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Ist das Judentum in Deutschland wirklich gefährdet?
10.09.2012, 22:11
Beitrag: #1
Ist das Judentum in Deutschland wirklich gefährdet?
Moin,

vorneweg: Ich würde eine sachliche Diskussion zum Thema begrüßen. Wer meint sich wieder irgendwelche Vorwürfe an den Kopf werfen zu müssen, darf gerne davon absehen in die Tasten zu hauen.

Worum es geht:
In den letzten Tagen geschahen zwei Dinge, die eine riesige Debatte losgetreten haben. Erstens wurde ein Rabbi in Berlin von antisemitischen Arabern krankenhausreif geschlagen. Zweitens fällte ein Gericht in Köln das Urteil, dass Beschneidungen Körperverletzung seien.
Der Aufschrei der Juden in Deutschland ist gigantisch. Relativ offen wird gefragt, ob es als Jude noch sicher sei in Deutschland zu leben bzw. wie antisemitisch die Deutschen seien. Von entfesseltem Hass in Emails und im Internet ist die Rede und vor allem davon, dass sich die Täter trauen offen zu sprechen, also nicht anonym. Ein neues Level sei erreicht. Den vorläufigen Höhepunkte setzte Frau Knobloch in der SZ, als sie fragte ob es falsch gewesen sei vor sechs Jahren die Koffer auszupacken und überhaupt nach dem zweiten Weltkrieg in Deutschland zu bleiben.

Aber ist das wirklich so? Müssen Juden in Deutschland Angst haben?
Ich finde den Aufschrei in mehrerlei Bezug massivst übertrieben.
Antisemitismus existiert auch heute noch, genauso wie alberne Klischees vom reichen Juden - das ist klar. Aber in Deutschland mehr als anderswo? Zumindest der Blick nach Polen dürfte vieles relativieren. Nun ist es keine Ausrede wenn es woanders noch schlimmer ist. Aber was ist konkret passiert? Ein Rabbi wurde wegen seinem Juden-sein zusammengeschlagen. Das ist ein heftiger Fakt und gehört besonders beachtet. Aber ist deshalb wirklich das Judentum in Deutschland gefährdet? Es ist sicherlich kein Zustand, wenn soetwas passiert. Aber bedenken sollte man immernoch, dass es nun einmal Verbrechen gibt und auch Körperverletzung. Das geht dem Punk in manchen Ecken genauso. Sicherlich können sich auch Schwarze nicht überall sicher fühlen. Für mich ist es nicht legitim aus dem Vorfall zu folgern man könne sich als Jude in Deutschland nicht frei bewegen. Manche Viertel zu meiden zu müssen ist ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft, aber "manche Viertel" sind nicht Deutschland.
Was das Internet angeht: Es ist kein neues Phänomen, dass im Internet und in Foren regelmäßig alle Hemmungen fallen gelassen werden und unmaskiert zu Tage tritt, was manche Menschen denken! Ausländer können davon ein Lied singen. Auch dies ist nicht schön, verwerflich sogar und sollte argumentativ und bildungstechnisch bekämpft werden, aber gefährdet es jüdisches Leben in Deutschland?
Am Problematisten ist sicherlich das Urteil zur Beschneidung. Es gehört zum jüdischen Glauben diese Beschneidung zu praktizieren. Man kann wahrscheinlich - ich persönlich sehe das entspannter, bin aber vllt. kein Maßstab denke ich doch was Religon angeht relativ sakulär - hier folgern, dass jüdisches Leben in Deutschland dadurch eingeschränkt wird. Aber hier Antisemitismus zu wittern ist meiner Meinung nach ein erheblicher Angriff auf die deutsche Judikative, die über diesen Vorwurf in meinen Augen ganz klar erhoben ist. Zudem: Es wird bereits an einem Gesetzentwurf gearbeitet der Beschneidungen wieder erlauben soll, wegen der religösen Relevanz, in Berlin wurde eine Sonderregelung geschaffen. In wenigen Monaten ist das Thema durch und die Beschneidung juristisch abgesichert. Die muslimische Seite übrigens, die hier ebenfalls eingeschränkt ist, sieht das Thema offensichtlich viel entspannter. Für mich ist diese Aufregung fehl am Platz. Übertrieben, Deutschland hat was Toleranz angeht, andere, größere Baustellen. Womit ich ausdrücklich den Angriff auf den Rabbi nicht verharmlosen möchte.
Zuletzt: Frau Knobloch: Eine Frau, die bis vor sechs Jahren auf gepackten Koffern mit Pässen saß um notfalls rasch ausreisen zu können und erst vor sechs Jahren diese auspackte, fragt sich nun ob das richtig ist. Da geht mir jedes Verständnis ab. Lebt diese Frau im selben Land wie ich? Ich möchte noch fragen, ob sie noch alle Sinne beisammen hat. Wie kann man auf solch einen Gedanken kommen? Mal abseits von der völlig verrückten Idee im Jahr 2006, mehr als 50 Jahre nach Ende des zweiten Weltkriegs immernoch Angst vor Verfolgung in Deutschland zu haben...
Ich bin ehrlich diese Einstellung, diese Arroganz macht mich wütend. Sie stellt es dar, als wären jene, die den Rabbi verprügelten, die im Internet hetzten die Mehrheit der Deutschen. Wer aber dies noch glaubt, der hat in meinen Augen grundlegende Entwicklungen der letzten Jahrzehnte verpasst bis ignoriert.

Ich für meinen Teil kann mir nicht helfen. Ich finde die Diskussion aufgeblasen, übertrieben und teilweise falsch.
Ich bin auch der Meinung, dass Deutschland eine Verantwortung auf Erinnerung und Mahnung hat, auch eine Wachfuktion, wenn es um Verfolgung oder Benachteiligung, auch speziell von Juden geht. allein ich sehe sie in diesem Maße nicht geschehen, wie allenthalben angesprochen wird.

Der vernetzte Mensch von heute gerät in Gefahr,
die globalisierte Welt als eine Ansammlung von Zitaten zu erleben.

