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Burgruine Kalsmunt in Wetzlar
31.08.2016, 12:41
Beitrag: #1
Burgruine Kalsmunt in Wetzlar
Im Moment werden umfangreiche Ausgrabungen an der Burgruine Kalsmunt in Wetzlar vorgenommen. Zwischenergebnisse wurden heute in der Wetzlarer Neuen Zeitung veröffentlicht.

-Es gab mindesten 3 Vorläuferburgen, die durch Feuer zerstört wurden. Das Alter wird noch bestimmt. Die Anfänge gehen weit in die Vorchristliche Zeit zurück.

-Es gibt Funde aus der Bronzezeit. Die Vorfahren der Ubier haben wohl mit ersten Verteidigungsanlagen begonnen. Möglicherweise gibt es Suebische o./ u. römische Zerstörungen.

-Eine Kapelle soll nicht wieder zugeschüttet werden.

viele Grüße

Paul

aus dem hessischen Tal der Loganaha (Lahn)
in der Nähe von Wetflaria (Wetzlar) und der ehemaligen Dünsbergstadt
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01.09.2016, 20:41
Beitrag: #2
RE: Burgruine Kalsmunt in Wetzlar
der Kalsmut 50° 32′ 57,7″ N , 8° 29′ 44″ O |. Höhe: 256 m ü. NN
Die Koordinaten kann ich als alter BW-Vermesser bei den 135ern zu Wetzlar noch im Schlaf hersagen
Mir war das Teil bisher nur als ehemalige Reichsburg und Reichsmünzstätte sowie im Zusammenhang mit dem Geschehen um den falschen Friedrich, Tile Kolup präsent
Aber Funde aus der Bronzezeit.würden ja möglicherweise auf eine keltische Vorgängeranlage hindeuten
Ich war übrigens letztens erst auf dem Glauberg und von dort aus sieht man sowohl den Dünsberg bei Gießen als auch den Kalsmut und den Stoppelberg bei Wetzlar
Insoweit könnte das mit ner keltischen Anlage dort passen
Mal gespannt ,was die Ausgrabungen dort noch ergeben.
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02.09.2016, 13:25
Beitrag: #3
RE: Burgruine Kalsmunt in Wetzlar
(01.09.2016 20:41)zaphodB. schrieb:  Aber Funde aus der Bronzezeit.würden ja möglicherweise auf eine keltische Vorgängeranlage hindeuten ...

Zur Bronzezeit gab es noch keine Kelten. Die tauchen erst ab etwa 800 v. Chr. auf.

Die Stämme und Völker, die während der Bronzezeit in Mitteleuropa siedelten, sind unbekannt. Sie werden daher lediglich bestimmten Kulturkreisen wie der Aunjetitzer-Kultur, der Hügelgräber-Kultur, der Lausitzer-Kultur oder der Urnenfelderkultur zugeordnet.

Aus diesen Kulturen gliederten sich im Lauf des 1. Jahrtausends v. Chr. die historisch bekannten Völker allmählich aus.
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02.09.2016, 20:23
Beitrag: #4
RE: Burgruine Kalsmunt in Wetzlar
Laut Peter Paul Schweitzer lebten in der Region Menschen aus dem Dialektkontinium der westlichen Urindogermanen, welche an der Entwicklung der germanischen Sprache teilnahmen und Einflüsse aus dem entstehenden Keltisch aufnahmen.
Die Regin zwischen Sieg und Main wird wohl in der Esenzeit keiner Sachkultur direkt zugeordnet. Es ist offensichtlich, das sie an der Entwicklung der Bronze und dann Eisen geprägten Kultur teilnahmen und mit den beiden Nachbarkulturen, der Eifel-Mosel Kultur und der Hallstattkultur interagierten. In der Bronzezeit gehört das Gebiet zur Urbnenfelderkultur.

https://de.wikipedia.org/wiki/Urnenfelderkultur

viele Grüße

Paul

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03.09.2016, 10:55
Beitrag: #5
RE: Burgruine Kalsmunt in Wetzlar
Dietrich- das ist Definitionssache, wann man den Übergang vom Protokeltischen zum Keltischen ansetzt, zumal offenbar weder ein Bruch in der kulturellen Tradition noch in der Siedlungskontinuität feststellbar ist.
das bronzezeitliche Wetzlar gehörte wohl zum Bereich der Urnenfelderkultur und die wird im wesentlichen als protokeltisch definiert .
Tatsache ist ,dass in der Folge bis zur Römerzeit ringsum keltische Siedlungsschwertpunkte wie Dünsberg,Glauberg, und die Taunusoppidae lagen und eine keltisch geprägte Sachkultur existierte
Wenn also Siedlungskontinuität auf dem Kalsmut bestanden hat,dann war die dortige Kultur zweifelsohne keltisch geprägt.

