Akbar (Jaluddin Muhammad) der Große

Akbar, Zeichnung von ca. 1605

Akbar durchquert den Ganges, Ikhlas, 1600

Ausdehnung des Mogulreiches beim Tode Akbars (1605) Quelle: By Jungpionier, CC-BY-SA-3.0 via Wikimedia Commons

Portrait Akbar von Manohar Das (indischer Maler), Ende 16 Jhd.

Allgemeines

Jaluddin Muhammad Akbar - auch Dschalal ad-Din Muhammad Akbar oder Abu’l Fath Dialal ad-Din - (* 15. Oktober 1542 in Umarkot (Sindh), † 15. Oktober 1605 in Agra) herrschte zwischen 1556 und 1605 als dritter Großmogul von Indien. Er setzte das so genannte Jagirdar-System, ein System bedingter Lehen, in Verbindung mit einem effizienten Steuersystem durch. Dadurch entstand ein wirtschaftlich, politisch und kulturell führender zentralistischer Großstaat in Südasien, der vor allem auf religiösem Gebiet tolerant regiert wurde. Akbar – häufig „der Große“ genannt – versuchte seit 1579 den Islam an indische Verhältnisse anzupassen, seine Prinzipien wurden in den „Ain-i-Akbari“ zusammengefasst. Der hervorragende Militärstratege und Diplomat wird neben Ashoka (304–232 v. Chr.) als einer der bedeutendsten Herrscher in der Geschichte Indiens gewertet.

 

Herkunft und Vorgeschichte

Akbar war als Enkel des Usbeken und Begründer des Mogulreiches Mohammed Babur Khan (* 1483, Großmogul von Indien 1526–1530) ein Angehöriger der von Tamerlan bzw. Timur (1336–1405) abstammenden Dynastie der Timuriden. Da die Timuriden ihre Herkunft von Dschingis Khan herleiteten, entstand in Nordindien für Babur Khan und seinen Truppen die Bezeichnung Mogul – also Mongolen, obwohl es im 16. Jahrhundert zu diesem Volk keinen Bezug mehr gab. Das von Babur eroberte und von seinen Nachfolgern erweiterte – von den Hindu „Mogulistan“ genannte – Staatswesen umfasste Gebiete der heutige Staaten Usbekistan, Afghanistan, Pakistan und Bangla Desh sowie große Teile Nord- und Zentralindiens.

 

Die Bezeichnung „Großmogul“ galt ursprünglich nur für den Herrscher und basierte auf Überlieferungen portugiesischer Händler, die vor allem von der Pracht und dem Reichtum der indischen Residenzen beeindruckt waren.

 

Der zweite Großmogul Nasir ud Din Muhammad Humayun (* 1508, Großmogul von Indien 1530–1540, 1555–1556), dessen Herrschaft vor allem von den Kriegen gegen den Paschtunen Sher Khan Suri (1486–1545) und dessen kurzlebige – das Sultanat Delhi beherrschende – Suri-Dynastie geprägt war, heiratete am 21. August 1541 die damals vierzehnjährige Hamida, Tochter des schiitischen Scheichs Ali Akbar, der als Lehrer und Ratgeber von Humayuns Halbbruder Hindal diente. Am 15. Oktober 1542 gebar Hamida in Umarkot (Sindh) ihren Sohn Akbar. Sie befand sich zu diesem Zeitpunkt auf der Flucht vor den Truppen Sher Khans Suri und verbrachte die folgenden drei Jahre getrennt von ihrem Mann mit ihrem Sohn, dessen Amme Maham Anga und deren Sohn Adham sowie ihrem Hofstaat in Umarkot, ehe sie im November 1545 wieder mit Humayun in Kabul zusammentraf. In den folgenden zehn Jahren begleitete sie mit ihrem Sohn und ihrem Gefolge ihren Mann, der am 23. Juli 1555 wieder den Thron seines Vaters einnehmen konnte, jedoch bereits am 24. Januar 1556 verstarb. Humayun hinterließ seinem dreizehnjährigen Sohn ein noch nicht gefestigtes Reich. Akbar selbst konnte jedoch schon auf vielfältige militärische Erfahrungen verweisen. So übernahm er bereits als Zehnjähriger das Kommando über die Gefolgschaft seines gefallenen Onkels Hindal, zwei Jahre später führte er die Vorhut von Humayuns Truppen in die Schlacht bei Sirhind.

