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Kaiserreiche
15.06.2012, 22:13
Beitrag: #14
DAS LATEINISCHE KAISERREICH:
Entstehung:
Entstanden war das Lateinische Kaiserreich in Folge des 4. Kreuzzugs. Dieser wäre eigentlich als Kreuzzug etlicher Kleinfürsten gegen Ägypten zur Befreiung Jerusalems geplant gewesen. Gedacht war es den Seeweg in dieses Gebiet zu nehmen, für den Transport zuständig war Venedig.
Dieses verstand es den Kreuzzug für seine eigenen Ziele zu verwenden, zunächst zur Eroberung der an Ungarn gefallenen Stadt Zara. Als Alexios IV Angelos (ein Sohn des inhaftierten Exkaisers Isaak II Angelos) darum bat für ihn Konstantinopel zurückzugewinnen, leitete man den Kreuzzug geschickt in Richtung Byzanz um. Alexios III Angelos, Herrscher des geschwächten Byzanz gelang es nicht einen starken Widerstand gegen die Angreiffer aufzubauen und so gelang es den Kreuzrittern ihn zu vertreiben und Alexios IV Angelos und Isaak II Angelos gemeinsam auf den Kaiserthron in Konstantinopel zu bringen. Alexios IV hatte um die Kreuzritter auf seine Seite zu bringen allerlei Versprechungen gemacht, die er nicht halten konnte. So brachte er sowohl die eigene Bevölkerung als auch die Kreuzritter gegen sich auf. Ein gefährliches Spiel mit schlimmen Ende für Byzanz und seine Hauptstadt. Alexios IV Angelos wurde von der Bevölkerung Konstantinopels gestürzt, Alexios V Dukas wurde auf den Thron gebracht.
Er konnte jedoch nicht schnell genug entsprechende Kräfte aufbringen um die Stadt zu verteidigen. Konstantinopel fiel. Mit verheerenden Folgen, die Stadt fiel einer der ärgsten Plünderungen des Mittelalters zum Opfer.
Schon zuvor war ein Vertrag über die Aufteilung von Byzanz beschlossen worden. In diesem wurde unter anderem auch beschlossen das ein Lateinisches Kaiserreich entstehen sollte. Dieses war jedoch um einiges kleiner als Byzanz (das ja damals auch schon stark geschrumpft war). Teile gingen an Kreuzritter als Vasallen, Teile an Venedig und in anderen Teilen bildeten sich schon bald die Nachfolgestaaten von Byzanz.

Warum der Kaisertitel:
Der Kaiser in Konstantinopel war zwar ein Kreuzritter, aber er sah sich wohl auch in der Tradition der Kaiser von Byzanz. Aus diesem Grund wohl der Kaisertitel. Mein Eindruck war aber das vom Anfang an der Kaiser keineswegs ein gleichberechtigter Partner des Kaisers des Heiligen Römischen Reichs war, sondern dieser Titel als niedriger bewertet wurde. Kein Wunder war der Kaiser ja in seiner Macht stark eingeschränkt und sein Reich keineswegs ein Weltreich.

