Barnhouse Village (Neolithic Orkney Teil 2)

Midsummer Sunset auf der Brodgar-Halbinsel. Bild: Copyright by Islandhopper via Wikimedia Commons

Haus 3 in "Barnhouse Village" Bild: taken by Martin McCarthy (Tumulus) - http://www.ancient-scotland.co.uk/site.php?a=20, via Wikimedia Commons

Barnhouse Village

Maes Howe

Teil 2

Die ersten Ackenbauern

 

Wann genau die ersten Ackerbauern die Orkney- Inseln erreichten, ist umstritten, momentan neigt man dazu, daß es etwa 3900 v. Chr. geschah.

Es ist jedoch unumstritten, daß die Orkney- Inseln von Schottland aus besiedelt wurden- frühere Vermutungen, die Besiedlung sei von Norwegen aus erfolgt, gelten durch Keramikfunde als widerlegt.

 

Im Jahr 2003 wurden in der Nähe des Wideford-Hill- Grabes Spuren von Holzhäusern gefunden, die möglicherweise die ältesten Häuser auf Orkney waren. Vereinzelt müssen die ersten Ackerbauern demnach noch Wald- Spots vorgefunden haben, aber diese letzten Waldreste verschwanden zu jener Zeit völlig. Die weitestgehend baumlose Landschaft der Orkney ließ sich leicht besiedeln, und in Verbindung mit dem milden Klima ist es sehr wahrscheinlich, daß die Bevölkerungszahl auf Orkney sehr schnell stieg.

 

Eine der besten bekannten Anlagen jener Zeit ist Knap of Howar, das an der Westküste der recht nörlich gelegenen Insel Papa Westray liegt. Knap of Howar zeigt die Überreste zweier Häuser, die, wenn auch nicht gleichzeitig ungefähr von 3700- 3100 v. Christus genutzt wurden. Die Inneneinrichtung jener Häuser entsprach schon derer von Skara Brae.

 

In Knap of Howar und anderen Bauten der frühen Ackerbauern fanden sich Überreste der sogenannten Unstan- Keramik, die vor allem auf den Orkney-Inseln, den Hebrideninseln North-Uist und Harris, in Caithness, Morayshire und Ord Hill (Lairg) gefunden wurde.

Heute werden als Unstan Keramik nur noch verzierte Schalen mit Umbruch und Verzierungne zwischen Umbruch und Rand bezeichnet, ursprünglich umfaßte der Begriff ein sehr viel breiteres keramisches Spektrum.

 

In enger Verbindung zu der Unstan Keramik stehen die Megalithbauten auf Orkney, die als "Stalled Cairns" bezeichnet werden und eine Unterform der sogannnten Passages Tombs sind. Hierbei handelt es sich um Gräber, die in Trockenbauweise errichtet wurden und deren Grabkammern durch dünne Platten stallartig in gegenüberleigenden Boxen unterteilt wurden. Die Anzahl der Boxen reicht von vieren bei kleineren Grabhügeln bis zu 27 Kammern bei Großen Grabhügeln. Ungefähr 60 dieser Stalled Cairns wurden auf Orkney gefunden.

Sie werden in der Regel dem Typ Orkney-Cormarty zugerechnet, allerdings ist diese Einteilung höchst umstritten, da die Stalled Cairns auf Orkney sich nicht wirklich in die Kategorisierung einpassen.

 

Die ersten Ackerbauern züchteten Rinder, Schweine und Schafe und bauten vor allem Nacktgerste an. Sie sammelten Muscheln, jagten Vögel und betrieben Fischfang.

Die Ernährungsgrundlage auf Orkney war gut, und so waren die Ackerbauern auf Orkney nach wenigen Jahrhunderten im Stande, sich auch anderen Dingen zuzuwenden, als bloß dem Ackerbau und der Viehzucht.

 

Barnhouse Village

Bis in die 80 er des vergangenen Jahrhunderts hinein galt das natürliche Amphitheater zwischen den Lochs of Stenness und Harray als Ort, zu dem die Menschen nur aus rituellen Gründen kamen, während sie weiter im Umland (a.a. Skara Brae) lebten.