 

Leben

Am 14. Februar 1556 folgte der junge Herrscher nominell seinem Vater als dritter Großmogul. Er stand unter der Vormundschaft seines Wesirs Bairam Khan († 1561), eines turkmenischen Feldherren und gläubigen Schiiten, der bereits im Heer Baburs diente. Unter ihrem gemeinsamen Oberkommando zerschlugen die Armeen des Großmoguls am 5. November 1556 in der zweiten Schlacht bei Panipat (Haryana) afghanische, bengalische und rajputische Truppen. Akbar nutzte diesen Sieg zur Sicherung seiner Vorherrschaft in Südasien, bereits 1557 konnte er mächtige Rivalen wie Hemu, Sikandar Schah oder Adil Schah beseitigen.

 

In den folgenden Jahren kam es zu persönlichen Spannungen zwischen Akbar und seinem Vormund, die vor allem in der Weigerung des Großmoguls lagen, Lesen und Schreiben zu erlernen. Besonders befremdend empfand der hochkultivierte Intellektuelle Bairam Khan Akbars Vorliebe für Pferde- und Kamelrennen, seine Jagdleidenschaft und seine Unkenntnis über die persische Literatur. Erst dem eingestellten Hauslehrer Abul Fasl gelang es, den jungen Herrscher zum Lernen bewegen. Zwar blieb Akbar zeitlebens ein Analphabet wie sein Vorbild Timur, er beschäftigte sich jedoch infolge des Einflusses seines Hauslehrers intensiv mit der persischen Kultur, mit Religionen und der Verwaltung seines Reiches. Abul Fasl blieb ein wichtiger Ratgeber des Großmoguls und verfasste auch eine Chronik über die Herrschaft Akbars.

 

Der bereits seit einigen Jahren schwelende Konflikt zwischen Akbar und Bairam Khan eskalierte schließlich im März 1560, vor allem wegen den intriganten Einflüsterungen der ehemaligen Hauptamme Maham Anga, die einerseits sich von der Arroganz und dem offen gezeigten Reichtums des Wesirs düpiert fühlte, andererseits die Karriere ihres eigenen Sohnes Adham Khan zu fördern beabsichtigte. Schließlich schenkte der seinen Vormund überdrüssige siebzehnjährige Großmogul seiner früheren Amme Gehör und schickte Bairam Khan auf eine Pilgerreise nach Mekka, auf der er am 31. Januar 1561 der Blutrache eines Afghanen zum Opfer fiel.

 

Akbars Milchbruder Adham Khan wurde daraufhin formell Wesir, tatsächlich führte aber seine Mutter die Regierung. Im Februar 1561 entsandte Akbar Adham in die Provinz Malwa, wo Ban Bahadur, ein Liebhaber schöner Frauen und großzügiger Förderer von Musikern herrschte, der sich jedoch nicht dem jungen Großmogul unterordnen wollte. Ohne nennenswerten Widerstand vorzufinden, eroberte der neue Wesir gemeinsam mit seinem Kommandanten Pir Mohammed Khan die Provinz Malwa, doch anstatt – wie von Akbar angeordnet – die Beute und die Gefangenen zu ihm nach Agra zu schicken, behielten die Eroberer die Schätze der geplünderten Provinz für sich. Die Bevölkerung wurde grausam massakriert, nur besonders attraktive Frauen und Mädchen entgingen der Mordorgie, um danach in die Harems der Eroberer zu verschwinden. Diese auch an Muslimen ausgeführten Gräueltaten führten zu energischen Protesten orthodoxer Mullahs, die ihren Herrscher aufforderten, Adham Khan und dessen Spießgesellen zur Verantwortung zu ziehen.

 

Akbar handelte schnell. Er setzte im November 1561 seinen ehemaligen Milchbruder als Wesir ab und ernannte stattdessen dem aus Kabul abberufenen Atkah Schah zu dessen Nachfolger. Atkah Schah handelte rasch, er stellte Akbars frühere Hauptamme unter Arrest, so dass es zu keinen Informationsaustausch zwischen ihr und ihrem Sohn mehr kommen konnte. Daraufhin kehrte Adham Khan nach Agra zurück, er erstach seinem Nachfolger und versuchte in die Räume des Großmoguls einzudringen, um diesen zu ermorden. Doch nach einem kurzen Kampf besiegte Akbar seinen Widersacher, den er am 16. Mai 1562 von einer Mauer zu Tode stürzen ließ. Nachdem kurze Zeit später auch Maham Anga verstarb, regierte Akbar bis zu seinem Tod selbst.

