Mit Karl Mays Büchern konnte ich mich nie so richtig anfreunden, aber den "Waldläufer" von Gabriel Ferry habe ich als Zehnjähriger mehrmals "verschlungen".
Bin Jahrgang 1947, meine Generation wuchs mit Karl May (KM) auf. Dennoch bin ich atypisch, ich habe nie ein Buch von KM gelesen. Winnetou I hatte ich in Händen von meinem Vetter, der KM konsumierte. Nach ein paar Seiten war für mich Schluss. Angeschaut habe ich hingegen die Filme, die mir durchaus gut gemacht erschienen, gedreht im Karst im damaligen Jugoslawien.
Es gab auch sehr interessante Sammelbilder, ich meine in Haferflockenverpackungen der damaligen Zeit. Die habe ich gesammelt wie später Fußballbilder von Ferrero vor Weltmeisterschaften. Da waren die ganzen Erzählungen bebildert. Einem haben sie auf einem Minarett mit einem Krummsäbel den Kopf abgehauen, dieses Bild hat mich besonders beeindruckt. Ist vielleicht 40 - 45 Jahre her.
Ich hab ein Buch von meinem Papa zum ersten Mal geschenkt bekommen danach habe ich nicht mehr aufgehört (bin Jahrgang 1982 nur nebenbei)
Die Filme schaue ich mir ab und zu heute noch an (gerade lief wieder einer)
Da lese ich heute in SPON was zum Thema
http://www.spiegel.de/einestages/karl-ma...m-outbrain
eigentlich nichts neues.
Das weiß man "eigentlich" schon lange.
Dass er den "Jagdhieb" garantiert nie angewandt hat. Derweil das halt nicht geht.
Den "Henry-Stutzen" hat er, sehr modern, im Versandhandel erworben.
Hat mal einer seine Beschreibung der Funktion des "Henry-Stutzens" gelesen? Der wusste nicht wie ein Gewehr funktioniert, genauso garantiert.
Aber schreiben konnte er, schreiben!
(20.12.2018 13:11)Suebe schrieb: [ -> ]Da lese ich heute in SPON was zum Thema
http://www.spiegel.de/einestages/karl-ma...m-outbrain
eigentlich nichts neues.
Das weiß man "eigentlich" schon lange.
Dass er den "Jagdhieb" garantiert nie angewandt hat. Derweil das halt nicht geht.
Den "Henry-Stutzen" hat er, sehr modern, im Versandhandel erworben.
Hat mal einer seine Beschreibung der Funktion des "Henry-Stutzens" gelesen? Der wusste nicht wie ein Gewehr funktioniert, genauso garantiert.
Aber schreiben konnte er, schreiben!
Ich frage mich nur, was der Artikel bewirken soll. Will da ein Artikelschreiber wieder einmal ein wenig mit Schlamm und Unrat um sich werfen, um Leute wie mich daran zu erinnern, dass Spiegel wohl doch nicht besser als die Kronenzeitung ist. (Dass es dabei noch um reißerischen Artikel handelt, der recht primitiv ist, ist zum Beispiel aus der Schlusszeile zu erkenen, wenn da gleich zwischen Ehefrau 2 und Ehefrau1 eine Beziehung angeführt ist, natürlich so als wäre das eine Tatsache.)
Ansonsten, dass was Artikelautor da schreibt, ist doch nur alter, abgestandener Wein, und nicht einmal wenigstens in einer besonders tollen Verpackung. Das alles ist doch schon seit mehr als hundert Jahren bekannt und damit vollkommen ausgelutscht.
Vielleicht wäre es sinnvoller, den aktuellen Autorinnen und Autoren ein wenig Mut zu machen, dass einiges, was Karl May in seinen Büchern schafft (wie Spannung und Unterhaltung) auch ihren eher langweiligen Büchern nicht zum Nachteil gereichen würden.
Abgesehen davon finde ich aber die folgende Frage viel interessanter: Wie war es überhaupt möglich, dass Karl Mays Leserschaft ihm das mit der Gleichsetzung seiner Figuren tatsächlich über Jahre hin abgenommen hat? Waren die etwa alle so dumm und leichtgläubig? - das ist doch eher zu bezweifeln, oder ...
(20.12.2018 13:30)Teresa C. schrieb: [ -> ]Abgesehen davon finde ich aber die folgende Frage viel interessanter: Wie war es überhaupt möglich, dass Karl Mays Leserschaft ihm das mit der Gleichsetzung seiner Figuren tatsächlich über Jahre hin abgenommen hat? Waren die etwa alle so dumm und leichtgläubig? - das ist doch eher zu bezweifeln, oder ...
Woher hätten sie es denn wissen sollen?
