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Akzeptanz der Staatszugehörigkeit im Elsass und in Lothringen
08.11.2014, 12:21
Beitrag: #112
RE: Akzeptanz der Staatszugehörigkeit im Elsass und in Lothringen
(08.11.2014 11:17)Lützelsteiner schrieb:  ...erfolgten meine persönlichen Begegnungen noch mit Menschen, die diese Zeiten, auch die des Reichslands, erlebt und erlitten hatten. Niemand zwingt Dich, sie anzuerkennen und anzunehmen. Mir sind sie allerdings nicht nur wertvoll, sondern auch weitgehend vetrauenswürdig, nicht nur weil sie sehr einmütig sind, sondern auch weil sie mir in einem glaubwürdigen Kontext mitgeteilt worden sind. Daher denke ich als Elsässer, daß sie ihren Wert haben. Mit dieser Gesinnung erwähne ich sie in dieser Diskussion.

Mal etwas Grundsätzliches. Mit "oral-history" ist das so eine Sache, man kann sie sammeln und auswerten - als alleiniger Beleg taugt sie wenig. Gerade in Deutschland haben wir die Erfahrung, dass solche Geschichten zwar im Einzelfall stimmen mögen, aber dem Gesamtbild nicht gerecht werden. Da nun in deinem Fall kaum noch Leute leben, die Elsass-Lothringen vor 1918 bewusst erlebt haben, gründen sich die Berichte wohl eher auf Geschichten, die in 2. oder 3. Generation erzählt werden. Ich glaube nicht, dass dies die objektive Realität vor 100 Jahren widerspiegelt.

Wenn man hierzulande alte Leute nach ihrer Wahrnehmung der Nazizeit bzw. von Flucht und Vertreibung aus den ehemaligen Ostgebieten befragt, wird man sehr unterschiedliche Dinge hören. Denn erstens ist das viele Jahrzehnte her und zweitens haben die Erzähler ihren eigenen subjektiven Standpunkt, auch überformt von der allgemeinen Stimmung zu den Ereignissen. Und ja, natürlich waren sie alle schon immer gegen Hitler gewesen und haben nix von den Morden in den KZ gewusst...

Erinnert mich auch ein bisschen an die aktuelle deutsche Diskussion über den "Unrechtsstaat DDR". Da wird getan, als hätte es nur schwarz-weiß gegeben und am vehementesten verhalten sich dabei meist diejenigen, die die DDR gar nicht persönlich erlebt haben. Abgesehen von einigen Leuten, die wie Wolf Biermann noch persönliche Rechnungen seit Jahrzehnten offen haben.

Menschen neigen dazu, im Nachhinein eigene Erfahrungen entweder zu verklären oder zu verteufeln. Egal ob Schulzeit, Wehrdienst oder vergangene Regimes.

„Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt.“ (Albert Einstein)
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RE: Akzeptanz der Staatszugehörigkeit im Elsass und in Lothringen - Arkona - 08.11.2014 12:21

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