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Verteidigungsanlagen :
17.06.2012, 23:36
Beitrag: #9
RE: Verteidigungsanlagen :
Festung Königstein

Die Festung Königstein befindet sich 360 m oberhalb des Ortes Königsstein am Ufer der Elbe im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und ist eine der größten europäischen Bergfestungen. Sie wurde auf einem 9,5 Hektar großen Felsplateau in 261 m Höhe über die Elbe erbaut. Seit 1955 ist die Festung ein Museum, das seit 1990 dem Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden unterstellt ist. Im Oktober 2005 wurde der 25-Millionste Besucher registriert.

Frühe Geschichte

Die mittelalterliche Burg Königstein wurde wahrscheinlich im späten 12. Jahrhundert erbaut und gehörte ursprünglich zum Königreich Böhmen. Erstmalig erwähnte der böhmische König Wenzel I. in einer aus dem Jahr 1233 stammenden Urkunde den Burggrafen Gebhard von Stein. 1241 wurde in der so genannten Oberlausitzer Grenzurkunde, welche den Grenzverlauf rechtselbischer Gaue festlegte, der Name der Burg „auf dem Stein des Königs“ genannt, die – weil auf linkselbischen Gebiet liegend – dem Königreich Böhmen direkt zugeordnet wurde. In den folgenden Jahren ließen die Könige von Böhmen die Burg ausbauen, um einerseits die Flussschifffahrt auf der Elbe zu kontrollieren, andererseits ihren umfangreichen Besitz in diesem Gebiet zu überwachen.

Im 14. Jahrhundert verpfändete Kaiser Karl IV. die Burg an die reichsunmittelbaren Burggrafen von Dohna, die eine dem Markgrafen von Meißen feindlich gesinnte Politik betrieben. In der „Dohnaischen Fehde“ von 1385 bis 1408 eroberten die Markgrafen die Burg, aber erst der 1459 unterzeichnete Vertrag von Eger sicherte den inzwischen zum Kurfürsten von Sachsen aufgestiegenen Meißner Markgrafen den endgültigen Besitz der Burg. In der Folgezeit bauten die sächsischen Herzöge bzw. Kurfürsten die Burg systematisch zur Festung aus, vor allem um die sächsisch-böhmische Grenze zu sichern. 1516 gründete Herzog Georg der Bärtige ein Coelestiner-Kloster auf dem Königstein, das allerdings schon 1524 infolge der Reformation wieder aufgelöst wurde.

Ausbau zur Festung

Zwischen 1563 und 1569 wurde der im Zentrum der Burg gelegene 152,5 m tiefe Brunnen abgeteuft. Der Brunnen ist bis heute der tiefste Brunnen in Sachsen.

Unter Kurfürst Christian I. von Sachsen begann der Ausbau der Burg zur Festung. Für das Jahr 1590 ist belegt, dass 520 Bauhandwerker und 556 Fuhrleute, die zum Teil fronverpflichtet waren, den Festungsbau ausführten. Zwischen 1589 und 1597 wurden bis zu 42 m hohe Mauern rundum den Berg errichtet. Insgesamt sind die die Festung umschließenden Mauern 1.800 m lang. Dieser Ausbau zur Festung brachte dem Königstein den Nimbus der Uneinnehmbarkeit. Des Weiteren erfolgte während der ersten Bauetappe der Bau des „Torhauses“, der „Alte Kaserne“, der „Streichwehr“ und des „Alten Zeughauses“.

In der zweiten – von 1619 bis 1681 dauernden – Bauetappe wurden die „Johann-Georgenbastion“, die „Johann Georgenburg“, die „Magdalenenburg“ und der „Johannissaal“ geschaffen. Während der dritten Bauetappe (1694–1756) erweiterte man Gebäude wie die „Alte Kaserne“. Bedeutender war jedoch der von August den Starken angeordnete und von 1722 bis 1725 ausgeführte Bau des „Königsteiner Weinfasses“ im Keller der „Magdalenenburg“. Das "Fass“ hatte ein Fassungsvermögen von 249.838 Litern. Er wurde jedoch nur einmal vollständig mit Meißner Wein gefüllt und musste 1818 wegen Baumängel wieder aus der Festung beseitigt werden.