Paul,ohne Peter Paul Schweitzer zu nahe treten zu wollen,aber m.W. existieren keine originär-sprachlichen Zeugnisse und Überlieferungen aus der Zeit, insoweit ist die Aussage dass es hier ein regionales urindogermanisches Dialektkontinium gegeben haben soll,das Einflüsse aus dem entstehenden Keltisch aufnahm mehr als gewagt um nicht zu sagen rein spekulativ- wir wissen nämlich schlicht nicht ,was damals hier gesprochen wurde.
Schweitzer gibt selbst zu ,für die Deutung weitgehend auf Vergleiche mit den heute noch fortlebenden gälo-keltischen Sprachen (irisch,bretonisch,gälisch ) angewiesen zu sein. Inwieweit diese jedoch auch nur ansatzweise dem entsprechen,was im bronze- und eisenzeitlichen Mittelhessen gesprochen wurde ist mehr als unklar.
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03.09.2016, 13:27
Beitrag: #6
RE: Burgruine Kalsmunt in Wetzlar
(03.09.2016 10:55)zaphodB. schrieb:  das bronzezeitliche Wetzlar gehörte wohl zum Bereich der Urnenfelderkultur und die wird im wesentlichen als protokeltisch definiert .

Das ist mir neu.

Seriöse Archäologen und Historiker sprechen zur Urnenfelderzeit noch nicht von historisch bekannten Völkern. Solche Schlüsse lassen Sachfunde nicht zu, da damit keine ethnischen Schlüsse verbunden werden können - das passiert erst in der Eisenzeit und auch dann sind Archäologen äußerst vorsichtig, sachliche Überreste mit Rthnien zu identifizieren. Kulturen können auf ganz unterschiedliche Ethnien ausstraheln.

In diesem Zusammenhang sei gesagt, dass zahlreiche Historiker sogar erst in der Latène-Zeit von Kelten sprechen wollen, nicht aber zur Hallstattzeit.

Prinzipiell gilt, was die alte Tante Wiki dazu sagt:
"Die Nennung der Kelten und deren Lokalisierung fällt mit der eisenzeitlichen Späthallstattkultur in Mitteleuropa zusammen. Diese Kultur hatte sich seit etwa 800/750 v. Chr. in einer Region zwischen Ostfrankreich und Österreich mit seinen angrenzenden Ländern aus den ansässigen spätbronzezeitlichen Urnenfelderkulturen entwickelt."

Ethnische Mutmaßungen vor dieser Zeit sind Kafeesatzleserei.
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03.09.2016, 21:30
Beitrag: #7
RE: Burgruine Kalsmunt in Wetzlar
ethnische Kriterien kannst Du an die Kelten nicht anlegen diese Deutung ist bereits seit 20 Jahren überholt. Ethnische Gruppierungen definieren sich in der Regel durch eine gemeinsame Vergangenheit,die sich oft in Tradition, Brauchtum, Sprache, Religion, Kleidung, Ernährung und Lebensgewohnheiten zeigt. Ob man dies so für die Kelten annehmen kann halte nicht nur ich doch für mehr als fraglich -Im wesentlichen wird hier in der aktuellen wissenschaftlichen Diskussion m.W. eine Definition über die Zugehörigkeit zu einem Kulturraum angenommen- insoweit erfolgt ja auch eine Neubewertung der Zuordnung der sogenannten "rheingermanischen" Stämme der Prävölkerwanderungszeit wie z.B. der Ubier oder Mattiaker. Die Diskussionen darüber sind dir ja geläufig.
Was nun die Urnenfelderkultur betrifft,so bin ich mit dir d accord, dass die nicht keltisch ist, wohl aber protokeltisch ,wenn man die späte Hallstatt- und die Latenekultur als keltisch definiert .Und zwar aus folgendem Grund:
Es stimmt zwar,dass die Vielfalt der einzelnen Urnenfelder-Gruppen den Schluss nahelegt , dass in der Urnenfelderkultur kein ethnisch einheitlicher Komplex vorliegt, sondern vielmehr vom Vorhandensein verschiedener Kulturgruppen ausgegangen werden muss, die später an der Herausbildung der verschiedenen eisenzeitlichen Kulturgruppen beteiligt waren .
Es ist aber auch Fakt,dass Hallstatt eine Übergangskultur zwischen den Urnenfeldern und den eisenzeitlichen Nachfolgekulturen darstellt.
Nach dem Reinecke-Schema werden die ausgehende Bronzezeit und die frühe Eisenzeit in vier Perioden eingeteilt, nämlich Hallstatt A–D, wobei HaA (1200–1000 v. Chr.) und HaB (1000–800 v. Chr.) noch der bronzezeitlichen Urnenfelderkultur, HaC (800–620 v. Chr.) und HaD (620–450 v. Chr.) aber der eisenzeitlichen Hallstattkultur zugeordnet werden, die wieder in die Latene-Kultur übergeht.
Da in Mittelhessen ebenso wie im Taunus und Hunsrück für den gesamten Zeitraum weder ein Bruch in der kulturellen Tradition noch in der Siedlungskontinuität feststellbar ist , würde ich die Urnefeldergruppen in diesem Bereich durchaus als protokeltisch ansehen.

