Antwort schreiben 
 
Themabewertung:
  • 0 Bewertungen - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Die Frauen des 20. Juli
20.07.2014, 21:48
Beitrag: #1
Die Frauen des 20. Juli
Ich schrieb es schon an anderer Stelle, Anläßlich des 70. Jahrestages des Hitler-Attentats am 20. Juli 1944 sind in Albstadt-Lautlingen im Stauffenberg-Schloss etliche Veranlstaltungen.

Am Freitag-Abend sprach Frau Dorothee von Meding über die Frauen des 20. Juli und las aus ihrem Buch "Mit dem Mut des Herzens. Die Frauen des 20. Juli"
Frau Meding hatte etliche der Frauen dieser Widerständler in den 80er Jahren ausführlich befragt (zB Emmi Bonhoeffer, Nina von Stauffenberg, Freya von Moltke, Rosemarie Reichwein, Brigitte Gerstenmaier)
Im Vortrag wurden die Ausführungen dieser Damen, es sind inzwischen alle verstorben, von einer anderen Sprecherin vorgetragen, wodurch der Vortrag einiges gewann.

Im Schwarzwälder Boten ist zwischenzeitlich ein Bericht erschienen, das Fazit aus sehr weiblicher Sicht,

http://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt...0206d.html


Ich habe den Vortrag etwas "anders" erlebt, aber das ist ja eigentlich immer individuell.
Was mir besonders am Herzen liegt, und was ich in der Geschichtsschreibung bisher völlig vermisse,

die Zeitzeugen sahen die Männer des 20. Juli tatsächlich weitgehend als Verräter!
Es kam in dem Vortrag auch zur Sprache, und wie diese Sichtweise die Frauen belastete und ihr späteres Verhalten prägte.

Das hat seinen Grund aber keineswegs darin, weil die den "Führer" ermorden wollten, (dass dieses Schwein weggehörte, war damals längst unstrittig)
sondern einerseits in der 1944er Nazipropaganda die sie als Verrätter diffamierten, andererseits aber, viel entscheidender, dass die ehemaligen Soldaten unisono der Meinung waren "bei uns war alles verraten" resultierend aus eigenen Erfahrungen.

Dass es nicht so war, dass wohl "alles verraten" war, aber keineswegs durch die Patrioten des 20. Juli oder andere Personen des Widerstands, sondern durch die angelsächsische Funkaufklärung, ist erst seit Ende der 70er Jahre bekannt geworden, und viele jener Zeitzeugen haben es gar nicht mehr erfahren.
Um so wichtiger wäre es aus meiner Sicht, diese Seite des Gedenkens zum 20. Juli 1944 speziell der 50er Jahre erschöpfend aufzuarbeiten.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
20.07.2014, 22:43
Beitrag: #2
RE: Die Frauen des 20. Juli
Mal zwei Fragen. Wird Melitta von Stauffenberg auch dem Widerstand zugeordnet? Und wie ging die bundesdeutsche Gesellschaft mit ihrem Ehemann, Alexander von Stauffenberg, den Überlebenden der Stauffenberg-Brüder um?

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
21.07.2014, 15:01
Beitrag: #3
RE: Die Frauen des 20. Juli
(20.07.2014 22:43)Sansavoir schrieb:  Mal zwei Fragen. Wird Melitta von Stauffenberg auch dem Widerstand zugeordnet?

Zu Melitta von Stauffenberg hat vor kurzem einer ein Fragezeichen gesetzt.
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-84251254.html
Aber mW rechnet man sie nach wie vor zum Widerstand.

Zitat:Und wie ging die bundesdeutsche Gesellschaft mit ihrem Ehemann, Alexander von Stauffenberg, den Überlebenden der Stauffenberg-Brüder um?

Von offizieller Seite nie schlecht. die Vorbehalte waren eher "halboffizieller" Natur.
Die erste Gedenkfeier für die Stauffenbergbrüder fand 1957 statt.
Es gab erhebliche Vorbehalte von Seiten der Kirche "Eidbruch" aber auch die von mir genannten.
Dazu könnte man nun allerdings viele Seiten füllen, was hier alles sprengen würde.
Wobei mir der Hinweis erlaubt sei: regional waren die Stauffenbergs immer "sakrosant". Da gab es kein vertun.

Eine Episode kurz, die zum Thema "Frauen des 20. Juli" passt

Die alte Gräfin Stauffenberg, Mutter der Attentäter, war in Balingen im Amtsgerichtsgefängnis eingesperrt, Sippenhaft, der Kreisleiter Uhland ließ sie aus eigenem Antrieb im April 45 frei, ist sie heim nach Lautlingen.
Die Lage in diesen Apriltagen 1945 war sehr unübersichtlich, so ist der Lautlinger Volkssturm vernünftigerweise nach Hause gegangen.

Einige Tage später, die Franzosen hatten vorläufig einen Bogen um unsere Gegend gemacht, hat der Meßstetter Bürgermeister etwas zu früh die weiße Fahne gehisst. Bei Nacht kam über den Truppenübungsplatz her ein Kommando Wehrwölfe, die den Bürgermeister und 2 Gemeinderäte auf der Rathaustreppe erschossen. Meßstetten ist 5 Minuten per Fahrrad von Lautlingen entfernt.
Da kam in Lautlingen natürlich sofort der Verdacht auf, "die wollen unsere Gräfin holen." Was gar nicht so von der Hand zu weisen war.
Lautlingen hat nochmals den Volkssturm alarmiert, die sofort die Dorfeingänge besetzt haben.
So verbrachte die Mutter der Attentäter des 20. Juli die letzten Tage der Naziherrschaft im Schutz von Männern die Hakenkreuzarmbinden trugen.

Nachweise für diese kaum zu glaubende, aber wahre Geschichte kann ich gerne liefern.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
18.10.2014, 13:00
Beitrag: #4
RE: Die Frauen des 20. Juli
Die Frauen des 20. Juli waren ganz anders als in einschlägigen Filmen dargestellt.

Nina v. Stauffenberg hatte mit ihrem Mann abgesprochen, was sie nach einem misslungenen Attentat sowohl ihren Kindern als auch der Gestapo sagen würde. Es muss ihr dennoch sehr schwer gefallen sein, zu ihren Kindern zu sagen: "Euer Vater hat sich geirrt. Er ist erschossen worden!"

Auch Gottliebe v. Lehndorff war in die Pläne ihres Mannes eingeweiht und wusste, dass die Chancen für ein Gelingen bei 50 zu 50 lagen.
Ihre Tochter Vera, die später ein bekanntes Fotomodel wurde, hatte in der Schule zu leiden...
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
Antwort schreiben 


Möglicherweise verwandte Themen...
Thema: Verfasser Antworten: Ansichten: Letzter Beitrag
  Gedanken zum 20. Juli krasnaja 67 120.804 05.08.2012 18:29
Letzter Beitrag: krasnaja

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste

Kontakt    |     Startseite    |     Nach oben    |     Zum Inhalt    |     SiteMap    |     RSS-Feeds