Nikolaus Luckner

Nikolaus Luckner wird am 1. Januar 1722 in Cham geboren. Sein Vater ist der Bierbrauer, Hopfenhändler und Gastwirt des Gasthauses „Zur Gans“, Samuel Luckner, seine Mutter stammt aus Kötzing aus der Familie Billich. Die ersten Jahre verbringt er in seiner Heimatstadt. Mit acht Jahren zieht er jedoch von Cham weg zu seiner Großmutter nach Kötzing. In der dortigen Schule fällt er schon bald durch seine außergewöhnliche Begabung auf, und so will sein Vater ihn zum Pfarrer machen. Er steckt seinen Sohn ins Jesuitenkolleg. Dort zeigt sich dieser jedoch schon bald als untauglich. An einem Lichtmesstag, so wird berichtet, schüttet er Tinte ins Weihwasserbecken, sodass sich alle Zöglinge Gesicht und Hände beklecksen. Diese Tat wird er erst nach der Übergabe des Schlusszeugnisses gestehen.

 

Trotzdem schließt der junge Luckner die Schule ab, worauf er sich 1740 an der Universität von Ingolstadt einschreibt. Es sieht so aus, als würde der Vater seinen Wunsch doch noch erfüllt bekommen. Doch da bricht der Österreichische Erbfolgekrieg aus und Luckner junior tritt sofort und ohne zu zögern in die Armee ein. Dies war schon lange sein innigster Wunsch gewesen, und es geht die Anekdote um, er sei der erste gewesen, der sich bei den Werbern einfand, als diese Cham besuchten. Er wird sein Leben lang behaupten, schon 1737 in die Armee eingetreten zu sein und gegen die Türken ins Feld gezogen zu sein, doch Historiker haben das mittlerweile widerlegt. Nikolaus Luckner tritt also 1740, mit achtzehn Jahren, als Reiter ins Grenadierregiment des Kurfürsten von Bayern ein und zeigt schon bald besondere Fähigkeiten. In vielen Kämpfen im Winter 1742 / 1743 zeichnet er sich besonders durch Mut und Tapferkeit aus. Darauf kommt er im Frühling – das letzte Mal in seinem Leben – nach Cham zurück.

Schon bald darauf wird er aber wieder eingezogen und dem Morawitzky’schen Regiment zugeteilt. Der Krieg wird nämlich immer heftiger, und an Einsätzen und Schlachten herrscht kein Mangel – eher schon an fähigen Soldaten und Offizieren. Luckner hat genug Gelegenheit, seine Taktiken einzusetzen.

So rettet er einmal mit einem Ausfall während der Belagerung von Straubing die Bayern vor der völligen Vernichtung durch die Ungarn. 1743 nimmt er am Feldzug des bayrischen Herzogs Karl Albrecht nach Böhmen teil, in dessen Verlauf er zum Premierleutnant der Grenadiere befördert wird. Später wird er Mitglied des Freikorps des Johann Michael Gschray in Deggendorf, kehrt jedoch 1745 zu seinem alten Regiment zurück, worauf er zum Kapitänleutnant, also zum Hauptmann, ernannt wird. Er ist gerade dreiundzwanzig Jahre alt. Mittlerweile breitet sich der Krieg auf die europäische Ebene aus. Luckner tritt mit seinen Männern in das Franzipani – Regiment aus bayrischen Husaren ein. Zuerst zieht dieses in die Lombardei und bald darauf nach Holland und wird Teil der dortigen Armee.

Auf einem Fest für Soldaten lernt er die reiche Holländerin de Cypres kennen und heiratet sie. 1748 endet der Österreichische Erbfolgekrieg, Luckner wird in Ehren entlassen. Mittlerweile ist er Major geworden. Da seine Frau große Landgüter in Holstein besitzt, zieht er nun mit ihr dorthin. 1750 wird ihm sein erster Sohn Nikolaus geboren (1750 – 1824), weitere Kinder folgen. Doch nachdem er einige Zeit sein Gut bewirtschaftet hat, beginnt 1757 ein neuer Krieg, der als „Siebenjähriger“ in die Geschichte eingehen wird. Der erst vierunddreißigjährige pensionierte Major sammelt ein 200 Mann starkes Husarenkorps zusammen und stellt es in hannoverisch – englische Dienste. Er führt gegen die französischen Truppen eine Art Partisanenkrieg und fällt dem Feind, wo es nur geht, in den Rücken. Überall, wo sie auftauchen, sind die Luckner’schen Husaren der Schrecken der französischen Gegner. Sie siegen immer wieder. Nächtliche Überfälle und die Zerstörung von Nachschubkolonnen leisten einen nicht unerheblichen Beitrag zum Erfolg Englands bzw. Hannovers.

