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Was wussten die damaligen Deutschen?
06.06.2014, 13:11
Beitrag: #1
Rainbow Was wussten die damaligen Deutschen?
Hallo zusammen!

Mich würde Eure Meinung zu der Frage, was die Deutschen in der NS-Zeit wirklich wussten, interessieren!

Das ist ja sehr umstritten. Wie viel die Deutschen vom Holocaust mitbekamen....

Einerseits hatten sie doch viele Möglichkeiten davon mitzubekommen.
Vor allem die Deportationszüge, das Verschwinden vieler jüdischer Nachbarn, Soldaten, die von der Front kamen und von den Massenerschißeung in der Familie erzählten, das Buch "Mein Kampf", welches in fast allen Haushalten war (die "zweite Bibel"), Boykott etc.

Jeder bekam doch mit, dass es den Juden schlechter ging und sie ancheinander verschwunden sind... Oder es gab ja Aktionen, wo Gegenstände von Juden verkauft wurden oder sogar die Wohnungen etc.. Zwangsversteigerungen.....


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Freue mich auf Eure Meinungen, was sagt Ihr dazu?

LG

RegenbogenSmile

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06.06.2014, 15:58
Beitrag: #2
RE: Was wussten die damaligen Deutschen?
Sie konnten es wissen.
So gut wie alle.

Der Holocaust war aber so angelegt, dass so gut wie alle "es nicht wissen mussten".
Wer es nicht wissen wollte, wusste auch nichts.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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06.06.2014, 16:02
Beitrag: #3
RE: Was wussten die damaligen Deutschen?
Dann haben ja sozusagen einige passiv dem System geholfen...
Wenn theoretisch jeder es wissen könnte, derjenige aber trotzdem es einfach hinnahm und ignorierte/ weiterlebte.. sogar vielleicht für seine Interessen ausnutzte...

Dann waren sie ja irgendwie die passiven Helfer, die ermöglicht haben, das soetwas Schlimmes weitergehen konnte....

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06.06.2014, 16:35
Beitrag: #4
RE: Was wussten die damaligen Deutschen?
(06.06.2014 16:02)Regenbogensonne schrieb:  Dann haben ja sozusagen einige passiv dem System geholfen...
Wenn theoretisch jeder es wissen könnte, derjenige aber trotzdem es einfach hinnahm und ignorierte/ weiterlebte.. sogar vielleicht für seine Interessen ausnutzte...

Dann waren sie ja irgendwie die passiven Helfer, die ermöglicht haben, das soetwas Schlimmes weitergehen konnte....

Da könnte man jetzt manches dazu schreiben,
der Schluss den Du ziehst ist fast zwingend,
andererseits so pauschal, dass er wieder falsch ist.

Nimm Dir dazu am besten den Aly vor,
der bringt mindestens zum Teil die Antworten.

Wobei, man kann noch im nachhinein fast verrückt werden.
Mit ein bißchen,
einem kleinen bißchen Passivität,
nicht einmal passivem Widerstand,
zB der Pfarrämter
zB 1936
hätte sich der Hitler den ganzen Antisemitismus "Rassegesetze" usw. usf. in die Haare schmieren können.

Es gab keinerlei Unterlagen wessen Vater, Großvater, Urgroßvater jüdischen Glaubens war.
Nur in den Kirchenbüchern.

Der "rassische" Antisemitismus Hitlerscher Prägung steht und fällt mit der Auskunft aus dem Kirchenregister.....

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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06.06.2014, 16:37
Beitrag: #5
RE: Was wussten die damaligen Deutschen?
Ich denke auch, dass viele sich einfach nicht vorstellen WOLLTEN, wohin die ganzen Juden verschwunden sind.
Wenn ihnen gesagt wurde, nach Holland, dann waren sie eben in Holland.
Wenn ihnen gesagt wurde, ins KZ, stellten sich viele ein verschärftes Straflager vor und fragten sich nicht weiter, warum denn da keiner mehr zurück kam (aus den frühen KZ´s kamen sehr wohl welche wieder zurück, wenn auch meist völlig verändert...der Bürgermeister eines Dorfes in der Nähe des bayerischen Schrobenhausen etwa, der sich nach seiner Rückkehr absonderte und sich dann ein halbes Jahr später aufhängte...auch da fragten sich die wenigsten, warum das war, und wenn, dann wußten sie, dass, wenn sie weiter fragten, sie auch einen Schritt näher am KZ waren - und da wollte keiner hinein. Bei der Eröffnung des KZ Dachau hatten die lokalen Zeitungen deutlich geschrieben, dass, wer sich zu sehr für das KZ interessierte, "gern einen näheren Blick bekommen kann - von hinter dem Stacheldraht". Wenn´s um den eigenen Pelz ging, wußten alle SEHR genau, dass es im KZ nicht harmlos zuging - auch wenn sich wohl die wenigsten sowas wie Auschwitz tatsächlich vorstellten.

