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Das einfache Volk im Römischen Reich
29.04.2016, 16:26
Beitrag: #1
Das einfache Volk im Römischen Reich
Viele Historiker offenbaren bzw. berichten dem geschichtsinteressierten meistens nur über die Elite in der Römischen Welt; doch ich möchte über die untere Schicht der Römischen Bevölkerung schreiben, die von der Geschichte oft vergessen werden.
Mein Text beinhaltet das Leben der breiten Bevölkerungsschicht und wie deren Leben aussah: das heißt über Frauen, Männer, Prostituierten und Soldaten.
Doch vorerst erwähne ich den Alltag der Frauen und Männer. Es ist aber nur ein Querschnitt, denn diese Thematik allein ist schon sehr komplex.

Bei einer Eheschließung im Römischen Reich mussten vier Voraussetzungen erfüllt sein, das heißt:
beide Partner mussten frei und nicht von gesetzlichen Einschränkungen betroffen sein.
Sie mussten mindestens im Pupertätsalter sein um eine Ehe schließen zu können.
Alle relevanten Parteien mussten ihre Zustimmung geben – Mann und Frau und deren Eltern.

Insbesondere spielte die Mitgift eine wesentliche Rolle. Ganz sicher war der Wert der Mitgift nicht so hoch wie bei der Elite. Sie war sehr gering. Eine Aussteuer für die Heirat in Kleidung und Wert waren gewöhnlich 200 Drachmen. Es war sogar bei den Armen oft erforderlich, ihr Haus und Grundstück zu verkaufen, damit sie diese Summe aufbringen konnten.
Wenn ich diese mal kurz mit der Elite vergleiche, war diese Summe für sie einen Klacks! Die Mitgift der reichen Leute war ein halbes Goldtalent in Gütern, Schmuck im Wert von1.500 Drachmen, hochwertige Kleidungsstücke im Wert von 5.000 Drachmen, sowie vier Talente und 2.000 Drachmen in Münzen – das mal so nebenbei.

Auch wenn die Aussteuer der einfachen Frau aus dem Volke in der Ehe einen gewissen Einfluss hatte, so war sie doch immer der Autorität des Mannes unterworfen. Vor der Heirat war es der Vater.
Sofern die Frau geheiratet hatte und zu seinem Haus zog, gehörte sie nicht mehr direkt zu ihrer Familie, sondern ihrem Ehemann.
Von der Ehefrau wurde erwartet das sie Schwächen ihres Mannes zu dulden hatte, wie Alkoholmißbrauch, Spielsucht, oder Frauenaffären (falls er diese Neigungen aufwies).
Wenn die Frau zum Beischlaf nicht bereit war, oder ungern, hatte der Mann das Recht zu einer Prostituierten zu gehen oder sich mit einer Sklavin (falls sie eine hatten) zu vergnügen..

In erster Linie war alle Aufmerksamkeit auf ihre Kinder zu richten, die rigoros im Mittelpunkt standen und einen hohen Stellenwert einnahmen..

Es kam auch in der antiken Welt vor, das Kinder (besonders Mädchen) entweder ausgesetzt wurden oder sie verkauften es als Prostituierte. Somit wurde sehr verarmte Familien Geld, Kleidung und Nahrung geboten. All diese Begebenheiten war oft besonders für Frauen eine sehr schmerzliche Entscheidung.
Anlass war oft ihre Armut oder das unerwünschte Kind.

Romantische Liebe? Oft weit gefehlt! Denn diese galt als trügerisch verunglimpft. Eher baute sich eine eheliche Beziehung in Respekt auf. Wie dem auch sei... an Ehefrauen wurden die Erwartungen gestellt, ein Mittelpunkt der Familie zu sein. Sie hatte für die Kindererziehung und Haushalt zu sorgen. Ihnen wurde aber jede Rolle außerhalb ihres Hauses verwehrt.
Frauen hatten im Römischen Reich kein Recht am öffentlichen Leben teilzunehmen. Sie wurden als nicht rechtsfähig angesehen, durften nicht wählen und blieben von einer höheren Bildung ausgeschlossen. Wenn sie ihr Haus verließ, dann nur um ihre Einkäufe oder andere Besorgungen zu erledigen (wenn sie keine Sklaven hatten). Was wenigstens die Frauen noch durften, war, dass sie an öffentlichen Zeremonien teilnehmen konnten.

Die Frau galt im allgemeinen oft nur „Mittel zum Zweck“ was in unserer Zeit für die meisten Menschen unvorstellbar ist.

