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Entwicklung von Territorialherrschaften im Spätmittelalter II Hohenzollern
15.07.2019, 11:46
Beitrag: #36
RE: Entwicklung von Territorialherrschaften im Spätmittelalter II Hohenzollern
(13.07.2019 13:39)Aguyar schrieb:  
(12.07.2019 19:49)Suebe schrieb:  Zitat Teresa

ich habe das auf die schnelle Quergelesen, kann aber nichts finden, dass die Verwandtschaft bestritten würde.
Hast du mir da mal ne Quelle, ist ja hochinteressant.

Mein Kenntnisstand ist, das die Trennung der Zollern in eine fränkische (später Preussen) und eine schwäbische Linie (später Sigmaringen, Hechingen, Haigerloch) auf die Söhne des ersten Burggrafen von Nürnberg der Zollern, Friedrich I (III) g. 1201 od. 1204, v. mit der Erbtochter Sophia von Raabs, zurückgeht. Es handelt sich dabei um Konrad I der Fromme, g. 1260/1261 (fränkische Linie) und Friedrich II (IV) mit dem Löwen, g. 1255 (schwäbische Linie).

In einer Genealogie des 13. Jahrhunderts (beinahe zeitgenössisch) erscheinen diese beiden als Brüder. Wenn das ganze ein Konstrukt sein soll, ist es zumindest kein Konstrukt des 19. Jahrhunderts sondern ein Mittelalterliches. Oder die mittelalterliche Genealogie ist eine eine Fälschung.
Wenn dem so wäre, müsste man aber immer noch erklären, weshalb in den zeitgenössischen Quellen (da sind Lehnsvergaben darunter) die Nachkommen von Konrad I als Burggrafen von Nürnberg und die Nachkommen von Friedrich IV (II) als Grafen von Zollern in Erscheinung treten. Ein Verkauf oder Schenkung der Grafschaft von Zollern an irgendjemand anders ist jedenfalls nirgends belegt.

PS: Der Sohn von Konrad I, Friedrich III der Eber, war nicht nur Burggraf von Nürnberg sondern durch Heirat (zweite Ehe mit der Askanerin Helene von Sachsen) bereits auch Markgraf von Kulmbach und Bayreuth. Die fränkische Linie der Zollern war also bereits vor der Belehung Friedrichs VI (durch Sigismund von Luxemburg) mit Brandenburg ein nicht ganz unbedeutendes Adelsgeschlecht.

Wer das behauptet hat, weiß ich nicht mehr, da ich sehr viel lese und es muss schon länger her sein. Ich dürfte dieses Buch sicher nicht wegen der Verwandtschaft der Zollern gelesen haben.

Grundsätzlich bin ich schon einige Male mit dem Fall konfrontiert gewesen, ob Dynastien miteinander verwandt sind.

Da gibt es zum Beispiel mehrere Familien mit Namen Starkenberg, Starkenburg, Montfort etc., bei denen trotz Namensähnlichkeit eher doch keine Verwandtschaft bestehen dürfte.

Oder die Grafen von Schaumburg, Schaunberg, Schauenberg oder Schaunburg, die ständig miteinander verwechselt werden, aber doch unterschiedliche Familien sein dürften.

Ein Beispiel sind die Fürsten von Liechtenstein, die heute noch über Liechtenstein herrschen. Ihre Stammburg Liechtenstein befindet sich im heutigen Niederösterreich. Im Mittelalter finden sich allerdings mehrere Familien von Liechtenstein - ob die wirklich verwandt sind? Waren zum Beispiel der ("steirische") Minnesänger Ulrich von Liechtenstein und die ("niederösterreichisch-mährisch-böhmischen") Politiker Johann und Georg von Liechtensten aus der selben Familie. Immerhin gibt es auch in der heutigen Steiermark eine Burgruine Liechtenstein. Wie verhält es sich übrigens mit der Burg Liechtenstein, auf der Hauff seine Marie von Liechtenstein wohnen lässt. Da wird doch eher nicht, die "steirischen" oder die "niederösterreich-böhmisch-mährischen" Liechtensteiner "vor Auge" gehabt haben.

Für mich ist jedenfalls interessant, dass in der Forschungsliteratur auf eine Verwandtschaft zwischen den späteren Herrschern des Königreichs Preußen und den reichsgräflichen Zollern vor dem 19. Jahrhundert nie eingegangen wird. Das legt jedenfalls den Schluss nahe, dass sich beide Familienzweige, die aus der Verbindung Zollern-Raabs hervorgegangen sind, relativ rasch auseinander entwickelt haben und offensichtlich die Verwandtschaft zwischen den "schwäbischen" und den "fränkisch-bairischen" Zollern bereits im 13. und 14. Jahrhundert nicht mehr von den Familien selbst als wichtig empfunden wurden.


Immerhin aber gelang es den "fränkisch-bairischen" Zollern als Burggrafen von Nürnberg, Markfragen von Ansach und Kulmbach und letztlich als Kurfürsten von Brandenburg innerhalb von 200 Jahren in die "Oberliga" der Reichsfürsten aufzusteigen, wobei sich ihr Schwerpunkt im Reich von den Reichslandschaften Baiern (und Schwaben) weg mehr und mehr nach Osten und Norden verlagerte. Zu beobachten ist auch, dass sie im 13. Jahrhundert eine Reihe von prestigeträchtigen Ehen schlossen, darunter Verbindungen einer ganzen Reihe illustrer Familien im Reich (inklusive aller drei "königswürdigen" Herrscherfamilien).

Ganz anders dagegen die "schwäbischen" Zollern, ihr Handlungsspielraum und Herrschaftsmittelpunkt bleibt auf die Reichslandschaft Schwaben beschränkt, wo sie gerade im 14. und 15. Jahrhundert mehr und mehr an Status und (lokaler) Macht verlieren, auch wenn es ihnen im 15. Jahrhundert dann doch gelingt, sich zumindest Reichsfürsten zu etablieren.

Bei einem Vergleich Zollern - Habsburger entsteht der Eindruck, dass für den Aufstieg in die "Reichsoberliga" das Fuß fassen, außerhalb der Reichslandschaft Schwaben entscheidend gewesen sein dürfte.

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Josephine Tey, Alibi für einen König
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RE: Entwicklung von Territorialherrschaften im Spätmittelalter II Hohenzollern - Teresa C. - 15.07.2019 11:46

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