Doug Mack
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11.09.2012, 10:58
Beitrag: #2
RE: Ist das Judentum in Deutschland wirklich gefährdet?
(10.09.2012 22:11)Viriathus schrieb:  Moin,

vorneweg: Ich würde eine sachliche Diskussion zum Thema begrüßen. Wer meint sich wieder irgendwelche Vorwürfe an den Kopf werfen zu müssen, darf gerne davon absehen in die Tasten zu hauen.

Worum es geht:
In den letzten Tagen geschahen zwei Dinge, die eine riesige Debatte losgetreten haben. Erstens wurde ein Rabbi in Berlin von antisemitischen Arabern krankenhausreif geschlagen. Zweitens fällte ein Gericht in Köln das Urteil, dass Beschneidungen Körperverletzung seien.
Der Aufschrei der Juden in Deutschland ist gigantisch. Relativ offen wird gefragt, ob es als Jude noch sicher sei in Deutschland zu leben bzw. wie antisemitisch die Deutschen seien. Von entfesseltem Hass in Emails und im Internet ist die Rede und vor allem davon, dass sich die Täter trauen offen zu sprechen, also nicht anonym. Ein neues Level sei erreicht. Den vorläufigen Höhepunkte setzte Frau Knobloch in der SZ, als sie fragte ob es falsch gewesen sei vor sechs Jahren die Koffer auszupacken und überhaupt nach dem zweiten Weltkrieg in Deutschland zu bleiben.

Aber ist das wirklich so? Müssen Juden in Deutschland Angst haben?
Ich finde den Aufschrei in mehrerlei Bezug massivst übertrieben.
Antisemitismus existiert auch heute noch, genauso wie alberne Klischees vom reichen Juden - das ist klar. Aber in Deutschland mehr als anderswo? Zumindest der Blick nach Polen dürfte vieles relativieren. Nun ist es keine Ausrede wenn es woanders noch schlimmer ist. Aber was ist konkret passiert? Ein Rabbi wurde wegen seinem Juden-sein zusammengeschlagen. Das ist ein heftiger Fakt und gehört besonders beachtet. Aber ist deshalb wirklich das Judentum in Deutschland gefährdet? Es ist sicherlich kein Zustand, wenn soetwas passiert. Aber bedenken sollte man immernoch, dass es nun einmal Verbrechen gibt und auch Körperverletzung. Das geht dem Punk in manchen Ecken genauso. Sicherlich können sich auch Schwarze nicht überall sicher fühlen. Für mich ist es nicht legitim aus dem Vorfall zu folgern man könne sich als Jude in Deutschland nicht frei bewegen. Manche Viertel zu meiden zu müssen ist ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft, aber "manche Viertel" sind nicht Deutschland.
Was das Internet angeht: Es ist kein neues Phänomen, dass im Internet und in Foren regelmäßig alle Hemmungen fallen gelassen werden und unmaskiert zu Tage tritt, was manche Menschen denken! Ausländer können davon ein Lied singen. Auch dies ist nicht schön, verwerflich sogar und sollte argumentativ und bildungstechnisch bekämpft werden, aber gefährdet es jüdisches Leben in Deutschland?
Am Problematisten ist sicherlich das Urteil zur Beschneidung. Es gehört zum jüdischen Glauben diese Beschneidung zu praktizieren. Man kann wahrscheinlich - ich persönlich sehe das entspannter, bin aber vllt. kein Maßstab denke ich doch was Religon angeht relativ sakulär - hier folgern, dass jüdisches Leben in Deutschland dadurch eingeschränkt wird. Aber hier Antisemitismus zu wittern ist meiner Meinung nach ein erheblicher Angriff auf die deutsche Judikative, die über diesen Vorwurf in meinen Augen ganz klar erhoben ist. Zudem: Es wird bereits an einem Gesetzentwurf gearbeitet der Beschneidungen wieder erlauben soll, wegen der religösen Relevanz, in Berlin wurde eine Sonderregelung geschaffen. In wenigen Monaten ist das Thema durch und die Beschneidung juristisch abgesichert. Die muslimische Seite übrigens, die hier ebenfalls eingeschränkt ist, sieht das Thema offensichtlich viel entspannter. Für mich ist diese Aufregung fehl am Platz. Übertrieben, Deutschland hat was Toleranz angeht, andere, größere Baustellen. Womit ich ausdrücklich den Angriff auf den Rabbi nicht verharmlosen möchte.
Zuletzt: Frau Knobloch: Eine Frau, die bis vor sechs Jahren auf gepackten Koffern mit Pässen saß um notfalls rasch ausreisen zu können und erst vor sechs Jahren diese auspackte, fragt sich nun ob das richtig ist. Da geht mir jedes Verständnis ab. Lebt diese Frau im selben Land wie ich? Ich möchte noch fragen, ob sie noch alle Sinne beisammen hat. Wie kann man auf solch einen Gedanken kommen? Mal abseits von der völlig verrückten Idee im Jahr 2006, mehr als 50 Jahre nach Ende des zweiten Weltkriegs immernoch Angst vor Verfolgung in Deutschland zu haben...
Ich bin ehrlich diese Einstellung, diese Arroganz macht mich wütend. Sie stellt es dar, als wären jene, die den Rabbi verprügelten, die im Internet hetzten die Mehrheit der Deutschen. Wer aber dies noch glaubt, der hat in meinen Augen grundlegende Entwicklungen der letzten Jahrzehnte verpasst bis ignoriert.

Ich für meinen Teil kann mir nicht helfen. Ich finde die Diskussion aufgeblasen, übertrieben und teilweise falsch.
Ich bin auch der Meinung, dass Deutschland eine Verantwortung auf Erinnerung und Mahnung hat, auch eine Wachfuktion, wenn es um Verfolgung oder Benachteiligung, auch speziell von Juden geht. allein ich sehe sie in diesem Maße nicht geschehen, wie allenthalben angesprochen wird.

Guter Beitrag, variathus twelf points , real one point.

Natürlich ist die Diskussion über die Körperverletzung an dem Rabbi aufgeblasen, wird aber z.B. hier im Forum zielgerecht dahingehend missbraucht, weil einerseits diese Tat als rassistisch begründet, immer wieder bemüht wird, und andererseits auf rassistische Auswüchse im Land Israel selber hingewiesen wird.
Die Botschaft soll lauten: da es auch in Israel Rassismus gibt, dann ist doch der rassistisch begründete Antisemitismus in Deutschland doch eigentlich nicht so schlimm, schaffen es die Juden doch nicht einmal im eigenen Land ohne Rassismus. (z.B. gegen Araber)

Genau das ist die eigentliche Botschaft.