,
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04.09.2016, 10:00
Beitrag: #8
RE: Burgruine Kalsmunt in Wetzlar
Eigentlich sind die Fakten über die dort lebende Bevölkerung ziemlich unbestritten. Disskutiert wird nur über den Begriff keltisch, der ja eine Sprachbezeichnung ist. Disskutiert wird auch ob sie in der Bromze- und Eisenzeit eine Sprache sprachen, die auf dem Weg zum Keltischen o. zum Germanischen war.
Das die Menschen dieser Region 50 vor Chr. laut Zeugen germanisch sprachen, spricht dafür, das sie in der Zeit davor die Entwicklung vom Indogermanischen zum Germanischen durchmachte. Peter Paul Schweitzer hat das auch sprachwissenschaftlich begründet.
Das Gebiet der Urnenfelder Kultur lag in einem Gebiet, in dem später im Norden germanisch und im Süden keltisch gesprochen wurde. Die Frage ist, aus welchem Grund sich das keltische aus dem Dialektkontinium herauslöste, welches sich zum Germanischen entwickelte. Ich mache dafür Mischung mit Alteuropäern verantwortlich, welche sich von den nördlichen Alteuropäern unterschieden. Eine andere Vermischung erbrachte eine andere neue Sprache.
Von der Sachkultur kann man nicht auf die Sprache schließen. Germanisch wurde später in verschiedenen Kulturen gesprochen. Genausogut können in einem Kulturgebiet mehrere Sprachen gesprochen werden, wie z.B. im Gebiet der Trichterbecherkultur.

Während auf dem Glauberg scheinbar ein Fürst residierte, gibt es nördlich davon keine Indizien für eine Fürstenherrschaft. Auf dem benachbarten Dünsberg gab es eine größere Stadt. An Rhein, Lahn, Dill, Sieg, Main und der Wetterau lagen viele unterschiedlich große Städte wie z.B. Wetflaria o. in der Heidetränke eine Großstadt. Vermutlich standen sie früh in Beziehung zueinander z.B. um friedlichen Handel über die Altstraßen und Wasserstraßen zu ermöglichen. Ein gemeinsames Stammesgebiet ist wahrscheinlich.

viele Grüße

Paul

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04.09.2016, 14:14
Beitrag: #9
RE: Burgruine Kalsmunt in Wetzlar
Paul ,soweit alles richtig -nur zur Sprache der damaligen Zeit können wir mangels schriftlicher Zeugnisse eigentlich garnix sagen-und da setzt meine Kritik an Schweitzers sprachwissenschaftlichem Theorieansatz an. Er begründet das m.W. in erster Linie mit einer Herleitung aus Teilen von Ortsbezeichnungen,ohne allerdings dabei zu berücksichtigen ,dass diese größtenteils wesentlich später entstanden sind und Überlagerungen eigentlich seit der Römerzeit in mehreren wellen erfolgt sind, . Es würde mich in dem Zusammenhang übrigens interessieren,laut welcher Zeugen die Menschen dieser Region 50 vor Chr. germanisch sprachen
Wenn man von den vorhandenen Quellen ( Sachkultur, Sprache, Überlieferung,Religiöse Traditionen und Brauchtum) ausgeht und diese gewichtet, so . müssen wir uns m.E. primär an die Sachkultur als verlässlichste Quelle halten, insbesondere wenn sie über Einzelfunde hinausgeht., soweit nicht andere Quellen von gleicher Relevanz dagegen sprechen.

