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War Alexander wirklich "Groß"?
21.11.2016, 19:46
Beitrag: #1
War Alexander wirklich "Groß"?
Es gibt Stimmen die sagen, Alexander der Große habe auf seinen Feldzügen bedenkenlos Zehntausende geopfert, er sei ein reiner Machtpolitiker, und daher verdiene er keinesfalls das Prädikat "Groß".
Dazu ist zu sagen:

Es ist ein ehernes Gesetz der historischen Zunft, dass man die Leistung und das Wirken von Menschen aus ihrer Zeit heraus beurteilen muss und dabei keine heutigen Maßstäbe anlegen darf. Das gilt auch für so genannte "Blutbäder" und ähnliches, die in der Antike nicht verwerflich waren, vor allem wenn sie im Rahmen militärischer Unternehmungen erfolgten. Die Haager Landkriegsordnung ist erst ein Produkt unserer aufgeklärten Zeit!

Für den antikem Menschen war von Bedeutung: Hat ein König, Politiker oder Feldherr seine Ziele erreicht - auch trotz großer Widerstände - und hat er etwas Außergewöhnliches geleistet? Beides muss man bei Alexander mit "ja" beantworten. Dass uns Heutigen einige seiner Maßnahmen, Ziele und Charakterzüge nicht schmecken, steht auf einem völlig anderen Blatt!

Die Bedeutung Alexanders liegt vor allem darin begründet, dass er der Weltkultur des Hellenismus den Weg bahnte, die sich über den ganzen - vor allem östlichen - Mittelmeerraum erstreckte und bis weit in den Nahen und Mittleren Osten ausstrahlte. Viele Jahrhunderte blieb der Hellenismus dort die bestimmende Kultur und letztlich ist sogar die byzantinische Kultur nicht unwesentlich davon beeinflusst worden. Das sind die Dinge, die von Alexander blieben, auch wenn sich sein Traum eines alle Nationen überwölbenden Großreichs nicht erfüllt hat.

Dennoch bleibt die Frage: War Alexander tatsächlich "Groß"?
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25.11.2016, 14:53
Beitrag: #2
RE: War Alexander wirklich "Groß"?
Meiner Meinung nach sollten wir nicht Alexander als reiner Machtpolitiker sehen. Die Antike war m. E. eine ganz andere Welt und nicht zu vergleichen mit der heutigen. In dieser Zeit herrschte eine ganz andere Weltanschauung.
Sein Vater Philip hatte ihn den Weg zum Erfolg geebnet; indem er das unbedeutende Makedonien - ein Streitobjekt des Adels Hoch- und Tiefland - zu einer starken Militärmacht gemacht hatte. Dazu eroberte der Vater noch Thessalien und Thrakien. Das genügte Philip aber nicht, denn er vereinte alle griechischen Stadtstaaten. Es entstand der Korinthische Bund, indem Alexander als Hegemon fungierte.
Alexanders spätere Erfolge gehen zweifellos zu einem bedeutenden Teil auf die Militärreformen seines Vaters zurück.

Es ist auch wohl an dem, das Alexander drastisch vorgegangen ist, und auch viele Soldaten sterben mussten. Aber sehr oft hatte er gegen Widersacher und Aufständen kämpfen müssen, z. B. während er im Norden in die Schlacht zog. So haben sich die Griechen im Süden geeinigt, jetzt wäre die Gelegenheit, sich von Makedonien zu befreien. Ihr Wortführer war Demosthenes, der das Gerücht unter den Griechen verbreitete, Alexander sei in Illyrien gefallen und Makedonien nun ohne Herrschaft war. Als erste erhoben sich die Einwohner Thebens und vertrieben die makedonischen Besatzungssoldaten aus der Stadt.
Doch Alexander erfuhr davon und reagierte auf der Stelle und wandte sich nach Theben zurück. Die Phalanx seines Generals Perdikkas eroberte die Stadt. Zur Bestrafung ließ Alexander sämtliche Gebäude mit Ausnahme der Tempel und des Wohnhauses des Dichters Pindar zerstören. Tausende von Einwohnern wurden getötet, die übrigen wurden in die Sklaverei verkauft. Die Stadt Theben existierte nicht mehr und sollte erst zwanzig Jahre später wieder aufgebaut werden. Aber Theben sollte aber nie mehr zur alten Bedeutung zurückkehren.
Die anderen Städte Griechenlands, abgeschreckt von Alexanders Strafe, brachen ihren Aufstand ab und ergaben sich.
Von den Korinthern ließ sich Alexander von neuem die Gefolgschaft versichern und verschonte sie daraufhin, da er sie ja auch als Verbündete in seinem Persienfeldzug brauchte.
In vielen Feldzügen ging er als Sieger hervor - wenn auch auf drastischer Weise. Aber wie schon gesagt: Es war eine ganz andere Weltanschauung zu jener Zeit.

Für mich hat Alexander eine geistige Größe^^

Einem Haus eine Bibliothek hinzuzufügen heißt, dem Haus eine Seele zu geben.

Marcus Tullius Cicero
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06.07.2017, 08:44
Beitrag: #3
RE: War Alexander wirklich "Groß"?
Ich möchte mich meiner Vorrednerin anschließen. Alexander hat das Prädikat "Groß" verdient, da er für seine damalige Zeit, seinen Gegnern geistig überlegen war. Er war so etwas wie ein Stratege, der zwar seine Schlachten blutig führte, denn zu der damaligen Zeit war dies so üblich, doch seinem Gegner auch immer einen Schritt voraus war. Dass war auch der Grund, weshalb er aus so vielen Schlachten als Sieger hervorgegangen ist.