 

1984 widerlegte der Archäologe Colin Richardson diese Ansicht, als er bei einer Oberflächenbegehung am Ufer des Loch of Harry, ganz in der Nähe der Standing Stones of Stenness, auf Siedlungsspuren stieß.

 

Barnhouse Village, wie die Siedlung genannt wird, weist die bislang ältesten Siedlungsspuren dieser Periode in jener Tiefebene auf. (Möglicherweise wird aber Ness of Brodgar noch früher datiert, aber das ist derzeit noch offen).Die ersten Häuser werden auf das Jahr 3300 vor Christus datiert.

 

Es sind 15 Häuser, die meisten davon eng verwandt mit dem Baustil, der sich auch in Skara Brae findet.

Das Standardhaus in Barnhouse Village ist ein Rundbau, dessen Mauerwerk in Trockenbauweise aus den typischen Sandsteinplatten, wie es sie auf Orkney haufenweise gibt, errichtet wurde. Durch einen schmalen Eingang, der immer von Nordwesten nach Südosten verläuft, gelangt man in einen Raum, in dessen Zentrum eine steingefaßte Feuerstelle liegt. Zwei steinerne Kästen an den Seiten des Raumes gelten als Bettkästen, direkt dem Eingang gegenüber befindet sich eine Art steinerne Anrichte an der Wand. Natürlich weiß niemand, ob diese Möbelbezichnungen richtig sind. Die "bettkästen" sind zu klein, als daß Menschen sich hinlegen und schlafen könnten, andererseits haben die Steinzeitmenschen wahrscheinlich noch im Sitzen geschlafen. Auch ist fraglich, ob der steinerne "Schrank" wirklich eine Anrichte war, anderseits- er war das erste, was jemand sah, wenn er den Raum betrat. Vielleicht waren die Steinzeitmenschen den heutigen Menschen ähnlich- und wir führen heute Besucher gerne ins Wohnzimmer, wo unsere Schätze ausgestellt sind...Hinter dieser Wand mit der Anrichte befindet sich jedenfalls eine kleine Zelle, in der vermutlich Lebensmittel aufbewahrt wurden.

Die Dächer der Häuser bestanden vermutlich aus Pfählen und Torf.

12 Häuser von Barnhouse Village entsprechen diesem Haustyp. Sie wurden jedoch während ihrer rund 700 jährigen Nutzung mehrfach eingerissen und wieder neu aufgebaut.

 

Die Ähnlichkeit der Häuser in Barnhouse mit Skara Brae ist nicht zu übersehen - und dennoch gibt es Unterschiede. Der Hauptunterschied in beiden Siedlungen besteht darin, dass es in Barnhouse Village keine überdachten Durchgänge zwischen den Häusern gab - sie standen alle im Freien.

Möglicherweise erklärt sich dieser Unterschied aber dadurch, dass die Besiedlung von Barnhouse Village 450 Jahre vor Skara Brae endete. Die ersten Häuser waren sich in beiden Siedlungen ausgesprochen ähnlich, und auch in Barnhouse begannen sich die Berge von „midden“ (Abfall, Keramikscherben, Knochenresten) zu türmen.

 

Das erste Haus, das sich von den anderen in der Siedlung unterscheidet ist die sog. Structure 6. Dieses zentral gelegene Gebäude weist einen anderen Eingang auf - dieses Haus wurde vom Südwesten her betreten. Obwohl auch Haus 6 ursprünglich aufgebaut war wie die anderen, wurde es im Laufe der Zeit verändert. Da in dem Haus überdurchschnittlich große Mengen an Feuerstein und Knochen gefunden wurden, geht man heute davon aus, dass sich in diesem Haus zumindest in den letzten Jahren der Siedlung die Werkstatt befand. In früheren Jahren scheinen die Bewohner der Siedlung im Freien gearbeitet zu haben, auf jenem zentralen Platz, um den die Häuser 1-11 (ohne 8) herumliegen.

 

Zwei Häuser sind allerdings ganz anders.