Beispiel: Wenn in 1000 Jahren der typische südhessische Apfelweinkrug aus dem Kannebäckerland,auch Bembel genannt im hiesigen Raum gefunden wird,so ist primär davon auszugehen,dass Hessen,Rheinhessen oder Pfälzer
hier gesiedelt haben,die Rheinfränkisch gesprochen haben-erst wenn der Bembel in einem anderen kulturellen Umfeld auftaucht, z.B.in den USA , könnte es sich um ein mitgebrachtes Souvenir weitgereister Amis handeln. Wird bei den Ausgrabungen im fernen Amerika neben dem Bembel noch ein typischer Handkäsdibbe mit Resten drin gefunden, waren die Besitzer dagegen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Menschen aus dem rheinfränkischen SprachbereichBig Grin
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04.09.2016, 14:59
Beitrag: #10
RE: Burgruine Kalsmunt in Wetzlar
(04.09.2016 14:14)zaphodB. schrieb:  Es würde mich in dem Zusammenhang übrigens interessieren,laut welcher Zeugen die Menschen dieser Region 50 vor Chr. germanisch sprachen
M.E. müssen wir uns primär an die Sachkultur als einzig verlässliche Quelle halten, insbesondere wenn sie über Einzelfunde hinausgeht.

Der damalige Hauptzeuge war Cäsar, welcher mit den Ubiern gegen die Sueben zog. Die Ubier stellten dann viele Legionäre und Mitglieder der germanischen Leibwache der Casaren. Die Römer bezweifelten es nicht, das es sich um Germanen handelte.
Viele Ubier zogen danach auch auf die linke Rheinseite ins ehemalige Gebiet der Eburonen wo sie Köln und Bonn und rechtsrheinisch Deutz und Mühlheim gründeten. Dort gab es dann viele Weihetafeln, welche Peter Paul Schweitzer ebenfalls untersuchte. Die Ubier verehrten weiter die alten Göttinen, mit germanischen Namen, meist in Zusammenhang mit den Namen von Gewässern.

Wetflaria hatte schon in der Eisenzeit ein vorgelagertes Gewerbegebiet in Dahlheim, in dem es viele Schmieden gab. Auch der Kopf des Reiterstandbildes aus Waldgirmes wurde in einem Schmiedebrunnen gefunden. Über Lahn und Dill konnten die Rohstoffe und das Holz für die Schmelzöfen/Kohlenmeiler transportiert werden. Lastkähne brachten dann auch die Fertigprodukte an den Rhein, auch für den Export.
Ob Wetflaria selbst auch eine Mauer hatte, wissen wir nicht, wenn ja, wurde das Material zum Hausbau und für die mittelalterliche Mauer aufgebraucht.

Vielleicht war ja der Vorläufer des Kalsmundes schon eine Prägestelle für die Münze "das tanzende Männlein".

Bei Ausgrabungen in Gelduba wurden auch Bempel gefunden. Das war für die flüssigen Opfergaben für die Schutzgöttinnen der Fruchtbarkeit.

http://www.archaeologie-krefeld.de/leist...elduba.htm

viele Grüße

Paul

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04.09.2016, 21:36
Beitrag: #11
RE: Burgruine Kalsmunt in Wetzlar
Nun ja Julius Caesar war nun weder Ethnologe noch Sprachwissenschaftler sondern Politiker und Feldherr.Er macht auch m.W- keine Aussagen über die Sprache. Als Kronzeuge halte ich ihn daher eher für ungeeignet .Seine Einteilung der Völkerschaften in Kelten und Germanen unter Zuhilfenahme der Rheingrenze war wohl eher politisch als ethnologisch motiviert.Der gute Julius hatte ja einen langen und aufwendigen Feldzug zu rechtfertigen und sein Ziel war der Sieg über das römische Trauma seit Brennus-die Kelten. Dieser machte ihn defacto zu Hause in Rom zum sacrosancten Keltenbezwinger
Man war erfolgreich bis zum Rhein vorgestossen und beherrschte dieses Gebiet-daher war alles bis zur Rheingrenze keltisch-Mission erfüllt -und alles jenseits des Rheins hatten schon aus ideologischen Gründen alles zu sein nur keine Kelten -im Zweifel also Germanen unabhängig davon ,welche kulturelle Identität tatsächlich vorlag
wie gesagt die Sachkultur ,Siedlungsformen und soweit überliefert auch die religiösen Vorstellungen waren bei vielen Gruppen der von Caesar so genannten Rheingermanen keltisch-die Diskussion hatte ich andernorts schon mal geführt -
Beispielsweise hatten die "germanischen"Matthiaker nicht keltische Sachkultur sondern verehrten mit der Sirona und Grannus auch keltische Götter wie sich aus Inschriften in Wiebaden ergibt-Germanische Götter finden dagegen keine Erwähnung,
Bei den Ubiern ,Vangionen und Nemetern ergeben sich ähnliche Problemstellungen.
Daher seh ich die römische Klssifizierung eher als problematisch an.

