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Germanisch/deutsche Dialekte - Druckversion

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RE: Germanisch/deutsche Dialekte - Suebe - 22.01.2020 17:06

Jetzt hat mir Teresa einen Kronleuchter aufgesetzt.
Zitat:Von der oberösterreichischen Landeshymne, die unter den Landeshymnen in Österreich eine Sonderstellung einnimmt, sie wurde zur Gänze im (Innviertler) Dialekt verfasst

Die Württembergische Landeshymne
"Sassen viele Deutsche Fürsten...."
ist kpl. in Schrift-Deutsch... nicht einmal ein Muggenseggele schwäbisch drin
sone verbübbsch aber auch

Aber schön ist sie, und außerdem ist das Ereignis verbürgt, von Philipp Melanchthon überliefert. Das ist ja auch was.


RE: Germanisch/deutsche Dialekte - Teresa C. - 22.01.2020 20:11

Wobei sie allerdings eine historische Unstimmigkeit aufweist, zumindest die Kerner-Fassung (ob das Problem bereits bei Melanchthon war, weiß ich nicht):

Preisend mit viel schönen Reden
Ihrer Länder Wert und Zahl,
Saßen viele deutsche Fürsten
Einst zu Worms im Kaisersaal.

Wir sind also zu Worms im Kaisersaal, und damit dürfte der Reichstag zu Worms im Jahr 1495 gemeint sein. Dazu passt auch, dass Eberhard im Bart auf diesem Reichstag zum Herzog von Württemberg erhoben wurde.

Wer aber in diesem Fall nicht dazu passt, ist der einzige der drei Reichsfürsten, die vor Eberhard die Vorzüge ihrer Länder preisen, der einen Namen hat:

„Große Städte, reiche Klöster“,
Ludwig, Herr zu Bayern, sprach,
„Schaffen, daß mein Land den euren
wohl nicht steht an Schätzen nach.“

Mit Blick auf den historischen Kontext sind die beiden anderen Fürsten, die nicht namentlich genannt sind, also der "böse" Fritz / der "Pfälzer" Fritz / Friedrich der Siegreiche (der Kurfürst von dem Rhein), und Ernst von Sachsen (der Fürst von Sachsen).

Allerdings waren alle drei Herren im Jahr 1495 nicht mehr am Leben. Es müsste also mit Blick auf den "Reichstag von Worms" somit richtig heißten: "Georg Herr von Bayern sprach". (Die beiden anderen Fürsten wären also Philipp der Aufrechte (Pfalz) und Friedrich der Weise (Sachsen).

Ob Kerner sich da mit Absicht "geirrt" hat?


RE: Germanisch/deutsche Dialekte - Suebe - 22.01.2020 21:06

(22.01.2020 20:11)Teresa C. schrieb:  Wobei sie allerdings eine historische Unstimmigkeit aufweist, zumindest die Kerner-Fassung (ob das Problem bereits bei Melanchthon war, weiß ich nicht):

Preisend mit viel schönen Reden
Ihrer Länder Wert und Zahl,
Saßen viele deutsche Fürsten
Einst zu Worms im Kaisersaal.

Wir sind also zu Worms im Kaisersaal, und damit dürfte der Reichstag zu Worms im Jahr 1495 gemeint sein. Dazu passt auch, dass Eberhard im Bart auf diesem Reichstag zum Herzog von Württemberg erhoben wurde.

Wer aber in diesem Fall nicht dazu passt, ist der einzige der drei Reichsfürsten, die vor Eberhard die Vorzüge ihrer Länder preisen, der einen Namen hat:

„Große Städte, reiche Klöster“,
Ludwig, Herr zu Bayern, sprach,
„Schaffen, daß mein Land den euren
wohl nicht steht an Schätzen nach.“

Mit Blick auf den historischen Kontext sind die beiden anderen Fürsten, die nicht namentlich genannt sind, also der "böse" Fritz / der "Pfälzer" Fritz / Friedrich der Siegreiche (der Kurfürst von dem Rhein), und Ernst von Sachsen (der Fürst von Sachsen).

