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Existenz-Probleme des Kleinadels im Spätmittelalter
04.01.2017, 19:38
Beitrag: #1
Existenz-Probleme des Kleinadels im Spätmittelalter
(04.01.2017 10:29)Suebe schrieb:  
(03.01.2017 01:23)Sansavoir schrieb:  Teresa, schön, dass Du Dich so intensiv mit Kunz von Kaufungen beschäftigt hast. Die Lebenswege von Andreas Baumkircher und Kunz von Kaufungen sind natürlich unterschiedlich, aber beide sind letztlich Opfer der Rechtsverhältniss niederen Adels von den Fürsten nicht mehr beachtet wurden.
./.
war der gesellschaftliche Abstieg vorprogrammiert. Eigentlich blieb den meisten Angehörigen des niederen Adels nur Tätigkeiten als Söldner oder Raubritter übrig und dies erklärt wohl auch den Prinzenraub.

Sehr interessant, was ihr hier schreibt.

Gewisse Paralellen kann man zu Götz von Berlichingen ziehen. wobei den beiden vermutlich nur "ein Goethe" fehlte zu größerem Nachruhm. Wobei der Ausspruch "Er aber, sags ihm, er kann mich ...." anscheinend historisch ist. Und Goethe evtl. auf Götz aufmerksam machte.

Der "niedere" Adel im 14.15.16. Jahrhundert hatte vielfache Probleme, auch die "Reisläuferei" des Niederadels zdZ insbesondere nach Italien hatte darin ihre Wurzeln.
Als einer der Gründe werden wirtschaftkiche Probleme im gefolge der Pest-Entvölkerung genannt.

Müssen wir auch mal versuchen "aufzudröseln".

(04.01.2017 19:22)Aguyar schrieb:  
(04.01.2017 10:29)Suebe schrieb:  Der "niedere" Adel im 14.15.16. Jahrhundert hatte vielfache Probleme, auch die "Reisläuferei" des Niederadels zdZ insbesondere nach Italien hatte darin ihre Wurzeln.
Als einer der Gründe werden wirtschaftkiche Probleme im gefolge der Pest-Entvölkerung genannt.

Müssen wir auch mal versuchen "aufzudröseln".

Im Spätmittelalter gerieten viele kleinere adlige Grundherren infolge der Aufrechterhaltung eines immer aufwendigeren, standesgemässen Lebens und des Unterhalts von ritterlichen Statussymbolen in wirtschaftliche Bedrängnis. Sie waren gezwungen, ihren Besitz, ob Eigen oder Lehen, mit Hypotheken zu belasten, deren Rückzahlung ausserhalb ihrer Möglichkeiten lag oder als Pfandschaft aus der Hand zu geben, ohne Hoffnung auf eine Auflösung. Der Pfandherr, eine reichsfreie Stadt, ein hochadliger Grundherr oder auch ein reich gewordener, einzelner Stadtbürger wandelte die Pfandschaft gelegentlich in festen Besitz um, indem er gegen eine einmalige Abfindungssumme das Pfandlösungsrecht aufkaufte. Oft blieb dem kleinadligen Grundherr nichts anderes übrig, als seinen Besitz einem hochadligen Territorialfürsten oder einer reichsunmittelbaren Stadt zu verkaufen. Im besten Fall konnte er dabei seinen veräusserten Eigenbesitz als Lehen wieder zurückerhalten, was ihn jedoch automatisch in die Abhängigkeit zum Käufer brachte, dem er dann in der Folge Abgaben und Gefolgschaft schuldete, und was ihn auf den Status des Vasallenadels herunterstufte.

In einigen Regionen Europas (der Niedergang des Kleinadels war keine spezifisch deutsche Entwicklung) setzte die Entmachtung des Kleinadels bereits im 14. Jahrhundert ein. Die selbständigen freiherrlichen Herrschaften gingen im Territorialstaat der hochadligen Fürsten und reichsunmittelbaren Städte auf. Neue Waffen und vor allem neue Kampfformen brachten die ritterliche Kampfweise der kleinadligen Grundherrn zum Teil hoffnungslos ins Hintertreffen. In den reichsfreien Städten ging die politische Macht von der adligen Oberschicht an das kapitalistische Patriziat der Kaufleute oder an die in Handwerkszünften organisierte Bürgerschaft über. Der Abstieg des klein- und mittelständischen Adels ist eine an sich unbestrittene Tatsache, doch sollte man sich vor einer voreiligen Beurteilung dieses Vorgangs hüten. Seine Gründe sind jedenfalls nicht in einer allgemeinen Dekadenz oder gar einer biologischen Degeneration zu suchen. Sein politischer Niedergang wurde vielmehr durch die Übermacht der neuen, hochadligen und städtischen landesherrlichen Gewalten verursacht, gegen die der Kleinadel mit seinen beschränkten wirtschaftlichen Mitteln unter keinen Umständen hätte aufkommen können. Zudem hinderte ihn seine konservative Lebenshaltung daran, sich neuen Verhältnissen und Erfordernissen anzupassen.

