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Kaiser Konstantin
08.12.2015, 13:15
Beitrag: #1
Kaiser Konstantin
Wie bekannt ist, hatte er das Christentum gefördert/durchgesetzt. 
Ich habe mal gestöbert, was ihm hierzu bewegt hatte:

Konstantin soll eine Vision gehabt haben, als er mit seinem Heer mit ca. 40.000 Mann gegen Rom zog.
Als sich der Tag schon neigte, soll er und auch sein Heer angeblich am Himmel ein Kreuz aus Licht gesehen haben. 
In der darauf folgenden Nacht soll ihm Christus erschienen sein, der ihm aufforderte, das Zeichen des Kreuzes auf die Schilde seiner Soldaten malen zu lassen. Auch sprach Christus die Worte: Tatu Nika - In diesem Zeichen siege!"

So zog er gegen Rom, um seinen Thron zu beanspruchen, der ihm seiner Meinung nach ihm zustehe - und nicht dem Userpator Markus Aurelius Valerius Maxentius.

Nun meine Frage hierzu:
Hatte ihm Markus Aurelius den Thron wirklich streitig gemacht?

Weiß jemand hier genaueres?

LG Aurora

Einem Haus eine Bibliothek hinzuzufügen heißt, dem Haus eine Seele zu geben.

Marcus Tullius Cicero
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10.12.2015, 02:25
Beitrag: #2
RE: Kaiser Konstantin
Um den Werdegang Konstantins zu verstehen, muss man mit Diokletian und dessen Reichsreform von 284 beginnen. Diokletian gestaltete die Herrschaftsausübung im Römischen Reich neu. Die von ihm geschaffene Herrschaft wird als Tetrarchie bezeichnet. Die Macht teilten sich zwei Senior-Kaiser mit dem Titel "Augustus" und zwei Junior-Kaiser mit dem Titel "Caesar". Formal waren die beiden Augusti gleichrangig, ihnen war je ein Caesar (als designierter Nachfolger) unterstellt. Die Augusti adoptierten ihren jeweiligen Caesar, möglicherweise knüpfte Diokletian an die Adoptivkaiser an, deren Herrschaft als Blütezeit des Römischen Reichs gilt. Alle vier Tetrarchen herrschten jedoch selbstständig in den kaiserlichen Provinzen. Seit Diokletians Reform gab es 17 kaiserliche und 2 Senatsprovinzen. Dies ist auch ein Indiz, dass Diokletian den Senat zugunsten der vier Kaiser entmachtet hatte.

Diokletian wurde 284 von seinen Legionären zum Kaiser ernannt. Nach der Ermordung seines Konkurrenten Carinus im Jahr 285 war Diokletian der einzige Augustus des Römischen Reiches. Er bestimmte bereits im Jahr 286 Marcus Aurelius Valerius Maximianus zum zweiten Augusti. Maximianus stammte wie Diokletian aus dem verarmten Bauernstand, beider Karrieren waren nur durch die römische Armee möglich. Als Caesares wurden Galerius und Constantin Chlorus ernannt, wobei Galerius Diokletian und Constantin Chlorus Maximianus de jure zugeordnet waren. Faktisch beherrschte jeder der vier Männer seine Provinzen ohne Einmischung der anderen.

305 dankte Diokletian ab. Warum? Er war offensichtlich regierungsmüde und er war sicher auch davon überzeugt, dass er eine funktionsfähige Herrschaftsform installiert hatte, die er in die Hände der Caesares legen konnte. Es war aber nicht so. Maximianus hatte im Gegensatz zu Diokletian nicht die Absicht das Feld für seinen ungeliebten Caesar Constantin Chlorus zu räumen. Er hätte viel lieber gesehen, dass ihm sein Sohn Marus Aurelius Valerius Maxentius im Amt folgen würde. Dies widersprach aber der Grundidee der Tetrarchie und Diokletian verhinderte auch die Erbfolge vom Vater auf den Sohn. An Stelle Diokletian rückte Galerius zum Augustus auf. Als Caesares rückten Flavius Valerius Severus und Maximinian Daia auf. D.h. nach der Abdankung von Diokletian und Maximianus im Jahr 305 bildete sich die neu Tetrarchie unter den beiden Augusti Galerius und Constantin Chlorus und den beiden Caesares Severus und Maximinian Daia auf.

