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Die Folgen des Terrors:
16.01.2015, 05:24
Beitrag: #2
RE: Die Folgen des Terrors:
(15.01.2015 22:08)WDPG schrieb:  Im Moment ist er wieder mal das Thema Nummer 1, der Terrorismus. Leider muss man sagen, denn der Grund sind meist erschreckende Terroranschläge (wie die von Paris) oder Regime von Extremisten, die weiter vordringen und uns immer wieder schockieren (etwa die ISIS).

Nun meine Fragen dazu:

-Wie wird das denkt ihr weitergehen?
-Wo liegen die Gefahren die mit dem ganzen Zusammenhängen?

Freue mich auf eure Antworten.

Wir müssen davon ausgehen, dass in den kommenden Jahren der Terrorismus ein Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens sein wird. Das heißt, es werden einerseits immer mehr Regionen oder (ehemalige) Staaten von Terrorgruppen beherrscht werden, andererseits werden weitere Attentate in Europa, Israel, Nordamerika oder Australien usw. folgen.

Die Ursachen für den Terror sind sehr vielfältig – wir haben es schließlich auch mit Terroristen aus unterschiedlichem Umfeld und mit unterschiedlichen Zielen zu tun. Deshalb ist es für mich wichtig zu untersuchen, welche Gemeinsamkeiten Terroristen haben – egal ob es Islamisten, Nationalisten, Links- oder Rechtsradikale sind – und wo, neben den unterschiedlichen Ideologien und Gesellschaftskonzepten, wesentliche Unterschiede bestehen.

Eine wichtige Ursache sind die sozialen, sich immer mehr verschärfenden Ungleichheiten, die zur Radikalisierung von Bevölkerungsschichten führen. Eine weitere Ursache ist auch in der Unfähigkeit des demokratischen Systems, das seit den 1980er Jahren anhaltende soziale Auseinanderdriften der westlichen Gesellschaften zu beenden. Beides hängt natürlich eng mit einander zusammen. Einer Oberschicht, die sich aus ihrer gesellschaftlichen Verantwortung heraus stiehlt und einer Unterschicht, die aus dem gesellschaftlichen Leben heraus gedrängt wurde oder gar nicht erst daran teilnahm, steht eine schrumpfende Mittelschicht gegenüber, die noch die Demokratie verteidigen will. Eine Folge davon ist aber, dass die demokratischen Parteien austauschbarer geworden sind und ihre inhaltliche Unverwechselbarkeit verloren gegangen ist. Bestimmte Bevölkerungsgruppen finden in den jetzigen demokratischen Parteien, z.B. Leiharbeiter, Arbeitslose, Jugendliche, Kleinst- und Einzelunternehmer, junge Geisteswissenschaftler u. a. keine (guten) Interessenvertreter. Sie gehen dann nicht wählen, was m. E. schon eine klare Absage an die Demokratie ist und schließen sich dann zum Teil nichtdemokratischen Bewegungen oder Organisationen an.

Bei den Terroristen, die letzte Woche in Frankreich mit ihren Aktionen gegen das Satiremagazin "Charlie Hebdo" und ein jüdisches Einkaufszentrum viele Menschen umgebracht haben, trifft sicher das oben Geschriebene zu. Denn diese Täter wurden nicht im Nahen Osten, im Maghreb, im Niger oder Mali sozialisiert, sondern in ihrem Geburtsland Frankreich. Die Kouachi-Brüder (* 1980 und 1982) waren Nachkommen algerischer Einwanderer. Sie verbrachten einige Zeit im Kinderheim, bevor sie in einer französischen zum Islam konvertierten Pflegefamilie lebten. Erst als Anfangzwanzigjährige beschäftigten sie sich intensiver mit dem Islam. Sie waren oft arbeitslos, finanzierten ihren Lebensunterhalt als Kleinkriminelle und begeisterten sich für französischen (maghrebinischen) Rap. Während ihrer Gefängnisaufenthalte gerieten sie unter dem Einfluss islamistischer Prediger, sie begannen bestimmte Märtyrer zu verehren und bemühten sich seit ca. 2008 in den Irak auszureisen. 2011 waren sie in Ausbildungslagern der al-Quaida im Jemen. Ähnlich ist auch die Biografie von Coulibaly (* 1982), dessen Eltern aus dem Senegal stammen und der mit neun Geschwistern in einer der Pariser Banlieus aufwuchs. Er beschäftigte sich seit 2005 mit dem Islam, seine Radikalisierung fand unter dem Einfluss der Kouachi-Brüder statt, die er um 2008 in einem Gefängnis kennen gelernt hatte.

Da es unzählige Biografien mit ähnlichen sozialen Hintergrund und ähnlicher Perspektivlosigkeit (nicht nur in Frankreich) gibt, muss man damit rechnen, dass solche Anschläge, wie letzte Woche, wieder passieren werden. Deshalb müsste man auch überlegen, ob die drei islamistisch ausgerichtete Terroristen tatsächlich ISIS, al-Quaida oder Taliban zu zuordnen sind oder eher in die Kategorie der „einsamen Wölfe“ gehören, zu denen Polizeipsychologen Amokläufer (z.B. Tim K. / Winnenden), aber auch die beiden männlichen Haupttäter des NSU zählen.

So das waren meine ersten Gedanken dazu. Der Terror durch ISIS im Nahen Osten hat sicher noch viel mehr Gründe. Und obwohl sie im Namen des Islams morden, sind die meisten Opfer selber Muslime, das sollte bei einer Diskussion auch nicht vergessen werden.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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