Zur politischen und militärischen Entmachtung gesellte sich der wirtschaftliche Ruin. Er wurde durch die Agrarkrisen des Spätmittelalters und die aufkommende städtische Geldwirtschaft hervorgerufen, welche die Einkünfte des Kleinadels schmälerten. Dazu trat um 1300 ein verhängnisvoller Wandel des adligen Lebensstils ein, der die Kosten für eine standesgemässe Lebensführung vervielfachte (u.a. Turnierteilnahmen), ohne dass die Einkünfte hätten erhöht werden können (die geschuldeten Abgaben der Bauern blieben immer gleich und unterlagen nicht der Teuerung). Die adligen Feste entwickelten sich zu aufwendigen Schaustellungen, das standesgemässe Auftreten in der Öffentlichkeit verursachte hohe Repräsentationskosten, und auch das Leben auf den Burgen wurde teurer. Um gesellschaftlich auf der Höhe zu sein, musste man sich eine prachtvolle Innenausstattung anschaffen. Schöne Möbel, kostbares Geschirr, Wirkteppiche und Prunköfen zierten die adlige Behausung des Spätmittelalters. Oft genügten auch die alten Wohnbauten nicht mehr und wurden durch neue, bequeme Palastgebäude ersetzt. Die Fensterverglasung kam auf, die Ziegelbedachung, die Holztäferung. Darüber hinaus musste der kleinadlige Burgherr an seiner Feste umfassende bauliche Verstärkungen vornehmen, um sich gegen die neuartigen Pulvergeschütze behaupten zu können.

Viele klein- und mittelständische Adelsfamilien zogen, um den drohenden Ruin zu entgehen, an die Höfe der hochadligen Grundherren, wo sie unter Verlust ihrer Unabhängigkeit als Hofritter im Fürstendienst ihr standesgemässes Leben weiterführen konnten oder wurden gleich Söldnerführer (nicht nur in Italien).

Andere suchten nach einem standesgerecht-stilvollen Untergang, indem sie sich, auf ihrem Standesprivileg der privaten Kriegführung pochend, in aussichtslose Fehden verstrickten. Dies brachte sie zwangsläufig in Konflikt mit der, durch hochadlige Fürsten und reichsunmittelbaren Städte getragenen, seit dem 13. Jahrhundert erstarkten Landfriedensbewegung, deren Gerichtshoheit zwangsläufig im Widerspruch zur hochmittelalterlichen Rechtsausübung der privaten Fehde stand. Die um ihre Existenz und Unabhängigkeit kämpfenden Vertreter des Kleinadels verloren dabei immer mehr Rechtsboden und rutschten im ausgehenden Mittelalter in die Illegalität und teilweise sogar in die Kriminalität ab. Um den wirtschaftlichen Ruin aufzuhalten, begannen Einige damit, auf ihren Gebieten neue Strassenzölle zu erheben und bei Nichtbezahlung Waren zu beschlagnahmen und Händler mit Arrest zu belegen, was ihnen aus der Sicht der städtischen Kaufleute den Vorwurf des Raubrittertums einbrachte und sie in die Nähe von gemeinen Strassenräubern brachte. Die kleinadligen Grundherren standen in einer solchen spätmittelalterlichen Fehde gegen eine Übermacht, die sie längerfristig nicht gewinnen konnten. Sie wurden als Raubritter diskriminiert und bekämpft und starben schliesslich als Vertreter einer unzeitgemäss gewordenen Lebensform aus. Die Fehden eines Franz von Sickingen oder Götz von Berlichingen im ausgehenden Mittelalter sind vor diesem Hintergrund eines hoffnungslosen Existenzkampfes des Kleinadels im Spätmittelalter zu sehen. Der letzte kleinadlige Grundherr Europas, der den hoffnungslosen Kampf zur Bewahrung seiner Unabhängigkeit aufnahm und dabei, auf sein Fehderecht pochend, als Raubritter sein Ende fand, dürfte der sächsische Reichsritter Wilhelm von Grumbach (1503 – 1567) gewesen sein.

