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Umgang mit der NS-Vergangenheit
23.06.2014, 05:24
Beitrag: #35
RE: Umgang mit der NS-Vergangenheit
(22.06.2014 23:07)Marek1964 schrieb:  Böhmen und Mähren war immer schon tschechischer Siedlungsraum, die Grenzen historisch, wirtschaftlich und verkehrstechnisch eine Einheit, eine Abtrennung hätte eine tschechische Minderheit in Deutschland zu Folge gehabt.

Das ist so nicht richtig. Das Sudetenland war seit dem Hochmmittelalter deutsch besiedelt, das Egerland sogar noch länger.

Das Argument mit der tschechischen Minderheit geht insofern ins Leere, als im Großteil des Sudetenlandes, insbesondere in unmittelbaren Grenzorten, wie Asch, Friedland, Eger, Karlsbad oder Braunau die tschechische Minderheit z.T. nichtmal 1% betrug, diese Gebiete waren rein deutsch.

Selbst nach dem Münchner Abkommen war die verbliebene tschechische Minderheit um ein Vielfaches niedriger, als die Deutsche in der Tschechoslowakei.

Im Übrigen interessierte sich Masaryk nur dann für die historischen Grenzen, wenn es ihm passte. Passte es ihm nicht, so wie im Falle von Niederösterreich, galten plötzlich wieder andere Argumente...



(22.06.2014 23:07)Marek1964 schrieb:  Fraglich wäre auch die wirtschaftliche Lebensfähigkeit der später so genannten "Rest-Tschechei" gewesen.

Das ist schon eher ein Argument, aber für die wirtschaftliche Überlebensfähigkeit interessierte man sich im Falle Österreichs in St.Germain auch nicht sonderlich.


(22.06.2014 23:07)Marek1964 schrieb:  Und militärisch wäre die Lage erst recht aussichtslos gewesen, wie der März 1939 später beweisen sollte: in drei Stunden war die Vorhut der Wehrmacht in Prag.

Der triftigste Grund, die militärstrategische Grenzen der Sudeten gegen Deutschland.

Aber auch dieser hätte nicht verhindnert, dass man

1) Gebiete die jenseits der strategischen Wasserscheidengrenze lagen, wie etwa Braunau, Asch, Reichenberg, Friedland oder Gablonz, und

2) Gebiete, die außerhalb dieser Grenze liegen, also z.B. Deutsch-Südmähren, Preßburg oder die Große Schüttinsel, die unisono nicht oder kaum von Tschechen oder Slowaken bewohnt waren, der Selbstbestimmung überlässt und

3) den verbliebenen Mindnerheiten eine entsprechenchende Autonomie zugesteht.


Aber das war mit Nationalisten wie Benes oder Masaryk nicht zu machen.


(22.06.2014 23:07)Marek1964 schrieb:  
(22.06.2014 20:23)Titus Feuerfuchs schrieb:  Gerade weil sie angeblich wirkungslos sind, könnte man sie sofort streichen, das hätte eine enorme Symbolkraft.

Von wegen. Es hätte weitere Forderungen der Landsmannschaften zu Folge. Siehe die Reaktion nach Havels Entschuldigung 1989.

Du schriebst doch grade, dass die Aufhebung der Benes-Dekrete keine Wirkung hätte,

(22.06.2014 14:37)Marek1964 schrieb:  [...]
Die sogenannten Beneš Dekrete sind schon lange wirkungslos, [...]

also was nun, kenn mich nimma aus...Huh





(22.06.2014 23:07)Marek1964 schrieb:  
(22.06.2014 20:23)Titus Feuerfuchs schrieb:  Denn Gesetze, die ethnische Säuberungen und Massaker an Frauen und Kindern straffrei stellen, haben in einer EU nichts verloren. Mord verjährt nicht. Wenn Tschechien sie behalten will, können sie das ja tun, ist eine innerstaatliche Angelegenheit, aber Österreich und Deutschland hätten ebenso berechtigt einen EU-Beitritt mit Benesdekreten mit einem Veto verhindern können -haben sie natürlich nicht, weil's politisch nicht opportun ist und weil es wiedermal am nötigen Mut gefehlt hat.


[...]
Trotzdem hat man die BRD in die EG aufgenommen, was vernünftig war. Reparationen (von der BRD) wurden auch fast keine bezahlt usw, usf. [...]

Das Beispiel hinkt aber gewaltig, nicht zuletzt deshalb, weil es ohne Friedensvertrag keine Reparationen gibt und den hat D de jure bis heute nicht.

Außerdem wurde Tschechien mit dem Eigentum der Vertriebenen entschädigt.


(22.06.2014 23:07)Marek1964 schrieb:  Die Vergangenheitsbewätligung in Deutschland begann auch erst nach 1968 so richtig.

Ganz so ist es ja auch nicht, die Deutschen wurden unmmittelbar nach dem Krieg mit ihren Verbrechen konfrontiert, indem man z.B. deutschen Zivilisten durch ehemalige KZs führte.

Ich wäre vollauf zufrieden, wenn in Osteuropa, nur die hälfte der Deutschen Vergangenheitsbewältungung stattfinden würde. Stattdessen dürfen Gestalten wie Kaczynski oder Zeman weitgehend ungestört ihre germanophoben Tiraden vom Stapel lassen


(22.06.2014 23:07)Marek1964 schrieb:  Ich sehe die Exzesse eher in der Dimension der Bombardierungen von Bspw Dresden 1945 als in der Dimension der Naziverbrechen. [...]

Ich sehe sie nat. auch nicht in der Dimension, wie die NS-Verbrechen, schon rein quantitativ nicht. Aber das macht sie eben um keinen Deut weniger schrecklich.

Dass andere Gegner Nazideutschlands ebenso Dreck am Stecken haben, auch die Westalliierten, (Rheinwiesenlager, Dresden, Swinemünde,..) bestreite ich natürlich nicht.

MfG, Titus Feuerfuchs
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RE: Umgang mit der NS-Vergangenheit - Titus Feuerfuchs - 23.06.2014 05:24

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