Constantin Chlorus und Severus herrschten im Westen des Reiches. Constantin Chlorus starb aber bereits 306 in York. Nach dem System der Tetrarchie wäre Severus zum Augustus aufgestiegen und er hätte einen Caesar ernennen müssen. Dazu kam es nicht. Die in Britannien und Gallien stationierten Legionäre erhoben Konstantin zum Augustus. Als Reaktion dieser Usurpation kehrte der "Altkaiser" Maximianus in die Politik zurück, um seinen Sohn Maxentius am 28. Oktober 306 in Rom von den Prätorianern zum Kaiser ausrufen zu lassen. Maxentius zog danach gegen den legitimen Augustus Severus, den er 307 besiegte und töten ließ. Somit gab im Westen Roms zwei Kaiser, die von Armeeangehörigen zum Kaiser erhoben wurden und die Söhne eines Augustus der Tetrarchie waren.

Beide Ansprüche standen auf mehr oder weniger ähnlichen Grundlagen. Die Entscheidungsschacht fand dann am 28. Oktober 312 (*) (**) an der Milvischen Brücke vor Rom statt. Konstantin behauptete dann später die oben beschriebene Geschichte mit dem Kreuz. Nach der Schlacht war er der alleinige Herrscher im Westteil Roms

Galerius und sein Neffe Maximinian Daia herrschten im Osten des Reiches. Galerius starb 311, sein Neffe unterlag 313 Licinius, dessen Aufstieg mit seinen Kämpfen gegen Maxentius und Konstantin begann. Nach seinem Sieg über Maximinian Daia setzte sich Licinius als Kaiser des Ostreiches durch. Das System der Tetrarchie war gescheitert. Im Jahr 324 unterlag Licinius Konstantin den Großen, der erst nach der Ausschaltung von Licinius Alleinherrscher war. Konstantin kehrte zur dynastischen Regierungsform zurück.

(*) Vor ein paar Wochen hatten wir ja eine Diskussion zum "Schicksalstag der Deutschen" - den 9. November. Genau 1610 Jahre nach der Schlacht an der Milvischen Brücke fand Mussolinis Marsch auf Rom statt. Sicher ganz bewusst an yeinem 28. Oktober inszeniert.

(**) Yildegar Asisi stellte vor ein paar Jahren im Panometer Leipzig die Ausstellung Rom CCCXII. Er stellte das antike Rom, am 27. Oktober 312 - also einen Tag vor der Schlacht dar. Witzig war die damals nicht gebräuchliche Jahreszahl 312 in römische Zahlen zu schreiben.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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10.12.2015, 15:40
Beitrag: #3
RE: Kaiser Konstantin
Vielen Dank für deinen umfangreichen Text, der mir sehr weiterhilft. Damit haste dir ein Bienchen verdient.
lg Smile

Einem Haus eine Bibliothek hinzuzufügen heißt, dem Haus eine Seele zu geben.

Marcus Tullius Cicero
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11.12.2015, 00:05
Beitrag: #4
RE: Kaiser Konstantin
(10.12.2015 15:40)Aurora schrieb:  Vielen Dank für deinen umfangreichen Text, der mir sehr weiterhilft. Damit haste dir ein Bienchen verdient.
lg Smile

Danke, so ein Lob ist Balsam für die Seele. Tongue

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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11.12.2015, 10:43
Beitrag: #5
RE: Kaiser Konstantin
Mal schaun, ob ich auch mal Balsam für meine Seele bekommen werde *lach*
(nicht ernst gemeint)
Gern geschehen Love

Einem Haus eine Bibliothek hinzuzufügen heißt, dem Haus eine Seele zu geben.

Marcus Tullius Cicero
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