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Prostitution in der Römischen Antike
23.05.2016, 12:17
Beitrag: #1
Prostitution in der Römischen Antike
Vorerst möchte ich bemerken, das diese Thematik sehr komplex ist und ich daher nur einen Querschnitt als Einleitung schreiben möchte...

Meretrix
Eine Menge von Synonymen aus dem lateinischen existieren für den Begriff "Prostituierte", wie wohl kaum für eine Person dieser Tätigkeit im alten Römischen Reich verwendet wurde, wie z. B. Meretrix (Dirne), (wogegen "Lupa" als Billighuren bezeichnet wurden).
Die Meterix (spezialisierte Gruppe oder gar Edelhure wie wir sie heute bezeichnen würden) bildeten in der Römischen Gesellschaft tatsächlich eine heterogene Gruppe. Sie waren meistens alleinstehende, mittellose Frauen, die sich ihren Lebensunterhalt auf dieser Weise verdienten. Das Einkommen von Prostituierten im allgemeinen war recht unterschiedlich.

Scortum
So wurden Prostituierte als zweitrangig bezeichnet und bedeutet evtl. auch "Fell" oder "Leder"; aber lt. Kommentar von Donatus zu Terenz steht Scortum auch als eine Bezeichnung für die weibliche Scham, auch wurden diese Begriffe als unzüchtige Frauen, also abschätzig, übertragen.

Lupa (eig. Wölfin)
wurde als der niedrigste Typ von Prostituierten bezeichnet und wurden als "verkommene Huren" angesehen. Dass Lupa der älteste Ausdruck für Prostituierte war lt. Livius behauptet (1.4.7.) ist jedoch nicht erwiesen.
Interessant ist auch hierbei, dass die Gattin des Hirten Faustulus in der Gründungslegende als Amme von Remus und Romulus und zugleich als Lupa beschrieben wurde, ist nicht stichhaltig!

Trotz einer vielfältigen Zahl literarischer Zeugnisse über die Prostitution in der Antike sind historisch nachprüfbare Einzelschicksale kaum dokumentiert.
Für die Herkunft der Frauen und Mädchen, die in Bordellen, Kneipen und auf der Straße tätig waren, konnte bisher wenig in Erfahrung gebracht werden. Es fehlen uns schriftliche Belege.

Der wahrscheinlich wichtigste Faktor für eine Zwangsprostitution von Frauen und auch Knaben war hierbei die Sklaverei. So wird somit die sexuelle Ausbeutung ein Fakt - doch fällt nicht hierunter eine sexuelle Ausbeutung der weiblichen Sklaven durch ihre Besitzer; denn diese bezog sich ja für sexuelle Befriedigung des Herrn.

Hierbei spielte eine wesentliche Rolle die uneingeschränkte sexuelle Verfügbarkeit der Sklaven/innen für ihre Herren und deren Freunde. Das spiegelt die gesamte antike Literatur wider...

Bekanntlich beginnt die "Ilias" mit dem Zorn des Archill, der darin gründet, dass ihm seine Lieblingssklavin Briseis geraubt worden war. Zur Beute der Krieger von Troja, gehörten stets gefangene Frauen und Mädchen. Hierbei wurden sogar die Gefangenen als Preis beim Wagenrennen ausgesetzt. Die warteten dann bei den Tieren (Stuten, Rindern) auf ihre neuen Besitzer. Diese Handlungen waren durchaus legitim für die kommerzielle Prostitution doch nur für die kriegerische adlige Herrenschicht.

Gerade in Rom, wo die kommerzielle Prostitution in der Antike längst weit verbreitet war, hatte diese eine uneingeschränkte akzeptierte Praxis des Sexualverkehrs der Herren mit den Sklaven beiderlei Geschlechts, aber nicht zu unterschätzen war der Einfluss auf den Charakter und Umfang der Prostitution, die ausgeübt wurde.