 

In den 1560-er und 1570-er Jahren führte Akbar viele kleine Eroberungszüge. Dabei setzte er erstmals europäische Kanonen und von Portugiesen ausgebildete Musketiere, aber auch Pionierkorps, leichte Reiterei und Kriegselefanten ein. Er selbst zeichnete sich während dieser Kämpfe durch persönliche Tapferkeit aus. Die besiegten Gegner wurden oft großzügig und mit Milde behandelt, ihre Herrscher blieben oft als Vasallen Akbars im Amt.

 

Um die mächtigsten Hinduprovinzen Nordindiens Rajputana und Rajasthan an sich zu binden, heiratete der junge Großmogul 1562 die Tochter des Rajas von Amber (Jaipur). Diese Hochzeit gilt als der Beginn der Versöhnung zwischen Muslimen und Hindus. Am 30. August 1569 gebar diese Rajputenprinzessin Akbars ältesten Sohn Selim, dem späteren Jahangir (Großmogul 1605–1627). Eine weitere Gattin schenkte 1570 seinem zweiten Sohn Murad das Leben, 1572 wurde der dritte Sohn Danijal geboren.

 

Es konnten jedoch nicht alle Gegner Akbars mit dessen Gnade rechnen, so die Bewohner von Chittor. Diese Bewohner der Hauptstadt des von Udai Singh († 1572) beherrschten Rajputenfürstentums Mewar widersetzten sich 1567/68 der Eroberung durch die Truppen des Großmoguls und wurden nach dem Fall ihrer Stadt Opfer eines von Akbars befohlenen grausamen Massakers. Ebenso wurden 1580/81 zwei größere Aufstände muslimischer Turkomongolen, Afghanen und Bengalen niedergeschlagen, die beide bezweckten, Akbars Halbbruder Hakim, dem Fürsten von Kabul zum Herrscher des Großmogulreiches auszurufen. 1602/03 musste sich der Großmogul einer Revolte seines ältesten Sohnes Selim (Jahangir) erwehren, die er nur mit Hilfe seiner hoch betagten und inzwischen mächtigen Mutter Hamida beenden konnte. Daraufhin versöhnte sich Akbar mit Selim, den er zu seinem Nachfolger ernannte. Akbars bisheriger Favorit für die Nachfolge, sein alkohol- und drogenabhängiger jüngster Sohn Danijal wurde enterbt. Der vierte Großmogul, der sich Jahangir nannte, konnte die Nachfolge seines Vaters ohne Thronkämpfe antreten, da seine Brüder Murad und Danijal bereits 1598 während eines Feldzuges bzw. 1604 an den Folgen der Trunksucht verstorben waren.

 

Während der Herrschaft Akbars erreichte das Reich der Großmoguln seine größte Ausdehnung, bis 1601 hatte er alle Gebiete Südasiens unterworfen, die nun entweder von Akbar direkt beherrscht wurden oder als abhängige Vasallenstaaten weiterhin existierten. Die Loyalität dieser Herrscher wurde oft durch Eheschließungen besiegelt.

 

Verwaltungsreformen

Der Großmogul schaffte religiöse Steuern für Nicht-Muslime ab. Er gestattete den Hindus, ihre Riten zu gebrauchen, ihre Feste zu feiern und ihre traditionelle Kleidung bei Hofe zu tragen. Hindus hatten die Chancen in der Verwaltungshierarchie bis an die Spitze aufzusteigen. Als Hofsprache bestimmte Akbar das Persische, zum Ende der Regentschaft Akbars setzte sich in seinem Reich eine hindu-muslimische Mischkultur durch.