Die sogenannte Structure 2 gehört zu dem ursprünglich kreisförmig angelegten Dorf und war von Anfang an anders.

Haus 2 weist eine gewisse Ähnlichkeit mit den Kammergräbern auf Orkney auf. Es liegt im südwestlichen Viertel des Dorfes und ist bedeutend größer als die anderen Häuser der Siedlung (außer Structure 8), was darauf hinweisen könnte, dass es in Barnhouse Village eine soziale Hierarchie gegeben hat (im Gegensatz zu Skara Brae.). Darüber hinaus ist das Mauerwerk ausgesprochen sorgfältig gearbeitet.

Das Gebäude war durch Steinfliesen in zwei große Kammern geteilt, in der wiederum 6 Nischen in die Wand gebaut wurden.

Obwohl die Nischen den „Bettkammern“ anderer neolithischer Häuser gleichen, ist die Ähnlichkeit zu den Boxen der Kammergräber doch nicht zu übersehen.

Beide Hauptkammern verfügten über eine jeweils eigene Zentrale Feuerstelle.

Kurz hinter der Eingangstür wurde eine steinerne Kisten mit Menschenknochen gefunden, bedeckt von einem Dreiecksstein. Jeder, der das Haus betrat, musste über diese Kochen laufen. Analysen ergaben übrigens, daß die Toten unter Viatmin C Mangel litten.

Anders als die anderen Häuser in Barnhouse, die zeitweilig leer standen, war Haus Nummer 2 die ganze Zeit über bewohnt. Und im Gegensatz zu den anderen Häusern wurde Nummer 2 auch nie abgerissen und neugebaut, sondern blieb von Anfang an so wie es war.

Das Haus war auf die aufgehende Sonne am Tag der Wintersonnenwende ausgerichtet. Da aber Structure 9 immer im Weg stand, kann es kaum darum gegangen sein, daß tatsächlich, so wie in Maes Howe das Licht durch den Eingang fiel.

Mehrere Gegenstände, die in Haus 2 gefunden wurden, (u.a. ein polierter Meißel ) legen nahe, dass in jenem Haus Kultgegenstände gefertigt wurden. Demnach scheinen die Bewohner von Haus 2 in der westlichen Hälfte gearbeitet, und in der östlichen Hälfte gegessen zu haben.

 

Heute wird vermutet, dass Barnhouse Village ein Priesterdorf war, in dem die Priester lebten, die die Zeremonien an den 150 m entfernt gelegenen Steinen von Stenness durchführten.

Alternativ gilt Barnhouse Village als der Ort, an dem die Bauarbeiter lebten, die die Stones of Stenness und Maes Howe erbauten. Möglicherweise trifft auch beides zu.

 

Verschiedene Funde in der Siedlung stammten nicht von Orkney und weisen darauf hin, dass Barnhouse Village keine isolierte Gemeinschaft war, sondern in regem Austausch stand mit andren Gemeinschaften entlang der schottischen Westküste.

 

Die in Barnhouse gefundene Keramik entspricht dem Typ "Grooved Ware", die sich um das Jahr 3400 v. Chr. wahrscheinlich auf Orkney entwickelt hat und ab 2800 v. Chr. auch in Südengland auftaucht.

 

Bemerkenswert ist auch, dass die Siedlung am Ende nachweislich abgerissen wurde, und zwar um das jahr 2800 v. Chr. herum. Vielleicht sind die Menschen umgezogen - möglicherweise nach jenem Ort, der heute „Ness of Brodgar“ heißt...

 

Ein Haus wurde hier noch nicht erwähnt und das ist Structure 8. Dies hat vor allem den Grund, dass Haus Nummer 8 erst wesentlich später entstand, um das Jahr 2800 bis 2600 vor Christi. (Es existerien unterschiedliche Angaben). Damals war das Dorf wohl schon verlassen.