------------------

Richtig, die Juden sind in Deutschland wieder angekommen, sie haben ihre Koffer wieder ausgepackt.
In einem Nachbarstadtteil, vom Rotem Altona , "Am Grindel" in Harvestehude in Hamburg, früher ein von vielen Juden bewohnter Stadteill, hat sich ein reges jüdisches Leben entwickelt.

Wenn orthodoxe Juden mit Schläfenlocken und Stremel mit ihren Kindern in die Synagoge gehen.
Man möchte diesen Juden um den Hals fallen und sich für ihren Großmut gegenüber dem Land danken, dem Land der Mörder ihrer Väter und Mütter

Für mich anfangs auch fremd, Ich sprach einen einmal vor Jahren an und sagte ihm, dass mir das gefällt, ich mich aber noch an das bisher ungewohnte Bild gewöhnen müsse. Er hatte dafür Verständnis und sagte auch, dass ihn ähnlich schon mehrere Deutsche angesprochen hätten, er sich aber eigentlich nicht wie in einem Panoptikum fühlen möchte.

Jüdisches Leben in Hamburg, muslimisches Leben in Hamburg,
Geschäfte, in denen nur koschere Lebensmittel verkauft werden, Geschäfte, in denen nur helale Lebensmittel verkauft werden.

Das stelle ich mir unter einer weltoffenen Stadt vor.
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11.09.2012, 16:21
Beitrag: #3
RE: Ist das Judentum in Deutschland wirklich gefährdet?
Erstmal ein sehr guter Eröffnungspost. Smile
(10.09.2012 22:11)Viriathus schrieb:  Aber ist das wirklich so? Müssen Juden in Deutschland Angst haben?
Nein. Warum auch ??
Der Angriff auf den Rabbi war tragisch und ist schlimm, nur ist er ein Einzelfall und die Mehrheit der Deutschen verurteilt ihn.
Die Diskussion über die Beschneidung ist für mich auch kein Anzeichen von Antisemitismus, sondern eine notwendige Diskussion um die Grenze zwischen Religionsfreiheit und dem Recht auf körperliche Unversehrtheit zu ziehen.

"Auflehnung ist das heiligste aller Rechte und die notwendigste aller Pflichten."
Marquis de La Fayette
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11.09.2012, 18:21
Beitrag: #4
RE: Ist das Judentum in Deutschland wirklich gefährdet?
(10.09.2012 22:11)Viriathus schrieb:  Zuletzt: Frau Knobloch: Eine Frau, die bis vor sechs Jahren auf gepackten Koffern mit Pässen saß um notfalls rasch ausreisen zu können und erst vor sechs Jahren diese auspackte, fragt sich nun ob das richtig ist. Da geht mir jedes Verständnis ab.

Diese Frau hat den Holocaust miterlebt, ihn nur mit Glück und dank der Hilfe von Freunden überlebt. Kann man es ihr verdenken, dass sie jahrzehntelang fürchtete, solche Zeiten könnten eventuell wieder kommen?

Ich denke, nein.
Und wenn jetzt mit der Beschneidung ein Herzstück des jüdischen Glaubens angegriffen wird, kann man es ihr verdenken, dass ihr die alten Zweifel erneut kommen? Immerhin kennt sie noch die Zeiten, in denen ebenfalls versucht wurde, das Judentum in Deutschland auch in seiner religiösen Ausübung erst einmal per Gesetz zu behindern bzw. zu verhindern.

VG
Christian
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11.09.2012, 20:05
Beitrag: #5
RE: Ist das Judentum in Deutschland wirklich gefährdet?
Ich denke, dass Menschen jüdischen Glaubens nicht zusätzlich mehr Gewalt ausgesetzt sind als andere Bewohner oder Gäste Deutschlands. Ältere Menschen sind da viel gefährdeter. Letztlich ist Deuschland trotz der Zunahme von Gewalt immer noch ein sicheres Land.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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11.09.2012, 21:45
Beitrag: #6
RE: Ist das Judentum in Deutschland wirklich gefährdet?
Genaue Zahlen habe ich nicht recherchiert, es gibt mittlerweile in fast jeder größeren Stadt mehrere jüdische Gemeinden, die teilweise unterschiedliche Ausrichtungen haben. http://www.berlin-judentum.de/synagogen/richtungen.htm
Das Judentum ist eine Religion wie alle anderen mit unterschiedlichen Strömungen und Auffassungen, das ist in Israel nicht anders.
Dieser eine Vorfall in Berlin ist schrecklich, trotzdem denke ich nicht, das Menschen jüdischen Glaubens in D gefährdeter sind als anderswo. Ich habe aber Verständnis, wenn Juden in D sensibler und mißtrauischer sind als anderswo.
Die Hoffnung auf ein Miteinander aller Religionen und Herkünfte in D hege ich trotz aller spektakulärer Vorfälle noch immer. Im normalen Alltag jenseits von Schlagzeilen hat sich manches still und leise positiver entwickelt als prognostiziert. Um die vor einigen Jahren erbittert in Presse und TV geführte Kopftuchdebatte ist es still geworden, ich bemerke inzwischen einen optischen Wandel, schicke, selbstbewußte Frauen mit topmodischem Kopftuch sind nicht der Untergang des Abendlandes, sondern gewohnter Anblick in den Städten und werden deshalb kaum noch wahrgenommen.
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11.09.2012, 22:58
Beitrag: #7
RE: Ist das Judentum in Deutschland wirklich gefährdet?
(11.09.2012 21:45)Renegat schrieb:  Die Hoffnung auf ein Miteinander aller Religionen und Herkünfte in D hege ich trotz aller spektakulärer Vorfälle noch immer. Im normalen Alltag jenseits von Schlagzeilen hat sich manches still und leise positiver entwickelt als prognostiziert. Um die vor einigen Jahren erbittert in Presse und TV geführte Kopftuchdebatte ist es still geworden, ich bemerke inzwischen einen optischen Wandel, schicke, selbstbewußte Frauen mit topmodischem Kopftuch sind nicht der Untergang des Abendlandes, sondern gewohnter Anblick in den Städten und werden deshalb kaum noch wahrgenommen.
Da gebe ich dir recht.

