Strafverfolgung von NS-Verbrechen in der BRD
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12.08.2016, 20:19
Beitrag: #1
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Strafverfolgung von NS-Verbrechen in der BRD
(11.08.2016 17:07)Dietrich schrieb:(07.08.2016 12:39)Sansavoir schrieb: Ich habe mich in den letzten Tagen mit einigen Biografien von SS-Offizieren beschäftigt, die um 1910 bis 1915 geboren wurden und stellte trotz der unterschiedlichen Lebenswege nach dem 2. Weltkrieg einige Gemeinsamkeiten fest. (11.08.2016 19:38)Suebe schrieb:(11.08.2016 17:07)Dietrich schrieb: ./. Dietrich hat dieses Thema aufgegriffen. Und ich denke es ist einen 3nd wert. Hier mal ein Schnipsel aus dem Spiegel Zitat: Im Bundestag verteidigte der Kanzler im Herbst 1952 seine Personalpolitik: von da http://www.spiegel.de/spiegel/spiegelspe...64826.html "Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966) |
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16.08.2016, 19:23
Beitrag: #2
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RE: Strafverfolgung von NS-Verbrechen in der BRD
Artikel 131 des Grundgesetzes sah die Übernahme von Personen des öffentlichen Dienstes aus den Vertreibungsgebieten pp. wiederum in den öffentlichen Dienst der Bundesrepublik vor.
Dies sollte ebenso für solche gelten, die auf grund ihrer Tätigkeit während der "verhängnisvollen 12 Jahre" aus dem öffentlichen Dienst entfernt worden waren. Dazu wurde im Mai 1951 folgendes Gesetz vom Bundestag abgesegnet Zitat:Gesetz zur Regelung der Rechtsverhältnisse der unter Artikel 131 des Grundgesetzes fallenden Personenfür uns hier interessant ist, dass das Gesetz besagte, dass alle die im Entnazifizierungsverfahren nicht als Hauptschuldige oder Belastete eingestuft worden waren, wieder eingestellt werden konnten. Das Gesetz wurde ohne! Gegenstimme verabschiedet. Es gab lediglich 2 Enthaltungen. Und, man höre und staune, auch die KPD-Abgeordneten stimmten zu. Und hier ist wohl auch der Schlüssel zum Verständnis der bundesrepublikanischen Wirklichkeit der 50er und 60er zu finden. Angesichts der immensen Zahl von mehr oder weniger involvierten Ex-Nazis ging es gar nicht anders. Dass diese "131er", so nannte sie der Volksmund, kein irgendwie geartetes Interesse an der Verfolgung von NS-Verbrechen hatten, ist klar. Die "Schlussstrich" Mentalität da viele Befürworter hatte, ist klar. Und der Pragmatiker Adenauer mit seinem Satz "man muss die Menschen nehmen wie sie sind" wird verständlicher. Man kann nicht ein paar Hundertausend mit der Schaufel in den Straßenbau schicken, die eigentlich knapp wissen, dass es eine Schaufel gibt. Das erträgt die Volkswirtschaft auch nicht "Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966) |
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16.08.2016, 20:07
Beitrag: #3
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RE: Strafverfolgung von NS-Verbrechen in der BRD
"20jährige Generäle wird mir die Nato nicht abnehmen."
So Adenauer auf Vorwürfe ehemalige Wehrmachtsoffiziere und sogar Generäle in die Bundeswehr integriert zu haben. Wobei, das muss man dazusagen, die wirklichen Verbrecher schon außen vor blieben. Natürlich musste man mit den vielen Mitläufern etwas Sinnvolles anstellen, aber die Schlußstrichmentalität erlaubte es eben auch wirklichen Schwerverbrechern wieder unbehelligt und in Würde zu leben als wäre nichts gewesen. Heute scheint es auch merkwürdig, warum man auf die Arbeitskraft von Menschen Wert legte, die scheinbar beliebig loyal sein können - was im Staatsdienst ja verlangt wird. Die ehemaligen Berufsoldaten in Waffen-SS und Wehrmacht, die belastet waren, mussten sich übrigens alle einen neuen Beruf suchen. Mit gutem Willen ging das schon. "Es gibt nur eine Sache die größer ist als die Liebe zur Freiheit: Der Hass auf die Person, die sie dir weg nimmt."(Che Guevara) |
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16.08.2016, 20:20
Beitrag: #4
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RE: Strafverfolgung von NS-Verbrechen in der BRD
Mir hat mal einer der 131er erzählt, Postbeamter, am Tag als er wieder bei der Post eingestellt wurde, wären ein paar Tonnen kohlen angeliefert worden.
Und auf dem ganzen Postamt hätte es an diesem Tag keinen gegeben, der die Kohlen in den Keller schaufeln konnte, nur ihn. Man muss die Menschen nehmen wie sie sind, sagte Adenauer. Und kleinliche Schikanen gehören zum Menschen. Was mich wirklich überrascht hat, dass auch die KPD diesem Gesetz zustimmte., Die Vermutung liegt doch nahe, dass wir Spätgeborenen dem ganzen Komplex einfach nicht so richtig gerecht werden können. "Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966) |
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16.08.2016, 20:53
Beitrag: #5
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RE: Strafverfolgung von NS-Verbrechen in der BRD
Was macht eigentlich der Erdogan mit den 80000 (?) Beamten, die er gerade entfernt hat?
