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RE: Besatzer!? - Suebe - 18.11.2012 13:19

Nachdem wir hier einen ausgewiesenen Spezialisten für das Gebiet der Odermündung 1945 haben, könnte der doch mal von der "Polnischwerdung" Stettins erzählen.

Ist ja doch bemerkenswert, wie ungenau die Vorstellungen über die Grenzziehung zunächst waren.


RE: Besatzer!? - solon - 18.11.2012 19:10

(18.11.2012 12:29)913Chris schrieb:  
(18.11.2012 12:03)solon schrieb:  Weißt Du Christian, das ist auch wieder so ein Fakt, hingeschrieben ohne viel Nachzudenken.
Offenbar vergißt Du , das dieser Priester Mitten in Deutschland 1945 dies kündete.

Weißt du Solon, genau dies hab ich nicht vergessen, genauso wenig wie den Fakt, dass nun mal Deutschland den Krieg verloren hatte und dieser Priester eigentlich hätte wissen sollen (wenn er nicht ganz weltfremd war), worauf Polen, Russen und Tschechen da reagierten...
Dann hätte er nämlich bedacht, dass die sechs Jahre zuvor ja auch Polen, Russen, Ukrainer, Tschechen ebenfalls keine "Rechtssubjekte" gewesen sind. Und sich ausrechnen können, warum nun die Deutschen dran waren als "Nicht-Rechtssubjekte"...

VG
Christian

Das ist ja interessant, Polen und die Tschechen wußten schon vorher vom anvisierten Landraub ? Das war also nicht weltfremd ? Höre ich etwa da eine Präventivmaßnahme deutscherseits raus ? Ich verweise gern nochmal auf Gebietsansprüchhe entspechender Staaten vor 1939.
In Bezug auf den Tschechisslowakischen Nationalstaat bleibt nur zu bemerken, das weitaus mehr Deutsche in diesen Staat lebten als Slowaken, nur ein ganz Dummer kann daraus ein Konstrukt erarbeiten was völkerrechtlich eine Relevanz hätte. Richtig aber ist das Abnicken jeder geschichtlichen und objektiven Gegebenheiten.
Aber bitte, lieber Chris nenne mir doch Beispiele , das z.B. außerhalb des Kriegszustandes keiner zum "Nichtrechtsobjekt" benannt wurde. Aber ich verstehe schon, alle versklavt und umgebracht, nur aber das Rechtssubjekt allein, nämlich "Zahn um Zahn " ist in diesem Augenblick verbindlich, nicht ? Nur leider nicht völkerrechtlich relevant!
solon


RE: Besatzer!? - Suebe - 19.11.2012 10:49

(18.11.2012 19:10)solon schrieb:  
(18.11.2012 12:29)913Chris schrieb:  Weißt du Solon, genau dies hab ich nicht vergessen, genauso wenig wie den Fakt, dass nun mal Deutschland den Krieg verloren hatte und dieser Priester eigentlich hätte wissen sollen (wenn er nicht ganz weltfremd war), worauf Polen, Russen und Tschechen da reagierten...
Dann hätte er nämlich bedacht, dass die sechs Jahre zuvor ja auch Polen, Russen, Ukrainer, Tschechen ebenfalls keine "Rechtssubjekte" gewesen sind. Und sich ausrechnen können, warum nun die Deutschen dran waren als "Nicht-Rechtssubjekte"...

VG
Christian

Das ist ja interessant, Polen und die Tschechen wußten schon vorher vom anvisierten Landraub ? Das war also nicht weltfremd ? Höre ich etwa da eine Präventivmaßnahme deutscherseits raus ? Ich verweise gern nochmal auf Gebietsansprüchhe entspechender Staaten vor 1939.
In Bezug auf den Tschechisslowakischen Nationalstaat bleibt nur zu bemerken, das weitaus mehr Deutsche in diesen Staat lebten als Slowaken, nur ein ganz Dummer kann daraus ein Konstrukt erarbeiten was völkerrechtlich eine Relevanz hätte. Richtig aber ist das Abnicken jeder geschichtlichen und objektiven Gegebenheiten.
Aber bitte, lieber Chris nenne mir doch Beispiele , das z.B. außerhalb des Kriegszustandes keiner zum "Nichtrechtsobjekt" benannt wurde. Aber ich verstehe schon, alle versklavt und umgebracht, nur aber das Rechtssubjekt allein, nämlich "Zahn um Zahn " ist in diesem Augenblick verbindlich, nicht ? Nur leider nicht völkerrechtlich relevant!
solon


ich kann das nicht verstehen.
Die immer wieder neue Postulierung einer Weltanschauung wird doch irgendwann langweilig. Dodgy

