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Englischer Merkantilismus – Ich brauche Hilfe
03.02.2016, 16:04
Beitrag: #1
Englischer Merkantilismus – Ich brauche Hilfe
(Ich weiß leider nicht genau, ob das hier der richtige Ort für meine Frage ist...)

Liebe Leute und Leutinnen,

ich bin gerade dabei eine Arbeit zum Thema "Unterschiedliche Ausprägungen des Merkantilismus in Frankreich und England" zu schreiben. Genauer gesagt, ich bin glücklicherweise damit schon zu etwa 97% fertig!
In meiner Arbeit geht es mir hauptsächlich um den Vergleich! Nun habe ich aber ein Problem in meiner Zusammenfassung – meinem Schlusskapitel.
Hier möchte ich nämlich über die Gründe schreiben, wieso genau das merkantilistische System in Frankreich scheiterte und die Franz. Revol. letztendlich stattfand.
Als Gegensatz dazu würde ich gerne schreiben, wieso es in England zu keiner Revolution und Köpfung des Regenten kam und wieso der Merkantilismus dort nie wirklich zusammenbrach.
Zweiteres schaffe ich jedoch nicht!

Ich habe die genauen Gründe für Frankreichs Scheitern erklärt:

Das absolutistische Regime
Der Glaube, dass man alles tun müsse, um den eigenen Wohlstand im Land zu erhöhen, um dadurch an mehr politische Macht zu kommen.
Die zahlreichen, daraus resultierenden Kriege
Die daraus resultierenden, Millionen hohen Schuldenberge, die die Bauern und einfachen Bürger zu tragen hatten
Die Fehlspekulationen
Die Unterdrückung und Ausbeutung der Bevölkerung
Die Ausbeutung anderer Länder
usw.

Für England habe ich folgendes:

Die Tatsache, das England ab 1608 keinen absolutistischen Herrscher mehr hat
Die Existenz eines Parlaments, als Gegenstück zum König
Die Existenz von wohlverdienenden Handelsgesellschaften, die den allgemeinen Reichtum im Volk erhöhten
Die daraus resultierende Bewegung, weg von protektionistischen Maßnahmen, hin zu einem freien Markt
Die zahlreichen Kolonien, die weiterhin Rohstoffe brachten
Die technischen Neuerungen und Erfindungen
Und: Die Tatsache, dass der Merkantilismus sich durch all diese Änderungen schritt für schritt in etwas entwickelte, was unserem Kapitalismus heute sehr ähnlich ist.

So, nun fehlt mir aber trotzdem der genaue Grund, warum die englische Bevölkerung ruhig blieb. Man hat doch in ganz Europa von der Revolution in Frankreich gehört! Und die Engländer wurden trotz all dieser Punkte nicht gerade rosig von den Machthabern behandelt.

Könnt ihr mir sagen, was ich übersehe? Oder gibt es keinen expliziten Grund, der genannt werden kann?
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03.02.2016, 20:49
Beitrag: #2
RE: Englischer Merkantilismus – Ich brauche Hilfe
(03.02.2016 16:04)lares schrieb:  (Ich weiß leider nicht genau, ob das hier der richtige Ort für meine Frage ist...)

Liebe Leute und Leutinnen,

ich bin gerade dabei eine Arbeit zum Thema "Unterschiedliche Ausprägungen des Merkantilismus in Frankreich und England" zu schreiben. Genauer gesagt, ich bin glücklicherweise damit schon zu etwa 97% fertig!
In meiner Arbeit geht es mir hauptsächlich um den Vergleich! Nun habe ich aber ein Problem in meiner Zusammenfassung – meinem Schlusskapitel.
Hier möchte ich nämlich über die Gründe schreiben, wieso genau das merkantilistische System in Frankreich scheiterte und die Franz. Revol. letztendlich stattfand.
Als Gegensatz dazu würde ich gerne schreiben, wieso es in England zu keiner Revolution und Köpfung des Regenten kam und wieso der Merkantilismus dort nie wirklich zusammenbrach.
Zweiteres schaffe ich jedoch nicht!