Wiederum andere Vertreter des spätmittelalterlichen Kleinadels, welche sich nicht in den Dienst und die Gefolgschaft eines hochadligen Fürsten oder einer aufstrebenden Stadt begaben und auch nicht in einer aussichtslosen Fehde den standesgemässen Untergang suchten, wanderten in die Städte ab oder sanken sogar ins Bauerntum ab. Infolge dieser Entwicklung wurden bereits vom frühen 14. Jahrhundert an einige Burgen verlassen und dem Zerfall preisgegeben. Andere Anlagen fielen Bränden zum Opfer und blieben Ruinen, da sich ihre Besitzer keinen Wiederaufbau leisten konnten, und schliesslich wurden im Spätmittelalter recht viele Burgen im Lauf von kriegerischen Auseinandersetzungen zerstört.

Obwohl der mittelalterliche Kleinadel im 14., 15. und 16. Jahrhundert politisch entmachtet und wirtschaftlich ruiniert wurde, blieben seine Lebensformen noch lange als Leitbilder der Oberschicht erhalten. So begann bereits um 1300 auch das reiche Bürgertum nach ritterlichem Vorbild ein Wappen zu führen und Turniere abzuhalten. Patrizier heirateten in Ritterfamilien hinein, kauften Adelsherrschaften auf, bezogen die Burgen als neue Wohnsitze und übten, soweit es die territorialen Gewalten zuliessen, herrschaftliche Rechte aus.

Eigentlich könnnen sie einem Leid tun - das meine ich ganz ohne Ironie.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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04.01.2017, 19:57
Beitrag: #2
RE: Existenz-Probleme des Kleinadels im Spätmittelalter
Nomen est omen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Arme_Ritter

„Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt.“ (Albert Einstein)
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05.01.2017, 08:44
Beitrag: #3
RE: Existenz-Probleme des Kleinadels im Spätmittelalter
Mein Vater, aus ganz ärmlichen Verhältnissen kommend, hatte immer das Verslein runtergebetet: Der Graf von BlaBla*Feld der hat das ganze Jahr kein Geld.
Naja, heute sieht das ein wenig anders aus, der lange wertlose und lästige Grund- und Immobilienbesitz ist attraktiv geworden. Nur erhalten musste man ihn, was wohl die wenigsten taten (wie die zu Guttenbergs, fällt mir ein).

*Namensnennungen müssen nicht sein.

"Es gibt nur eine Sache die größer ist als die Liebe zur Freiheit: Der Hass auf die Person, die sie dir weg nimmt."(Che Guevara)
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05.01.2017, 16:57
Beitrag: #4
RE: Existenz-Probleme des Kleinadels im Spätmittelalter
(05.01.2017 08:44)Triton schrieb:  Nur erhalten musste man ihn, was wohl die wenigsten taten (wie die zu Guttenbergs, fällt mir ein).

Der Erhalt der Burgen und Schlösser ist für viele Adelsfamilien heute eine schwere finanzielle Hypothek. Oft werden die Gebäude mit staatlichen Mitteln restauriert, wozu sie natürlich für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden müssen.

Ohne erheblichen Grund- und Immobilienbesitz lassen sich diese alten Gebäude aus der Renaissance oder dem Barock nicht privat halten.
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05.01.2017, 17:54
Beitrag: #5
RE: Existenz-Probleme des Kleinadels im Spätmittelalter
Gloria von Thurn und Taxis musste damals "das Tafelsilber" unter den Hammer bringen, um die Erbschaftssteuer (45 Mio.) zu begleichen. Die Sorgen möchte ich nicht haben.

„Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0. Und das nennen sie ihren Standpunkt.“ (Albert Einstein)
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05.01.2017, 19:42
Beitrag: #6
RE: Existenz-Probleme des Kleinadels im Spätmittelalter
(05.01.2017 17:54)Arkona schrieb:  Gloria von Thurn und Taxis musste damals "das Tafelsilber" unter den Hammer bringen, um die Erbschaftssteuer (45 Mio.) zu begleichen. Die Sorgen möchte ich nicht haben.

ich würde mal sagen, die Ehe mit jenem "Tattergreis" würde ich für die größere Bürde gehalten haben.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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05.01.2017, 19:52
Beitrag: #7
RE: Existenz-Probleme des Kleinadels im Spätmittelalter
(05.01.2017 08:44)Triton schrieb:  Mein Vater, aus ganz ärmlichen Verhältnissen kommend, hatte immer das Verslein runtergebetet: Der Graf von BlaBla*Feld der hat das ganze Jahr kein Geld.
Naja, heute sieht das ein wenig anders aus, der lange wertlose und lästige Grund- und Immobilienbesitz ist attraktiv geworden. Nur erhalten musste man ihn, was wohl die wenigsten taten (wie die zu Guttenbergs, fällt mir ein).

*Namensnennungen müssen nicht sein.