1819 wurde die “Magdalenburg“ zum Proviantmagazin ausgebaut, das ehemalige Proviantlager wurde seitdem als Kaserne genutzt. 1854/55 folgte die Errichtung eines „Schatzhauses“. Zwischen 1870 und 1895 wurden – als letzte umfangreiche Baumaßnahme – „Batteriewälle“ mit acht Geschützstellungen gebaut, die zur Rundumverteidigung der Festung genutzt werden sollten. Seit 1871 war die Festung im Festungssystem des Deutschen Reiches eingebunden.

Bedeutung der Festung

Obwohl die militärische Bedeutung der Festung eher gering war, nahm sie eine hervorragende Rolle in der sächsischen Geschichte ein. 1639 – während des 30-jährigen Krieges – belagerten schwedische Truppen die Festung. Nachdem sie das Städtchen Königsstein in Schutt und Asche gelegt hatten, rückten die in diesem Fall erfolglosen Söldner wieder ab. Dies blieb der einzige Versuch, die Festung zu erobern.

In Kriegszeiten wähnten sich die sächsischen Herzöge und Kurfürsten auf der Festung in Sicherheit. Kurfürst Friedrich August II. 1756 sah von der Festung zu, wie die sächsische Armee auf der gegenüberliegenden Seite der Elbe vor der preußischen Armee kapitulierte. Sein Enkel Friedrich August III. konnte am 26. August 1813 das Gefecht von Krietzschwitz beobachten. Während des Dresdner Maiaufstands 1849 flüchtete der sächsische König Friedrich August II. auf Königstein.

1756, 1813 und während des Zweiten Weltkrieges lagerten Dresdner Kunstschätze auf dem Königstein.

Die Festung konnte nie eingenommen werden. Allerdings gelang es im Jahr 1848 dem Schornsteinfeger Sebastian Abratzky (1829–1897) die senkrechten Sandsteinmauern hoch zu klettern und in die Festung einzudringen. Der nach ihm benannte „Abratzky-Kamin“ gilt auch heute noch als Herausforderung für Bergsteiger.

Nutzung als Gefängnis

Die Festung Königstein fungierte von 1591 bis 1922 als Staatsgefängnis von Sachsen. Während des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71, des 1. und des 2. Weltkrieges diente die Festung als Kriegsgefangenenlager. Zwischen 1945 und 1949 nutzte sie die Rote Armee als Lazarett, von 1949 bis 1955 war ein Jugendwerkhof zur Umerziehung antisozialistischer Jugendlicher eingerichtet.

Bedeutende Gefangene auf der Festung Königstein

1591–1601
Nikolaus Krell (1552–1601), kursächsischer Kanzler, er versuchte als Kanzler des Kurfürsten Christian I. (* 1560, Kurfürst 1586–1591) den Einfluss der Lutherischen Orthodoxie in Kursachsen zurück zu drängen. Nach einem zehnjährigen Prozess wurde Krell wegen angeblichen Kryptocalvinismus in Dresden hingerichtet.

1703–1709
Wolf Dietrich Graf von Beichlingen (1665–1725), kurfürstlich-sächsischer Großkanzler und Oberhofmarschall, fiel aufgrund von Intrigen seiner politischen und persönlichen Gegner in Ungnade. Nach seiner Rehabilitierung kehrte der verbitterte Mann an den Dresdner Hof zurück, wo er jedoch isoliert und ohne Einfluss blieb. Er ließ zwischen 1712 und 1715 das Palais Beichlingen in Dresden errichten.