 

Barnhouse Village Gebäude Nummer 8

 

Das größte Gebäude in Barnhouse Village ist Gebäude Nummer 8. Es ist das letzte Gebäude, das in Barnhouse errichtet wurde, und es wurde auf den Überresten eines älteren Hauses errichtet, als die anderen Häuser bereits verlassen worden waren. Erbaut um das Jahr 2600 v. Chr. legen Form und Ausmaß von Gebäude 8 nahe, dass es sich hierbei um kein gewöhnliches Haus handelt.

Der Herd des älteren Hauses wurde entfernt, was unüblich war - üblicherweise blieb das alte Zentrum bei Neubauten erhalten. Der Innenraum von Gebäude 8 war ungefähr doppelt so groß wie die Innenkammer in der nahegelegenen Grabkammer von Maes Howe, und genau wie Maes Howe wurde Gebäude 8 auf einer ebenerdigen Plattform aus gelbem Ton errichtet und von einer stabilen Mauer umgeben.

Es gibt keine Hinweise darauf, dass Gebäude Nummer 8 jemals bewohnt wurde, aber Keramikfunde legen die Vermutung nahe, dass auf der umgebenden Plattform jede Menge Nahrungsmittel zubereitet wurden. Ausgrabungen an der zentralen Feuerstelle belegen jedoch, dass dort nie Mahlzeiten zubereitet wurden.

Der Zugang durch die Schutzmauer rund um Gebäude 8 erfolgte in Ost- Westrichtung an der Seite des Gebäudes. Bis zum Eingang des Gebäudes musste ein Drittel des Gebäudes umrundet werden. Der eigentliche Gebäudeeingang weist den für Barnhouse Village untypischen Zugang aus Richtung Nordwesten aus. Am längsten Tag des Jahres hätte das Licht der untergehenden Sonne durch den Eingang fallen können - wenn nicht die Schutzmauer gewesen wäre, die das Licht blockierte.

Im Innern weist Gebäude 8 eine gewisse Ähnlichkeit mit den Stehenden Steinen von Stenness auf. Der Zugang erfolgt durch eine 3 m lange Passage, ebenso wie der Zugang ins innere der Stehenden Steine. Dort stößt man auf eine Art Vorhof oder Vorhaus, in dessen Mitte sich eine (unbenutzte) Feuerstelle befindet, die von zwei stehenden Steinen flankiert wird. Dieses Arrangement verläuft auch ungefähr parallel zu dem ähnlichen Arrangement im Steinkreis von Stenness. Dies legt die Vermutung nahe, dass Gebäude Nummer 8 für rein rituelle Zwecke errichtet wurde.

Allerdings befand sich in Gebäude Nummer 8 auch eine steinerne Anrichte, so wie sie sich in jedem Wohnhaus in Barnhouse Village und in Skara Brae findet. Das könnte möglicherweise darauf hindeuten, dass auch die Anrichten nicht nur reine Ablageflächen waren, sondern auch rituellen Charakter gehabt haben.

Während der Ausgrabungen in Gebäude 8 wurde in der Ostwand auf Höhe der zentralen Feuerstelle ein kompletter Topf im Stil der „Grooved Ware“ gefunden. Er enthielt 14 Klumpen aus Feuerstein, eine Menge, die auf dem am Feuerstein armen Orkney durchaus als Schatz zu werten ist.

 

Gewisse Ähnlichkeiten von Gebäude 8 mit Maes Howe ließen die Vermutung aufkommen, daß Maes Howe das Haus der Toten, Gebäude 8 das Haus der Lebenden gewesen sein könnte, während gleichzeitig die Ähnlichkeit in der Konstruktion mit den Stehenden Steinen von Stenness darauf schließen lassen, daß es um das Jahr 2600 v. Chr. zu einer kulturellen Veränderung kam.

 

Die eine Vemutung zielt darauf ab, daß Rituale, die vorher im Steinkreis von Stenness unter offenem Himmel und für alle zugänglich ausgeübt wurden, jetzt im Innern, Verborgenen für einen begrenzten Kreis stattfanden.

Die andere Vermutung geht in die Richtung, daß man versucht haben könnte, die Rituale, die in Maes Howe abgehalten wurden und die Rituale, die man bei den Stehenden Steinen von Stennes abgehalten hat, zusammenzuführen.