Und - nur meine unmaßgebliche Meinung - auch dieses Thema, genau wie "Antideutsch sein", wurde zielgerichtet erstellt und hat in einem Forum für Geschichte nichts verloren. Wenn, dann sollte es nur am Rande diskutiert werden, soweit diesbezügliche und notwendige Gründe dazu vorliegen.

Und du warst schön. In deinem Auge schien
sich Nacht und Sonne sieghaft zu versöhnen.
...
So kam dich meine Liebe krönen.
Und meine nächteblasse Sehnsucht stand,
weißbindig wie der Vesta Priesterin,
an deines Seelentempels Säulenrand
und streute lächelnd weiße Blüten hin.

(Rainer Maria Rilke)
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12.09.2012, 00:04
Beitrag: #8
RE: Ist das Judentum in Deutschland wirklich gefährdet?
(10.09.2012 22:11)Viriathus schrieb:  Moin,

vorneweg: Ich würde eine sachliche Diskussion zum Thema begrüßen. Wer meint sich wieder irgendwelche Vorwürfe an den Kopf werfen zu müssen, darf gerne davon absehen in die Tasten zu hauen.

Worum es geht:
In den letzten Tagen geschahen zwei Dinge, die eine riesige Debatte losgetreten haben. Erstens wurde ein Rabbi in Berlin von antisemitischen Arabern krankenhausreif geschlagen. Zweitens fällte ein Gericht in Köln das Urteil, dass Beschneidungen Körperverletzung seien.
Der Aufschrei der Juden in Deutschland ist gigantisch. Relativ offen wird gefragt, ob es als Jude noch sicher sei in Deutschland zu leben bzw. wie antisemitisch die Deutschen seien. Von entfesseltem Hass in Emails und im Internet ist die Rede und vor allem davon, dass sich die Täter trauen offen zu sprechen, also nicht anonym. Ein neues Level sei erreicht. Den vorläufigen Höhepunkte setzte Frau Knobloch in der SZ, als sie fragte ob es falsch gewesen sei vor sechs Jahren die Koffer auszupacken und überhaupt nach dem zweiten Weltkrieg in Deutschland zu bleiben.

Aber ist das wirklich so? Müssen Juden in Deutschland Angst haben?
Ich finde den Aufschrei in mehrerlei Bezug massivst übertrieben.
Antisemitismus existiert auch heute noch, genauso wie alberne Klischees vom reichen Juden - das ist klar. Aber in Deutschland mehr als anderswo? Zumindest der Blick nach Polen dürfte vieles relativieren. Nun ist es keine Ausrede wenn es woanders noch schlimmer ist. Aber was ist konkret passiert? Ein Rabbi wurde wegen seinem Juden-sein zusammengeschlagen. Das ist ein heftiger Fakt und gehört besonders beachtet. Aber ist deshalb wirklich das Judentum in Deutschland gefährdet? Es ist sicherlich kein Zustand, wenn soetwas passiert. Aber bedenken sollte man immernoch, dass es nun einmal Verbrechen gibt und auch Körperverletzung. Das geht dem Punk in manchen Ecken genauso. Sicherlich können sich auch Schwarze nicht überall sicher fühlen. Für mich ist es nicht legitim aus dem Vorfall zu folgern man könne sich als Jude in Deutschland nicht frei bewegen. Manche Viertel zu meiden zu müssen ist ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft, aber "manche Viertel" sind nicht Deutschland.
Was das Internet angeht: Es ist kein neues Phänomen, dass im Internet und in Foren regelmäßig alle Hemmungen fallen gelassen werden und unmaskiert zu Tage tritt, was manche Menschen denken! Ausländer können davon ein Lied singen. Auch dies ist nicht schön, verwerflich sogar und sollte argumentativ und bildungstechnisch bekämpft werden, aber gefährdet es jüdisches Leben in Deutschland?
Am Problematisten ist sicherlich das Urteil zur Beschneidung. Es gehört zum jüdischen Glauben diese Beschneidung zu praktizieren. Man kann wahrscheinlich - ich persönlich sehe das entspannter, bin aber vllt. kein Maßstab denke ich doch was Religon angeht relativ sakulär - hier folgern, dass jüdisches Leben in Deutschland dadurch eingeschränkt wird. Aber hier Antisemitismus zu wittern ist meiner Meinung nach ein erheblicher Angriff auf die deutsche Judikative, die über diesen Vorwurf in meinen Augen ganz klar erhoben ist. Zudem: Es wird bereits an einem Gesetzentwurf gearbeitet der Beschneidungen wieder erlauben soll, wegen der religösen Relevanz, in Berlin wurde eine Sonderregelung geschaffen. In wenigen Monaten ist das Thema durch und die Beschneidung juristisch abgesichert. Die muslimische Seite übrigens, die hier ebenfalls eingeschränkt ist, sieht das Thema offensichtlich viel entspannter. Für mich ist diese Aufregung fehl am Platz. Übertrieben, Deutschland hat was Toleranz angeht, andere, größere Baustellen. Womit ich ausdrücklich den Angriff auf den Rabbi nicht verharmlosen möchte.
Zuletzt: Frau Knobloch: Eine Frau, die bis vor sechs Jahren auf gepackten Koffern mit Pässen saß um notfalls rasch ausreisen zu können und erst vor sechs Jahren diese auspackte, fragt sich nun ob das richtig ist. Da geht mir jedes Verständnis ab. Lebt diese Frau im selben Land wie ich? Ich möchte noch fragen, ob sie noch alle Sinne beisammen hat. Wie kann man auf solch einen Gedanken kommen? Mal abseits von der völlig verrückten Idee im Jahr 2006, mehr als 50 Jahre nach Ende des zweiten Weltkriegs immernoch Angst vor Verfolgung in Deutschland zu haben...
Ich bin ehrlich diese Einstellung, diese Arroganz macht mich wütend. Sie stellt es dar, als wären jene, die den Rabbi verprügelten, die im Internet hetzten die Mehrheit der Deutschen. Wer aber dies noch glaubt, der hat in meinen Augen grundlegende Entwicklungen der letzten Jahrzehnte verpasst bis ignoriert.