Als Rechtsobjekte verfügten Sklaven bezüglich ihrer Person und Sexualität über keinerlei wirksamen Schutz durch das Römische Recht, welches eindeutig die Interessen der Besitzer vertrat. Keinesfalls hatte sich die Herrenschicht Gedanken über die kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Sklaven/innen gemacht.
Schutz - auch gegen sexuelle Übergriffe - erfuhr ein Sklave bzw. eine Sklavin nur dann, wenn das im Interesse des Besitzers lag.

Frauen und Mädchen gelangen üblicherweise oft schnell in die Prostitution durch Armut. Auch gelangen Sklaven durch Kriegsgefangenschaft, Kindesaussetzung, Kindsverkauf, Selbstverkauf oder organisierter Menschenraub in die Prostitution.


Fortsetzung folgt

Einem Haus eine Bibliothek hinzuzufügen heißt, dem Haus eine Seele zu geben.

Marcus Tullius Cicero
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26.05.2016, 13:48
Beitrag: #2
RE: Prostitution in der Römischen Antike
Teil II (wieder nur ein Querschnitt, da das Thema sehr komplex ist)

Kriegsgefangenschaft

Das war eine der wichtigsten Punkte der Sklavenbeschaffung. Die Sieger in der antiken Welt erlangten somit die Macht über Leben und Tod der Besiegten. Es wurde aber wenig oder gar nicht darauf geachtet, ob es Kinder, Frauen oder gar Greise waren! Die "menschliche Beute" wurden dann verkauft. Besonders Mädchen und Frauen endeten dann oft in die Zwangsprostitution, was durchaus als legitim und selbstverständlich galt.
Für das weibliche Geschlecht war dann nur eines möglich: entweder Sklaverei oder das Bordell.

Um eine Vorstellung von diesen Abläufen zu bekommen, möchte ich hinzufügen, dass die Frauen/Mädchen, die in Bordellen verschleppt wurden, war vorwiegend in den großen Eroberungskriegen der ersten beiden Jahrhunderten vor Chr. der Fall. Zu dieser Zeit nahmen die Massenversklavungen regelrechte Ausmaße an.

Aussetzungen von Kindern/Kindesverkauf

Auch hier kristallisierten sich Prostituierte heraus, die von Zuhältern "abgerichtet" zur Prostitution wurden. Hierbei spielte die Geringschätzung das kindliche Lebens sowie das alte"ius vitae necisque" (Recht über Leben und Tod) des Familienoberhauptes eine wesentliche Rolle. Sie hatten das Recht, ihre Kinder auszusetzen oder zu verkaufen.

Neuere demographische und authopologische Untersuchungen zur Kindesaussetzungen haben ergeben, das in allen untersuchten Gesellschaften die Aussetzung vorwiegend Mädchen betraf. Die hellenisch-römische Kultur bildete keine Ausnahme. Es spielte hierbei die Geringschätzung des weiblichen Geschlechts, die Furcht vor Schande bei unehelichen Kindern, sowie Armut eine wesentliche Rolle.

Auch war es eine Tatsache, dass in der Kaiserzeit freie Kinder verkauft wurden. Grundlage dessen waren die politischen, sozialen und wirtschaftlichen Mißstände der Eltern zu Beginn des 3. Jh. n. Chr.

Menschenraub

Die größte Gefahr war wohl für Mädchen und Frauen in die Sklaverei oder Prostitution zu gelangen. Durch das organisierte Kidnapping von Räubern, Betrügern und Piraten wurde es ermöglicht, die nur eines im Sinne hatten: Profit!
So etwas war keine Römische Erfindung; denn schon in der phönizischen Zeit und auch in der hellenischen Welt war es gang und gäbe, gewinnbringendes Geschäft mit Sklaven/Prostituierten zu machen.

In der Kaiserzeit blühte der Handel mit den Frauen und Mädchen in Randgebieten des Römischen Imperium und auch in den benachbarten Barbarenländern. Auch wenn die kaiserliche Flotte die Piraterie einzudämmen versuchte, konnten sie aber nicht die Gefahr der Räuber zur See - noch derer zu Lande - völlig bannen. Die Piraten gingen die kaiserliche Flotte aus dem Wege und zogen sich mit ihrer "Beute" in abgelegenen Orten besonders im Roten Meer bzw. Schwarze Meer zurück.