Kümmern wir uns doch besser um die Geschichte. Da gibt es vieles überaus spannenderes.

Hier Stettin.
Die Grenzziehung im Raum Stettin war in Jalta unklar geregelt. Mit der Folge, dass weder Russen noch Polen noch Deutsche vom 28. April bis zum 5. Juli 45 wussten, ob Stettin zukünftig polnisch oder deutsch war.

http://www.dpg-brandenburg.de/nr_8_9/stettin_45.htm#zaremba

um gleich die Klarheit einziehen zu lassen.
Geregelt wurde es in Postdam zwischen Briten, US-Amerikanern und Sowjet-Russen.


RE: Besatzer!? - 913Chris - 19.11.2012 14:02

(18.11.2012 19:10)solon schrieb:  Polen und die Tschechen wußten schon vorher vom anvisierten Landraub ? Das war also nicht weltfremd ? Höre ich etwa da eine Präventivmaßnahme deutscherseits raus ? (...)
In Bezug auf den Tschechisslowakischen Nationalstaat bleibt nur zu bemerken, das weitaus mehr Deutsche in diesen Staat lebten als Slowaken, nur ein ganz Dummer kann daraus ein Konstrukt erarbeiten was völkerrechtlich eine Relevanz hätte. (...)
nenne mir doch Beispiele , das z.B. außerhalb des Kriegszustandes keiner zum "Nichtrechtsobjekt" benannt wurde. Aber ich verstehe schon, alle versklavt und umgebracht, nur aber das Rechtssubjekt allein, nämlich "Zahn um Zahn " ist in diesem Augenblick verbindlich, nicht ?

Hä? Tut mir leid, aber dein Mail kann ich nicht nachvollziehen...
Das hat mit dem, was ich schrieb, rein gar nichts zu tun.
Denke ich...

VG
Christian


RE: Besatzer!? - Suebe - 05.12.2012 16:48

(17.11.2012 01:27)Sansavoir schrieb:  
(16.11.2012 21:33)Suebe schrieb:  Es gibt Publikationen zu Hauf, die sich mit dieser Zeit befassen. Als ersten Einstieg für Interessierte, Overesch "Das besetzte Deutschland"
2 Bände reine Chronologie,
wer weniger Zeit aufwenden will:
Dr. Ulrich Bausch "Die demokratische Revolution nach 1945"Das Beispiel der Information control Division in Stuttgart".

Als Ergänzung empfehle ich:

Norman M. Naimark, "Die Russen in Deutschland. Die sowjetische Besatzungszone 1945 bis 1949", Propyläen, Berlin 1997; ISBN 3-549-05599-4


Weitere Ergänzung:
Auf den Seiten der bpb ist ein dossier zum Marshallplan zu finden.
http://www.bpb.de/geschichte/deutsche-geschichte/marshallplan/40091/mythos-marshallplan
hochinteressant


RE: Besatzer!? - Titus Feuerfuchs - 05.12.2012 20:31

(05.12.2012 16:48)Suebe schrieb:  Weitere Ergänzung:
Auf den Seiten der bpb ist ein dossier zum Marshallplan zu finden.
http://www.bpb.de/geschichte/deutsche-geschichte/marshallplan/40091/mythos-marshallplan
hochinteressant
[/quote]

Guter Link.

[quote][...]"Der Marshallplan wird damit vor dem Hintergrund gescheiterter Aufbauprojekte – wie beispielsweise in der ehemaligen DDR – zum unerreichbaren Vorbild, sein Funktionieren zum nicht entschlüsselbaren Rätsel."[...]

Verstehe allerdings nicht, wo die Autoren hier das Rätsel sehen.