Ich habe die genauen Gründe für Frankreichs Scheitern erklärt:

Das absolutistische Regime
Der Glaube, dass man alles tun müsse, um den eigenen Wohlstand im Land zu erhöhen, um dadurch an mehr politische Macht zu kommen.
Die zahlreichen, daraus resultierenden Kriege
Die daraus resultierenden, Millionen hohen Schuldenberge, die die Bauern und einfachen Bürger zu tragen hatten
Die Fehlspekulationen
Die Unterdrückung und Ausbeutung der Bevölkerung
Die Ausbeutung anderer Länder
usw.

Für England habe ich folgendes:

Die Tatsache, das England ab 1608 keinen absolutistischen Herrscher mehr hat
Die Existenz eines Parlaments, als Gegenstück zum König
Die Existenz von wohlverdienenden Handelsgesellschaften, die den allgemeinen Reichtum im Volk erhöhten
Die daraus resultierende Bewegung, weg von protektionistischen Maßnahmen, hin zu einem freien Markt
Die zahlreichen Kolonien, die weiterhin Rohstoffe brachten
Die technischen Neuerungen und Erfindungen
Und: Die Tatsache, dass der Merkantilismus sich durch all diese Änderungen schritt für schritt in etwas entwickelte, was unserem Kapitalismus heute sehr ähnlich ist.

So, nun fehlt mir aber trotzdem der genaue Grund, warum die englische Bevölkerung ruhig blieb. Man hat doch in ganz Europa von der Revolution in Frankreich gehört! Und die Engländer wurden trotz all dieser Punkte nicht gerade rosig von den Machthabern behandelt.

Könnt ihr mir sagen, was ich übersehe? Oder gibt es keinen expliziten Grund, der genannt werden kann?


Sorry,
die Navigationsakte, die britische Erfindung per se, gültig bis in die 1850er Jahre,
ist doch Merkantilismus pur. Den Binnenmarkt konsequent abschotten, und exportieren was das Zeug hält.

Den Merkantilismus für die franz. Revolution verantwortlich zu machen, halte ich sowieso für falsch. Der franz. Staat war pleite, das ist richtig, aber nicht wegen sondern trotz dem Merkantilismus.
Weiter kommen da noch manche Punkte dazu, wie die völlig fehlende Rechtssicherheit (die es übrigens im HRR gab!)

Warum die Briten 1789 keine Revolution machten?
MMn muss zum Auslösen einer Revolution die entsprechende Gemengelage + das entsprechende Fehlverhalten der jeweils Herrschenden zusammenfallen.
Schon geringste Unterschiede führen dazu, dass es in dem einen Land eine Revolution gibt, im anderen nicht.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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04.02.2016, 02:02
Beitrag: #3
RE: Englischer Merkantilismus – Ich brauche Hilfe
(03.02.2016 16:04)lares schrieb:  Ich habe die genauen Gründe für Frankreichs Scheitern erklärt:
Das absolutistische Regime
Der Glaube, dass man alles tun müsse, um den eigenen Wohlstand im Land zu erhöhen, um dadurch an mehr politische Macht zu kommen.
Die zahlreichen, daraus resultierenden Kriege
Die daraus resultierenden, Millionen hohen Schuldenberge, die die Bauern und einfachen Bürger zu tragen hatten
Die Fehlspekulationen
Die Unterdrückung und Ausbeutung der Bevölkerung
Die Ausbeutung anderer Länder
usw.

Ganz so einfach ist es nicht. Die Unterdrückung und Ausbeutung der eigenen Bevölkerung oder der Bevölkerung anderer Länder trifft auf Frankreich und England zu. Ein Unterschied ist vielleicht, dass Frankreich oft als Staat agierte und in England zumindest anfänglich private Gesellschaften wie die East India Compagnie Träger des Merkantilismus waren. Der Glaube, dass man alles tun müsse (auf Kosten der anderen), um den eigenen Wohlstand zu erhöhen und damit seine politische Macht zu stabilisieren und auszubauen, definiert ja den Merkantilismus. Frankreich führte zwar viele Kriege, aber England eben auch. Diese Punkte können demnach nicht die Frage beantworten, warum in Frankreich 1789 eine Revolution ausbrach und in Großbritannien nicht.