Allerdings waren alle drei Herren im Jahr 1495 nicht mehr am Leben. Es müsste also mit Blick auf den "Reichstag von Worms" somit richtig heißten: "Georg Herr von Bayern sprach". (Die beiden anderen Fürsten wären also Philipp der Aufrechte (Pfalz) und Friedrich der Weise (Sachsen).

Ob Kerner sich da mit Absicht "geirrt" hat?


Ja, es handelt sich um den Reichstag von 1495.
Ob sich Kerner mit Absicht geirrt hat? Weiß ich nicht.
Aber ich könnte es verstehen - einen Bayern-Herzog mit Namen Georg
also bitte -
wenn schon dichterische Freiheit dann hätte ich den auch Ludwig getauft
Big Grin


RE: Germanisch/deutsche Dialekte - Suebe - 22.04.2020 15:21

(01.08.2012 20:37)Suebe schrieb:  
(01.08.2012 18:54)Uta schrieb:  Das einzige, was mir an Vergleichbarem einfällt ist einmal in der Schweiz, aber da sind es per Definition Sprachen und keine Dialekte, und andererseits in Belgien, wobei auch hier Flämisch und Wallonisch als eigenständige Sprachen anerkannt sind - meines Wissens zumindest.

Die deutschsprachigen Schweizer sprechen verschiedene Abstufungen des Allemannischen.
Aber es gilt die deutsche Schriftsprache.
Französisch, Rätoromanisch und Italienisch sind die anderen Sprachen der Schweiz.
Wobei es wohl auch gewisse Abstufungen zu den jeweiligen Standartsprachen gibt.
Was mir einfällt ist "Neuchâtel", ich war mal dort, kann mich aber ums verrecken nicht besinnen, wie die das aussprachen.


Ulrich Kienzle ist gestorben, man wird es mitbekommen haben.
Kienzle und Hauser waren einst Kult im Deutschen Bezahlfernsehen.

Ulrich Kienzle war übrigens bekennender Schwabe aus Remseck am Neckar, Kreis Ludwigsburg.
Von ihm stammt übrigens die Charakterisierung der Alemannen und Schweizer
"die haben doch lediglich eine Lautverschiebung verschlafen"
und er hat recht,
das Huus und das Chend hat man in der frühen Neuzeit noch in Augsburg über den Asperg bis an den Rhein gesprochen.
Haus und Kend kamen erst dann.


RE: Germanisch/deutsche Dialekte - Flora_Sommerfeld - 23.04.2020 08:18

(22.04.2020 15:21)Suebe schrieb:  Kienzle und Hauser waren einst Kult im Deutschen Bezahlfernsehen.

Kam Frontal nicht im öffentlich-rechtlichen, also ZDF?


RE: Germanisch/deutsche Dialekte - Suebe - 23.04.2020 11:44

(23.04.2020 08:18)Flora_Sommerfeld schrieb:  
(22.04.2020 15:21)Suebe schrieb:  Kienzle und Hauser waren einst Kult im Deutschen Bezahlfernsehen.

Kam Frontal nicht im öffentlich-rechtlichen, also ZDF?


Habe ich einen Kackedreck geschrieben.
Natürlich im normalen Gebührenfernsehen.
Sorry.


RE: Germanisch/deutsche Dialekte - Suebe - 12.08.2020 19:19

Ein interessanter Aufsatz.

"Wie die deutsche Sprache entstand"

https://www.dw.com/de/so-hat-sich-die-deutsche-sprache-entwickelt/a-54496040?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

dass der "sprechende" Goethe heute aber nicht mehr verstanden würde, wage ich zu bezweifeln.


RE: Germanisch/deutsche Dialekte - Suebe - 19.11.2020 10:38

Ein ganz toller hintergründiger Artikel über das "Berlinerische"

https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/wie-das-berlinische-zu-seinem-wortwitz-kam-li.118371?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE


RE: Germanisch/deutsche Dialekte - Arkona - 19.11.2020 14:04

Das "Berlinern" strahlt ziemlich weit ins Umland aus, bis in die Uckermark und ins nördliche Sachsen-Anhalt. Als Kind gewöhnt man es sich sehr schnell an, ging mir schon so, wenn ich mit Mutti (gebürtige Berlinerin) die Großeltern mal für 2 Wochen besuchte.