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Das Ende der (Westfränkischen-)Karolinger
18.04.2015, 11:45
Beitrag: #3
RE: Das Ende der (Westfränkischen-)Karolinger
Nur zwei Jahre nach Lothars Herrschaftsantritt (und nach dem gescheiterten Aquitanienfeldzug von Hugo, bei dem ihn Lothar begleiten musste) starb Hugo der Große. Dessen Sohn, Hugo Capt, war noch zu jung zum Herrschen, seine Mutter Hadwig übernahm es, das Erbe Hugos des Großen zu verwalten.
Damit ergab sich im Westfrankenreich eine interessante Konstellation: Drei Geschwister Kaiser Ottos I. beherrschten das Reich: Hadwig, Mutter hugo Capets, war ebenso eine Schwester Ottos des Großen wie Gerberga, Mutter König Lothars, und dazu kam noch Ottos Bruder Brun, Erzbischof von Köln und Herzog von Lothringen, der von Otto eingesetzt wurde, um die Angelegenheiten des Reiches westlich des Rheins zu organisieren. Brun war immer so eine Art "ehrlicher Makler" zwischen Robertinern und Karolingern gewesen und einer der mächtigsten Männer im Westfrankenreich.

Lothar wurde 956, in dem Jahr, in dem Hugo der Große starb, volljährig, und Brun verlangte von ihm, auf das Herzogtum Lothringen zu verzichten: Die Söhne des verstorbenen Grafen des Hennegau (dessen Vorfahren Herzöge von Lothringen gewesen waren) hatten sich zu Lothar geflüchtet, was wohl Bruns Misstrauen erweckt hatte. 960 gelang es Brun, Robertiner und Karolinger zu versöhnen: Lothar ernannte Hugo Capet zum Herzog von Franzien, dessen jüngerer Bruder Otto wurde zum Herzog von Burgund ernannt, wmoit das Erbe Hugos des Großen wieder in der Hand der Robertiner war. Gegen die mächtigen Grafen von Vermandois - sie stellten einen Zweig der karolingischen Dynastie dar, denn ihr Stammvater war Bernhard von Italien, Enkel Karls des Großen und 818 von Ludwig dem Frommen geblendet - setzte sich Lothar mit Hilfe von Brun ebenfalls durch, als die Vermandois das Erzbistum Reims besetzen wollten und damit in eine ähnliche Schlüsselstellung kommen wollten wie sie z.B. Erzbischof Brun von Köln im Ostreich innehatte.
Pfingsten 965 gab es ein "ottonisches Familienfest" am Hof Ottos I., bei dem Lothar mit Emma, der Halbschwester Ottos II., verheiratet wurde, gleichzeitig wurde der König Konrad von Burgund Schwager König Lothars.
Im Oktober 965 allerdings starb Brun, nachdem er noch erfolgreich einen weiteren Streit zwischen Robertinern und König Lothar vermittelt hatte: Nachdem Herzog Otto von Burgund, Bruder Hugo Capets, gestorben war, wählten die burgundischen Großen einen weiteren Bruder Hugo Capets namens Odo zum Herzog - ohne Lothar zu fragen. Der sah sich natürlich bedroht und ging dagegen vor. Brun vermittelte, Odo blieb Herzog, nannte sich fortan Odo-Henirich (er ging als Heinrich Magnus in die burgundische Geschichte ein, was man wohl eher mit "Heinrich der Ältere" als mit "Heinrich der Große" übersetzen muss) und wurde Lehensmann seines Bruders - das Herzogtum Burgund galt also fortan nicht mehr als königliches Lehen, sondern als Lehen des Herzogtums Franzien!!
Warum Lothar das hinnahm? Es ist wohl einerseits dem Verhandlungsgeschick Bruns zu verdanken, andererseits hatte Lothar damit die Hand frei, um in Lothringen eingreifen zu können. Die Robertiner waren ihrerseits froh, wenn Lothar mit anderen Dingen beschäftigt war als mit ihnen und hatten andererseits auch kein Interesse daran, dass in Lothringen die Ottonen zu stark wurden.
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RE: Das Ende der (Westfränkischen-)Karolinger - 913Chris - 18.04.2015 11:45

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