Baron von Schatten am Wald


OT:
ein alter Kumpel von mir war bis zum Ruhestand bei der Kripo
und hatte mal mit einem dienstlich zu tun, der einen der allerbekanntesten deutschen Fürsten-Namen trug.
Die Krimpo geht ja immer zu zweien, wenn sie im "Außendienst" sind. Und der 2. Krimpomann war aus dem Städtchen wo seit einem halben Jahrtausend ein Teil jener Familie hauste.
Fragt jener den Blaublütigen, "wie sollen wir sie denn ansprechen"
"Ach, sagen sie einfach Hoheit zu mir"
so ganz volksnah
und es soll eine überaus "windige" Geschichte gewesen sein.

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05.01.2017, 19:56
Beitrag: #8
RE: Existenz-Probleme des Kleinadels im Spätmittelalter
(05.01.2017 16:57)Dietrich schrieb:  Ohne erheblichen Grund- und Immobilienbesitz lassen sich diese alten Gebäude aus der Renaissance oder dem Barock nicht privat halten.

In der Regel wohl nicht. Obwohl der Nichtadlige und Nichtmillionär Reinhold Messner es geschafft hat (Burg Juval). Aber der ist wohl auch hier eine Ausnahmeerscheinung.
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05.01.2017, 20:01
Beitrag: #9
RE: Existenz-Probleme des Kleinadels im Spätmittelalter
Im Spätmittelalter und der beginnenden Neuzeit hatte der Adel ganz erhebliche Probleme.
So wurde der Adel etlichen abgelegt.
Als Beispiel hier Grimmelshausen, dessen Großvater bereits den Adel ablegte.

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05.01.2017, 23:51
Beitrag: #10
RE: Existenz-Probleme des Kleinadels im Spätmittelalter
(05.01.2017 16:57)Dietrich schrieb:  Ohne erheblichen Grund- und Immobilienbesitz lassen sich diese alten Gebäude aus der Renaissance oder dem Barock nicht privat halten.
Eines der besten Investments nach der Finanzkrise war Wald. Was früher keiner haben wollte und mehr Kosten als Erträge verursachte.
Veritable, antike Schlösser kann man nicht vernünftig wirtschaftlich nutzen (Reinhold Messner mit seinem mountain museum ist da kein Maßstab). In meiner Gemeinde wurde ein Haus ca. Bj.1800 für 1 Euro verhökert, jede Modernisierung hätte Kosten verursacht, die nie wieder reinzuholen gewesen wären. Von solchen Objekten muss man sich dann eben trennen, wenn es denn geht. Und die Nutzbringer behalten.

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06.01.2017, 09:07
Beitrag: #11
RE: Existenz-Probleme des Kleinadels im Spätmittelalter
(05.01.2017 19:42)Suebe schrieb:  
(05.01.2017 17:54)Arkona schrieb:  Gloria von Thurn und Taxis musste damals "das Tafelsilber" unter den Hammer bringen, um die Erbschaftssteuer (45 Mio.) zu begleichen. Die Sorgen möchte ich nicht haben.

ich würde mal sagen, die Ehe mit jenem "Tattergreis" würde ich für die größere Bürde gehalten haben.

Wenigstens hat sie sich nicht verkalkuliert, anders als die Frau von Hannes Heesters.

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06.01.2017, 13:53
Beitrag: #12
RE: Existenz-Probleme des Kleinadels im Spätmittelalter
(06.01.2017 09:07)Arkona schrieb:  Wenigstens hat sie sich nicht verkalkuliert, anders als die Frau von Hannes Heesters.

Heesters war doch noch 20 Jahre ein vitaler Ehemann, bevor ihm mit 100 das Alter zu schaffen machte.

viele Grüße

Paul

aus dem hessischen Tal der Loganaha (Lahn)
in der Nähe von Wetflaria (Wetzlar) und der ehemaligen Dünsbergstadt
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20.01.2017, 16:40
Beitrag: #13
RE: Existenz-Probleme des Kleinadels im Spätmittelalter
Also Leid tun mir die "armen" Ritter eigentlich nicht, zudem mir da eine ganze Reihe von Fällen untergekommen ist, wo sich für mich die Frage stellt, warum ein Konflikt, Raubüberfälle und Ähnliches überhaupt notwendig gewesen wäre. Warum z. B. hat ein Oswald von Wolkenstein Martin und Barbara Jäger nicht gleich ihre Anteile abgelöst, als er nach seiner Heirat mit Margarete von Schwangau die Burg Hauenstein zu seinem Wohnsitz machte. (Der spätere Ausgang dieses Konfliktes, wo er nebenbei auch Schadenszahlungen leisten konnte, zeigt z. B., dass ihm das wesentlich billiger gekommen wäre, und die finanziellen Mittel dazu hatte er bereits damals) Bei anderen Fehden fällt mir auf, dass sie offensichtlich nur scheinbar genutzt wurden, um Recht durchzusetzen, sondern in Wirklichkeit auch zu Bereicherung und als Vorwand für Raubzüge.