Ein Unterschied ist aber, dass Frankreich nicht zu den wahren Gewinnern des Spanischen Erbfolgekrieges zählte und vor allem zu den eindeutigen Verlierern des Siebenjährigen Krieges gehörte. Ebenso ist nicht der Absolutismus das Problem, sondern die Verstrickung des Königtums in politische Korruption, der Verfalls des Adels in Dekadenz und die Unfähigkeit, Reformen umzusetzen. Die Epoche, in den absolutistische Herrscher wie Ludwig XIII. bzw. Richelieu oder Mazarin und Ludwig XIV. geherrscht hatten, gilt als bedeutende Zeit der französischen Geschichte. Unter Ludwig XIV. konnte sich die französische Klassik entwickeln. Colbert kann man als wichtigsten Vertreter des Merkantilismus nennen. Aber bereits unter Ludwig XIV. begann der Niedergang, der zur Französischen Revolution führte. Als Einschnitt kannst Du das Jahr 1685 sehen, in dem Jahr wurden die wirtschaftlich bedeutenden Hugenotten aus dem Land verwiesen. Gleichzeitig fand in den 1680er Jahre ein Generationswechsel statt. Die unter Richelieu oder Mazarin aufgestiegenen Politiker und Militärs traten ab, eine neue, eher bigotte Generation herrschte in Frankreich. Des Weiteren befand sich Frankreich seit den 1680er Jahren bis zum Tod Ludwigs XIV. (1715) fast ununterbrochen im Krieg. Trotzdem funktionierte der Absolutismus als Herrschaftssystem. Dies lag auch an der Person des Königs, der einerseits ein äußerst disziplinierter, seine Pflichten erfüllender Herrscher war, andererseits aber auch äußerst brutal gegen äußere oder innere Gegner vorging.

Eine wichtige Zeit für den französischen Absolutismus war die von 1715 bis 1723 dauernde Regentschaft von Philipp II. von Orleans, des Neffen Ludwigs XIV., der mit Hilfe von John Law den Staatshaushalt nach den vielen Kriegen sanierte. Dies auf Kosten von vielen Anlegern in so genannte Assignaten, einem Vorläufer des Papiergelds. Das Scheitern von John Law im Jahr 1719 führte dazu, dass erst während der Französischen Revolution Papiergeld eingeführt wurde und dass sich die Entstehung des Finanz-, Kredit- und Bankwesens sich ebenfalls verzögerte. Der Regent war ein typischer Libertin des 18. Jahrhunderts, unter seiner Herrschaft blühten Korruption, Spekulationen und Betrug. 1718 ließ er New Orleans gründen, um von dort aus das französische Kolonialreich "Louisiana" aufzubauen. Da Ludwig XV. erst 1743 bereit war, selber zu herrschen, folgten Orleans noch zwei Regenten, zuerst de jure der Herzog von Bourbon, faktisch dessen Maitresse, seit 1726 der Kardinal Fleury, dessen Regentschaft insgesamt positiv gesehen werden kann. Ludwig XV. war kein disziplinierter Herrscher, er war labil und wurde von seinen jeweiligen Favoritinnen oder Günstlingen beeinflusst. Diese Hofschranzen plünderten praktisch den Staat aus und Glücksritter unterschiedlichsten Couleurs, wie der kurzzeitige König von Korsika Theodor Neuhoff, der Frauenheld Casanova, der angebliche Goldmacher Cagliostri u.v.a. tummelten sich in Versailles, um diese Hofschranzen wiederum abzukassieren.

Als verheerend für Frankreich erwies sich die unterschiedliche Besteuerung der Bevölkerung. Klerus und Adel waren praktisch steuerfrei, die Steuerlast musste vom Dritten Stand getragen werden. Die wichtigste Steuer war die „gabelle“, ein Salzsteuer. Es gab Provinzen, die niedrige und die sehr hohe Steuern bezahlen musste. Es bestanden parallele Verwaltungsstrukturen, so existierten miteinander konkurrierende Gouverneure und Intendanten in nicht eindeutig abgegrenzten Aufgaben oder Territorien. Fast der gesamte Grund und Boden gehörte einigen Familien des Hochadels oder dem Klerus. Innerhalb der Hochadligen nahmen die Prinzen königlichen Geblüts, also die Bourbonen und ihre Seitenlinien wie Condé, Conti oder Orleans eine Sonderstellung ein. Die auf ihren Ländereien schuftenten Bauern waren Leibeigene, die mit dem Grund und Boden ihren Eigentümer wechseln konnten. Allerdings gab es auch da regionale Unterschiede.

