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Die Friedelehe
11.09.2017, 01:26
Beitrag: #19
RE: Die Friedelehe
Ein paar Fragen

Pippin der Mittlere war seit etwa 675 mit Plektrudis verheiratet. Karl Martell wurde um 690, also während der Ehe von Plektrudis und Pippin, von Chalpaida geboren. Chalpaida gilt als Friedelfrau. Wenn es aber keine Friedelehe gab, kann Chalpaida rechtlich nur als Konkubine Pippins gelten. Kann es sein, dass Pippin seine Beziehung zu Chalpaida bzw. den Rang seiner Geliebten höherstellte, um die Karriere seines Sohnes sicher zu stellen. D.h. wenn Chalpaida keine Friedelfrau war, könnte ihre Stellung ähnlich einer Mätresse gewesen sein, deren Söhne weltliche (militärische) Karrieren machen konnten, wie z.B. der Herzog von Berwick oder der Marechal de Saxe?

Eine zweite Frage ist, ob das Konstrukt der Friedelehe von den Karolingern erfunden und dann auch praktiziert wurde. Die Herkunft aus einer Friedelehe hat sicher Karl Martell geholfen, sich als Hausmeier und Nachfolger zu behaupten. Oder sollte man es so sehen, dass die Karolinger ihren Aufstieg NUR den Leistungen Karl Martells zu verdanken haben und letztlich seine Herkunft egal wäre? Hätte er seine Karriere als unehelicher Sohn machen können, wenn seine Mutter eine Schweinemagd - wie z.B. bei Francisco Pizarro - wäre?

Arnulf von Kärnten soll aus der Verbindung von Karlmann von Ostfranken und einer Adligen namens Liutswin entstammen. Diese Liutswin gilt ebenfalls als Friedelfrau. Kann es nicht sein, dass Karlmann tatsächlich mit Liutswin verheiratet war? Denn warum sollte der spätere Karl III. seinen Neffen Arnulf nicht als solchen anerkennen, wenn er nur von einer Friedelfrau oder Konkubine abstammte. Das Beispiel um Lothar II. und dessen Beziehungen zur Friedelfrau/Konkubine Waldrada und zur Ehefrau Theutberga zeigt doch, dass eine fehlende eindeutige Legitimität erhebliche Probleme bringt, wie z.B. für Lothars Sohn Hugo von Lothringen (oder von Elsass). Ähnlich wie es Hugo erging es auch König Zwentibold von Lothringen, der nur der Sohn einer slawischen Geliebten war und dessen Herrschaft nach dem Tod seines Vaters zusammenbrach.

Die Liudolfinger/Ottonen haben offensichtlich keine Friedelehen praktiziert bzw. gekannt. Heinrich I. war zweimal verheiratet, seine erste Ehefrau Hatheburg von Merseburg schob er in ein Kloster ab, um danach seine zweite Ehefrau Mathilde zu heiraten. Hatheburgs Güter behielt Heinrich aber ein. Mit dem Verstoß Hatheburgs büßten aber auch deren Sohn Thankmar seinen gesellschaftlichen Rang ein. Die Kinder aus Heinrichs zweiter Ehe waren alle besser gestellt als sein Sohn Thankmar aus erster Ehe. Otto I. setzte seinen unehelichen Sohn Wilhelm als Erzbischof von Mainz ein.

Kann man davon ausgehen, dass Meyers Thesen nach 1940 ins Schema passten, da bestimmte NS-Größen wie Himmler und Bormann selbst Beziehungen zu Zweitfrauen unterhielten?

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