Auf der anderen Seite hatten wir auf Wikipedia letzte Woche den Fall eines "bösen" Raubritters, zu dem Literatur beschafft habe, die zeigt, dass dieser Fall wesentlich komplizierter war: eine Fehde aufgrund eines Rechtsstreits, bei dem die dem Landesfürsten eher feindlichen gesinnten Landstände unseren Raubritter offensichtlich schon "aus Prinzip" unterstützten und weitere Personen wesentlich daran interessiert waren, dass dieser Konflikt nicht gelöst wurde, um einen Vorwand für Einmischung zu haben.

Bleiben noch jene Fälle, wo "böse" Raubritter "arme" Kaufleute und Bürger überfielen, weil sie vom Kaiser, König oder einem Reichsfürsten damit betreut waren, dessen wirtschaftspolitische Sanktionen durchzusetzen. In einem wissenschaftlichen Sachbuch, das auf mich seriös wirkt, habe ich da einen Fall gefunden, wo die Stadt Nürnberg bei König Sigmund Beschwerde führte, weil Leute eines Herzogs von Baiern Kaufleute aus dieser Stadt überfallen hatten. Allerdings gibt es hier Belege, dass diese herzöglichen "Raubritter" in Wirklichkeit mit dieser Aktion lediglich Recht des Königs durchsetzen, da dieser eine verhängte Handelsblockade verhängt hatte und die Kaufleute diese nicht beachtet hatten, ein Punkt, über den die Stadt Nürnberg aber informiert war.

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Nur die Geschichtenschreiber erzählen uns, was die Leute dachten.
Wissenschaftliche Forscher halten sich streng an das, was sie taten.

Josephine Tey, Alibi für einen König
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20.01.2017, 18:35
Beitrag: #14
RE: Existenz-Probleme des Kleinadels im Spätmittelalter
Die Masse der "Adligen" ist wohl nicht aufgefallen und haben kaum anders gelebt, als ihre benachbarten Freibauern-Nachbarn.
Die Grafen von Solms verfügten dagegen über größere Ländereien. Der Edelherr Marquard vin Solms begründete das Geschlecht. Ab 1226 bezeichneten sie sich als Grafen. Sie führten auch mal eine Fehde mit der Freien Reichsstadt Wetzlar, bei der 1 Mann der Wetzlarer Stadtwache getötet und die Brühlsbacher Warte abgebrannt wurde. Sie herrschten 3 Jahre über Wetzlar, bis ihr Stammsitz zerstört wurde.

http://www.hoeckmann.de/deutschland/regionen/solms.htm

viele Grüße

Paul

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20.01.2017, 20:47
Beitrag: #15
RE: Existenz-Probleme des Kleinadels im Spätmittelalter
(20.01.2017 18:35)Paul schrieb:  Die Masse der "Adligen" ist wohl nicht aufgefallen und haben kaum anders gelebt, als ihre benachbarten Freibauern-Nachbarn.
./.

Das bezweifle ich jetzt.
Die "Existenz-Probleme" entstanden ja, weil auf Grund der Bevölkerungsverminderung durch die Spätmittelalterliche Pest die "Rittergüter" nicht mehr den Ertrag brachten, die Kosten durch die "Adelsgerechte" Lebenshaltung aber blieben.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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20.01.2017, 21:15
Beitrag: #16
RE: Existenz-Probleme des Kleinadels im Spätmittelalter
(20.01.2017 20:47)Suebe schrieb:  
(20.01.2017 18:35)Paul schrieb:  Die Masse der "Adligen" ist wohl nicht aufgefallen und haben kaum anders gelebt, als ihre benachbarten Freibauern-Nachbarn.
./.

Das bezweifle ich jetzt.
Die "Existenz-Probleme" entstanden ja, weil auf Grund der Bevölkerungsverminderung durch die Spätmittelalterliche Pest die "Rittergüter" nicht mehr den Ertrag brachten, die Kosten durch die "Adelsgerechte" Lebenshaltung aber blieben.