Ab dem 3. Jh. n. Chr. verlagerte sich auch die Piraterie in nördliche Gebiete des Imperium, gegen welche die in Britannien stationierte Flotte vorging.

Obwohl Piraten als Gesetzlose betrachtet wurden, wurde aber nicht gegen die Vermarktung der erbeuteten Personen vorgegangen; denn das hätte zur Folge gehabt, den Sklavenhandel zum Erliegen zu bringen. Daran war niemand interessiert.
Auf "menschliche Ware" wurden an Handelsrouten und auch Häfen Zölle erhoben, die nach Regionen und Marktlage unterschiedlich ausfielen. Der Handel mit der "menschlichen Ware" wurde gar verglichen mit dem Weizen- und Weinexporten.

Rom bietet einige Anhaltspunkte in Hinsicht, dass sich Händler auch auf besondere Sklaven spezialisierten, z. B. mit besonders schöne Frauen. So zeigt es der Sarkophag des M. Sempronius Nikokrates, ein Musiker, der nach seiner Tätigkeit als Händler menschlicher Ware hervorging und Schöne Frauen bevorzugte.
Die Beschreibung des Älteren Seneca über Verkauf einer von Piraten erbeutete Sklavin:

Sen. Contr. 1.2.1

"Nackt stand sie am Ufer zur Betrachtung durch den Käufer:
Alle Teile ihres Körpers wurden begutachtet und betastet.
Wollt ihr den Ausgang der Versteigerung hören?
Der Pirat verkauft sie, der Zuhälter kauft sie, man erhebt keinen Einwand"

Auch wird eine Prostituierte aus den sozialen Stand, die nicht für rein und schön galt, beschrieben:

Mart. 6. 66

"Kürzlich verkaufte der Ausrufer Gellianus ein Mädchen von nicht allzuguten Ruf, wie sie inmitten der Subura (ein Stadtvietel in antiken Rom, indem nur die Armen der Ärmsten wohnten; auch galt es als Rotlichtmillieu) sitzte. Da sie lange nur wenig im Preis stand, wollte er allen beweisen, dass sie sauber sei. Er zog sich die Sträubende mit der Hand zu sich und küsste sie zwei-, drei-, viermal. Den Erfolg seiner Küsse möchtest du wissen?
Der 600 bot, der lehnte nun doch ab"


lg Aurora

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Marcus Tullius Cicero
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26.05.2016, 14:59
Beitrag: #3
RE: Prostitution in der Römischen Antike
Die Sieger achteten schon auf den "Wert" der Beute/Sklaven. Greise wurden zurückgelassen o. getötet.
In einer realistischen Verfilmung über die Raubzüge, ich glaube der Mayas wurde auch gezeigt, das sie die Kleinkinder alleine zurückgelassen haben. Dies war schon extrem und wahrscheinlich eher selten.

viele Grüße

Paul

aus dem hessischen Tal der Loganaha (Lahn)
in der Nähe von Wetflaria (Wetzlar) und der ehemaligen Dünsbergstadt
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26.05.2016, 17:28
Beitrag: #4
RE: Prostitution in der Römischen Antike
@Paul: Wenn ich auch Greise erwähnt habe, die noch "mobil" waren, dann wurden sie noch als Sklaven in Haushalte gehalten.
Auch im alten Rom kam es vor, dass Kinder ausgesetzt oder getötet worden waren.
Die Kultur der Mayas unterscheidet sich doch von der römischen Kultur.
Ob wir diese miteinander vergleichen könnten??
Bin mir gar nicht so sicher...

Edit:
Außerdem habe ich nur einen Querschnitt über diese Thematik geschrieben, weil dies wirklich sehr komplex ist.

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Marcus Tullius Cicero
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