Da wurden in Weimar auf dem Stadtpltz KZ-Häftlinge aus Buchenwald hingerichtet. Abgemagert, in dünner Streifenkleidung, mit Holzschuhen, mitten im Winter. Die Leute schauten zu. Und "wussten" hinterher nichts. Den Anblick, den die offenen Krematoriumsöfen boten, hatten wohl trotzdem wenige erwartet - die von den Amerikanern auf Film aufgezeichneten Reaktionen sehen nicht vorgetäuscht aus...

Von einem Außenlager bei Stadtbergen (Augsburg ) marschierten Tag für Tag hunderte Häftlinge zu den Messerschmitt-Werken - auch im Winter in der oben beschriebenen leichten Somerkleidung. Oft kippte einer einfach um und war tot. Die Stadtbergener sahen das. Und wussten hinterher nicht, was da so Schlimmes abgelaufen ist im KZ.

Der Gemüsehändler, der das KZ Auschwitz belieferte, sagte seiner Familie kein Wort, wohin er da jede Woche fuhr. Er wird schon gewusst haben, wieso.

Ich denke, es war oft reiner Selbstschutz, dass die Leute nicht so genau wissen wollten, was im KZ los war. Wer zu genau nachfragte, landete selber im KZ. Warum die Deutschen trotz dieses Wissens das Regime nach wie vor unterstützten, bis ins letzte Kriegsjahr hinein (danach oft nur noch, weil´s ihnen weniger im Hitler als vielmehr um ihre Heimat ging), das wäre noch am ehesten ein Hinweis darauf, dass Goldhagens These zumindest im Ansatz stimmen könnte.
Aber er arbeitet m.E. zu holzschnittartig, es gibt da viele Graustufen, die im Einzelfall eruiert werden müssten...

VG
Christian
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06.06.2014, 16:55
Beitrag: #6
RE: Was wussten die damaligen Deutschen?
Danke für Eure informativen Antworten!
Ich wusste gar nicht, dass die Nationalsozialisten nur durch sozusagen die Kirche wussten, wer jüdischen Glaubens war....
Sehr interessant...
Und ja.. einfach unglaublich, dass man es so hinnahm. Vielleicht würde es anders laufen, hätten alle Widerstandskämpfer zusammen gleichzeitig etwas unternommen...

Christian@ daran hab ich ja nicht gedacht! Im Zweiten Weltkrieg mussten ja viele Juden wieder die Straßen aufbauen helfen etc. und da war es MÖGLICH es zu verstehen und zu ausgemergelte Menschen zu sehen... Die letzte Anmerkung ist ebenso interessant.. als fast der Krieg zu Ende war, weshalb trotzdem sie weiter machten und negative Vorstellungen von den Russen hatten, der Sowjetunion. (Ideologie...- Antisemitismus..)

Ja, davon habe ich auch schon gehört, dass Goldhagen sehr stark schnitweise gearbeitet hat und einiges anscheinend falsch aufgenommen/ gelenkt habe...
Wie fiindet Ihr denn eigentlich sein "neustes" Buch aus dem Jahr 2009.


Ach! und eine Frage, könnte man denn dann sagen, dass Goldhagens These teilweise stimmt, dass theoretisch jeder Deutsche mitgeholfen hat- zum Holocaust- weil ja eben einige so passiv waren und es hingenommen haben, oder wäre es zu weit gegriffen?
LG

Regenbogen

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06.06.2014, 19:54
Beitrag: #7
RE: Was wussten die damaligen Deutschen?
(06.06.2014 16:55)Regenbogensonne schrieb:  ./.

Ach! und eine Frage, könnte man denn dann sagen, dass Goldhagens These teilweise stimmt, dass theoretisch jeder Deutsche mitgeholfen hat- zum Holocaust- weil ja eben einige so passiv waren und es hingenommen haben, oder wäre es zu weit gegriffen?
LG

Regenbogen

Nein,
die These stimmt natürlich nicht.
Chris hat die weiter oben geschrieben, dass es in Naziland nicht so gern gesehen war, wenn man Neugier zeigte.
Die KZs waren 1937 recht "leer" und die Freigelassenen haben schon Sachen erzählt. Das hat schon gewirkt, dass man die Klappe hält, und sich seine Sachen denkt.

Es ist nicht jeder zum Helden geboren, man hat zB Frau, Kinder die auf den Ernährer angewiesen sind.
Schon ein Stellungsbefehl zu den entsprechenden Einheiten war ein relativ sicheres Todesurteil. (der Sohn Ernst Jüngers als Beispiel)

anderes Beispiel
Eine Stuttgarter Kommunistin hat Gleisanlagen die zu einer neu angelegten Militäreinrichtung führten "kartiert". Im Prozess sagte ein Wehrmachtsmajor als Sachkundiger aus, dass dies keineswegs "Geheim" gewesen wäre.
Todesurteil, vollstreckt im Jahr 1936

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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06.06.2014, 20:12
Beitrag: #8
RE: Was wussten die damaligen Deutschen?
OK, danke!

LG

Regenbogen Smile

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