Die Existenzprobleme waren jetzt weniger auf den Bevölkerungsrückgang durch die Pestwelle zurückzuführen, die war nach zwei bis drei Generationen wieder ausgeglichen - allerdings hatte die spätmittelalterliche Agrarkrise zum Mindsten unter anderem auch noch mit der Pestwelle zu tun. Der Ertrag aus Grundbesitz ging nicht unbedingt zurück sondern blieb sich mehr oder weniger gleich. Die Kosten für "adelsgerechte" Lebenshaltung hingegen stiegen hingegen massiv, insbesondere auch die Repräsentationskosten. Das brach dem Klein- und Lokaladel das Genick und aus diesem Grund wurden die meisten Fehden - wie man an Götz von Berlichingen nachvollziehen kann - zur Bereicherung geführt. Das Fehderecht war am Schluss noch das letzte Privileg des Kleinadels, was ihn von den reichen städtischen Fernkaufleuten abhob. Ein weitere Problematik dürfte auch in der zunehmende Umstellung auf Gedlwirtschaft bestanden haben. Es gelang nicht allen kleinadligen Grundbesitzer, die ursprünglich auf Naturalien beruhenden Abgaben in Geldzahlungen umzuwandeln.

Eine der zahllose Widersprüchlichkeiten des Mittelalters (dies macht die Epoche auvj so spannend) war zudem, dass das Fehderecht im Prinzip ein Standesprivileg des Adels war, aber gelegentlich dennoch auch von Nichtadligen (so lange sie persönlich frei waren) wargenommen werden konnte. Ein Beispield dafür ist die Fehde des Hans Kohlhase, dessen Fehderecht als Kaufmann allerdings nicht unbestritten war, gegen Sachsen (die Fehde, die Kleist zu seiner Novelle "Michael Kolhaas inspiriert hatte).

Anlass der Fehde war die widerrechtliche Entwendung von zwei Pferden Kohlhases durch Günther von Zaschwitz unter der falschen Anschuldigung des Diebstahls, als dieser unterwegs zur Messe in Leipzig war. Kohlhase verpasste aufgrund dieser Beschlagnahmung den grössten Teil der Messe, welche infolgedessen zu einem Verlustgeschäft wurde. Da ihm in der Folge auch noch der Kredit entzogen wurde, musste Kohlhase seine Besitztümer verpfänden. Am 13. Mai 1533 fanden, auf sein Drängen hin, auf der Burg Düben Vergleichsverhandlungen statt, wobei Kohlhase trotz eindeutiger Sachlage sein Recht verweigert wurde. Infolgedessen erklärte er am 13. März 1534 Zaschwitz und dem Land Sachsen die Fehde, in deren Verlauf in der sächsischen Residenzstadt Wittenberg Brände gelegt und die Herrschaft Teupitz, der Kleinadel in Zossen und das Kloster Zinna angegriffen wurden. Dabei bereicherte sich Kohlhase nicht, sondern hinterlegte die Beute bei Treuhändern und verteilte diese später an die Armen. Ein neuer Vergleich im Dezember 1534, bei dem Kohlhase 600 Gulden Entschädigung zugesprochen wurden, wurde vom Herzog Johann Friedrich I von Sachsen annulliert. Nach der Ausweitung der Fehde auf Brandenburg wurde Kohlhase schliesslich im März 1540 gefangen und gerädert. Er starb auf dem Rabenstein in der Nähe des heutigen Strausberger Platzes in Berlin.

Die wohl kurioseste Fehde überhaupt lässt sich ebenfalls im Spätmittelalter verorten und zwar im Elsass. Das besondere an dieser Auseinandersetzung, die als „Sechsplappert-Fehde“ in die Geschichte eingegangen ist, ist einerseits, dass sie von einem der Unterschicht Angehörenden initiiert wurde und andererseits demonstriert sie, dass es zum Mindesten im Spätmittelalter offenbar möglich war, das Fehderecht auch an Dritte zu verkaufen oder zu übertragen.

Der Auftakt zur Sechsplappert-Fehde, welche von 1466 bis 1470 dauerte, war die zu gering ausgefallene Lohnauszahlung an den Müllersknecht Hermann Klee, dem von seinem Meister in Mühlhausen sechs Pfennig (Plappert) weniger als vereinbart erhielt. Klee schlug daraufhin eine Absagebrief an das Stadttor von Mühlhausen, verstand es aber im Anschluss, die Übergabe des Geldes an ihn zu verhindern und verkaufte stattdessen seinen Anspruch und sein Fehderecht an den Ritter Peter von Regisheim (heute Réquisheim), welcher den Adel des Südelsass sammelte um gegen Mühlhausen vorzugehen. Unterstützung fand er dabei auch bei den Habsburgern, dem schwäbischen Ritterbund und den Grafen von Lupfen. Auf Seiten Mühlhausens traten die Sätdte Türkheim und Kayserberg, Friedrich I von der Pfalz als elsässischer Reichsvogt, die Wildgrafen von Dhaun und die Eidgenossen. Die Fehde, die sich zu einem regelrechten Krieg ausweitete, endete nach vier Jahren mit der Zerstörung der vier Burgen von Eguisheim, der Unterwerfung der Grafen von Lupfen und Peters von Regisheim, der nur knapp dem Strick entging. Und begonnen hatte das Ganze mit einem Fehlbetrag von sechs Pfennige.
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21.01.2017, 10:00
Beitrag: #17
RE: Existenz-Probleme des Kleinadels im Spätmittelalter
(20.01.2017 21:15)Aguyar schrieb:  ./.

