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Hunger,Plagen,Flut und Pest-das fatale 14-Jahrhundert
21.07.2015, 18:18
Beitrag: #4
RE: Hunger,Plagen,Flut und Pest-das fatale 14-Jahrhundert
(19.07.2015 23:21)Sansavoir schrieb:  Eine weitere Folge der kleinen Eiszeit ist, dass in der 1. Hälfte des 14. Jh. die Wikingerpopulation auf Grönland ausstarb.

Das ist eine alte Mär, widerlegt durch Funde. Die letzten Siedler auf Grönland waren reiche Bauern mit wohlgenährten Schafen oder Robbenjäger. Sigrid Björnsdottir und ihr Mann Throstein Olafsson (+ 1431) waren ein sehr mächtiges Paar: Sie eine reiche Erbin aus Grönland, er Mitglied einer der mächtigsten Sippen Islands. Sein Einfluss und ihr Reichtum führten dazu, dass die Nachkommen Sigrids und Thorsteins in den nächsten 100 Jahren in Island den Ton angaben. Dazu musste Sigrids Sippe allerdings Grönland verlassen. Nach Skelettuntersuchungen waren die Abwanderer bis zuletzt gut genährt (dem zunehmenden Konsum von Robbenfleisch gedankt) und die Frauen kleideten sich nach der letzten Mode Europas (evtl. dank der Kontakte über englische Kaufleute). Ein Indiz, das diese Funde unterstützt, ist die Nachricht, dass die Hochzeit von Sigrid und Thorstein (1408) ein rauschendes Fest gewesen sei. Klingt nicht nach verhungernden Bauern...
Einzelne Höfe der südlicher gelegenen "Ostsiedlung" (aus der Sigrid stammte) sind nach Pollenuntersuchungen britischer Paläoökologen noch um 1500 bewirtschaftet gewesen. Allerdings erhöhten die Engländer den Druck auf Island und Grönland im 15.Jh. immer mehr; sie wollten die norwegisch-dänischen Händler aus dem Geschäft werfen - darunter dürften auch die Grönländer zu leiden gehabt haben, denn die Engländer waren wenig zimperlich beim Umgang mit Grönländern wie auch Isländern (teilweise tauchten isländische Kinder auf englischen Sklavenmärkten wieder auf). Grönland noch mehr wie Island entglitt der norwegisch-dänsichen Kontrolle immer mehr. Das wird auch der Grund gewesen sein, dass der norwegische Erzbischof immer wieder versuchte, die angeblich heidnisch gewordenen Grönländer zu rechristianisieren - bis ins 17.Jh. hinein. Ihm war offenbar trotz regelmäßig in Bergen eintreffender isländischer Händler nichts zu Ohren gekommen, dass die Grönländer irgendwie ausgestorben wären... (Quelle: Kirsten Seaver: Mit Kurs auf Thule, S.171ff.)
Dass kein erneuter Besiedlungsversuch auf Grönland gemacht wurde, das hängt dann allerdings vielleicht doch wieder mit der Kleinen Eiszeit zusammen - oder damit, dass die Norweger sich nicht gegen die Engländer durchsetzen konnten, die daraufhin den Seeweg nach Grönland (und Nordamerika) für die Norweger blockierten und keinerlei Interesse daran hatten, Nachrichten von norwegisch-isländischen Siedlern auf Grönland nach Europa dringen zu lassen (das hätte ja ihren Machtanspruch auf Nordamerika geschwächt...)

VG
Christian
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RE: Hunger,Plagen,Flut und Pest-das fatale 14-Jahrhundert - 913Chris - 21.07.2015 18:18

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