Damals gab es noch kein mimikama, bei dem man nachfragen konnte, Informationen waren nicht so leicht zu beschaffen- und es war auch eigentlich nicht wichtig. Die Leute hatten anderes zu tun, als sich den Kopf zu zerbrechen, ob der Karl May tatsächlich Old Shatterhand war. Wahrscheinlich sind sie erst gar nicht auf den Gedanken gekommen, das in Frage zu stellen. Ihnen hat es gereicht, dass er ihrer Fantasy etwas mitgegeben hat... Und dabei haben sie natürlich angenommen, dass er nur über Sachen schreibt, mit denen er sich auskennt...
Ich vermute mal es ist
"die Schreibe"
denn das konnte er.
Abgesehen davon, den Jack London habe ich einst auch schlicht verschlungen.
Habe aber niemals angenommen, dass der dies alles auch erlebt hat.
Wie ist das bei Remarque?, Erich Maria der war lediglich ein/zwei Wochen an der Front, sein "Ich" heißt Paul. wer wird auch jemals angenommen haben, der Erich Maria hätte dies alles, einschließlich seinem Tod
, selbst erlebt.
Louis Trenkner, was hat der auch alles an Geschichten erzählt... aber sie waren gut, die Geschichten. Seine Bücher hat ein Ghostwriter geschrieben.
Die waren auch nicht so gut
Das Drama bei Karl May ist doch eher, dass er ums Verrecken auf der Wahrhaftigkeit bestanden hat. Hätte er sich als Romanschriftsteller bezeichnet, wäre sein Andenken bis heute makellos.
Und, notabene, die überaus friedliche Vorstellung seiner Helden ist für die damalige Zeit sehr bemerkenswert.
Da passieren in einem ganz normalen "Tatort" doch im öffentlich rechtlichen Fernsehen heute mehr Morde als bei Karl May in allen Bänden.
(20.12.2018 17:30)Suebe schrieb: [ -> ]Und, notabene, die überaus friedliche Vorstellung seiner Helden ist für die damalige Zeit sehr bemerkenswert.
Da passieren in einem ganz normalen "Tatort" doch im öffentlich rechtlichen Fernsehen heute mehr Morde als bei Karl May in allen Bänden.
Winnetou entspricht in jeder Beziehung dem Ideal des "Edlen Wilden"... aber ich gebe zu, Karl May hat es besonders schön gemacht
Als Freund der Abenteuer-Schriftsteller habe ich auch etliche Bände Gerstäcker im Bücherschrank stehen.
Und in einem bringt Gerstäcker Schriftverkehr zwischen Auswanderern in Amerika und der zu Hause gebliebenen Verwandschaft mit speziell Auswanderertipps.
Vielleicht wollte sich Karl May hier bewusst von einem anderen Schriftsteller "abheben" - Gabriel Ferry. Immerhin hat er dessen Roman "Der Waldläufer" übersetzt beziehungsweise bearbeitet, und bei Ferry haben wir immerhin böse Apatschen und gute Komantschen.
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In Bezug auf die "Leichtgläubigkeit" von Karl Mays Zeitgenossen frage ich mich heute oft, ob die meisten Leserinnen und Leser im 21. Jahrhunderts nicht genauso gerne "leichtgläubig" sind, und das trotz oder vielleicht sogar wegen Internet und wesentlicher effektiverer Kontrollmöglichkeiten. Wenn ich mir den Rezensionen auf Amazon und in Buchforen ansehe, welche historische Romane dort als toll recherchiert von der Leserschaft belobt werden, wenn ich an die "historicus"-preisgekrönten historischen Unterhaltungsromane, wo ich diese Beurteilungen überprüft habe, denke und diese mit Blick auf ihre tatsächliche Annäherung an die historisch belegten Fakten, ihre Schreibqualität und ihre Umsetzung von Geschichtlichen messe …, wahrscheinlich waren die im 19. Jahrhundert sogar intelligenter. "Zwinkern"
Ich habe mal "Am Jenseits" gelesen ............ irgendein Höheres Wesen begegnet ihm in Arabiens Wüste....
gemischt aus Islam und Christentum.
Eine Wertung trau ich mir nicht zu.
Von seinen Frühwerken habe ich ca. 5 Bände "Deutsche Herzen, Deutsche Helden" nochmals ganz anders.
Die "Deutschen Helden" entstammen meist dem höheren Adel, Fürst Pückler-Muskau taucht auf usw usf
Ist zu lange her, dass ich eine Wertung abgeben könnte, jedenfalls keine Lust sie nochmals zu lesen.
Seine Shatterhand und Kara ben Nemsi Bände stechen doch durch ihre Friedfertigkeit hervor. Der zieht durch den ganzen Wilden Westen ohne einen Menschen umzubringen. Und auch die Wilden sind für ihn Menschen, was man zdZ an den Original-Schauplätzen noch ganz anders sah.
Insofern schon empfehlenswerte Literatur.
mM