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Sprichwörter und Redensarten
23.09.2012, 15:45
Beitrag: #1
Sprichwörter und Redensarten
Hier ist Platz für Erklärungen zu den verschiedensten Sprichwörtern und Redensarten.

Vorerst ist keine größere Serie von meiner Seite geplant, nur ein kleiner Text.
Aber vielleicht habt ihr ja die ein oder andere interessante Erklärung parat?

Grüße,
der Maxdorfer

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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23.09.2012, 15:46
Beitrag: #2
RE: Sprichwörter und Redensarten
Eine interessante Redewendung ist „Es geht aus wie das Hornberger Schießen“. Woher sie stammt, ist nicht eindeutig geklärt. In und um Hornberg selber kursiert jedoch folgende Erklärung:
1564 besuchte der Herzog von Württemberg den Ort, was natürlich einen festlichen Empfang mit sich zog, mit Reden, einem Schützenfest und auch sonst viel Schießpulver. Bei der Bürgerversammlung wurde entschlossen: Sobald der Landesherr in Sichtweite kommen sollte, wollte man ihn mit Böller- und Kanonendonner lautstark empfangen.
Als dann der große Tag da war, wartete alles darauf, dass sich der Herzog näherte. Die Wächter schauten vom Schlossturm auf das Land herunter, ihnen oblag die wichtige Aufgabe, die Bevölkerung mit Hornstößen rechtzeitig in Kenntnis zu setzen.
Und da erschall schon die Fanfare! Die Kanonen wurden gezündet, alles befand sich in heller Aufregung. Doch schließlich stellte sich heraus, dass der Zug, der so viel Staub aufgewirbelt hatte, nicht aus herzöglichen Wagen bestand, sondern aus einem Hirten mit seiner Herde. Enttäuscht wies man den Wächter zurecht und ging wieder auf die Posten.
Da ertönte das Horn erneut, wieder wurden die Kanonen gezündet! Doch wieder musste man feststellen: Man hatte sich geirrt: Es war nur ein Händler mit einem Eselwagen gewesen, den der Wächter für den ersehnten Gast gehalten hatte. Man war kurz davor ihn umzubringen, und die ersten machten sich schon auf den Weg.
Doch da stieß er ein drittes Mal ins Horn! Dieses Mal war es wirklich der Herzog, der sich näherte. Doch – was mussten die Hornberger feststellen? Sie hatten bei der ganzen Aktion die gesamten Pulvervorräte der Stadt verbraucht!
Doch sie ließen sich nicht niederschmettern, und als der Herzog in der Stadt Einzug hielt, stellten sich alle seitlich des Weges hin und ließen ihm ein heftiges „Piff-paff, Piff-paff!“ entgegenschallen. Erst hielt der Einfahrende dies für einen schlechten Scherz und wurde wütend, doch da erklärte man ihm die Hintergründe dieser Aktion.
Er war besänftigt und man feierte noch ein frohes Fest.

Seitdem kennt man das Sprichwort „Es geht aus wie das Hornberger Schießen“.
Auch Friedrich Schiller nutzte es im Schauspiel „Die Räuber“ (1. Akt, 2. Szene), wo der böse Spiegelberg zum Räuber Moor sagt: „Da ging’s aus wie’s Schießen zu Hornberg, und mussten abziehen mit langer Nase.“
Verschiedene Karten und Lithographien haben sich dem Ereignis angenommen mit Sprüchen wie:
„Jedwedes Kind auf der weiten Erd
vom Hornberger Schießen schon hat gehört.
Das Pulver ging aus zur schönsten Stund,
so dass man nicht mehr schießen kunnt!“

Ich habe das ganze aus einem Lokalblatt aus der Gegend rund um Hornberg. Da ich das Titelblatt nicht mehr habe, kann ich nicht genau sagen, aus welchem. Nur, dass es Seite 6 ist Wink
Heute erfreuen sich die Hornberger an dieser Berühmtheit und lassen die Geschehnisse öfters als Theaterstück zur Aufführung kommen.

http://de.wikipedia.org/w/index.php?titl...1019174928

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30.09.2013, 18:28
Beitrag: #3
RE: Sprichwörter und Redensarten
Eine andere Redewendung ist: "Ist kein Dalberg da?"

Der Dichter Julius Mosen schrieb:Was jeder Kaiser sonst gefragt.
Von Deutschland sei es jetzt gesagt:
"Ist kein Dalberg da?"

Wer ist, der meinen König kührt?
Wer ist es, der das Churschwert führt?
"Ist kein Dalberg da?"

Herzöge mit dem Landpanier,
Herzöge vor! Wo weilet ihr?
"Ist kein Dalberg da?"

Als sie zerschlugen meinen Thron,
Als sie zerbrachen meine Kron',
"War kein Dalberg da?"

Muß ich denn sein der Hirsch der Jagd,
Der Franken oder Russen Magd?
"Ist kein Dalberg da?"

Ihr Söhne mit der Eisenhand,
Wo habt ihr Ehr' und Vaterland?
"Ist kein Dalberg da?"

(aus dem Gedicht "Ist kein Dalberg da?")

Das ganze geht zurück auf Wolf II., genannt von Dalberg, der der erstmals Anfang des 13. Jahrhunderts erwähnten Adelsfamilie derer von Dalberg entstammte. Als Hofmarschall des pfälzischen Kurfürsten Friedrich I. dem Siegreichen zog er 1452 mit König Friedrich III. von Habsburg nach Rom, da dieser dort seine Kaiserkrönung von Papst Nikolaus V. erhalten wollte (nebenbei erwähnt, war dies die letzte Kaiserkrönung eines römisch-deutschen Herrschers, die in Rom durchgeführt wurde). Auf einer Tiberbrücke soll also Wolf von Dalberg zum Ritter geschlagen worden sein.
Ab diesem Zeitpunkt hatten die Mitglieder seiner Familie das Vorrecht, als erste von einem frisch gekrönten Kaiser zum Reichsritter ernannt zu werden. Der Herold fragte also jedes Mal nach der Krönung "Ist kein Dalberg da?", damit, falls ein Familienmitglied anwesend sein sollte, dieses sein Privileg wahrnehmen konnte.
Zu dieser Familie gehörte drei Jahrhunderte später auch der Großherzog und Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg, Erzbischof und letzter Kurfürst von Mainz. 1940 starb das Geschlecht mit Johannes von Dalberg im Mannesstamm aus.

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