1705–1746
Franz Conrad Romanus (1671–1746), Leipziger Bürgermeister, von August den Starken mit dem Beschaffen von Geldern beauftragt, verzettelte sich der „Vater der Leipziger Straßenlaternen“ und Bauherr des nach ihm benannten Romanushauses in zwielichtige Geschäfte und Manipulationen. Er verstarb nach 41 Jahren Haft auf Königstein.

1706–1707
Johann Friedrich Böttger (1682–1719), der angebliche Goldmacher und Alchimist wurde 1708 Miterfinder des europäischen Porzellans. Sein Aufenthalt auf der Festung ist mit den Umbauarbeiten auf der Meißner Albrechtsburg begründet.

1706–1707
Johann Reinhold von Patkul (1660–1707), livländischer Staatsmann, der als Initiator des Großen Nordischen Krieges von 1700–1721 angesehen wurde. 1699 gelang es dem Diplomaten, ein gegen Schweden gerichtetes Bündnis der sächsisch-polnischen Union, Dänemarks und Russlands zu bilden. Nachdem August der Starke einen Separatfrieden mit Schweden anstrebte, ließ er den livländischen Diplomaten inhaftieren und nach dem Altranstädter Frieden 1707 an die Schweden ausliefern, die ihm zuerst räderten und danach hinrichteten.

1734–1736
Karl Heinrich Graf von Hoym (1694–1736), kurfürstlich-sächsischer Kabinettsminister, der ehemalige Schwager der Gräfin Cosel fiel aufgrund von Intrigen in Ungnade und beging in seiner Zelle Selbstmord.

1831–1833
Bernhard Moßdorf (1802–1833) und Bertoldi († 1833), Führer des Dresdner Bürgervereins wurden nach den Revolten 1830/31 inhaftiert, beide verübten auf der Festung Selbstmord.

1849–1850
Michail Alexandrowitsch Bakunin (1814–1876), der russische Anarchist und Revolutionär war aufgrund seiner führenden Rolle während des Dresdner Maiaufstandes inhaftiert. Mit ihm saßen einige Monate die Hauptakteure des Dresdner Maiaufstandes Otto Leonhard Heubner (1812–1893), August Röckel (1814–1876) und Alexander Clarus Heintze, ehe sie ins Zuchthaus Waldheim deportiert wurden.

1872–1874
August Bebel (1840–1913), deutscher Politiker (MdR) und langjähriger SPD-Vorsitzender, saß nach dem Leipziger Hochverratsprozess aufgrund seiner Kritik an dem neu gegründeten Deutschen Reich und seiner offen bekundeten Sympathie für die Barrikadenkämpfer der Pariser Kommune in Haft.

1899–1899
Thomas Theodor Heine (1867–1948), Karikaturist und Kunstmaler, war wegen Majestätsbeleidigung inhaftiert.

1899–1900
Frank Wedekind (1864–1918), Schriftsteller und Schauspieler, saß ebenfalls wegen Majestätsbeleidigung eine mehrmonatige Haftstrafe ab.

1919–1920
Fritz Heckert (1884–1936), Mitbegründer der KPD, 1918 Vorsitzender des Chemnitzer Arbeiter- und Soldatenrates, 1923 kurzzeitiger sächsischer Wirtschaftsminister, 1924–1933 KPD-Reichstagsabgeordneter

1940–1942
Henri Giraud (1879–1949), französischer General, ihm gelang die Flucht von der Festung nach Frankreich. Nach seiner Flucht kämpfte Giraud an der Seite der Alliierten in Nordafrika. Er starb 1949 bei einem Verkehrsunfall und wurde im Pariser Invalidendom beigesetzt.

Quellen

* Marianne Mehling (Herausgeberin), Knaurs Kulturführer in Farbe Sachsen, Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf., München 1991, ISBN 3-426-26488-9

* historische Führer, Stätten und Denkmale der Geschichte in den Bezirken Dresden, Cottbus; Urania Verlag Leipzig Jena Berlin, 1. Auflage 1982

* Festung Königstein (Wikipedia)

siehe auch: Sebastian Abratzky (Wikipedia)

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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