Ludwig XVI. eignete sich überhaupt nicht zum absolutistischen König. Er hatte kein Selbstbewusstsein, war politisch nicht begabt und unfähig, die Zeichen der Zeit zu erkennen. Seine gut gemeinte Hilfe für die amerikanischen Aufständischen, die daraus resultierende Staatsverschuldung, der schlechte Ruf des Hofes einschließlich der Verleumdung der Königin und des Königs sowie zwei Hungerwinter führten schließlich 1789 zum Zusammenbruch der absoluten Herrschaft Ludwigs XVI.

Zusammenfassend solltest Du schreiben, dass der Absolutismus eine frühneuzeitliche Regierungsform war, nach deren Ablauf sich der moderne Nationalstaat herausgebildet hat. Absolutistische Regimes festigten die Macht des Staats und brachen die Macht des Adels. Die Krone stand immer für ein einheitliches, zentral strukturiertes Frankreich, egal ob die Könige nur im Pariser Becken oder im gesamten Frankreich herrschten.

Staatliche Aufgaben wurden zunehmend von Bürgerlichen übernommen. In Frankreich bildete sich aus diesen Bürgerlichen der sogenannte Robenadel, der politisch zwischen Schwertadel und Bürgertum lavierte. Angehörige des Robenadels sprachen in den Parliaments Recht, hauptsächlich in Eigentums- und Erbfragen. Diese Parliaments waren Gerichte, die ständig tagten. Es gab neben dem Pariser Parliament auch Provinzparliaments. Der Robenadel vererbte oder verkaufte die Anstellung an diesen Parliaments. Neben diesen Robenadel gab es auch auf dem Lyzeum Louis le Grand gut ausgebildete Anwälte und Notare. Sowohl Angehörige des Robenadels, als auch die bürgerlichen Juristen spielten während der Französischen Revolution und der Napoleonischen Zeit eine bedeutende Rolle. D.h., dass der Absolutismus auf alle Fälle durch den Nationalstaat abgelöst wird. Der Terror hätte aber nicht unbedingt sein müssen.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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04.02.2016, 03:23
Beitrag: #4
RE: Englischer Merkantilismus – Ich brauche Hilfe
(03.02.2016 16:04)lares schrieb:  Für England habe ich folgendes:
Die Tatsache, das England ab 1608 keinen absolutistischen Herrscher mehr hat
Die Existenz eines Parlaments, als Gegenstück zum König
Die Existenz von wohlverdienenden Handelsgesellschaften, die den allgemeinen Reichtum im Volk erhöhten
Die daraus resultierende Bewegung, weg von protektionistischen Maßnahmen, hin zu einem freien Markt
Die zahlreichen Kolonien, die weiterhin Rohstoffe brachten
Die technischen Neuerungen und Erfindungen
Und: Die Tatsache, dass der Merkantilismus sich durch all diese Änderungen schritt für schritt in etwas entwickelte, was unserem Kapitalismus heute sehr ähnlich ist.
So, nun fehlt mir aber trotzdem der genaue Grund, warum die englische Bevölkerung ruhig blieb. Man hat doch in ganz Europa von der Revolution in Frankreich gehört! Und die Engländer wurden trotz all dieser Punkte nicht gerade rosig von den Machthabern behandelt.
Könnt ihr mir sagen, was ich übersehe? Oder gibt es keinen expliziten Grund, der genannt werden kann?

Du meinst sicher, dass es seit 1688 keine absolutistischen Herrscher gab. Das ist richtig, wichtig ist auch, dass es im Unterhaus seit 1721 mit Robert Walpole den ersten Premierminister gab und dass bereits zu Anfang des 18. Jahrhunderts zwei politische Parteien – die Tories und Whigs – gab. Beiden Parteien gelang es unterschiedliche Interessen des Bürgertums und des Adels zu koordinieren, so dass die Unterschiede zwischen den beiden Klassen fast verschwanden. Aber Du kannst nicht behaupten, dass Großbritannien schon im 18. Jahrhundert freie Märkte praktizierte. Im Gegenteil: Großbritannien exportierte zwar viele seiner Waren, aber anderen Staaten wurde der Export nach Großbritannien sehr erschwert.