Ich für meinen Teil kann mir nicht helfen. Ich finde die Diskussion aufgeblasen, übertrieben und teilweise falsch.
Ich bin auch der Meinung, dass Deutschland eine Verantwortung auf Erinnerung und Mahnung hat, auch eine Wachfuktion, wenn es um Verfolgung oder Benachteiligung, auch speziell von Juden geht. allein ich sehe sie in diesem Maße nicht geschehen, wie allenthalben angesprochen wird.

Ich werde infolge einige Punkte herausgreifen.

Die Attacke auf den Rabbi war kein Einzelfall, sondern die Spitze eines Eisbergs, wie den Medien zu entnehmen war. Entsprechende Links habe ich gepostet.
Ob die Täter die deutsche Staatsbürgerschaft haben, entzieht sich meiner Kenntnis.

Wie äußert sich Antisemitisus?

Er äußert sich entgegen der veröffentlichten Wahrnehmung NICHT darin, dass man z.B. jüdische/isrealische Politik, einzelne Menschen jüdischen Glaubens oder jüdische Orgs kritisiert.


Antisemitismus beginnt damit, dass man gegenüber Juden per se negative Vorurteile hegt. Er verstärkt sich, wenn diese in Ablehnung und Hass münden und erreicht den Gipfel, wenn er in Gewalt mündet.

Bei Gewalt muss man unterscheiden, ob diese stattfand weil das Opfer Jude war oder ob die religiöse/ethnische Zugehörigkeit keine Rolle spielte. Diese Unterscheidung trifft die ADL beispielsweise nicht.


Thma Beschneidung:

Ich finde die Entscheidung des Gerichts, diese zu untersagen, völlig richtig.
Aus dem einfachen Grund, da die Beschneidung einen irreversiblen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit Unmündiger derstellt.
Wenn sich jemand beschneiden lassen möchte, so kann er das als Volljähriger selbst entscheiden und durchführen lassen.

Ich bin seit jeher der Meinung, dass Freiheit auch Grenzen braucht, nämlich dann, wenn sie in die Freiheit anderer eingreift undgenau das ist hier der Fall. Jüdische Kinder werden der Freiheit beraubt, selbst zu entscheiden, ob sie beschnitten sein wollen oader nicht.
Religionsfreiheit ist nicht grenzenlos.

Die Kultusgeimeinde tut sich, wenn sie gegen solche Enscheide die Antisemitismuskeule auspackt, einen Bärendienst, weil sie damit echten Antisemitismus, wie z.B. den im o.a. Fall, marginalisiert.


Zur Eingangsfrage:

Grundsätzlich ist man als praktizierender Jude in D sicher.
Das gilt jedoch nicht uneingeschränkt, besonders nicht für alle Stadtteile der Ballungszentren.

Zudem hat sich die Sicherheitslage verschlechtert, die weitere Entwicklung bleibt abzuwrten, ich bin allerdings wenig optimistisch.

MfG, Titus Feuerfuchs
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12.09.2012, 17:34
Beitrag: #9
RE: Ist das Judentum in Deutschland wirklich gefährdet?
(11.09.2012 22:58)Wallenstein schrieb:  Und - nur meine unmaßgebliche Meinung - auch dieses Thema, genau wie "Antideutsch sein", wurde zielgerichtet erstellt und hat in einem Forum für Geschichte nichts verloren. Wenn, dann sollte es nur am Rande diskutiert werden, soweit diesbezügliche und notwendige Gründe dazu vorliegen.
Dieses Forum ist aber so gesehen kein reines Nirwana.
Außerdem finde ich es nicht shclimm, dass solche Themen auch mal diskutiert werden.

"Auflehnung ist das heiligste aller Rechte und die notwendigste aller Pflichten."
Marquis de La Fayette
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13.09.2012, 17:59
Beitrag: #10
RE: Ist das Judentum in Deutschland wirklich gefährdet?
Das Beschneidungsurteil hat ja die fundamental-atheistische Lobby auch sehr erfreut, aus ähnlichen Gründen wie Titus sie nannte.
Ich bin mir in dieser Hinsicht aber nicht sicher. De Facto bleiben die Jungs ja körperlich unversehrt in dem Sinne, dass ihnen zwar ein Stück Haut fehlt, sie aber sonst keine Einschränkungen haben.
Zudem gehört es ja zur jüdischen Erziehung dazu, das ist schon ein Bereich der persönlichen Freiheit. Zumal ja bei Kleinkindern auch die Eltern diejenigen sind die quasi frei in der Art ihrer Erziehung sind, solange sie dem Kind nicht aktiv schadet.
Schwer zu sagen, ich halte es hier grundsätzlich für angemessen, die Religionsfreiheit höher einzuschätzen.
Zumal sich das Kind ja später trotzdem vom Judentum abkehren kann ohne Probleme zu haben.
Schrecklich dagegen die in Teilen Afrikas praktizierten Beschneidungen an Mädchen!

Woher kommt eigentlich der Brauch der Beschneidung?



(12.09.2012 17:34)Annatar schrieb:  
(11.09.2012 22:58)Wallenstein schrieb:  Und - nur meine unmaßgebliche Meinung - auch dieses Thema, genau wie "Antideutsch sein", wurde zielgerichtet erstellt und hat in einem Forum für Geschichte nichts verloren. Wenn, dann sollte es nur am Rande diskutiert werden, soweit diesbezügliche und notwendige Gründe dazu vorliegen.
Dieses Forum ist aber so gesehen kein reines Nirwana.
Außerdem finde ich es nicht shclimm, dass solche Themen auch mal diskutiert werden.
Zumal wir uns im Politikteil des Forums befinden, wo man durchaus eine Meinung vertreten kann.

Der vernetzte Mensch von heute gerät in Gefahr,
die globalisierte Welt als eine Ansammlung von Zitaten zu erleben.

