In die Linse lächeln
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07.12.2016, 20:41
Beitrag: #3
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RE: In die Linse lächeln
Ich könnte mir vorstellen, dass das mit der Tugend der Disziplin zu tun hatte. Fotografien waren früher sehr teuer und etwas ganz besonderes, und der lachende Mensch war nicht das Ideal dieser Zeit. Tüchtigkeit, Disziplin und Selbstbeherrschung waren gefragt. Wenn ich mich so an Erzählungen meiner Großtante erinnere, galt ein Mädchen, das viel lachte, als liederlich und ein Mann, der viel lachte, als Halodrian...
Aber bist du dir sicher, was die Zeit anbetrifft? Ich habe mir die alten Bilder meiner Familie angesehen, und abgesehen von Brautleuten auf ihren Hochzeitsfotos lächelt keiner. Als der älteste Bruder meiner Mutter geheiratet hat, gab es ein Familienfoto mit ungefähr 25 Personen. Die einzigen, die lächeln, sind die Brautleute und die Kinder. Alle anderen nicht. Und Großonkel Theo mit seiner Hakenkreuzbinde lächelt nicht mal auf dem Hochzeitsfoto... Wenn ich mir die Erziehungsbücher aus dieser Zeit durchlese, wundert es mich allerdings, dass tatsächlich noch die Kinder lächeln... Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
Oscar Wilde
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