"Ich schütte kein schmutziges Wasser weg solange ich noch kein sauberes habe". Man versteht schon, warum die Adenauer-Ära heute auch als beklemmend gesehen wird. Die Menschen nehmen wie sie sind. Das hätten mal die Opfer der Belasteten sagen sollen. Zweierlei Maß kann nicht zur Befriedung einer Gesellschaft beitragen und nach und nach wurde dann die schmutzige Wäsche eben doch gewaschen. "Es gibt nur eine Sache die größer ist als die Liebe zur Freiheit: Der Hass auf die Person, die sie dir weg nimmt."(Che Guevara) |
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18.08.2016, 08:57
Beitrag: #6
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RE: Strafverfolgung von NS-Verbrechen in der BRD
(01.01.2016 11:55)Suebe schrieb: Nachkriegskinder von Sabine Bode passt auch hier rein "Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966) |
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18.08.2016, 14:10
Beitrag: #7
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RE: Strafverfolgung von NS-Verbrechen in der BRD
(16.08.2016 19:23)Suebe schrieb: für uns hier interessant ist, dass das Gesetz besagte, dass alle die im Entnazifizierungsverfahren nicht als Hauptschuldige oder Belastete eingestuft worden waren, wieder eingestellt werden konnten. Das liest sich gut und Papier ist geduldig. Tatsache war allerdings, dass den Behörden Tausende verbrecherische Nazis durch die Maschen schlüpften. Andere waren zwar schwer belastet, wurden aber wegen "mangelnder Beweislage" nicht bestraft (Tote können nicht reden) oder zu lächerlich geringen Haftstrafen verurteilt. Und selbst da kamen fast alle vorzeitig wieder frei. Die Aufklärung von NS-Verbrechen war nach 1945 Aufgabe der Landeskriminalämter. Nur waren diese - wie die Polizei - durchsetzt mit ehemaligen Angehörigen der Einsatz- und Sonderkommandos, Mordeinheiten zur "Endlösung der Judenfrage". Stellvertretender Leiter des LKA Hessen war z.B. lange Zeit Johannes Müller, am 21.8.1942 wegen seiner Verdienste bei der Judenvernichtung von Himmler zum SS-Obersturmbannführer befördert. Sechs SS-Führer, die zur Elite des NS-Apparats gehört hatten, wurden sogar Leiter eines LKA (Georg Heuser, Friedrich Hünten, Karl Schulz, Oskar Wenzky, Kurt Zillmann, Walter Zirpins). Deren Taten waren allerdings so offensichtlich, dass z.B. Georg Heuser in den 60er Jahren in einem Kriegsverbrecherprozess verurteilt wurde (er kam schon 1969 wieder frei). Gegen andere wurde nie Anklage erhoben oder Beschuldigungen wurden niedergeschlagen. Gerade bei Personen, die am Judenmord beteiligt waren, war es einfach, sich bei Kriegsende von NS-Dienststellen echte Pässe mit falschen Personalien ausstellen zu lassen. Und man höre und staune: Gerade diese Leute waren im Zeichen des Kalten Krieges für die Geheimdienste im Westen wie im Osten gefragte Spezialisten, Ich empfehle hierzu allen Interessierten das Buch von Ernst Klee Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, das 2003 bei S. Fischer erschien. Es enthüllt in erschreckender Weise, wie viele NS-Verbrecher und Mitläufer ungeschoren davonkamen und nach Kriegsende ihre alte Berufstätigkeit wieder aufnehmen konnten. Als geachtete Bürger dieser Republik. |
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18.08.2016, 18:20
Beitrag: #8
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RE: Strafverfolgung von NS-Verbrechen in der BRD
Ich kannte einen, der ist als junger Polizist bei einer Einsatzgruppe gelandet.
Man kann bei Browning, Ganz normale Männer, nachlesen was das hieß. 1945 in Norwegen in britische Gefangenschaft, von den Briten an die Russen ausgeliefert, 5 Jahre Zwangsarbeit in den vorherigen Einsatzgebieten. Dann an die DDR überstellt, in Waldheim 25 Jahre Zuchthaus abbekommen. Von Adenauer 55 Weihnachten "heimgeholt". ABER, die Offiziere SD-Männer usw. usf. wurden von den Briten NICHT an die Russen ausgeliefert. Aus humanitären Gründen, da denen dort unzweifelhaft die Todesstrafe gedroht hätte. Die Briten haben sie irgendwann der deutschen Justiz überstellt, mit dem Ergebnis, dass denen Jahrzehntelang gar nichts passiert ist! Erst in den 60er Jahren wurde denen in der BRD der Prozess gemacht. Der oben genannte wurde mehrfach als Zeuge geholt. Die Strafen waren mit Sicherheit "kommoder" als das was die Mannschaften abbekamen. So wird durch die "Zeitläufe" Ost- West-Konflikt usw. usf aus Recht in jedem Fall Unrecht. Es ist jedenfalls vom Rechtsverständnis absolut nicht hinehmbar, dass für die gleichen Taten, fürchterlichen Verbrechen, zwischen Galgen und "gar nichts" alles drin war. Aber wir reden hier halt nicht zuletzt von Politik. "Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966) |
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