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deutsch-französische "Erbfeindschaft"?
15.07.2012, 19:11
Beitrag: #45
RE: deutsch-französische "Erbfeindschaft"?
Nun ich würde das Verhältnis in den Grenzgebieten zu Frankreich nicht unbedingt als negativ sondern eher als ambivalent bezeichnen.
Die Zerstörungen durch die Franzosen erfolgten überwiegend im 30jährigen Krieg und den Kabinettskriegen des 17.und 18.Jahrhunderts, besonders im pfälzischen Erbfolgekrieg.
Wobei man berücksichtigen muß, daß das damals allgemeiner Standard der Kriegsführung war.Auch bei Auseinandersetzungen innerhalb des Reiches wurde von allen Seiten geplündert und Kontribution erhoben.
Mit der Französischen Revolution änderte sich das zum Positiven.1790 kommentierte die Mainzer Zeitung Nr. 8: "…und selbst der Landmann manchen Dörfchens kündigt seinem Richter oder seinem gnädigen Herren den Gehorsam auf, weil er hört, Rebellion sei allgemeine Sitte"
Man sah in den Franzosen die Befreier von der Herrschaft der Fürsten und der Geistlichkeit und die Besetzung der Pfalz und Rheinhessens durch die Revolutionstruppen und später durch Napoleon wurde weitgehend begrüßt.Diese Gebiete und deren Bevölkerung haben durchaus von der "Eingemeindung" und der Einführung von Code civil,Gewerbefreiheit ,usw. profitiert.
Es ergab sich also ein positives Bild.Nicht umsonst gab es damals in der Gegend starke frankophile Bewegungen, es gab napoleonische Veteranenvereine und der ein oder andere Napoleongedenkstein steht heute noch auf den Dörfern .
Diese profranzösische Haltung hielt hier im Grunde bis in die 1860er an Die Preußen waren, insbesondere nach der Zerstörung von Mainz 1793 und der Niederschlagung der Revolution 1849 wesentlich unbeliebter.
Der Umschwung kam m.E. mit dem Staatsstreich vom 2. Dezember 1851, der Napoleon III an die Macht brachte.Das autoritäre Empire und sein rigider Zentralismus waren im liberalen Südwesten alles andere als populär.Hinzu kam das Verhalten in der Luxemburg-Krise von 1867,das Befürchtungen bei den süddeutchen Staaten weckte.
Genau hier setzte 1870 die preußische Propaganda ein , die u.a. die Zerstörungen der Reunionskriege wieder aus der Mottenkiste holte und den Begriff der "Erbfeindschaft" konstruierte.

Die positiven Auswirkungen der "Franzosenzeit" 1792-1815 sind übrigens gerade in der Pfalz und Rheinhessen bis heute noch sichtbar: Das Recht ,ganzjährig "Strausswirtschaften " zu betreiben geht auf diese Zeit zurück.Big Grin
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Moderatorenhinweis - Steppenwolf - 10.07.2012, 08:50
RE: Moderatorenhinweis - krasnaja - 10.07.2012, 13:37
RE: Moderatorenhinweis - Maxdorfer - 14.07.2012, 08:47
RE: Moderatorenhinweis - Suebe - 14.07.2012, 09:24
RE: Moderatorenhinweis - Maxdorfer - 15.07.2012, 19:42
RE: deutsch-französische "Erbfeindschaft"? - zaphodB. - 15.07.2012 19:11

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