 

Bedeutend für das Reich der Großmoguln waren Akbars Verwaltungsreformen, die noch im 19. Jahrhundert Anwendung fanden. Er gliederte sein Reich in zwölf Provinzen, die von einem Statthalter geführt wurden. Damit der Statthalter nicht zu mächtig wurde, entsandte der Großmogul in die Provinzen Beamte, welche wiederum die Statthalter kontrollierten. Die zwölf Provinzen wurden in Distrikte gegliedert, die ebenfalls von direkt eingesetzten Beamten verwaltet wurden. Des Weiteren baute Akbar eine effektive Zentralverwaltung auf, die von zwölf Ministern mit eigenen Fachgebieten gemeinsam geleitet wurde. Dabei achtete Akbar darauf, dass Steuern (meist in Geldzahlungen) nicht mehr an Bevollmächtigte der lokalen Fürsten sondern nur an seine Beamten direkt ausgezahlt wurden. Diese eingenommenen Gelder wurden z.B. zum Aufbau eines stehenden Berufsheers, zum Ausbau des Straßen- und Postnetzes, zum Brückenbau, zum Bau von Bewässerungskanälen oder für Repräsentativbauten verwendet.

 

Außerdem entschädigte Akbar von seinen Einnahmen Bauern, die während der Kriegszüge Erntausfälle verkraften mussten. Er war ebenso klug genug, bei Dürren, Überschwemmungen oder anderen Naturkatastrophen, das Steueraufkommen der einzelnen Provinzen einzuschränken, zu stunden oder gar zu erlassen. Wichtige Informationen erhielt Akbar durch seine im ganzen Land offiziell eingesetzten Nachrichtenschreiber, aber auch von seinem Geheimdienst, der ein breites Netz von Spitzeln leitete. Akbar selbst führte regelmäßig unangekündigte Inspektionen in seinem Riesenreich durch. All diese Maßnahmen führten dazu, dass der Herrscher über die Ereignisse in jedem Winkel seines Reiches Bescheid wusste und bei Bedarf direkt eingreifen konnte.

 

Während Akbars langer Herrschaft setzte sich die Indische Rupie – eine Silbermünze – als Hauptzahlungsmittel durch. Dem Wertverfall älterer Münzen entgegnete Akbar mit der Einführung einer Goldmünze – des so genannten Mohur. Ebenso bemühte sich der Großmogul darum, dass Gewichte und Maße in seinem Reich vereinheitlicht wurden. Des Weiteren reformierte er die Justiz, es wurde ein einheitliches Rechtssystem eingeführt, das jedoch vor allem durch grausame Strafen geprägt war. Akbar verbot während seiner Herrschaft Kinderheiraten, Witwenverbrennungen und Glücksspiel und versuchte außerdem, die Prostitution einzuschränken.

 

Des Weiteren führte Akbar der Große im Mogulreich ein System bedingter Lehen – das so genannte Jagirdar-System – ein. Ein Viertel des Reichsgebietes unterstand dem Großmogul als Kronland direkt, die restlichen drei Viertel wurden an verdienstvolle Höflinge, Adlige oder Feldherren, aber auch an unterworfene Fürsten als Lehen vergeben. Insgesamt gab es während seiner Herrschaft 1823 – in Ränge gestaffelte – Lehnsherren, die im Kriegsfall den Großmogul Soldaten, Pferde, Kriegselefanten und Waffen zu stellen hatten. Sie waren jedoch alle vom Wohlwollen ihres Herrschers abhängig, der sie jederzeit befördern oder herabsetzen oder ihre Einnahmen erhöhen oder schmälern könnte.

 

Je bedeutender der Vasall war, je näher durfte er bei offiziellen Empfängen dem Herrscher kommen. Höchste Staatsbeamte durften neben den Großmogul sitzen oder stehen, rangniedrige Adlige mussten einen ihrem Rang entsprechenden Abstand wahren. Diplomaten wurden dank ihrer (großzügigen) Geschenke Audienzen gewährt, einfachen Bauern oder Soldaten blieb der Zugang zum Herrscher versperrt. Die ranghöchsten 122 Lehnsherren – de facto der Hochadel – stammten zum größten Teil aus Persien oder Zentralasien und hatte keine Wurzeln im Land. Es gehörten aber auch zwanzig Rajputen zur Elite des Reiches, die im Gegensatz zu den anderen Vasallen als Dank für ihre Loyalität ein Dauerrecht auf ihre Territorien zugestanden bekamen.

 

Als Gegenleistung erhielten die Lehnsträger einen genau fest gelegten Betrag aus Akbars Steuereinnahmen zugewiesen. So hatte der Großmogul 1595/96 99 Millionen Silberrupien als Einnahmen aus der Landsteuer, von denen er 18 Millionen für seine eigenen Ausgaben verwendete. Die restlichen 81 Millionen bekamen die Vasallen, die dem Großmogul u.a. 140.000 voll ausgerüstete Reiter stellten. Diese Streitmacht ermöglichte Akbar, usbekische Eindringlinge abzuwehren, die bis 1598 den Norden seines Reiches bedrohten. Während dieses Feldzuges verstarb unter dramatischen Umständen auch Akbars zweiter Sohn Murad.