Warum in Großbritannien 1789 keine Revolution stattfand hat mehrere Gründe. Zu beachten ist, dass eine große Anzahl der Briten seit dem 17. Jahrhundert in die Neu-England-Staaten ausgewandert sind. Im 18. Jahrhundert begannen die Briten auch in andere Gegend auszuwandern, nicht immer freiwillig. In den Jahren 1788/89 erfolgten erstmals Deportation von „Tagedieben“ nach Australien. Die „Tagediebe“ waren häufig Menschen, die durch ihre Notsituation zu Dieben wurde und als solche drastisch bestraft wurden. Diese freiwilligen und unfreiwilligen Auswanderungen sorgten für Aderlass, Großbritannien entsorgte also potentielle Unruhestifter und dies verhinderte eine Revolution in Großbritannien. Ein Thomas Paine fand sein Betätigungsfeld in den Neu-England-Staaten. Denke auch daran, dass Washington, Franklin und Jefferson sich ursprünglich als in Nordamerika lebende Briten sahen. Der amerikanische Unabhängigkeitskrieg und die Gründung der USA waren praktisch die Revolution, die Großbritannien erschütterte. Republikanisch gesinnte Briten siedelten in die USA und die Royalisten der ehemaligen Neu-England-Staaten zogen entweder ins Mutterland oder nach Kanada um. Dieser Bevölkerungsaustausch deeskalierte die innenpolitische Situation in Großbritannien. Die Meuterei auf der „Bounty“ im Jahr 1789 ist auch ein Beleg dafür, dass Unzufriedene diverse Möglichkeiten hatten, ihren unerträglichen Alltag zu entfliehen.

Die Royal Navy bot allerdings fähigen, robusten Männern soziale Aufstiegschancen. Einen James Cook oder einen Horatio Nelson, die aus dem unteren Mittelstand stammten, hätte es im vorrevolutionären Frankreich nicht gegeben. Der bedeutende französische Seefahrer Louis de Bougaineville war adliger Herkunft.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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04.02.2016, 18:05
Beitrag: #5
RE: Englischer Merkantilismus – Ich brauche Hilfe
Zwei weitere große Unterschiede sollte man noch beachten, wenn man Frankreich und England im 17. und 18.Jh. betrachtet:
Erstens, dass bei weitem nicht so viele Franzosen nach Nordamerika auswanderten als Engländer. Der Grund dürfte darin zu suchen sein, dass England eine v.a. religiös sehr viel vielfältigere Gesellschaft hatte, und außerdem quasi "reiselustiger" war, d.h. wenn dort eine Sekte unterdrückt wurde, wich die einfach nach Neu-England aus. Das war in Frankreich so nicht üblich, überdies war Frankreich religiös gesehen viel einheitlicher. Auch dort wurden z.B. die Jansenisten unterdrückt, aber die gingen in den Untergrund und versteckten sich, wanderten aber nicht aus - wohin denn? in Neu-Frankreich gab´s ja kaum größere Städte, von Quebec und New Orleans mal abgesehen...
Zweitens, die militärisch-finanzielle Seite. Frankreich führte viele Kriege, England weniger. Beide Staaten verloren auch Kriege, aber die Engländer verloren bei diesen Niederlagen viel weniger Geld als die Franzosen - sie mussten weniger Soldaten unterhalten als die Landmacht Frankreich. Schiffe bauen war billiger als Armeen aufstellen. Überdies hatte England das effektivere Steuersystem und holte aus viel weniger Bewohnern viel mehr Steuern raus als das in Frankreich geschah. Deswegen war Frankreich im 18.Jh. ständig pleite (auch im 17.Jh. schon, sogar schon unter Ludwig XIV., der den Pfälzischen Erbfolgekrieg mit knochentrockenen Kassen förmlich abbrechen musste...), während England förmlich im Geld schwamm und z.B. den Verlust der nordamerikanischen Kolonien finanziell gesehen recht locker wegsteckte, wenige Jahre nach der Unabhängigkeit der USA sogar schon wieder einen großen Krieg finanzieren konnte, der der (Rück-)Eroberung der USA dienen sollte....(dass die Franzosen sich hier engagierten, trug mit zu deren erneuter Staatspleite bei, weil sie den amerikanischen Sieg nicht für sich nutzen konnten....)
VG
Christian
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05.02.2016, 19:47
Beitrag: #6
RE: Englischer Merkantilismus – Ich brauche Hilfe
Ich habe mal bei Treue, "Wirtschaftsgeschichte der Neuzeit" nachgelesen.
England hatte 1789 neun Millionen Einwohner, Frankreich 26 Millionen!

