deutsch-französische "Erbfeindschaft"?
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14.07.2012, 08:40
Beitrag: #38
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RE: deutsch-französische "Erbfeindschaft"?
(09.07.2012 20:03)Suebe schrieb: In Oberschwaben kann man mit dem Fahrrad an einem Tag diverse Schlachtfelder des 17. + 18. Jahrhunderts besuchen, alle mit franz. Beteiligung. Tuttlingen, Meßkirch, Ostrach, Stockach fallen mir so auf die Schnelle ein. Schlachten mit größerer Bedeutung, Scharmützel gab es zig bei praktisch jedem Ort. Deinen Ausführungen kann ich mich für die Pfalz und die Rhein-Neckar-Region anschließen. Nicht selten kamen die Franzosen über das Land, nicht selten brachen sie herein, nicht selten zerstörten sie alles. Limburg und Hardenburg - zerstört von den Franzosen. Die älteren Orte in meiner Umgebung - zerstört von den Franzosen. Heidelberg und sein wunderschönes Schloss - zerstört von den Franzosen. Teilweise sogar gleich drei oder vier Mal! Bei den grausamen und erbitterten Kriegen Ludwigs XIV., der um alles in der Welt einen Territorialzuwachs wollte, um sein Bild vom perfekten Herrscher zu komplettieren und in der Pfalz nicht weniger grausam und zerstörend vorging als in den Niederlanden. Ende des achtzehnten Jahrhunderts, als Frankreich 1792 nicht nur Mainz besetzte. Unter Napoleon, der auch nicht gerade zimperlich mit dem alten Kulturgut umging... Zum Beispiel das Heidelberger Schloss wurde gleich zwei Mal durch die Soldaten des Sonnenkönigs zerstört - im Abstand von vier Jahren. Den Bauern steckte die Angst nur so in den Gliedern: Wenn die Franzosen kamen, bedeutete das Schrecken, Vernichtung, Hungersnöte. Ich will damit nicht sagen, dass Deutschland immer besser war - was man in Osteuropa in den vierziger Jahren plante, war unmenschlicher als so ziemlich alles andere, was Menschen auf die Beine gebracht haben, aber für die Pfalz zumindest war Frankreich immer ein Zerstörer gewesen. Das ist Fakt. Und dass man die Pfalz und das kulturell und wirtschaftlich völlig gleich aufgebaute (Weinanbau, Hügelkette, große Waldgebiete, gleicher Dialekt, Flammkuchen etc.) Elsass-Lothringen getrennt hat, konnten die Pfälzer erst recht nicht verstehen. Hier war Frankreich - zumindest in den Augen des Volkes - tatsächlich ein Erbfeind, der immer wieder kam und Zerstörung und Armut brachte. Da hatten nationalistische Gesinnungen natürlich leichtes Spiel. Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch) |
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