Kurzbeschreibung der Geschichte des Lateinischen Kaiserreichs:
Bonifatius von Montferrat war der Führer des 4. Kreuzzugs, hauptsächlich auf Betreiben Venedigs wurde jedoch Balduin von Flandern der erste Kaiser des Lateinischen Kaiserreichs. Wie erwähnt war seine Macht im inneren stark eingeschränkt. Aber es konnten Anfangs durchaus auch Erfolge verbucht werden, so gelang es fast vorzeitig das Kaiserreich von Nikea wieder zu zerschlagen. Doch der Arrogante Umgang mit den griechischen Untertanen rächte sich, noch bevor das Unternehmen gegen Nikea fertig war, die Bevölkerung am Balkan rief eine weitere Macht auf den Plan: Bulgarien dass, das Heer von Balduin bei Adrianopel schlug und den lateinischen Kaiser gefangen nahm. Nikea war gerettet und das Kreuzritterkaiserreich stand kurz vor seinem Untergang. Diesen konnte Balduins jüngerer Bruder Heinrich I aufhalten und die Lage stabilisieren. Anderseits war er es auch der das Kaiserreich von Nikea anerkannte. Die Nachfolger von Heinrich hatten bei weitem nicht dessen fähigkeiten. Peter von Courtenay kam nach seiner Krönung nie in Konstantinopel an, Robert von Courtenay konnte den erstarkten Byzantinischen Nachfolgestaaten und Bulgarien kaum was entgegensetzen. Schon nach Robert von Courtenay sah es so aus als würde man sich unter den Schutz und Einfluss von Bulgarien begeben, als Johann von Brienne, der ehemalige König von Jerusalem zu Mitkaiser für den minderjährigen Balduin II wurde. Unter Johann von Brienne überstand Konstantinopel eine Belagerung durch Nikea und Bulgarien. Das Lateinische Kaiserreich war mittlerweile auf Konstantinopel und sein Umland zusammengeschrumpft, es verfügte über kaum finanzielle Ressourcen und auch über kaum einen Nachzug von Kreuzrittern. Balduin II, der schließlich der letzte Kaiser des Lateinischen Kaiserreichs war, suchte an den europäischen Höfen immer wieder nach Hilfe, doch es half alles nichts.
Bulgarien war mittlerweile aus dem Machtkampf ausgeschieden, ebenso wie schon zuvor das Reich von Epiros-Thessalonike. Blieb noch das Kaiserreich von Nikea, dem schließlich im Jahr 1261 so gut wie Kampflos die Rückeroberung Konstantinopels gelang.

Nachgeschichte:
Balduin II floh nach Westen, erhielt dort Unterstützung durch Karl von Anjou. Gemeinsam mit anderen Bündnispartner brachten sie da von Nikea wiederhergestellte Byzantinische Reich immer wieder in Bedrängnis, konnten es jedoch nie zurückerobern. Auf Balduin folgte sein Sohn Philipp und auch danach gab es noch ein Reihe von Titularkaisern die versuchten Byzanz zu erobern. Manche Versuche waren etwas bedrohlicher, etwa der von Karl I von Valois. Manche waren nicht so bedrohlich, keiner erreichte mehr die Dimension der Bedrohung durch Karl von Anjou und Balduin II. Mit der Zeit wurde der Titularanspruch und auch die Denkweise veränderte sich, der Kaiser von Byzanz wurde vom Feind es Westens zum Vorkämpfer gegen die Türken (so wurde z.B. Manuel II Palaiologos oft gesehen). Die Ansprüche verloren Ende des 14. Jahrhunderts ihre Bedeutung komplett.


Bedeutung:
Langfristig hatte der 4. Kreuzzug und die Herrschaft der Lateiner in Konstantinopel wohl kaum positive Folgen, zumindest aus der Sicht von Byzanz nicht. Konstantinopel war ausgeplündert und hatte in der Zeit des Lateinischen Kaiserreichs seine Zentrumsfunktion verloren. Nach dem Ende des Latainischen Kaiserreichs kostete es zusätzliche Ressourcen Konstantinopel wieder halbwegs aufzubauen. Außerdem war Byzanz noch immer zersplittert und es dauerte nicht lange bis das neue Byzanz seinem endgültigen Untergang entgegenging. Nicht ganz unschuldig daran waren die Wiederherrstellungsversuche durch Karl von Anjou und Balduin II, Byzanz musste sich einerseits so stark auf den Westen konzentrieren, das es nicht rechtzeitig auf die künftig drohende Bedrohung aus dem Osten reagieren konnte und andererseits eine Politik verfolge die, die Ressourcen des neuen Reichs überforderte.
Gesamt muss man sagen das der 4. Kreuzzug wohl einen großen Anteil hatte, warum Byzanz zu schwach war um sich schließlich den Osmanen entgegenzustellen.
Positive Folgen hatte der 4. Kreuzzug wohl hauptsächlich für Venedig, das sich hier seine Position als Kolonial und Seemacht ausbauen konnte.
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Kaiserreiche - Maxdorfer - 07.06.2012, 17:06
RE: Kaiserreiche - Maxdorfer - 07.06.2012, 17:09
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Byzantinisches Reich: - WDPG - 08.06.2012, 15:52
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