 

Kultur und Religion

Zwischen 1569 und 1576 ließ der dritte Großmogul mit Fatehpur Sikri eine neue Hauptstadt errichten, die er jedoch selten bewohnte und 1585 für immer verließ. Des Weiteren ließ er viele Paläste und Festungen in seinem Reich errichten.

 

Der Analphabet Akbar war ein großer Förderer der Literatur, der Malerei und der Wissenschaft. Besonders wohlwollend stand er der persischen Sprache gegenüber, die er zur Hofsprache erkor. Seine Bibliothek umfasste am Ende seines Lebens 24.000 Bände, die er sich allerdings vorlesen lassen musste.

 

Akbar war auch ein Denker und Philosoph. Er galt als Freidenker, der liberale religiöse Strömungen wie den Sikhismus oder den Sufismus förderte und sich mit verschiedenen Religionen auseinandersetzte. So lud er auch Vertreter der im portugiesischen Goa residierenden Jesuiten zu einem Disput ein. Seine religiöse Toleranz bzw. seine Suche nach dem “wahren“ Glauben führten schließlich dazu, dass orthodoxe Muslime sich von ihm abwandte und ihm des Abfalls vom Islam bezichtigten. Ihre Proteste gegen die Abschaffung der Sondersteuer für „Ungläubige“, wie Hindus, Sikhs, Juden oder Christen, begegnete Akbar mit der radikalen Entmachtung der Scharia-Gelehrten.

 

Stattdessen ließ er von allen wichtigen Religionsführern ein Schriftstück beglaubigen, das ihm die höchste Entscheidungsgewalt über alle religiösen Streitfragen zusichert. Ebenso verbot der Großmogul, die bis dahin übliche Versklavung andersgläubiger Kriegsgefangener. Akbars religiöse Toleranz führte de facto zur Gleichberechtigung von Muslimen und Hindus und stabilisierte sein Regime erheblich. Er führte Dispute mit Gelehrten unterschiedlicher Religionen, die ihm beeinflussten und seine Lebensweise änderte. So verzichtete der ehemals eifrige Jäger auf die Jagd und dem Verzehr von Fleisch. 1579 ließ Akbar das Neue Testament ins Persische übersetzen, er erlaubt den Jesuiten in seinen Land zu predigen. In der Hoffnung, Millionen Menschen zum Christentum zu bekehren können, schrieb ihm der von seiner religiösen Toleranz beeindruckte Papst Gregor XIII. (Pontifikat 1572–1585) im Jahr 1582: „Gott möge ihn von der Dunkelheit zum Licht führen.“

 

Akbar trat jedoch nicht zum katholischen Glauben über. Er stiftete 1582 einen neuen Orden, den er Tawhid-i-Ilahi – Einheitserkenntnis Gottes – nannte. Gedacht war der Orden für besonders loyale Gefolgsleute und hohe Staatsbeamte, die der Großmogul noch fester an sich zu binden beabsichtigte. Das Symbol des Ordens war eine vom Schriftzug „Allahu Akbar“ umrahmte Sonne. Die Doppeldeutigkeit des Mottos war bewusst gewählt, es bedeutete sowohl „Gott (Allah) ist am Größten“, aber auch „ Gott (Allah) ist Akbar“. Teile der muslimischen Geistlichkeit fassten dieses Bekenntnis so auf, dass für den religiös toleranten Akbar hinter allen Glaubensformen doch nur der eine Gott – Allah – stehe. Andere muslimische Gelehrte unterstellten dem Großmogul Größenwahn und beschrieben ihn als einen Mann, der sich endgültig seinen Fantastereien und der Sonnenanbetung ergeben hatte.

 

Literatur

  • Bamber Gascoigne, Die Großmoguln - Glanz und Größe mohammedanischer Fürsten in Indien, Sonderausgabe für Prisma Verlag GmbH, Gütersloh 1987, ISBN 3-570-09930-09930-X
  • GEO Epoche, Heft Nr. 41, Indien 1450–1948 - Maharadschas, Moguln, Kolonialherren, 2010