Doug Mack
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13.09.2012, 20:35
Beitrag: #11
RE: Ist das Judentum in Deutschland wirklich gefährdet?
(13.09.2012 17:59)Viriathus schrieb:  Ich bin mir in dieser Hinsicht aber nicht sicher. De Facto bleiben die Jungs ja körperlich unversehrt in dem Sinne, dass ihnen zwar ein Stück Haut fehlt, sie aber sonst keine Einschränkungen haben.
Die Vorhaut ist schon ein bischen mehr als das.
Wikipedia schrieb:Während des ganzen Lebens hält die Vorhaut die Eichel zart und feucht und schützt sie vor Verletzungen, Reibung und Austrocknung. Reibung (auch durch Kleidung) führt zu Verringerung der Reizbarkeit.
Die Vorhaut enthält zahlreiche Meissnersche Tastkörperchen, die durch Dehnung stimuliert werden. Auf diese Weise spielt die Vorhaut eine Rolle für die Sexualität des Mannes.
http://de.wikipedia.org/wiki/Vorhaut#Funktion
Außerdem kann die Beschneidung das Gehirn der Jungen bleibend verändern.
http://www.spiegel.de/spiegel/vorab/expe...49534.html
(13.09.2012 17:59)Viriathus schrieb:  Zudem gehört es ja zur jüdischen Erziehung dazu, das ist schon ein Bereich der persönlichen Freiheit. Zumal ja bei Kleinkindern auch die Eltern diejenigen sind die quasi frei in der Art ihrer Erziehung sind, solange sie dem Kind nicht aktiv schadet.
Ganz klar nein. Mit Erziehung hat das nichts zu tun.
Wissenschaftliche Definition von Erziehung nach Klaus Hurrelmann schrieb:Erziehung ist die soziale Interaktion zwischen Menschen, bei der ein Erwachsener planvoll und zielgerichtet versucht, bei einem Kind unter Berücksichtigung der Bedürfnisse und der persönlichen Eigenart des Kindes erwünschtes Verhalten zu entfalten oder zu stärken.
Erziehung ist ein Bestandteil des umfassenden Sozialisationsprozesses; der Bestandteil nämlich, bei dem von Erwachsenen versucht wird, bewusst in den Prozess der Persönlichkeitsentwicklung von Kindern einzugreifen - mit dem Ziel, sie zu selbstständigen, leistungsfähigen und verantwortungsvollen Menschen zu bilden.
aus: Klaus Hurrelmann: Mut zur demokratischen Erziehung. In: Pädagogik 7-8/94, S. 13.
(13.09.2012 17:59)Viriathus schrieb:  Schwer zu sagen, ich halte es hier grundsätzlich für angemessen, die Religionsfreiheit höher einzuschätzen.
Ich bin mir da nicht so sicher.
(13.09.2012 17:59)Viriathus schrieb:  Zumal sich das Kind ja später trotzdem vom Judentum abkehren kann ohne Probleme zu haben.
Das Kind könnte sich ja später auch beschneiden lassen, wenn es will. Im Gegensatz zu der Taufe hinterlässt nämlich die Beschneidung eine bleibende Wirkung, die auch nicht mehr rückgängig gemacht werden kann.
(13.09.2012 17:59)Viriathus schrieb:  Schrecklich dagegen die in Teilen Afrikas praktizierten Beschneidungen an Mädchen!
Stimmt.
(13.09.2012 17:59)Viriathus schrieb:  Woher kommt eigentlich der Brauch der Beschneidung?
Bei den Juden ist es das Zeichen für den Entritt zum Bund mit Gott.
1.Mose 17,10-14 schrieb:Und Gott sprach zu Abraham: Du aber halte meinen Bund, du und deine Nachkommen, Generation um Generation.
10 Das ist mein Bund zwischen mir und euch samt deinen Nachkommen, den ihr halten sollt: Alles, was männlich ist unter euch, muss beschnitten werden.
11 Am Fleisch eurer Vorhaut müsst ihr euch beschneiden lassen. Das soll geschehen zum Zeichen des Bundes zwischen mir und euch.
12 Alle männlichen Kinder bei euch müssen, sobald sie acht Tage alt sind, beschnitten werden in jeder eurer Generationen, seien sie im Haus geboren oder um Geld von irgendeinem Fremden erworben, der nicht von dir abstammt.
13 Beschnitten muss sein der in deinem Haus Geborene und der um Geld Erworbene. So soll mein Bund, dessen Zeichen ihr an eurem Fleisch tragt, ein ewiger Bund sein.
14 Ein Unbeschnittener, eine männliche Person, die am Fleisch ihrer Vorhaut nicht beschnitten ist, soll aus ihrem Stammesverband ausgemerzt werden. Er hat meinen Bund gebrochen.
http://www.bibleserver.com/text/EU/1.Mose17
Wie die Begründung bei den Moslems lautet weiß ich nicht.
(13.09.2012 17:59)Viriathus schrieb:  Zumal wir uns im Politikteil des Forums befinden, wo man durchaus eine Meinung vertreten kann.
Stimmt.

"Auflehnung ist das heiligste aller Rechte und die notwendigste aller Pflichten."
Marquis de La Fayette
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13.09.2012, 20:37
Beitrag: #12
RE: Ist das Judentum in Deutschland wirklich gefährdet?
(11.09.2012 18:21)913Chris schrieb:  Diese Frau hat den Holocaust miterlebt, ihn nur mit Glück und dank der Hilfe von Freunden überlebt. Kann man es ihr verdenken, dass sie jahrzehntelang fürchtete, solche Zeiten könnten eventuell wieder kommen?

Ich denke, nein.
Stimmt.
(11.09.2012 18:21)913Chris schrieb:  Und wenn jetzt mit der Beschneidung ein Herzstück des jüdischen Glaubens angegriffen wird, kann man es ihr verdenken, dass ihr die alten Zweifel erneut kommen? Immerhin kennt sie noch die Zeiten, in denen ebenfalls versucht wurde, das Judentum in Deutschland auch in seiner religiösen Ausübung erst einmal per Gesetz zu behindern bzw. zu verhindern.
Ja kann man, denn man kann auch von ihr verlangen zu erkennen, dass die BRD von 2012 nicht das Dritte Reich ist.

