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Troja, was ist wahr an dem Mythos?
21.04.2016, 10:05
Beitrag: #18
RE: Troja, was ist wahr an dem Mythos?
(21.04.2016 07:29)Teresa C. schrieb:  Was Poseidon betrifft, ist noch ein anderer Aspekt nicht uninteressant?

Seine Rolle ist im Mythos um Troja gewissermaßen ambivalent, wenn wir Homers "Odysee" einbeziehen. Denn hier ist Poseidon der Verursacher der Odyssee, in Epos wird das damit begründet, dass er der Vater des Zyklopen Polyphem ist und sich für das, was Odysseus seinem Sohn angetan hat, rächen will. Das Polyphem-Abenteuer des Odysseus findet sich bereits in den ältesten Bilddarstellungen, die als dem Troja-Mythos zugehörig gedeutet werden, weswegen auch für sehr möglich gehalten wird, dass es bereits vor Homers "Odyssee" zur Figur des Odysseus gehört hat.

Wobei es hier wahrscheinlich so ist, dass Homer mit "odysseus" einen anderen alten Mythos verarbeitet hat. Allein schon,dass die Götter bei Homer sich so zwiespältig verhalten, könnte darauf hindeuten, dass Homer mehrere Versionen der gleichen Geschichten kannte...


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(21.04.2016 07:29)Teresa C. schrieb:  Neben Aeneas wird bei Vergil noch ein weiterer Trojaner namens Antenor zum Ahnherrn einer der Städte auf der Appenninenhalbinsel gemacht.

Nun ja, viele Völker geben an, trojanische Ahnherren zu haben. So sollen auch die britannischen Könige von einem der Gefolgsleute von Äneas abstammen...

(21.04.2016 07:29)Teresa C. schrieb:  Interessant ist übrigens, dass es auch eine Version gibt, wonach Aeneas (der gewöhnlich als "positiver" Held gilt) seine Flucht aus Troja dadurch gelang, in dem er die Stadt an die "Griechen" verraten hat. Ein Detail, was wieder zeigt, wie vielfältig dieser Mythos und Stoff um die Zerstörung der Stadt Troja ist, ganz egal, ob hier legendäre oder tatsächliche, wenn gleich "entstellte" Erinnerungen überliefert sind oder diese erst aus politischen, künstlerischen bzw. dramaturgischen Gründen verändert und ausgebaut wurden.

Das ist in der Tat sehr interessant. Aber bei dem Thema "Verrat" hängt es immer vom sozialen Kontext ab, was dieser "Verrat" eigentlich ist. Es mag durchaus sein, dass die eine oder andere Deutung die Tatsache, dass Aeneas die Stadt verlassen hat und nicht geblieben ist, als "Verrat" interpretiert hat.
In der Artussage heißt es z.B. immer, die Königin Gwenwhyfar habe Ehebruch mit Lancelot begannen- was gewöhnlich als sexuelles Verhältnis angesehen wird. Wird jedoch unterstellt, Gwenwhyfar sei Königin kraft eigenen Rechtes gewesen, hat sie vielleicht in Wahrheit in militärisches Bündis verlassen...Aber da sist ein ganz anderes Thema

(21.04.2016 07:29)Teresa C. schrieb:  Was aber wiederum eine Möglichkeit ist, die eigene Sicht auf den wahren Gehalt der Geschichtsüberlieferung, wie wir sie heute sehen, zu hinterfragen? Nur ein Beispiel: Ist die Sicht auf die "Römerzeit", die "Völkerwanderung", das "Mittelalter" oder sogar bereits das 19. und 20. Jahrhundert nicht vielleicht längst auf dieselbe Weise beeinflusst, verzerrt oder einschneidend verändert worden?Smile

Davon würde ich mal ausgehen. Es gibt keinen objektiven Schreiber und auch keinen objektiven Historiker. Je nach eigenem kulturellen Hintergrund und persönlicher Geschichte kann auch ein um objektivität bemühter Schreiber es nie völlig unterlassen, Sachverhalte zu bewerten.
Und gerade bei vielen anlten Schriften ging es nicht mal um Objketivität. Kein Mensch glaubt heute mehr, dass Caesar mit seinem "Bello Gallico" ein objektives Geschichtswerk verfassen wollte (auch wenn man lange Jahre getan hat als ob.)...
Jede Geschichte wird entprechend des Zeitgeistes neu interpretiert. Weswegen es wohl auch kein Zufall ist, dass so viele historische Romane um das alte Rom heute beim Lesen so vorkommen, als meinten sie eigentlich die Vereinigten Staaten...

Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
Oscar Wilde
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RE: Troja, was ist wahr an dem Mythos? - Bunbury - 21.04.2016 10:05

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