"Die Geschichte lehrt die Menschen, dass die Geschichte die Menschen nichts lehrt." (Gandhi)
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06.07.2017, 13:45
Beitrag: #4
RE: War Alexander wirklich "Groß"?
(06.07.2017 08:44)Michi schrieb:  Ich möchte mich meiner Vorrednerin anschließen. Alexander hat das Prädikat "Groß" verdient, da er für seine damalige Zeit, seinen Gegnern geistig überlegen war.

Ob Alexander seinen Gegnern "geistig" überlegen war, können wir heute schlecht beurteilen. Vor allem aber war er ihnen militärstrategisch überlegen. Noch heute müssen wir staunen, wie er mit dem kleinen Häuflein makedonischer Soldaten das persische Riesenreich bezwingen konnte.

Erstaunlich sind auch Alexanders Visionen von einem politischen Zusammenschluss persischer und griechischer Völker, die sogar zu einer ethnischen Verschmelzung führen sollte. Für die Antike sind solche Gedanken ganz ungewöhnlch, wie überhaupt Alexanders beständiger Drang in unbekannte Welten erstaunt.
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06.07.2017, 20:25
Beitrag: #5
RE: War Alexander wirklich "Groß"?
Er war auf alle Fälle ein mutiger Mann, der die Welt nachhaltig veränderte.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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07.07.2017, 13:00
Beitrag: #6
RE: War Alexander wirklich "Groß"?
(06.07.2017 20:25)Sansavoir schrieb:  Er war auf alle Fälle ein mutiger Mann, der die Welt nachhaltig veränderte.

Ganz ohne Zweifel!

Allerdings ist von seinem Wirken unmittelbar wenig übrig geblieben. Gewaltige politische Veränderungen haben sich erst durch seine Nachfolger, die Diadochen ergeben, die allerdings ohne Alexander nicht denkbar sind.
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07.07.2017, 14:40
Beitrag: #7
RE: War Alexander wirklich "Groß"?
(07.07.2017 13:00)Dietrich schrieb:  
(06.07.2017 20:25)Sansavoir schrieb:  Er war auf alle Fälle ein mutiger Mann, der die Welt nachhaltig veränderte.

Ganz ohne Zweifel!

Allerdings ist von seinem Wirken unmittelbar wenig übrig geblieben. Gewaltige politische Veränderungen haben sich erst durch seine Nachfolger, die Diadochen ergeben, die allerdings ohne Alexander nicht denkbar sind.

Andererseits hatte Alexander auch psychopathische Züge und war - gegen Ende seines kurzen Lebens - offensichtlich verrückt. Alte Gefolgsleute wurden hingerichtet (sogar solche, welche ihm ganz unmittelbar das Leben gerettet hatten). Ebenso wurde der Arzt seines verstorbenen Geliebten hingerichtet - eine Massnahme, die eher zu mongolischen Gewaltherrscher als zu hellenistisch-philosophisch gebildete Könige passt.

Ich finde, die mythologische, nicht historische Überlieferung bringt seine Persönlichkeit treffend zum Ausdruck: Er war ein Mann, der komplexe Herausforderungen (der gordische Knoten) mit Gewalt (Schwert) und nicht mit Verstand löst. Wahrhaftig gross war sein, historisch ebenfalls nicht gesicherter Gegenpart, Diogenes, der nur einen Wunsch an ihn hatte ("geh mir aus der Sonne").
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08.07.2017, 01:05
Beitrag: #8
RE: War Alexander wirklich "Groß"?
Im Gegensatz zu vielen anderen Eroberern war Alexander nicht an der Zerstörung von Kulturen interessiert. Lag dies an seiner Erziehung und Ausbildung durch Aristoteles? Dass Alexander in seinen letzten Jahren psychopathische Züge aufwies, ist sicher richtig. Diese psychischen Beeinträchtigungen könnten als Folge seines exzessiven Lebensstils (Strapazen, Alkoholismus, Drogen) entsanden sein. Ebenso muss beachtet werden, dass sich Alexanders Verständnis über seine Rolle als Herrscher änderte. Er löste sich von den Vorstellungen der Makedonen und Griechen und orientierte sich an die von ihm besiegten ägyptischen und persischen Herrschern. Diese Änderung führte dazu, dass sogar langjährige Weggefährten hingerichtet wurden. Alexanders Gefährten glaubten deswegen, dass er verrückt geworden ist. Alexander selbst sah sich jedoch als legitimer Nachfolger des letzten ägyptischen und des letzten persischen Herrschers an.

Dies steht genau genommen auch nicht im Widerspruch zum Hellenismus, denn hellenistische Gesellschaften entstanden erst mit oder nach Alexander. Bekannte hellenistische Dynastien waren die Ptolemaeier und die Seleukiden.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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08.07.2017, 13:17
Beitrag: #9
RE: War Alexander wirklich "Groß"?
(08.07.2017 01:05)Sansavoir schrieb:  Dies steht genau genommen auch nicht im Widerspruch zum Hellenismus, denn hellenistische Gesellschaften entstanden erst mit oder nach Alexander. Bekannte hellenistische Dynastien waren die Ptolemaeier und die Seleukiden.

Diesen außerordentlich bedeutungsvollen Aspekt habe ich aus unerfindlichen Gründen nicht angesprochen.

Alexander bahnte dem Hellenismus seinen Weg in Asien und Nordafika. Ohne seine großflächigen Eroberungen wäre es dazu nicht gekommen.
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