"Auflehnung ist das heiligste aller Rechte und die notwendigste aller Pflichten."
Marquis de La Fayette
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14.09.2012, 02:32
Beitrag: #13
RE: Ist das Judentum in Deutschland wirklich gefährdet?
(13.09.2012 20:35)Annatar schrieb:  
(13.09.2012 17:59)Viriathus schrieb:  Ich bin mir in dieser Hinsicht aber nicht sicher. De Facto bleiben die Jungs ja körperlich unversehrt in dem Sinne, dass ihnen zwar ein Stück Haut fehlt, sie aber sonst keine Einschränkungen haben.
Die Vorhaut ist schon ein bischen mehr als das.
Wikipedia schrieb:Während des ganzen Lebens hält die Vorhaut die Eichel zart und feucht und schützt sie vor Verletzungen, Reibung und Austrocknung. Reibung (auch durch Kleidung) führt zu Verringerung der Reizbarkeit.
Die Vorhaut enthält zahlreiche Meissnersche Tastkörperchen, die durch Dehnung stimuliert werden. Auf diese Weise spielt die Vorhaut eine Rolle für die Sexualität des Mannes.
http://de.wikipedia.org/wiki/Vorhaut#Funktion
Außerdem kann die Beschneidung das Gehirn der Jungen bleibend verändern.
http://www.spiegel.de/spiegel/vorab/expe...49534.html
(13.09.2012 17:59)Viriathus schrieb:  Zudem gehört es ja zur jüdischen Erziehung dazu, das ist schon ein Bereich der persönlichen Freiheit. Zumal ja bei Kleinkindern auch die Eltern diejenigen sind die quasi frei in der Art ihrer Erziehung sind, solange sie dem Kind nicht aktiv schadet.
Ganz klar nein. Mit Erziehung hat das nichts zu tun.
Wissenschaftliche Definition von Erziehung nach Klaus Hurrelmann schrieb:Erziehung ist die soziale Interaktion zwischen Menschen, bei der ein Erwachsener planvoll und zielgerichtet versucht, bei einem Kind unter Berücksichtigung der Bedürfnisse und der persönlichen Eigenart des Kindes erwünschtes Verhalten zu entfalten oder zu stärken.
Erziehung ist ein Bestandteil des umfassenden Sozialisationsprozesses; der Bestandteil nämlich, bei dem von Erwachsenen versucht wird, bewusst in den Prozess der Persönlichkeitsentwicklung von Kindern einzugreifen - mit dem Ziel, sie zu selbstständigen, leistungsfähigen und verantwortungsvollen Menschen zu bilden.
aus: Klaus Hurrelmann: Mut zur demokratischen Erziehung. In: Pädagogik 7-8/94, S. 13.
(13.09.2012 17:59)Viriathus schrieb:  Schwer zu sagen, ich halte es hier grundsätzlich für angemessen, die Religionsfreiheit höher einzuschätzen.
Ich bin mir da nicht so sicher.
(13.09.2012 17:59)Viriathus schrieb:  Zumal sich das Kind ja später trotzdem vom Judentum abkehren kann ohne Probleme zu haben.
Das Kind könnte sich ja später auch beschneiden lassen, wenn es will. Im Gegensatz zu der Taufe hinterlässt nämlich die Beschneidung eine bleibende Wirkung, die auch nicht mehr rückgängig gemacht werden kann.
(13.09.2012 17:59)Viriathus schrieb:  Schrecklich dagegen die in Teilen Afrikas praktizierten Beschneidungen an Mädchen!
Stimmt.
(13.09.2012 17:59)Viriathus schrieb:  Woher kommt eigentlich der Brauch der Beschneidung?
Bei den Juden ist es das Zeichen für den Entritt zum Bund mit Gott.
1.Mose 17,10-14 schrieb:Und Gott sprach zu Abraham: Du aber halte meinen Bund, du und deine Nachkommen, Generation um Generation.
10 Das ist mein Bund zwischen mir und euch samt deinen Nachkommen, den ihr halten sollt: Alles, was männlich ist unter euch, muss beschnitten werden.
11 Am Fleisch eurer Vorhaut müsst ihr euch beschneiden lassen. Das soll geschehen zum Zeichen des Bundes zwischen mir und euch.
12 Alle männlichen Kinder bei euch müssen, sobald sie acht Tage alt sind, beschnitten werden in jeder eurer Generationen, seien sie im Haus geboren oder um Geld von irgendeinem Fremden erworben, der nicht von dir abstammt.
13 Beschnitten muss sein der in deinem Haus Geborene und der um Geld Erworbene. So soll mein Bund, dessen Zeichen ihr an eurem Fleisch tragt, ein ewiger Bund sein.
14 Ein Unbeschnittener, eine männliche Person, die am Fleisch ihrer Vorhaut nicht beschnitten ist, soll aus ihrem Stammesverband ausgemerzt werden. Er hat meinen Bund gebrochen.
http://www.bibleserver.com/text/EU/1.Mose17
Wie die Begründung bei den Moslems lautet weiß ich nicht.
(13.09.2012 17:59)Viriathus schrieb:  Zumal wir uns im Politikteil des Forums befinden, wo man durchaus eine Meinung vertreten kann.
Stimmt.

Wie ich sehe, kann ich mir meine Antwort an Viriathus sparen, da du bereits alles Wesentliche geschrieben hast....

MfG, Titus Feuerfuchs
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14.09.2012, 11:13
Beitrag: #14
RE: Ist das Judentum in Deutschland wirklich gefährdet?
(13.09.2012 20:35)Annatar schrieb:  [quote='Viriathus' pid='10131' dateline='1347551999']
Ich bin mir in dieser Hinsicht aber nicht sicher. De Facto bleiben die Jungs ja körperlich unversehrt in dem Sinne, dass ihnen zwar ein Stück Haut fehlt, sie aber sonst keine Einschränkungen haben.
Die Vorhaut ist schon ein bischen mehr als das.
Wikipedia schrieb:Während des ganzen Lebens hält die Vorhaut die Eichel zart und feucht und schützt sie vor Verletzungen, Reibung und Austrocknung. Reibung (auch durch Kleidung) führt zu Verringerung der Reizbarkeit.
Die Vorhaut enthält zahlreiche Meissnersche Tastkörperchen, die durch Dehnung stimuliert werden. Auf diese Weise spielt die Vorhaut eine Rolle für die Sexualität des Mannes.