Die Silberquinare mit dem" tanzenden Männlein" waren ja keltische Münzen die wir auch vom Dünsberg kennen .Wenn auf dem Kalsmut also eine Prägestätte für diese Münzen bestanden hätte würde das wiederum auf Kelten hindeuten und wenn dann noch Regenbogenschüsselchen gefunden werden geht die Sonne auf-dann wäre das die wohl älteste durchgehend betriebene Münzstätte
Dass bei Wetzlar Überreste von Rennöfen aus der LaTene-Zeit gefunden wurden ist ja ebenso bekannt wie die keltischen(Hallstatt D) Wallanlagen auf dem Stoppelberg und die Urnenfeldergrabhügel eben dort
Dalheim war mir aber eher durch die Bandkeramikersiedlung bekannt.

Wie allerdings ein Bembel nach Krefeld kommt erschließt sich mir nicht ganz-es sei denn Mainzer Legionen oder ihre Hilfstruppen haben ihn während des Bataveraufstandes aus der Wetterau dorthin verschleppt Wink
Waren als Beifunde Gerippte und ein Handkäsdibbe dabei ?
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04.09.2016, 22:23
Beitrag: #12
RE: Burgruine Kalsmunt in Wetzlar
Cäsar führte selbst Verhandlungen mit dem Ältestenrat der Ubier. Er hatte selbst Kontakt zu keltischen und germanischen Soldaten z.B. den Truppenführern der ubischen Armee, welche ihn bei seinem 2. Rheinübergang begleitete. Er sendete ubische Kundschafter zu den Sueben, welche auch ihren Thing und die Kriegsvorbereitungen gegen die Römer ausspionierten. Kelten hätten bei dieser Aufgabe mehr Probleme gehabt. Cäsar brach den Feldzug nach 18 Tagen ab. Die Ubier führten ihn alleine weiter. Leider übermittelte Cäsar nicht die Namen der ubischen Städte. So wissen wir nicht, ob sich Casar auch in Wetflaria und in der Dünsbergstadt aufhielt - vielleicht im Kalsmunt schlief.

viele Grüße

Paul

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05.09.2016, 19:46
Beitrag: #13
RE: Burgruine Kalsmunt in Wetzlar
(04.09.2016 14:14)zaphodB. schrieb:  . Es würde mich in dem Zusammenhang übrigens interessieren,laut welcher Zeugen die Menschen dieser Region 50 vor Chr. germanisch sprachen

Zur Zeitenwende gab es nördlich der Donau keine Kelten mehr. Die südwärts vorgedrungenen germanischen Stämme hatten die Kelten entweder verdrängt oder assimiliert.

Ob es noch "ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf" gab, entzieht sich meiner Kewnntnis. Big Grin
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05.09.2016, 20:11
Beitrag: #14
RE: Burgruine Kalsmunt in Wetzlar
(05.09.2016 19:46)Dietrich schrieb:  
(04.09.2016 14:14)zaphodB. schrieb:  . Es würde mich in dem Zusammenhang übrigens interessieren,laut welcher Zeugen die Menschen dieser Region 50 vor Chr. germanisch sprachen

Zur Zeitenwende gab es nördlich der Donau keine Kelten mehr. Die südwärts vorgedrungenen germanischen Stämme hatten die Kelten entweder verdrängt oder assimiliert.