Die wohl kurioseste Fehde überhaupt lässt sich ebenfalls im Spätmittelalter verorten und zwar im Elsass. Das besondere an dieser Auseinandersetzung, die als „Sechsplappert-Fehde“ in die Geschichte eingegangen ist, ist einerseits, dass sie von einem der Unterschicht Angehörenden initiiert wurde und andererseits demonstriert sie, dass es zum Mindesten im Spätmittelalter offenbar möglich war, das Fehderecht auch an Dritte zu verkaufen oder zu übertragen.

Der Auftakt zur Sechsplappert-Fehde, welche von 1466 bis 1470 dauerte, war die zu gering ausgefallene Lohnauszahlung an den Müllersknecht Hermann Klee, dem von seinem Meister in Mühlhausen sechs Pfennig (Plappert) weniger als vereinbart erhielt. Klee schlug daraufhin eine Absagebrief an das Stadttor von Mühlhausen, verstand es aber im Anschluss, die Übergabe des Geldes an ihn zu verhindern und verkaufte stattdessen seinen Anspruch und sein Fehderecht an den Ritter Peter von Regisheim (heute Réquisheim), welcher den Adel des Südelsass sammelte um gegen Mühlhausen vorzugehen. Unterstützung fand er dabei auch bei den Habsburgern, dem schwäbischen Ritterbund und den Grafen von Lupfen. Auf Seiten Mühlhausens traten die Sätdte Türkheim und Kayserberg, Friedrich I von der Pfalz als elsässischer Reichsvogt, die Wildgrafen von Dhaun und die Eidgenossen. Die Fehde, die sich zu einem regelrechten Krieg ausweitete, endete nach vier Jahren mit der Zerstörung der vier Burgen von Eguisheim, der Unterwerfung der Grafen von Lupfen und Peters von Regisheim, der nur knapp dem Strick entging. Und begonnen hatte das Ganze mit einem Fehlbetrag von sechs Pfennige.

Sehr interessant.

Das ganze erinnert mich an Ganghofers "Ochsenkrieg" der sich an der Frage entzündet ob auf einer bestimmten Weide Ochsen aufgetrieben werden dürfen, oder nicht.
Schlussendlich Salzburg, Berchtesgaden, Reichenhall die baierischen Herzogtümer und schließlich Kaiser und Reich drin verwickelt sind.
Ganghofer noch gleich ein paar pikante Details über Kaiserin und Kaiser zum besten gibt.
Meine Frage an die Mittelalter-Cracks hier, hat der "Ochsenkrieg" eine reale Basis oder entstand der Roman ohne konkretes Vorbild?

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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21.01.2017, 11:47
Beitrag: #18
RE: Existenz-Probleme des Kleinadels im Spätmittelalter
(21.01.2017 10:00)Suebe schrieb:  Sehr interessant.

Das ganze erinnert mich an Ganghofers "Ochsenkrieg" der sich an der Frage entzündet ob auf einer bestimmten Weide Ochsen aufgetrieben werden dürfen, oder nicht.
Schlussendlich Salzburg, Berchtesgaden, Reichenhall die baierischen Herzogtümer und schließlich Kaiser und Reich drin verwickelt sind.
Ganghofer noch gleich ein paar pikante Details über Kaiserin und Kaiser zum besten gibt.
Meine Frage an die Mittelalter-Cracks hier, hat der "Ochsenkrieg" eine reale Basis oder entstand der Roman ohne konkretes Vorbild?

Der Krieg zwischen Ludwig VII dem Bärtigen (der Gebartete) von Bayern-Ingolstadt und Heinrich XVI dem Reichen von Bayern-Landshut hat es natürlich gegeben. Die sonstigen Protagonisten des Romans, Ernst der Gottselige von Bayern-München, Friedrich IV von Hohenzollern (Berater des Kaisers), Ludwig VIII der Höckrige von Bayern-Ingolstadt (Prinz Höckerlein) etc. sind nicht nur historisch sondern ihre Handlungen und ihr Auftreten im Roman lassen sich mehr oder weniger auch mit den historischen Gegebenheiten in Einklang bringen. Sogar der aussereheliche Sohn von Ludwig VII, der nach Ludwigs Niederlage auftaucht, Wieland von Freyberg, ist historisch.

