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Das Schlafzimmer in der doppelten Bedeutung des Wortes
29.05.2014, 11:55
Beitrag: #12
RE: Das Schlafzimmer in der doppelten Bedeutung des Wortes
(28.05.2014 15:18)Suebe schrieb:  Die Binnenwanderung vom Land in die Stadt war gerade in dem behandelten Zeitraum 1870 bis 1914 immens.
Und den besseren Wohnverhältnissen auf dem Land werden die Leute nicht "davongelaufen" sein.

Die sind "davongelaufen", weil es auch auf dem Land ein enormes Bevölkerungswachstum gab, das hier nicht hätte überleben können, weil sich so Zweiter, Dritter Knecht in den Fabriken der Städte ein besseres Leben/Einkommen ausrechnete, weil man auf dem Land schlicht nicht heiraten durfte, wenn man keinen Besitz hatte (so wie eben ein Knecht, eine Magd oder auch ein zweiter oder dritter Sohn, der oft beim Bruder auf dem elterlichen Hof als Knecht arbeiten musste)...es war ein ganzes Sammelsurium an Gründen, der zur Landflucht führte, aber auch glaube, die Schlafgelegenheiten dürfte eher ein nachgeordneter Grund gewesen sein... Wink

(28.05.2014 15:18)Suebe schrieb:  Ich kenne die diversen Freilichtmuseen auch. Kann mich aber jetzt auf die Schnelle ums verr. ncht erinnern wo bei den großen Höfen (Glentleithen oder bei uns Schussenried oder Vogstbauernhof) jetzt die ganzen Knechte und Mägde ihre Bettstätten gehabt haben. So ein großer Bauernhof muss doch mindestens 10 oder15 Personen beherbergt haben. Und auch annähernd so viele Betten sah ich nirgends.

Der Hof, von dem ich berichte, steht in Hofstetten zwischen Eichstätt und Ingolstadt und wurde zuletzt von den Nachkommen eines Elternpaares bewirtschaftet. Das Außergewöhnliche: Es waren neun Geschwister vorhanden, von denen KEINER Nachkommen hatte. Die letzten 40 (!) Jahre nach dem Krieg waren es noch drei Geschwister, die einfach so weiterwurschtelten, wie sie es von ihren Elten her gewohnt waren und buchstäblich NICHTS an den Gebäuden modernisierten. Ein Traktor wurde mal in den 50ern angeschafft, ansonsten wurde dieser Hof auf diese Weise quasi auf dem Vorkriegsstand konserviert. Und noch in den 20er, 30er Jahren des 20.Jhs. war es auf diesem (mittelgroßen) Hof mit einem Knecht und zwei Mägden in Sachen Schlafgelegenheiten eben so wie von mir beschrieben.
Um auf 10 oder 15 Personen zu kommen, musst du die beiden Eltern, die meist 4 oder 5 Kinder rechnen. Fehlen noch ca. 5-8 Personen. Da musst du schon einen SEHR großen Hof nehmen. Außer zur Erntezeit, wo noch viel mehr Personen untergebracht werden mussten (meist im Heu in der Scheune), waren für die Pferde und Kühe, evtl. auch Schweine eigene Angestellte da, aber jeweils maximal zwei. Was die Knechte und Mägde nicht schafften, wurde von de Familie selbst erledigt, z.B. die Sorge um die Hühner und das andere Kleingetier. Das war meist Aufgabe der Kinder.
Die Mägde arbeiteten meist auch im Haushalt mit, der Bauer hatte noch einen Hauptknecht als Hilfe.
Alles in allem komme ich auf ca. 10 Personen pro Hof, wobei der Besitz von Pferden UND Kühen schon bedeutet, dass man einen mindestens mittelgroßen Hof vor sich hat. Die Masse der Höfe waren aber kleiner.

Die Pferdeknechte schliefen im Pferdestall oder in einer Kammer direkt daneben, desgleichen die Kuhmagd beim Kuhstall (wenn die Kühe denn einen eigenen Stall hatten, ansonsten brauchte man wohl auch hier eine eigene Kammer). Die Schweine hatten meistens keine "eigenen" Mägde (schon gar keinen Knecht). Die Hausmagd schlief im Haus in einer eigenen Kammer, die sie wohl meist mit mindestens einer weiteren Magd teilen musste.

Schau dir doch diese alten Bauernhäuser an: Meistens zweigeschossig (auch bei kleineren Höfen, nur diejenigen, die kaum von ihrem Hof leben konnten, hatten eingeschossige Häuser), mit großer Kuchl, einer mow großen Stube und einem Elternschlafzimmer im Erdgeschoß, dazu noch ein Vorratsraum, und im Obergeschoß waren noch jede Menge weiterer Räume, die zwar kleiner waren als die im Erdgeschoß, aber da konnte jede Menge Menschen noch schlafen, vor allem wenn man mehrere Personen in einem Zimmer schlafen ließ (streng nach Geschlechtern getrennt, versteht sich! War auch günstig zur gegenseitigen Kontrolle, was man da so nachts alles trieb...). Und so eine Bettstatt war doch schnell zusammengezimmert! Bett und Kasten, dazu noch eine Waschschüssel, fertig war die Einrichtung eines solchen "Schlafzimmers" der vorindustriellen Periode.

VG
Christian
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RE: Das Schlafzimmer in der doppelten Bedeutung des Wortes - 913Chris - 29.05.2014 11:55

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