Selbst die Alltagssorgen für die gewöhnlichen Römer waren stets mit allgemeinen an Moralvorstellungen und übernatürlichen Kräften orientiert. Diese Einstellungen konnte das tägliche Leben oft in Aufruhr bringen; denn die natürliche Reaktion auf ihr oft kümmerliches Leben in einer Welt unbeherrschbarer physischer und sozialer Bedrohung des Überlebens war oft mit Besorgnis erfüllt.
Auch war es möglich, dass Frauen bei extremen Ehekrisen ihren Mann sogar verließen.

Gewalt in einer Ehe war nicht auszuschließen. Meistens hatte die Ehefrau gegenüber den Wutausbrüchen ihre Manns die Vernunft und Selbstbeherrschung zu Tage gelegt. Oft hatte der Mann auch die Sprache der Sklaverei benutzt. Hatte sie einmal nur einen Fehler gemacht, bewusst oder unbewusst, (Haushalt/Kindererziehung), konnte es vorkommen, dass der Mann derart jähzornig wurde und seine Frau verprügelte, selbst wenn sie dabei zu Tode kam.
Das ist selbst auf einigen Grabsteinen bezeugt, z. B. Von einer gewissen Iulia Mariana, die im Verlauf eines häuslichen Streits erschlagen wurde:

„...in ewiger Ruhe der Iulia Mariana, einer höchst tugendhafte Frau, erschlagen von der Hand ihres grausamen Ehemannes. Sie starb, bevor es ihr Schicksal so bestimmt hat.
Mit ihm (dem Gemahl) lebte sie 28 Jahre und brachte von ihm zwei Kinder zur Welt: einen Sohn, 19. Jahre alt, und eine Tochter, 18. Jahre alt. O Treu, O Liebe! IuliusMaior, ihr Bruder seiner süßen Schwester und Ingenunius, ihr Sohn (?) haben den Grabstein setzen lassen".


Oder eine weitere Inschrift eines Grabsteines:

„Restutus Picenesis und Prima Restuta machten diesen Grabstein für Prima Florentia, ihre liebe Tochter, die ihr Ehemann, Orfens, in den Tiber warf. Der Mann mit Namen December errichtete dies für eine, die nur für 16 Jahre lebte".


lg Aurora

Einem Haus eine Bibliothek hinzuzufügen heißt, dem Haus eine Seele zu geben.

Marcus Tullius Cicero
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29.04.2016, 17:11
Beitrag: #2
RE: Das einfache Volk im Römischen Reich
(29.04.2016 16:26)Aurora schrieb:  Die Frau galt im allgemeinen oft nur „Mittel zum Zweck“ was in unserer Zeit für die meisten Menschen unvorstellbar ist.

Danke zunächst für diesen ausgesprochen interessanten Beitrag.

Wie wenig Frauen im alten Rom galten, auch in den vornehmen Familien, wurde für mich durch nichts mehr verdeutlicht als die Tatsache, dass sie nicht einmal einen eigenen Namen hatten. Sie erhielten die weibliche Form des Familiennamens.(Also bei den Juliern "Julia". Und wenn es sieben Töchter gab, dann hießen die siebte eben "Julia Septima"... bei zweien konnte es sein, dass die Ältere dann "Julia Major" und die jüngere "Julia Minor" genannt wurde.)
ich weiß allerdings nicht, ob das auch beim einfachen Volk so war.
Aber wenn man bedenkt, wie wichtig ein Namen zur Herausbildung der Identität ist...

Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
Oscar Wilde
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29.04.2016, 18:56
Beitrag: #3
RE: Das einfache Volk im Römischen Reich
Ja richtig, Bunbury. Das mit den Namen bei den vornehmen Familien ist mir auch bekannt, aber beim einfachen Volk bin ich mir auch nicht sicher. Ich bin gerade dabei, das Buch mit dieser Thematik zu lesen, aber bin noch nicht damit durch. Falls das noch erwähnt wird, melde ich mich dazu.
Ich freue mich, das dir mein Beitrag gefällt, und auch vielen Dank Smile

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Marcus Tullius Cicero
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03.05.2016, 16:07
Beitrag: #4
RE: Das einfache Volk im Römischen Reich
Soweit ich es bis jetzt heraus gefunden habe, wurden die Toten der Armen ohne eine Zeremonie auf den Armenfriedhöfen (ohne Angabe von Namen!) begraben, sogar in Massengräbern. Auch wurden die Leichen oft verbrannt und in Urnen gestreut. Wenn arme Leute es sich leisten konnten, war eine bescheidende Bestattung möglich.

Hier mal eine Inschrift ohne Namen:

Die mir vorangegenenen Tod, meine einzige Gattin, keusch von Natur, deren Herz völlig dem meinen vereint, treu dem treuen Gemahl, mit ihm von gleicher Gesinnung, ohne die Neigung zum Geiz lies von der Pflicht sie nicht ab.

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Marcus Tullius Cicero
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