Das lässt sich relativ leicht aufklären, und zwar durch die Mentalität der Deutschen. Dazu kommt, dass die Millionen Vertriebenen Gigantisches leisteten. Die Menschen schufteten ohne Ende. Wenn das unter einem vernünftigen poltitischen System (Demokratie und Soziale Marktiwirtschaft) und durchwegs qualifizierten und motivierten Menschen passiert, kommt ein entsprechender Aufschwung, das liegt in der Natur der Sache.

Bei der DDR scheiterte es am oktroxierten politischen System, bei den Entwicklngsländern grosso modo an der Mentalität der Menschen und dem tradierten oft reaktionären Gesellschaftssystemen. (Siehe z.B. ganz aktuell Ägypten)


RE: Besatzer!? - Suebe - 06.12.2012 09:16

(05.12.2012 20:31)Titus Feuerfuchs schrieb:  
(05.12.2012 16:48)Suebe schrieb:  Weitere Ergänzung:
Auf den Seiten der bpb ist ein dossier zum Marshallplan zu finden.
http://www.bpb.de/geschichte/deutsche-geschichte/marshallplan/40091/mythos-marshallplan
hochinteressant

Guter Link.

Zitat:[...]"Der Marshallplan wird damit vor dem Hintergrund gescheiterter Aufbauprojekte – wie beispielsweise in der ehemaligen DDR – zum unerreichbaren Vorbild, sein Funktionieren zum nicht entschlüsselbaren Rätsel."[...]

Verstehe allerdings nicht, wo die Autoren hier das Rätsel sehen.

Das lässt sich relativ leicht aufklären, und zwar durch die Mentalität der Deutschen. Dazu kommt, dass die Millionen Vertriebenen Gigantisches leisteten. Die Menschen schufteten ohne Ende. Wenn das unter einem vernünftigen poltitischen System (Demokratie und Soziale Marktiwirtschaft) und durchwegs qualifizierten und motivierten Menschen passiert, kommt ein entsprechender Aufschwung, das liegt in der Natur der Sache.

Bei der DDR scheiterte es am oktroxierten politischen System, bei den Entwicklngsländern grosso modo an der Mentalität der Menschen und dem tradierten oft reaktionären Gesellschaftssystemen. (Siehe z.B. ganz aktuell Ägypten)


aus dem Link zur bpb
Zitat:Ein neuer Marshallplan?
Dr. Elke Kimmel

31.10.2005
Zu verschiedenen Zeiten gab es immer wieder Forderungen, einen Marshallplan in anderen Gebieten der Welt zum Einsatz zu bringen – aus verschiedenen Gründen kamen sie nie zur Umsetzung; wo sie zur Anwendung kamen, verfehlten sie den gewünschten Erfolg.

Zu verschiedenen Zeiten gab es immer wieder Forderungen, einen Marshallplan in anderen Gebieten der Welt zum Einsatz zu bringen – aus verschiedenen Gründen kamen sie nie zur Umsetzung; wo sie zur Anwendung kamen, verfehlten sie den gewünschten Erfolg. So wurde parallel zum European Recovery Program auch ein Hilfsprogramm im kleineren Maßstab für Asien aufgelegt, ohne allerdings die gewünschten Ergebnisse zu erzielen.

Heute gehen die Meinungen darüber, ob und unter welchen Bedingungen ein "neuer" Marshallplan sinnvoll sein könnte, ebenfalls auseinander. Einige Experten sind der Ansicht, dass der Marshallplan grundsätzlich wegen der veränderten Verhältnisse nicht kopierbar sei. Andere verlangen eine gründliche Analyse seiner Ausgangsbedingungen als Voraussetzung für eine mögliche Anwendung auf heutige Verhältnisse. An eine Anwendung "eins zu eins" aber glaubt niemand. Vielmehr geht es darum, den heutigen Anforderungen gemäß neue Hilfsprogramme zu entwickeln. Orientieren kann man sich dabei an den Erfolgsparametern des Marshallplans.

