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Kaiserreiche
08.09.2013, 11:39
Beitrag: #26
Der Kaisertitel und die Beziehungen zu Byzanz:
(14.06.2012 20:21)Maxdorfer schrieb:  Wie begründeten die römisch-deutschen Kaiser ihren Titel?
Die Kaiser des Reiches sahen sich als Nachfolger des antiken Römischen Reiches und als Kaiser der Christenheit von Gott legitimiert. Außerdem sahen sich die Imperatoren anfangs (bis zum Investiturstreit) als Beschützer der Kirche.

Die Geschichte warum sich das Karolingerreich und damit später das Heilige Römische Reich als Kaiserreich bezeichnet finde ich sehr interessant, vor allem im Hinblick auf die Beziehungen von Ostreich (Byzanz) und neuem Westreich (Heiliges Römisches Reich).

Als im Jahr 476 Odowakar den letzten Römischen Kaiser absetzte erschien das wohl kaum jemanden als weltgeschichtlich bedeutende Sache. Die Position des Westkaisers war schon zuvor eine Schwache, so setzte etwa Heermeister Ricimer die Kaiser auf und ab wie er es gerade brauchte und auch die Kaiser nach Ricimer waren kaum mehr als die Marionetten irgendwelcher Mächte. Romulus Augustus war vom Kaiser in Konstantinopel nicht anerkannt worden, dieser sah in, im Exil lebenden Julius Nepos den legitimen Kaiser. Als Odowakar also anfragte Italien im Namen des Kaisers von Byzanz „verwalten zu dürfen“ verwies man zunächst mal auf Julius Nepos, sah sich dann später aber wohl einfach selbst als den Nachfolger des Weströmischen Kaisers und wurde von manchen Germanenherrschern auch als solcher und damit als „theoretischer Oberherr“ gesehen.

Wenn man so möchte könnte man sagen, in der Theorie war das Kaiserreich nun wieder vereinigt. Aus Römischer Sicht, war es ohnehin ein Kaiserthron der zu administrativen Zwecken geteilt worden war.

Justinian I versuchte den ganzen Kaisergedanken nochmals in die Tat umzusetzen, kurzfristig gelang es zwar etliche Gebiete zurückzuerobern, aber langfristig reichten die Ressourcen von Byzanz nicht aus um sie auch halten zu können. So begann eine Abwährtsspirale, an deren Ende Anfang des 7. Jahrhunderts Byzanz selbst kurz vor dem Untergang stand. Die Mauern von Konstantinopel und Kaiser Heraklaios waren entscheidende Gründe warum man diese Krise überstand und weiterhin existierte. Doch die Rolle als (theoretischer) Oberherr über den Westen ging damit verloren.

Byzanz hatte in der Folgezeit ohnehin mit anderen Dingen zu Kämpfen als mit fragen über was man theoretisch Herrschte, die Arabische Expansion machten dem Kaiserreich zu schaffen, immer wieder kamen auch extrem heftige innere Kämpfe dazu und auch auf den Balkan verlor man große Teile des ehemaligen Gebietes.

Als Kaiserin Irene über Byzanz herrschte war die politische Lage etwa die gerade beschriebene. Im Westen waren die Franken mittlerweile zur führenden Macht geworden, zeitweise waren sie stark aufgesplittert doch unter den Karolingern erhielt man erneut einen Aufschwung. Im Westen war es für eine Frau wie Irene nicht möglich den Thron zu besteigen, aus diesem Grund sah Karl der Große den Thron des Ostens als unbesetzt an, als er selbst das Kaisertum im Westen annahm.

Byzanz war darüber absolut nicht erfreut, aus der Sicht dort übernahmen nun irgendwelche Germanen den Kaiserthron des Westens. Andererseits hatte man immer wieder mit anderen Problemen zu kämpfen. Somit hatte man nur eine Wahl den Protest auszudrücken, man verweigerte die Anerkennung – was zu einem kurzen Konflikt führte, der sich hauptsächlich in der Gegend von Venezien abspielte, bis sich die beiden Kaiserreich (Irene war mittlerweile nicht mehr Kaiserin von Byzanz) sich schließlich einigten. Byzanz erkannte Karl den Großen an, der gab besetzte Gebiete zurück. Dadurch das Byzanz die Macht war die Karl Anerkannte sah es sich als die höhere der beiden Kaiserreiche.
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Kaiserreiche - Maxdorfer - 07.06.2012, 17:06
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