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Verteidigungsanlagen :
16.02.2013, 19:14
Beitrag: #17
RE: Verteidigungsanlagen :
Ein toller thread, da will ich als Mainzer doch auch was dazu beitragen, denn schon Johann Wolfgang von Goethe stellte fest: "Der Bewohner von Mainz darf sich nicht verbergen, dass er für ewige Zeiten einen Kriegsposten bewohnt: alte und neue Ruinen erinnern ihn daran"
Die Geschichte der Festung Mainz- Teil 1
.Die Geschichte von Mainz ist stark geprägt worden durch das Militär. Bereits die Entstehung des römischen "Mogontiacum" war erst durch die Errichtung eines Legionslagers um 13/12 v. Chr. auf dem Kästrich möglich geworden. Im Mittelalter war es eine befestigte Stadt mir diversen befestigten Klöstern als Aussenposten,Und von 1620 bis 1918 schließlich war Mainz Festungsstadt und Garnisonsstandort,Bundes- und Reichsfestung. In diesen letzten 300 wurden 4 verschiedene Befestigungslinien um Mainz angelegt, angefangen von der bastionären Stadtbefestigung, über die barocken Forts, die Militärbauten der Bundesfestung bis hin zu den modernen Bunkern des beginnenden 20. Jahrhunderts.
Römische Befestigungen
Um 13/12 v. Chr. errichtete Nero Claudius Drusus am Rhein gegenüber der Mainmündung auf einem Hochplateau ein Legionslager als Ausgangspunkt für militärische Operationen auf der rechten Rheinseite und zur Kontrolle des Mains. Unterhalb dieses Lagers entwickelte sich die "cannabae" - die keltoromanische Zivilstadt Mogontiacum - die Keimzelle von Mainz
Das römische Legionslager wurde auf dem Gebiet des heutigen Kästrich (von "castra") errichtet, war zuerst in Erde und Holz, ab 70 n. Chr. dann in Stein ausgeführt und bot auf 36 ha zwei Legionen Platz. Es blieb bis ins 4. Jahrhundert hinein unverändert bestehen. Gleichzeitig mit dem Ausbau zum steinernen Lager wurde auch die Wasserversorgung mit dem Bau des Aquaeduktes sichergestellt. Diese etwa 9 km lange Leitung führte von Finthen (vgl. lat. fontes für Quelle) zum Lager auf dem Kästrich. Noch heute sind im Zahlbacher Tal Reste der Pfeiler des Aquaeduktes zu erkennen, die wohl bis zu 25 m hoch waren.
Auf der rechten Rheinseite sicherte ein kleiner Vorposten (vgl. lat. castellum und Kastel) die Brücke, die über den Rhein führt. Schon im Jahr 27 n. Chr. dürfte es eine feste Brücke gegeben haben. Ein zweites Legionslager war im Süden bei bei Weisenau noch im 1. Jh. errichtet worden,ferner ein Auxilliarkastell Richtung Mombach.Grund dafür war wohl die zeitweilige Aufstockung der Garnison von zwei auf vier Legionen. In der Spätantike wurde zudem in der Nähe des heutigen Brandzentrums ein Kriegshafen angelegt, derdie Basis für die römische Rhein- und Mainflotte bildete .
Als um 259/60 n. Chr. der Limes fiel, baute man anscheinend zur zusätzlichen Sicherung eine Stadtmauer um das gesamte Siedlungsgelände. Im Südwesten schloss sich diese Stadtmauer an das Legionslager an. Der Bau wurde sehr schnell durchgeführt, denn zahlreiche Steine aus vorhandenen Bauwerken wurden dafür verwendet. Nach der Mitte des 4. Jh. wurde der Mauerring erheblich verkürzt und durchquerte zudem das Legionslager, das zu diesem Zeitpunkt daher bereits aufgegeben sein muss. An der ehemaligen Via praetoria - also der Straße die zum Zentrum des Lagers führte - wurde ein Stadttor errichtet, das noch heute auf dem Kästrich zu sehen ist. Diese spätantike römische Stadtmauer bildete bis in die Neuzeit hinein das Fundament des mittelalterlichen Mauerrings.
Mit den schweren Einfällen der Vandalen , Sueben und Hunnen 400-451 n.Chr.kommt das Ende des römischen Mogontiacum.