Die pikanten Details betr. Kaiser und Kaiserin sind zum Mindesten auch nicht völlig aus der Luft geriffen. Barbara von Cilli, die zweite Frau Sigismunds, galt zum Mindesten als äusserst lebenslustig - Teresa ist in einem anderen Thread darauf eingegangen.
Und Sigismund war insofern ein typischer Vertreter des Spätmittelalters. Beim Staatsbesuch von Sigismund in Bern gehörte jedenfalls ein Besuch des städtischen Freudenhauses zum offiziellen Empfangsprotokoll. Er soll es dreimal besucht haben und sein Kompliment über die Qualität des Bordells vom Balkon herunter dem Volk verkündet haben.

Den Ochsenkrieg selbst, der als Fehde der Genossenschaft Ramsau und des Stifts St. Zeno von Reichenhall mit dem Chorherrenstift Berchtesgaden als Auslöser für den Krieg zwischen Bayern-Ingolstadt und Bayern-Landshut verantwortlich ist, hat es so nicht gegeben.
Dennoch hat Ganghofer auch hier sehr gut recherchiert. Es gab im Rahmen der Auseinandersetzung zwischen Ludwig VII von Ingolstadt und Heinrich XVI von Landshut tatsächlich einen Ochsenkrieg. Georg von Fraunberg, Graf von Haag (in der Nähe von München bei Mühldorf), nutzte die Gelegenheit, um sein Territiorum auf Kosten Heinrichs XVI etwas auszubauen. Seine Fehde verzeichnete sogar einige militärsiche Erfolge, aber sein Ziel des "Landesausbau" blieb ein Ziel. Er wurde 1422 - und hier kommt wieder eine Verbindung zu Ganghofers Ochsenkrieg - gefangengenommen, als er, gewappnet und gerüstet, in einem Sumpf geriet. Ich meine mich zu erinnern, dass der Graf von Haag als "Fraunberger" im Roman sogar ein kurzes Auftreten hat.

Nebenbei: Das sumpfige Gebiet "Hängmoos" des Ganghofer-Romans, auf welchem nur Ochsen und keine Kühe weiden dürfen und welches die Ursache für den Krieg ist, wird am Schluss in "Mordau" umgetauft. Diese Mordau gibt es in Berchtesgaden (lässt sich mit Google-Maps finden -Smile).

Der Ochsenkrieg als teil der Fehde zwische Bayern-Ingolstadt und Bayern-Landshut ist, allerdings eher rudimentär und dürftig, im Wiki beschrieben. Wobei es verschiedene "Ochsenkriege" gab, derjenige von Ganhofer ist dieser:
https://de.wikipedia.org/wiki/Ochsenkrie...%80%931422

Weshalb die Fehde des Georg von Fraunberg als "Ochsenkrieg" bezeichnet wird, weiss ich nicht. Im Lexikon des Mittelalters dürfte dies zu finden sein, leider ist dieses im Internet nicht verfügbar und schon gar nicht gratis.
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21.01.2017, 16:11
Beitrag: #19
RE: Existenz-Probleme des Kleinadels im Spätmittelalter
Ich danke Dir!

Den Ochsenkrieg habe ich mindestens 2mal gelesen.
Das erstemal mit ca. 10, das zweitemal 1990 in Berchtesgaden.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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25.01.2017, 13:53
Beitrag: #20
RE: Existenz-Probleme des Kleinadels im Spätmittelalter
Eine Strategie, Aguyar schrieb weiter oben schon davon, des Kleinadels den wirtschaftlichen Problemen zu trotzen war der Kriegsdienst.
Und im "Untersuchungszeitraum" war speziell der Kriegsdienst in Italien sehr beliebt.
Es sind mir etliche Adels-Familien im Südwesten bekannt die sich auf die Art und Weise für ein paar Generationen saniert haben.
Mehrfach konnte so zB die "Stammburg" wieder zurückgekauft werden.

googelet man hier, stösst man schnell auf den "Herzog von Urslingen"
die Familie war zur Stauferzeit über 4 Generationen weg tatsächlich Herzöge von Spoleto, ein ursprünglich langobardisches Herzogtum. zd'Z aber max. Titularherzöge.
Die Stammburg liegt in der Nähe von Rottweil kruz vor der Mündung der Schlichem in den Neckar.
Gleichfalls taucht da der Name Graf Landau auf. Die Landau-Grüningen waren eine württ. Nebenlinie, (eher sogar Hauptlinie) die in den Kämpfen mit Rudolf von Habsburg "unter die Räder kam", auch die konnten mit dem in Italien verdienten Geld ihre Stammburg (Landau bei Riedlingen) zurückkaufen. Aber natürlich keine Rede davon die einstige Bedeutung wiederzuerlangen.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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