 12:16
Beitrag: #1
Der Fall John
Der Fall John, eine Geschichte aus den frühen Jahren der BRD und der DDR, und eine typische Berliner Spionen-Story vor dem Mauerbau.

Otto John, einer der wenigen Überlebenden des 20. Juli, war der erste Präsident des BRD-Verfassungsschutzes unter dubiosen Umständen verschwand er 1954 in West-Berlin und tauchte in Ost-Berlin wieder auf.
Nachdem er wieder in den Westen kam, wurde ihm der Prozess gemacht, und er zu mehreren Jahren Zuchthaus (nicht Gefängnis!) verurteilt.
Bis zu seinem Tod kämpfte er vergeblich um seine Rehabilitierung.

Inzwischen soll es neue Aktenfunde gaben, aber mW hat dies bis heute zu keinem juristischen Niederschlag gefunden.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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08.05.2014, 20:20
Beitrag: #2
RE: Der Fall John
Der Fall scheint ja tatsächlich heute fast vergessen zu sein.

In kurzen Worten:
John war beim ersten Treffen von Veteranen des 20. Juli im Bendlerblock in Berlin. Dieses Treffen sah man damals im Zusammenhang mit der Wiederbewaffnungsdebatte.
John war wohl mit der Adenauerschen Politik zu der Zeit nicht einverstanden.
Nach dem Treffen im Bendlerblock ist er wohl aus freien Stücken in den Ostsektor gefahren, wobei er anscheinend tatsächlich hoffte durch persönliche Kontakte die er aus Zeiten des Widerstands hatte. die Wiedervereinigung ein kleines Stück vorwärts zu bringen.

Als er merkte, dass er einen schweren Fehler gemacht hatte, in den Fängen des KGB gelandet war, versuchte er den Fehler wieder gutzumachen, indem er sich zu mehreren Rundfunkreden und zu einer Pressekonferenz hinreißen ließ.
Es ist ihm seiner Darstellung nach gelungen seine Bewacher zu täuschen, denn nach gut einem Jahr gelang ihm die Flucht nach Westberlin.
Nur im Westen kaufte man ihm seine Geschichte nicht ab, und schickte ihn ins Zuchthaus.

Johns Flucht nach West-Berlin liest sich bei spiegel Online so:
Zitat:Mit einem "Bluff" will John seine Bewacher am 12. Dezember 1955 abgewimmelt haben. Bei einem Besuch der Berliner Universität habe er eine Mappe mit 8000 Mark im Auto zurückgelassen und sich mit den Worten "Ich bin gleich wieder da" davongemacht. John: "So lenkte ich die Aufmerksamkeit der beiden jungen Bewacher auf das Geld . . . und sie ließen mich allein in die Universität gehen." Am Vorderausgang wartete der dänische Journalist Henrik Bonde-Henriksen und fuhr John in den Westen.

In Wahrheit hatten KGB und Staatssicherheit längst das Interesse an John verloren. Der Plan einer Wiedervereinigung war in Moskau auf Eis gelegt worden. "John sah sich betrogen", erinnert sich Tschernjawski, "er war ausgenutzt worden." KGB-Chef Iwan Serow entschied: "Wenn er will, soll er gehen. Wir werden ihn nicht halten." So steht es in den Akten.

Der listige Fuchs Adenauer hatte offenbar einmal mehr den richtigen Riecher: "John ist jeflohen. Selten so jelacht", juxte der Kanzler nach der Heimkehr seines obersten Geheimdienstlers.

Quelle:
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-9247501.html

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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08.05.2014, 21:50
Beitrag: #3
RE: Der Fall John
Und profitiert hat von der ganzen Affäre Reinhard Gehlen,Leiter der "Organisation Gehlen" und erster Präsident des BND.
John hatte Gehlen zu Recht seine Nähe zu bekannten Altnazis wie Gerhardt Frey vorgehalten und die von Gehlen innerhalb des BND geförderten Seilschaften ehemaliger Nazigeheimdienstler kritisiert-
als John durch die Affäre kaltgestellt war begann der ungehinderte Aufstieg Gehlens, der den einzigen losgeworden war,der ihm ernsthaft hätte gefährlich werden können.
Interessant ist in diesem Zusammenhang,daß in der Affäre um die angebliche Entführung Johns nach Ostberlin der Name eines Agenten „Dr. Schneider“ auftaucht,den John in Ostberlin treffen wollte.
Und Gehlen fungierte im BND unter dem Decknamen„Dr. Schneider“
"Mer wees es nid,mer mungeld nur. !" Wink
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09.05.2014, 21:26
Beitrag: #4
RE: Der Fall John
(08.05.2014 20:20)Suebe schrieb:  Der Fall scheint ja tatsächlich heute fast vergessen zu sein.
Klar, mit Guillaume ist das Schicksal Brandts verknüpft, aber John ist einfach nur ein skurriler Fall deutschdeutscher Spionagegeschichte.

Interessant ist, dass John (er musste es wissen) Anfang der 50er wirklich pro Wiedervereinigung war. Soviel zu Adenauers Annahme, die Stalin-Note sei ein reiner Bluff gewesen.

"Es gibt nur eine Sache die größer ist als die Liebe zur Freiheit: Der Hass auf die Person, die sie dir weg nimmt."(Che Guevara)
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30.12.2014, 17:32
Beitrag: #5
RE: Der Fall John
John hat seinen Aufenthalt in der DDR genossen und dort große Reden geschwungen. Unglaubwürdig, dass er entführt wurde. Nach meiner Menschenkenntnis hatte er keinen Charakter.
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30.12.2014, 18:57
Beitrag: #6
RE: Der Fall John
(09.05.2014 21:26)Triton schrieb:  
(08.05.2014 20:20)Suebe schrieb:  Der Fall scheint ja tatsächlich heute fast vergessen zu sein.
Klar, mit Guillaume ist das Schicksal Brandts verknüpft, aber John ist einfach nur ein skurriler Fall deutschdeutscher Spionagegeschichte.

Interessant ist, dass John (er musste es wissen) Anfang der 50er wirklich pro Wiedervereinigung war. Soviel zu Adenauers Annahme, die Stalin-Note sei ein reiner Bluff gewesen.

(30.12.2014 17:32)liberace schrieb:  John hat seinen Aufenthalt in der DDR genossen und dort große Reden geschwungen. Unglaubwürdig, dass er entführt wurde. Nach meiner Menschenkenntnis hatte er keinen Charakter.

Otto John war im Widerstand gegen Hitler! nach dem 20. Juli gelang ihm die Flucht ins neutrale Ausland, womit er einer der ganz wenigen Überlebenden war.

Was da 1954 in Berlin tatsächlich passiert ist, wurde bis heute nicht so richtig klar.

mM: John suchte tatsächlich Kontakt zu "Ost-Entscheidungsträgern" die er vom Widerstand her kannte. Dann jedoch wurde eine Schmierenkomödie aufgeführt. Inwieweit John da Mitwirkender war, oder Benutzter, wage ich nicht zu entscheiden.
Ich denke schon, dass er das Beste wollte, aus heutiger Sicht natürlich überaus blauäugig, vollends für einen Schlapphut.
Andererseits, einem Bert Brecht, einem Stefan Heym die irgendwo vergleichbar handelten akzeptiert man dies ja auch.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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31.12.2014, 19:28
Beitrag: #7
RE: Der Fall John
Ich habe mal im TV vor Jahren die Rede gehört und gesehen, die er in Ostberlin mit stolzgeschwellter Brust gehalten hat. So redet keiner, der gegen seinen Willen dazu gezwungen wird.
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