Mittelalter
Die mittelalterliche Stadtmauer folgte weitgehend dem Verlauf der spätrömischen Mauern. Der Verlauf der Umwehrung sollte bis in die Neuzeit hinein das gesamte Stadtgebiet von Mainz umfassen. In der Merowingerzeit (etwa 486-751) waren weite Teile innerhalb des intakten röm.Mauerrings noch unbebaut wie die Fundamente der spätrömischen Mauer beweisen
Um 881/82 ließ Erzbischof Liutbert (863-889) die Stadtmauer instand setzen und einen Graben vor der Mauer anlegen. Grund dafür ist das Vordringen der Normannen per Schiff bis in die Rheinlande.
Unter Erzbischof Hatto I. (891-913) wird das Mainzer Stadtgebiet zum Rheinufer hin erweitert. Dazu wurde die römische Stadtmauer gegen Ende des 9. Jahrhunderts abgebrochen und etwa 30-50m weiter östlich neu errichtet. Die neue Stadtmauer am Rheinufer umschloss nun auch das "Friesenviertel", in dem wohl viele Fernhändler wohnten.
Um 953 belagerte Otto I. die Stadt zwei Monate vergeblich. Von der karolingischen Stadtmauer sind nur einige Tore bekannt: die Porta St. Quintini (das spätere Peterstor), die Porta Hrahhada (=Reede) und das ehemalige römische Brückentor.
Ein schweren Schlag mussten die Mainzer 1163 hinnehmen, als Kaiser Friedrich I. "Barbarossa" Mainz all seine Freiheiten, Rechte und Privilegien abnahm und dazu noch die Stadtmauer als Strafe dafür "schleifen" ließ, daß die Mainzer ihren Erzbischof Arnold von Selenhofen (1153-1160) im Jahr 1160 erschlagen hatten , als er für den Italienfeldzug Kaiser Friedrichs I. neue Steuern erheben wollte.
Um 1200 scheint die Stadtmauer wieder bestanden zu haben. Ab Mitte des 13. Jahrhundert wurde sie ausgebaut ,von 5m auf 8m erhöht und die Schießscharten von 1,4m auf 0,6m verkleinert. Um 1240 wird der Eisenturm errichtet. Zwischen 1250 und 1300 werden auch die meisten anderen Stadttore errichtet und der Vorort Selenhofen (heute südliche Altstadt) in den Mauerring einbezogen sowie der Holzturm errichtet. Direkt vor dem Mauerring befindet sich der ebenfalls befestigte Templerhof sowie das befestigte Kloster auf dem Jakobsberg. Der Mauerzug Hattos I. am Rheinufer wird nochmals ein Stück zum Rhein hin versetzt. Dabei wird das Spital zum Hl. Geist in den Mauerring integriert.
Im späten 14. Jahrhundert wurde auch die äußere Mauer und der äußere Graben zwischen Neidhartsturm am Windmühlenberg bis zur Münsterpforte angelegt. In diese Zeit fällt wahrscheinlich auch die Errichtung des äußeren Turms der Gaupforte.
Unter den Eindrücken der Stiftsfehde ließ Kurfürst Johann Dieter von Isenburg zwischen 1478-1481 am nördlichen Ende der Stadt am Rheinufer die Martinsburg errichten. Zusammen mit dem befestigten Kloster auf dem Jakobsberg, diente nicht zu Verteidigungszwecken der Stadt Mainz, sondern zu ihrer Kontrolle durch den Kurfürsten Deshalb sicherte auch zur Stadt hin ein Wassergraben die Burg. . Im 17. Jahrhundert wird die Martinsburg dann durch das Kurfürstliche Schloss ergänzt, das unmittelbar daneben errichtet wurde

Neuzeit
Beim ersten Blick auf einen Stadtplan des 17Jahrhunderts fällt auf, dass die Mainzer Stadtmauer am Rheinufer mit Abstand die meisten Pforten und Tore besaß: 17 rheinseitigen Pforten standen fünf Tore auf der Landseite gegenüber; . Am südlichen Ende des Mainzer Rheinufers markierte die Zollpforte mitsamt Turm das Ende der Stadt. Weiter nördlich folgten mehrere Türme und Tore Am nördlichen Ende der rheinseitigen Stadtmauer diente der Stümpgenturm als Wachtturm. An der in der Nähe befindlichen Martinsburg knickte die Stadtmauer nach Westen ab und zog zwischen den Bleichenwiesen und dem "Gartenfeld" entlang. Die nächste Pforte war im Nordwesten von Mainz die Altmünsterpforte, ab der die Stadtmauer nun auch um eine Mauer und zwei Gräben stärker war. Erst am südlich gelegen Jakobsberg - am Zuckerturm - bestand die Stadtmauer wieder aus einem Mauerzug. Dazwischen lag allerdings noch die Gaupforte, und der runde Alexanderturm. Am schon erwähnten Zuckerturm führte eine Verbindung auf die noch spärlichen Befestigungsanlagen des Jakobsberges hoch. Diese umschlossen zum Teil das dort ansässige Benediktinerkloster. Auf dem Jakobsberg diente der "Eichelstein", der römischer Kenotaph des Drusus als Wachtturm am südöstlichsten Punkt von Mainz. Zwischen Zuckerturm und dem schon erwähnten Zollturm am Rhein fanden die Mainzer noch am Dietturm und an der Bockspforte Durchlass. Nicht von den Stadtmauern eingeschlossen war der lediglich leicht befestigte Vorort Vilzbach im Süden von Mainz lag.

-dieses war der erste Streich und der zweite folgt sogleich-
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