Die Benennung möglicher neuer Programme nach dem Erfolgsmodell kann dabei möglicherweise vom Mythos profitieren – seine Inhalte werden aber kaum denen des "Prototyps" entsprechen können oder dürfen. Die Bundeszentrale für politische Bildung hat im Rahmen des Berlinale-Workshops "Selling Democracy – Winning the Peace" eine Reihe von Statements von Politikern, Wissenschaftlern und Journalisten zum Thema Marshallplan eingeholt, die Sie hier in Kürze ansehen können.

Kann man mal im Auge behalten.


RE: Besatzer!? - Paul - 08.12.2012 02:37

Der Marschallplan hatte für Deutschland einen Umfang von 1,4 Milliarden Dollar. Frankreich hatte doppelt so viel und Großbritannien über 3 Milliarden Dollar bekommen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Marshallplan

Der Aufschwung stand also nicht in einem direkten Zusammenhang mit dem Umfang der Hilfe. In Deutschland gab es auch den Lastenausgleich von über 6 Milliarden DM. Beides waren Hilfsspritzen, die im Verhältnis zur Größe der Volkswirtschaft und den Schäden nicht hoch waren.
Für den, der neu anfangen mußte, war allerdings jede Hilfe nützlich.


RE: Besatzer!? - liberace - 24.12.2013 07:28

Besatzer? Natürlich, ließ sich wohl nach einem verlorenen Krieg wohl kaum vermeiden. Während sich Amis und Briten meist korrekt verhielten, fielen die Franzmänner mit den Marrokanern und natürlich die Iwans als Frauenschänder übel auf. Die Frauen von Freudenstadt bis Stuttgart und Umgebung versteckten sich, als die Marrokaner kamen. Per Saldo haben wir aber eigentlich noch Glück gehabt. Die Alliierten ermöglichten den überlebenden Deutschen das Weiterleben. Mein Vater, der Waffen SS-Offizier gewesen war, sah es pragmatischer. Er sagte mal zu mir: "Man war war nur froh, dass es vorbei war und man irgendwie überlebt hatte!"


RE: Besatzer!? - liberace - 30.11.2014 19:05

(12.11.2012 23:06)Wallenstein schrieb:  
(12.11.2012 21:16)Maxdorfer schrieb:  Ich kann dir in aller Ehrlichkeit versichern, dass mir dieser Gedanke alleine gekommen ist, als ich Post #3 gelesen habe.
Und selbst, wenn du mir das nicht glaubst, bleibt immer noch die Frage, was ihr dann diskutiert.
Selbst im EingangsPost soll ähnliches gestanden haben.
(11.11.2012 20:36)Wallenstein schrieb:  1945 wurde Deutschland, wurde das deutsche Volk vom Nationalsozialismus, vom NS-Regime befreit. Durch den militärischen Sieg der Alliierten.
Es ging um diese Worte in einer Bewertung.
Zitat:Wer den Begriff Besatzer gebraucht, hat nicht begriffen, und will es auch nicht, was zwischen dem 30.1.33 und dem 9,Mai 1945 passiert ist.
Inzwischen hat sich herausgestellt, dass dieser Satz nicht ursprünglich von @V. stammt, sondern nur einen Auszug aus einem Beitrag von @k darstellt, der aber nicht als Zitat gekennzeichnet wurde, jedoch Eingang in die Bewertung gefunden hat.

Wer solche Aussagen verzapft, bzw. wer diese so gut findet, dass er sie positiv bewerten muss, hat scheinbar ein arges Problem mit der Realität.
Ganz allein darum ging es.
Realitätsfremd wäre ein Begriff, den man gebrauchen könnte - geschichtsverfälschend ein anderer.
Auch vor dem Hintergrund, dass beide User ohnehin ständig bemüht sind, aufzuzeigen, welche Welt- u. Geschichtssicht die allein Richtige ist.
Sie sind beide nicht bereit und offen für eine differenzierte, aus verschiedenen Perspektiven rührende Betrachtungsweise der Dinge.

Sorry

Stimmt natürlich, allerdings dürften die Deutschen im Sudetenland und in den ehemaligen Ostgebieten des DR das nicht als Befreiung gesehen haben, denn für sie fing das Leiden erst an. Ohne Schutz fielen sie gnadenlosen Rächern in die Hände.