Ob es noch "ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf" gab, entzieht sich meiner Kewnntnis. Big Grin

Südlich des Mainz gab es ab 100 v. Chr. diese Verdrängung. In Osthessen vedrängten in einem gewissen Maß germanische Quaden germanische Usipeter und Tenkterer. Mit dem ubischen Vorstoß zogen sich die Quaden wieder hinter die Fulda zurück. Danach sickerten chattisch-Ubische Einwanderer aus dem Norden über das Lahntal und aus dem Westen erst nach Ostmittelhessen, um dann die Quaden aus Osthessen in die Slowakei zu verdrängen. Der entstehende Großstamm der Chatten übernahm die materielle Kultur der Ubier. Eine Verdrängung von Kelten gab es eigentlich nicht, selbst die Latenekultur blieb erhalten und entwickelte sich zur mittelalterlichen Kultur Hessens. Die Chatten integrierten die verbliebenen Usipeter und Tenkterer und wahrscheinlich auch Quaden.

viele Grüße

Paul

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05.09.2016, 20:18
Beitrag: #15
RE: Burgruine Kalsmunt in Wetzlar
(05.09.2016 19:46)Dietrich schrieb:  
(04.09.2016 14:14)zaphodB. schrieb:  . Es würde mich in dem Zusammenhang übrigens interessieren,laut welcher Zeugen die Menschen dieser Region 50 vor Chr. germanisch sprachen

Zur Zeitenwende gab es nördlich der Donau keine Kelten mehr. Die südwärts vorgedrungenen germanischen Stämme hatten die Kelten entweder verdrängt oder assimiliert.

Ob es noch "ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf" gab, entzieht sich meiner Kewnntnis. Big Grin


Klasse, sind wir wieder bei unserem Lieblingsthema.

Zur Zeitenwende gab es nördlich der Donau gar keine Menschen.
Das war die helvetische Einöde! Big GrinBat

Das ganze kannst du schon bei Illing nachlesen.
Der hat sich nur um ein paar Hundert Jahre vertan, kann jaa mal passieren,
Devil


Nördlich der Donau, also zB wo ich hause?
Nun, da gibt es für die genannte Zeit nicht so viele Funde, das ist richtig. Aber Funde sehr wohl. Keltische wohlgemerkt.
Wie das halt in Zeiten des Umbruchs so ist, die Forschung hat da unter anderem ein Datierungsproblem.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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05.09.2016, 21:45
Beitrag: #16
RE: Burgruine Kalsmunt in Wetzlar
Über die Region direkt nördlich der Donau habe ich wirklich noch nichts gelesen, außer das eine keltische Großstadt Manching direkt südlich der Donau aufgegeben wurde. Über Franken und Baden-Würtemberg wissen wir viel über die Besiedlung, Germanisierung und haben genug archäologische Funde.
Was war in Zentralbayern?
Die folgende Karte zeigt die Region unter markomannischer Herrschaft und wahrscheinlich dünner Besiedlung.

http://www.nationalgeographic.de/reporta...?imageId=3

viele Grüße

Paul

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06.09.2016, 14:56
Beitrag: #17
RE: Burgruine Kalsmunt in Wetzlar
(05.09.2016 20:11)Paul schrieb:  Die Chatten integrierten die verbliebenen Usipeter und Tenkterer und wahrscheinlich auch Quaden.

So wird das vielfach abgelaufen sein, auch in anderen Regionen.

Natürlich lösten sich die Kelten nicht in Luft auf, sodass es häufig zu einer Verschmelzung der keltischen Restbevölkerung mit germanischen Stämmen kam. Zwar setzte sich dann auf Dauer die germanische Sprache durch, doch blieb die überlegene Latène-Kultur in mannigfacher Hinsicht wirksam.
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07.09.2016, 22:46
Beitrag: #18
RE: Burgruine Kalsmunt in Wetzlar
Schade das man über die Ringwallanlagen auf dem Stoppelberg so wenig lesen kann. Dort muß es ja dann eine Siedlung gegeben haben. Dort wären dann Wohnplätze, Werkstätten und Ställe auszugraben.
Das riesige Hügelgräberfeld läßt auf eine hohe Besiedlung schließen. Stammen die Toten aus Wetflaria o. vom Stoppelberg o. aus beiden Siedlungen? Bübelingshusen war eine spätere Dorfgründung.

viele Grüße

Paul

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15.08.2019, 13:29
Beitrag: #19
RE: Burgruine Kalsmunt in Wetzlar
Bei den Ausgrabungen am Kalsmunt wurden 4 Skelette gefunden. Bei 3 verscharten Toten wird vermutet, das es sich um Begleiter des falschen Kaisers Tile Kollup handelte, die zeitgleich hingerichtet wurden. Bei der 4 Leiche handelte es sich wahrscheinlich um die Burgherrin Matthilda.

Wetzlarer Zeitung vom 13.8.2019

viele Grüße

Paul

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