Aha, darum geht es also...Big Grin

Die Notwendigkeit der Vorhaut ist medizinisch umstritten, ganz egal, was in Wikipedia steht. So legen medizische Studien nahe, daß Jungen mit Vorhaut recht häufig mit Entzündungen der Eichel zu kämpfen haben- bei beschnittenen Jungen dagegen kommt das gar nicht mehr vor. In Deutschland neigt man dazu, in einem solchen Fall nicht mehr zu beschneiden, sondern das ganze mit Pülverchen und Cremes zu bekämpfen.
Aber wie das Mandeln herausnehmen, ist das hier eher eine Sache der nationalen Schulmedizin.
In Deutschland werden auch keine Mandeln mehr entfernt, wenn eiN Kind ständig mit Halsschmerzen zu kämpfen hat. In den Niederlanden geht man damit anders um.. Da kommen die Mandeln raus, und in der Regel war es das mit Entzündungen.

Möglicherweise geht das Ritual der Beschneidung auch tatsächlich auf derartige praktischen Überlegungen wie eine Vermeidung von Entzüdnungen zurück. Gerade in der Bibel findet sich viel, das im ersten Augenblick wie ein überholtes Ritual klingt, aber letztendlich auf praktische Überlegungen zurückgeht.

Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
Oscar Wilde
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14.09.2012, 11:52
Beitrag: #15
RE: Ist das Judentum in Deutschland wirklich gefährdet?
Nun kennt jeder Mann die Anwort darauf, warum die Vorhaut Vorhaut heißt, weil sie immer..... genau !
Richtig ist aber, dass sich in heißem Klima käsige Absonderungen unter dem Eichelkranz bilden, die weder hygienisch noch wohlriechend sind und auch nicht mit Sand im Wüstenklima beseitigt werden können.
So einfach ist eine Erklärung für die Entfernung der Vorhaut, die dann nicht mehr......
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14.09.2012, 19:43
Beitrag: #16
RE: Ist das Judentum in Deutschland wirklich gefährdet?
Wenn ich die Vorhaut ... werde ich an mir und meinen schriftlich hinterlegten Aussagen arbeiten müssen.
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14.09.2012, 19:49
Beitrag: #17
RE: Ist das Judentum in Deutschland wirklich gefährdet?
Du hast jetzt 60 Minuten, um diesen Beitrag abzuändern.

Die waren leider abgelaufen. Von daher ein Edit im obigen Beitrag.

Nobody is perfect!
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14.09.2012, 20:07
Beitrag: #18
RE: Ist das Judentum in Deutschland wirklich gefährdet?
(14.09.2012 11:13)Bunbury schrieb:  Aha, darum geht es also...Big Grin
Sei mal ehrlich. Es geht sowieso immer nur um das eine. Big Grin Tongue
(14.09.2012 11:13)Bunbury schrieb:  Die Notwendigkeit der Vorhaut ist medizinisch umstritten, ganz egal, was in Wikipedia steht. So legen medizische Studien nahe, daß Jungen mit Vorhaut recht häufig mit Entzündungen der Eichel zu kämpfen haben- bei beschnittenen Jungen dagegen kommt das gar nicht mehr vor. In Deutschland neigt man dazu, in einem solchen Fall nicht mehr zu beschneiden, sondern das ganze mit Pülverchen und Cremes zu bekämpfen.
Aber wie das Mandeln herausnehmen, ist das hier eher eine Sache der nationalen Schulmedizin.
Was in der Regel an mangelnder Hygiene liegt. Außerdem kann sich jeder nach eigenem Willen die Vorhaut entfernen lassen ode rnicht, wenn er alt genug ist um das selbst zu entscheiden.
(14.09.2012 11:13)Bunbury schrieb:  Möglicherweise geht das Ritual der Beschneidung auch tatsächlich auf derartige praktischen Überlegungen wie eine Vermeidung von Entzüdnungen zurück. Gerade in der Bibel findet sich viel, das im ersten Augenblick wie ein überholtes Ritual klingt, aber letztendlich auf praktische Überlegungen zurückgeht.
Das halte ich für sehr wahrscheinlich.

"Auflehnung ist das heiligste aller Rechte und die notwendigste aller Pflichten."
Marquis de La Fayette
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14.09.2012, 20:11
Beitrag: #19
RE: Ist das Judentum in Deutschland wirklich gefährdet?
@Prinz-Eugen
Was du mit deinem Freund machst, kannst du in irgend ein Sexforum schreiben, aber nicht hier.

"Auflehnung ist das heiligste aller Rechte und die notwendigste aller Pflichten."
Marquis de La Fayette
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14.09.2012, 20:33
Beitrag: #20
RE: Ist das Judentum in Deutschland wirklich gefährdet?
(14.09.2012 20:07)Annatar schrieb:  
(14.09.2012 11:13)Bunbury schrieb:  Aha, darum geht es also...Big Grin
Sei mal ehrlich. Es geht sowieso immer nur um das eine. Big Grin Tongue
(14.09.2012 11:13)Bunbury schrieb:  Die Notwendigkeit der Vorhaut ist medizinisch umstritten, ganz egal, was in Wikipedia steht. So legen medizische Studien nahe, daß Jungen mit Vorhaut recht häufig mit Entzündungen der Eichel zu kämpfen haben- bei beschnittenen Jungen dagegen kommt das gar nicht mehr vor. In Deutschland neigt man dazu, in einem solchen Fall nicht mehr zu beschneiden, sondern das ganze mit Pülverchen und Cremes zu bekämpfen.
Aber wie das Mandeln herausnehmen, ist das hier eher eine Sache der nationalen Schulmedizin.
Was in der Regel an mangelnder Hygiene liegt. Außerdem kann sich jeder nach eigenem Willen die Vorhaut entfernen lassen ode rnicht, wenn er alt genug ist um das selbst zu entscheiden.
(14.09.2012 11:13)Bunbury schrieb:  Möglicherweise geht das Ritual der Beschneidung auch tatsächlich auf derartige praktischen Überlegungen wie eine Vermeidung von Entzüdnungen zurück. Gerade in der Bibel findet sich viel, das im ersten Augenblick wie ein überholtes Ritual klingt, aber letztendlich auf praktische Überlegungen zurückgeht.
Das halte ich für sehr wahrscheinlich.

annatar, Entscheidung zur Beschneidung erst dann, wenn der Mann alt genug ist.
Stell dir lieber nicht den Schmerz vor, wenn die Schwester Dir die Betäubungsspritze mitten auf den Punkt setzt.
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