 

Schließlich schafft es Luckner sogar zum Oberst und dann zum Generalleutnant, er erlangt im Laufe des siebenjährigen Krieges über die Grenzen seines Landes hinaus Berühmtheit. Als dieser endete, wurde sein Regiment aufgelöst. Darauf wirt er vor allen Offizieren seinen Generalsmantel mitsamt aller Orden in das Feuer des Kamins und verließ die Armee. Darauf wird er vom englischen König zum Freiherren und in die Ritterschaft Dänemarks aufgenommen. Der dänische König Christian VII. macht ihn sogar zum Grafen, da Luckner ja auch durch seine Heirat Großgrundbesitzer geworben ist. Die nächste Zeit verbringt er, weil Friede herrscht, auf seinen Landgütern in Holstein.

Doch weil er sich solch einen hervorragenden Ruf erworben hat, versuchen sowohl Russland als auch Frankreich, ihn auf ihrer Seite zu haben. Schon 1763 tritt er als Generalleutnant mit 30.000 Livres Gehalt pro Jahr in französische Dienste. Obwohl kein Krieg herrscht, will Frankreich sicher sein, dass er bei den nächsten Auseinandersetzungen auf dessen Seite ist, es auf keinen Fall bekämpft. Ursprünglich hat Graf von Luckner noch gezögert, das Angebot anzunehmen. Doch kurz darauf hat er mit seiner Frau die Hinrichtung eines Bekannten, des Grafen von Struensee, mit ansehen müssen, worauf diese geisteskrank geworden und bald darauf verschieden ist. Nun hat ihn nichts mehr in Dänemark gehalten, er hat das Angebot seines ehemaligen Erzfeindes angenommen, das Landgut an seinen Sohn übergeben und fluchtartig Nordeuropa verlassen.

1789 beginnt die Französische Revolution, worauf die europäischen Länder Frankreich den Krieg erklären. Der König wird gezwungen, auf der Seite Deutschlands gegen sein aufmüpfiges Volk zu kämpfen und General Luckner wird als Marschall von Frankreich und Feldherr der Rheinarmee, einer der drei französischen Revolutionsarmeen, mit dieser nach Ostfrankreich geschickt. Während die Feldherren der beiden anderen Armeen nur sehr zögerlich vorgehen, gewinnt der siebzigjährige Luckner eine Schlacht nach der anderen. 1792 wird ihm vom Komponisten Rouget de Lisle das „Kriegslied für die Rheinarmee“ gewidmet – die heutige Marseillaise und Nationalhymne Frankreichs, die mit ihrem Text den kriegerischen Hintergrund zeigt (http://de.wikipedia.org/wiki/Marseillaise#Nationalhymne).

Der Graf von Luckner bereitet gerade einen Feldzug gegen Preußen vor und fühlt sich nun ganz als Franzose, als man ihm unter den Revolutionären plötzlich nicht mehr traut, da er ja ursprünglich aus Deutschland kommt. Zu den nun folgenden Ereignissen gibt es zwei Versionen. Entweder der Konvent setzt Luckner aus Gründen mangelnder Energie den Oberst Choderlos de Laclos an die Seite, worauf er seinen Rücktritt einreicht. Oder aber man verdächtigt ihn total unbegründet, auf Seite seines Heimatlandes zu stehen und zwangspensioniert ihn. Wie dem auch sei, jedenfalls wird ihm seine Pension nicht ausbezahlt. Als er sich darüber in Paris beschwert, wird er auf Anstiftung des Prinzen Carl von Hessen des Verrats, der Verleumdung, der unterlassenen Rechtsprechung etc. angeklagt. Er habe für unsägliche Verbrechen gesorgt (vor allem durch den letzten Punkt) und Frankreich hinterhältig verraten. Alle Punkte sind falsch, beruhen auf Verleumdung. Doch jede Verteidigung ist zwecklos, am 3. (Wikipedia meint am 4.) Januar 1794 wird der zweiundsiebzigjährige Luckner an der Guillotine hingerichtet.

Im folgenden Jahr kommt sein gleichnamiger Sohn nach Frankreich und fordert, man solle ihm die Güter seines Vaters zurückgeben. Dies wird bewilligt, und darüber hinaus erklärt der Wohlfahrtsausschuss schriftlich, dass General Luckner unschuldig hingerichtet worden sei. Am Thriumphbogen in Paris ist sein Name eingraviert. Die Bestallungsurkunde und der Marschallstab kommen in Familienbesitz (seit 1967 befinden sie sich im Armeemuseum von Paris). So ist die Ehre wiederhergestellt. Doch trotz allem ist Luckner unschuldig zu Tode gekommen.