Den franz. Finanzen hatte der Flottenbau Ludwigs XVI. vollends den Rest gegeben. Man wird sich erinnern, der franz. Flotte gelang es gemeinsam mit den Niederländern die Briten mehrfach zu schlagen was letztlich die USA rettete.

Die weltweiten Umwälzungen wären laut Treue Ende des 18, Jahrhunderts auch ohne franz. Revolution eingetreten.
Es lag wohl "in der Luft".

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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05.02.2016, 19:56
Beitrag: #7
RE: Englischer Merkantilismus – Ich brauche Hilfe
(04.02.2016 03:23)Sansavoir schrieb:  Die Royal Navy bot allerdings fähigen, robusten Männern soziale Aufstiegschancen. Einen James Cook oder einen Horatio Nelson, die aus dem unteren Mittelstand stammten, hätte es im vorrevolutionären Frankreich nicht gegeben. Der bedeutende französische Seefahrer Louis de Bougaineville war adliger Herkunft.

Interessante These. Woran machts du robuste Männer fest?

Fakt ist, wie grundsätzlich bei hohem Bedarf an Menschenmaterial, freiwillig war das nicht zu stemmen bzw. zu rekrutieren. Das gilt auch für die RN mit der wachsenden Besatzungsstärke insgesamt gemessen an den Flottenteilen, die ständig in Dienst standen.

Von daher kann dein Beispiel von einzelnen Personen wohl kaum auf die Zahl von 10.000en Matrosen übertragen werden.
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05.02.2016, 20:53
Beitrag: #8
RE: Englischer Merkantilismus – Ich brauche Hilfe
(05.02.2016 19:56)Köbis17 schrieb:  
(04.02.2016 03:23)Sansavoir schrieb:  Die Royal Navy bot allerdings fähigen, robusten Männern soziale Aufstiegschancen. Einen James Cook oder einen Horatio Nelson, die aus dem unteren Mittelstand stammten, hätte es im vorrevolutionären Frankreich nicht gegeben. Der bedeutende französische Seefahrer Louis de Bougaineville war adliger Herkunft.

Interessante These. Woran machts du robuste Männer fest?

Fakt ist, wie grundsätzlich bei hohem Bedarf an Menschenmaterial, freiwillig war das nicht zu stemmen bzw. zu rekrutieren. Das gilt auch für die RN mit der wachsenden Besatzungsstärke insgesamt gemessen an den Flottenteilen, die ständig in Dienst standen.

Von daher kann dein Beispiel von einzelnen Personen wohl kaum auf die Zahl von 10.000en Matrosen übertragen werden.


Als begeisterter Hornblower-Leser (also Fachmann mit fundierten Kenntnissen Teeth) kann ich dem nur zustimmen.
Unmittelbar bevor der Krieg wieder begann, sind unter allergrößter Geheimhaltung Presskommandos durch die Hafenstädte gezogen, wen sie erwischt haben auf die Schiffe geschleift und erst auf hoher See aus dem Laderaum herausgelassen, da wurden ihnen die Kriegsartikel vorgelesen, und damit waren sie Matrosen der Royal Navy.
"Gepresst" nannte man dies.
Auch Handelsschiffe hat die RN bei Bedarf auf See gestoppt, und Teile der Besatzung zur Navy "gepresst".

War ein "robuster" Club, die Royal Navy.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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08.02.2016, 20:35
Beitrag: #9
RE: Englischer Merkantilismus – Ich brauche Hilfe
Komisch,
der Anfrager war am 3. Feb. 2016, eine Stunde nachdem er die Frage stellte, letztmals im Forum.

Muss ich das verstehen?
Nun war die Frage ja recht lang, hat also schon Mühe gemacht....
Ich verstehe noch weniger....????

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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