Plautus im Nonnenkloster (von Conrad Ferdinand Meyer)
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13.05.2016, 20:23
Beitrag: #1
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Plautus im Nonnenkloster (von Conrad Ferdinand Meyer)
Plautus im Nonnenkloster
Novelle von 1882 Zur Handlung: (siehe unten) Zum Autor: Conrad Ferdinand Meyer (11. Oktober 1825, Zürich - 28. November 1898, in Kilchberg bei Zürich) war ein Schriftsteller, der historische Novellen, Romane und Lyrik geschrieben hat. Literarhistorisch wird er dem "Poetischen Realismus" zugeordnet. Zusammen mit Gottfried Keller und Jeremias Gotthelf gilt er als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Schweizer Dichtern des 19. Jahrhunderts. --------------------------------- Überlegungen zu seiner Novelle "Plautus im Nonnenkloster": Historische Romane oder Romane, die historisch sein wollen, sind zurzeit große Mode, und das Konzil von Konstanz wird aus Anlass des 600jährigen Jubiläums zurzeit auch am Buchmarkt entsprechend mit Publikationen unterschiedlicher Qualität bedacht (oder auch vermarktet). Ein guter Anlass, sich wieder einmal mit einem heute wohl eher vergessenen Autor des 19. Jahrhunderts zu beschäftigen: Conrad Ferdinand Meyer, der mehrere historische Novellen hinterlassen hat. "Plautus im Nonnenkloster", erstmals publiziert 1882, spielt während des Konzils von Konstanz und gehört zu den wenigen heiteren Werken des Autors. (Allerdings handelt es sich um einen eher feinen und subtilen Humor.) Wie alle Novellen des Autors gibt es eine Rahmenhandlung, auf der jemand (hier die Hauptfigur Poggio selbst) die Geschehnisse der eigentlichen Handlung berichtet. Zum Inhalt: Im Herbst 1417 wird Poggio Bracciolini berichtet, dass in einem in der Nähe von Konstanz gelegenen Nonnenkloster ein Plautus-Codex aufbewahrt werde. Obwohl die Wahl des neuen Papstes unmittelbar bevorsteht, ist es für Poggio wichtiger den Plautus an sich zu bringen. Also bricht er zum Kloster auf, wobei er es auch mit den zweifelhaften Zuständen, die dort herrschen und einem unglücklichen Liebespaar zu tun bekommt. Poggio Bracciolini (1380 - 1459), der Protagonist und Erzähler dieser Novelle, hat tatsächlich gelebt. Er gilt als einer der wichtigsten Humanisten der italienischen Renaissance und einer ihrer Wegbereiter. Zu seinen Verdiensten gehört es, dass er einige der bedeutendsten Werke der Antike wiederentdeckte und der europäischen Geisteswelt erneut zugänglich machte, und dieser Aspekt ist auch in die Handlung der Novelle eingeflossen. Der historische Poggio hat sich tatsächlich auf dem Konzil von Konstanz aufgehalten und ist auch die Handlung der Novelle weitgehend Erfindung, so fällt sie doch in die Kategorie: wenn schon nicht tatsächlich, dann gut erfunden. Obwohl die Handlung selbst fiktiv ist und ich keineswegs behaupten würde, dass Meyers historische Figuren tatsächlich so gewesen sein müssen, wie er sie beschreibt,, habe ich den historischen Hintergrund bei ihm und seine (historischen und fiktiven) Figuren wesentlich authentischer gefunden im Vergleich zu fast allen historischen Romanen des 21. Jahrhunderts, die ich inzwischen gelesen habe. Die Novelle vermittelt eine gewisse "Normalität", die sehr erfrischend ist, vielleicht gerade, weil hier keine Geschehnisse von weltbewegender Bedeutung abgehandelt werden. Wie die meisten Werke der Weltliteratur, die bei Amazon gratis auf den Kindle geladen werden könnten, gibt es auch hier keine Extras wie z. B. ein Nachwort oder erklärende Fußnoten. Aber was spricht dagegen, diese Geschichte einfach auf sich wirken zu lassen und sich selbst dazu einige Gedanken zu machen? (Zudem es zum Konzil von Konstanz, zu Poggio Bracciolini und zu Conrad Ferdinand Meyer ohnehin eine Menge Sekundärliteratur gibt.) __________________ ---------------------------
Nur die Geschichtenschreiber erzählen uns, was die Leute dachten. Wissenschaftliche Forscher halten sich streng an das, was sie taten. Josephine Tey, Alibi für einen König |
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14.05.2016, 13:46
Beitrag: #2
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RE: Plautus im Nonnenkloster (von Conrad Ferdinand Meyer)
Ich habe das "Nonnenkloster" vor Jahrzehnten gelesen, kann mich ums Verrecken nicht mehr auf die Handlung besinnen.
Werde daher dies zum Anlass nehmen den "Cordinand Ferdinand" wieder unters Kopfkissen zu legen. NS: Es gibt in Konstanz zwischen Münster, Inselhotel und Konzil etliche Ecken die zu Zeiten des Konzils vermutlich nicht viel anders ausgesehen haben, wer im Sommer an den Bodensee kommt kann dies als "begleitende Literatur" konsumieren. "Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966) |
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21.05.2016, 17:39
Beitrag: #3
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RE: Plautus im Nonnenkloster (von Conrad Ferdinand Meyer)
Vielleicht kannst du mir bei einem Fachbegriff weiterhelfen, zu dem ich bis jetzt keine nachvollziehbare Erklärung gefunden habe. In der Novelle findet sich der Begriff "ennebirgisch", der mir bereits im Zusammenhang mit den "Ennebirgischen Kriegen" (Urner Eidgenossen - Herzogtum Mailand) untergekommen ist. Was ist damit gemeint?
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22.05.2016, 11:43
Beitrag: #4
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RE: Plautus im Nonnenkloster (von Conrad Ferdinand Meyer)
Ich vermute mal, dass "ennebirgisch" so viel wie "innerhalb des Gebirges" bedeutet...
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22.05.2016, 21:35
Beitrag: #5
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RE: Plautus im Nonnenkloster (von Conrad Ferdinand Meyer)
(22.05.2016 11:43)913Chris schrieb: Ich vermute mal, dass "ennebirgisch" so viel wie "innerhalb des Gebirges" bedeutet... Der richtige Ausdruck lautet "Ennetbirgisch" jenseits des Gebirges genauer des Alpenhauptkammes. Ennetach = über der Ach, jeseits der Ach Ein alter schwäbisch/allemanischer Ausdruck in der Schweiz auch heute noch im Gebrauch "Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966) |
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23.05.2016, 09:55
Beitrag: #6
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RE: Plautus im Nonnenkloster (von Conrad Ferdinand Meyer)
(13.05.2016 20:23)Teresa C. schrieb: Zum Autor: Empfehlenswert von Meyer finde ich auch die Novelle "der Heilige" - es geht dabei um Thomas Becket (Meyer lässt Becket einige Jungendjahre im maurischen Spanien verbringen). Lustig ist die kleine Novelle "Der Schuss von Kanzel" - es geht dabei um den alternden General aus Zürich, Rudolf Wertmüller (historisch), der übrigens auch im "Jürg Jenatsch" einen kurzen Auftritt hat. |
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23.05.2016, 10:43
Beitrag: #7
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RE: Plautus im Nonnenkloster (von Conrad Ferdinand Meyer)
(22.05.2016 21:35)Suebe schrieb:(22.05.2016 11:43)913Chris schrieb: Ich vermute mal, dass "ennebirgisch" so viel wie "innerhalb des Gebirges" bedeutet... *mich verneige* VG Christian |
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