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Hier möchte ich Euch meine Erlebnisse und Beobachtungen beim Einkauf
oder der Bezahlung mittels Devisen erzählen .
Es betrifft den Zeitraum von ca. 1972. bis 1982. und die beiden Länder
Tschechoslovakei und Rumänien .
Den Meisten von Euch sagt der Begriff Intershop ( Genex ) sicher etwas .
Das waren die Läden in der DDR , die Westwaren führten und in denen man aber
nur mit Devisen einkaufen durfte .
http://de.wikipedia.org/wiki/Intershop_%28Handel%29
Solche Läden gab es , in ähnlicher Form auch in den anderen COMECON-Staaten .
Sie hießen in :
Polen …........Baltona und Pewex.
Bulgarien......Corecom.
UDSSR.........Berjoska.
China............Freunschaftsladen .
In Nordkorea gibt es sie noch heute .
Da heißen sie Dollarläden .
Und in der
Tschechoslovakei nannten sich diese Läden
TUZEX .
Ein einziges mal sah ich mir einen Laden an .
Da sie aber faßt nur Importwaren feilboten interessierte mich
das Geschäft weniger .
Ich suchte landesspezivische Erzeugnisse .
Aber das war gar nicht so einfach .
Obwohl in
Bratislava ( Pressburg ) sogar einige Fabriken eine Niederlassung besassen war das Einkaufserlebniss niederschmetternd .
Zum Beispiel , im Geschäft vom weltberühmten
Moserglas ( Bleikristall )
gelang es mir nur einmal ein 6.er-Set zu erstehen .
Wenn wir das Geschäft verließen wr auch die Auslage leergeräumt ,
das Lager war vorher schon leer .
http://www.moser-glass.com/en/
Also griff ich auf eine Tugend , der im Land der Werktätigen tätigen zurück .
Der Selbstorganisation .
Früher auch bekannt als der Tauschhandel .
Denn nach einigen Besuchen hatte ich schon ein kleines Netzwerk von einigen ,
durch kommunistische Lebenserfahrung , geschulten Bekannten kennengelernt .
Von diesen nahm ich Bestellungen entgegen .
Wie zum Beispiel , nicht erhältliche Medikamente , Becker Autoradio ,
diverse elektrische Materalien .
Sehr gefragt waren auch Monroe-Stoßdämpfer für den PKW-Skoda .
Denn sehr berüchtigt waren , zwecks Geschwindigkeitsbegrenzung ,
die unvermutet auftauchenden Schlaglöcher in den Strassen .
Um vom kommunistischen Alltag in die Idylle zu entfliehen war es von Jedermann ,
der erklärte Wunsch , in einer eigenen Datscha abschalten zu können .
Da aber in keinem der berühmten Fünfjahrespläne für den privaten Bau
und die Erhaltung selbiger irgendwelche Mittel vorgesehen waren ,
blieb den parteitreuen Arbeitern der Volksrepubliken ja nur Eines übrig :
Die Selbstorganisation .
Und die funktionierte perfekt .
Z. B.: Man brauchte Elektrokabel für die Datsche .
Selbst kannte man einen der einem noch einen Gefallen schuldig war .
Der arbeitete in einem Reifenwerk.
Jemand , der neue Reifen brauchte , ist Maurer und der kennt wieder einen Elektriker
der von ihm eine Zubau wünscht .
Und dieser kann die benötigten Kabel von einer Baustelle abzweigen .
Funktionierte mit faßt Allem und erleichterte unheimlich das
wunschlos glückliche Leben der Werktätigen .
Ich gab ihnen meine Wünsche bekannt und meistens waren meine Bestellungen ,
beim nächsten Besuche schon vorhanden .
Und das Alles ohne Import-Exportfirma !!!
Da ich schon immer ein sehr obrigkeitsaffines Bürschchen war ,
ist es doch selbstverständlich , daß ich immer nur den Devisenpflichtumtausch tätigte .
Geldgewechselt wurde prinzipiell nur Privat .
Beim Nachhausefahren hatte ich natürlich Probleme .
Ich mußte immer Lang und Breit erklären , mit welchem Geld ich die organisierten
Waren erstanden hatte .
Mich verwundert noch Heute , daß meine Erklärung immer wieder akzeptiert wurde .
Ich behauptete immer , daß ich nächstes Wochenende heiraten würde
und das wären Geschenke von mir lieben Leuten .
Wenn man in einer Pension oder einem Hotel nächtigte nahmen Diese
die obligatorische polizeiliche Anmeldung vor .
Da ich aber immer privat wohnte , hätte ich mich jedes Mal bei der Polizeidirektion anmelden müssen .
Darauf hatte ich aus Zeitmangel jedes Mal geflissentlich vergessen .
Nach dem 8. oder 9. Besuch , bekam ich zuhause einen Telefonanruf
von slovakischen Freunden , ich solle bis auf weiteres nicht einreisen ,
da ich wegen meines wiederhlten Versäumnisses , an der Grenze ,
verhaftet würde .
Aber sie würden sich kümmern , das daß Mißverständnis aufgeklärt würde .
Und wieder begann sich das Rad der Gefälligkeiten zu drehen .
Ich bekam die Nachricht , mich an einem bestimmten Tage und zu einer
ungefähren Uhrzeit , mich an einem bestimmten Grenzübertritt einzufinden .
Und beim Schalter des Pflichtumtausches sowie an zwei anderen Stellen ,
kleine , mir unbedeutende , Anerkennungen , zu hinterlegen .
Es würde mich dann ein Bekannter eines Bekannten , der Polizeioberst war ,
abholen und mit uns zur Polizeidirektion fahren und unser Problem lösen .
Wir durften vor dem Präsidium sogar im Auto sitzen bleiben .
Nach ca. 20. Minuten kam der Oberst wieder zurück .
Und mit einem Lächeln erklärte er mir es sei Alles erledigt und ich brauche mich
zukünftig nicht anmelden .
Gegen die hohe Kunst der Selbstorganisation war auch der Parteiapperat machtlos .
Luki.
Weiter im II. Teil.