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Flüchtlings-/Asyldebatte - Hintergründe, globale Entwicklungen und Aussichten.
23.10.2014, 11:37
Beitrag: #22
RE: "No way" - Australiens Flüchtlingspolitik
Also, so sieht es aus. Uns geht es gut- wir jammern hier auf verdammt hohem Niveau- und anderen geht es verdammt schlecht.

Jetzt kann man natürlich darüber debattieren, ob diejenigen, denen es schlecht geht, überhaupt das recht haben, dorthin gehen zu wollen, wo es ihnen besser geht, aber das hängt von dem Menschenbild ab, das ein jeder hat.

Da gibt es elitäre Menschenbild, das von dem Recht des Stärkeren ausgeht. Vertreter dieses Menschenbildes sind immer sehr empört, wenn andere etwas haben wollen, wofür sie ja scheinbar nichts geleistet haben.
Und es gibt das soziale Menschenbild, die davon ausgeht, daß Menschen soziale Wesen sind, bei denen sich die Stärkeren um die Schwächeren kümmern.

(Wir könnten ja mal einen Extra- thread anlegen, in dem jeder kurz posten kann, welchem Menschenbild er anhängt, dann müssen wir das nicht mehr in jeder Debatte damit aufhalten, wer was wie sieht.)

Diejenigen, die dem elitären Menschenbild anhängen, plädieren für "Schotten dicht, keiner kommt rein. ich will nix abgeben, weil ich stärker bin und das deswegen verdient habe. Sollen die doch schauen, daß sie sich selbst etwas verdienen."
Und sie erwarten von ihren Regierungen, daß sie sie vor denjenigen beschützt, die ihnen etwas wegnehmen wollen.

Die anderen, die soziale Vorstellungen haben, sind empört, wenn Regierungen sich verhalten wie die australische. Es widerspricht ihrer Lebensauffassung. Die Starken sollen sich um die Schwachen kümmern- und auch darum sollen sich die Regierungen kümmern.

Australien ist reich genug, um mehr Flüchtligne aufnehmen zu können, als es dies gegenwärtig tut. Das ist richtig. Aber jetzt muss ich fragen- wieviele? Wo ist auch in Australien die grenze erreicht? Ab welcher Zahl kann man es nicht mehr verkraften?

Über die Zahl kann man streiten- aber der Punkt ist irgendwann erreicht, an dem die westlichen Systeme den Zustrom nicht mehr verkraften können. (Ich persönlich glaube ja, daß momentan durchaus noch Platz nach oben ist, aber wie gesagt- über Zahlen läßt sich streiten- und das lenkt wunderbar davon ab, worüber wirklich zu streiten wäre.)

Und das sind die Tatsachen. Wir können darüber streiten, wieviele kommen können, wieviele wir aufnehmen können- irgendwann werden es zu viele sein.

Wer also die Flüchtlingsströme unterbinden will, der hat strenggenommen nur eine einzige Möglichkeit- er muss dafür sorgen, daß die Lebensbedingungen dort, von wo aus sich die Menschen auf den Weg machen, eine Lebensperspektive bieten.

Und hier kommt die große Heuchelei ins Spiel. Jeder weiß es, aber keiner denkt darüber nach und will es auch nur hören.
Wer zahlt den Preis für unseren Lebenstandard?
Wer zahlt dafür, daß wir uns ständig neue Smartphones kaufen können? Wer zahlt den Preis dafür, daß wir beim Metzger nur ausgewählte Fleischteile kaufen?
Wer zahlt den preis für ein T-Shirt für drei Euro?
Wer zahlt den Preis für die Möbel, die Ikea in Diktaturen fertigen läßt?

Die Liste läßt sich stundenlang fortsetzen.
Aber hören will das keiner. Denn letztendlich sind viele von denen, die behaupten, ein soziales Menschenbild zu vertreten, in Wahrheit dann doch Anhänger des elitären Weltbildes.

Und das ist die Laus, die mir immer wieder über die Leber läuft. Der Zorn der in mir kocht. Immer sollen die "Regierungen" etwas tun, damit wir nichts tun müssen, damit wir weiter auf dem Hintern sitzen bleiben und bei der nächsten mitfühlenden Debatte im warmen Zimmer Chips oder Schokolade futtern können.

Ich entschuldige mich gleich schon bei denen, die etwas tun- es sind wenige, aber es gibt sie. Aber ich denke, ihr versteht meine Wut und meinen Zorn.

Ja wir können darüber reden, ob es gerecht ist, wie mit Flüchtlingen umgegangen wird oder nicht. Reden.Reden.Reden. Reden. "Oh, wie schön, daß wir darüber gesprochen haben".
Redet ruhig weiter darüber.

Die Zeit zum Reden ist vorbei. Wenn man etwas erreichen will, ist es Zeit etwas zu tun.
Und deswegen werde ich mich zu dem Thema auch nicht mehr äußern. Ich verbringe die zeit lieber damit, etwas zu tun.

Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
Oscar Wilde
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RE: "No way" - Australiens Flüchtlingspolitik - Bunbury - 23.10.2014 11:37

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