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Handelsrouten in und um Rom:
22.10.2012, 10:03
Beitrag: #3
RE: Handelsrouten in und um Rom:
1. Einführung: Ein allgemeiner Überblick über das Ausmaß und die Bedeutung des Handels.

Eines ist soweit klar: Der Großteil von dem, was die Bevölkerung des gigantischen Imperiums produzierte, waren landwirtschaftliche Produkte, die für den Eigenverbrauch gedacht waren. Was nicht zum Selbstversorger-Dasein gebraucht wurde, floss dem lokalen Kleinhandel zu. Handwerkliche und ähnliche Produkte wurden ebenfalls vor Ort gefertigt. Gab es keinen passenden Arbeiter am Hof, so war in der nächsten größeren Ansiedlung sicher jemand vorhanden, der die Aufgabe erledigen konnte. Es gab auch die kaiserlichen Domänen, die an die umliegenden Höfe ihre Produkte verkauften und den Erlös an die Staatskasse weiterleiteten, sofern er nicht für notwendige Ausgaben verbraucht wurde. Doch das soll nicht heißen, dass das römische Reich so primitiv war, wie man es jetzt vielleicht denkt. Gemäß den lokalen Begebenheiten wurden oft jeweils die Produkte verstärkt produziert, für die sich das Klima eignete. Hinzu kamen die großen Landgüter der reichen Oberschicht aus Italien und den Provinzen, die sich besonders auf der Appenin-Halbinsel konzentrierten, aber eigentlich in jeder fruchtbaren Gegend des Reiches zu finden waren. Sie waren ein kräftiger Motor des Handels.
Dieser ist gut an der Verbreitung bestimmter Waren zu erkennen. Das Glanzbeispiel ist wieder einmal Pompeji, wo man Korn und Hülsenfrüchte aus Ägypten, Fischsauce aus Spanien und Wein aus vielen anderen Provinzen konsumierte. Aber die Verbindungen gingen nicht nur aus den Provinzen nach Italien. Terra Sigillata aus Rheinstetten im südlichen Rheinland-Pfalz hat man im ganzen nördlichen Teil des Reiches gefunden, in Britannien, Gallien, den Alpen- und den Donauprovinzen. Gleiches galt beispielsweise auch für das „garum“, die Fischsauce aus Spanien, ein Wundermittel für alles, dem heutigen Maggi oder Ketchup entsprechend. Dass man in vielen Provinzen nicht nur ausländische Edelprodukte wie Kunsthandwerk-Erzeugnisse oder vornehmen Wein fand, sondern auch billige Produkte wie Fischsauce, Lampen, Tonscherben etc., beweist die große Bedeutung des Fernhandels. Doch gerade dass in der Oberschicht teilweise Produkte aus anderen Provinzen den gleichwertigen aus der Heimatregion vorgezogen wurden, verdeutlicht dieses Bild: Wollte man zu der von Rom akzeptierten Elite gehören, musste man sich in gewissem Maße anpassen und die erwähnte Fischsauce durfte nur aus Spanien sein. Italischer Wein galt als der beste weit und breit. Die Hauptverbraucher waren trotzdem Rom und die großen Städte des Reiches wie Antiochia.
So viel zu den allgemeinen Vorbedingungen, die Wahrheit ist aber: Man wird nie herausfinden, welche Ausmaße der Handel nun tatsächlich annahm, was das für die Wirtschaft bedeutete und welcher Anteil an Geld und Wirtschaftskraft dadurch in Anspruch genommen wurde. Besonders vergängliche (z. B. Textilien) oder kostbare und deshalb später wiederverwertete (Metalle, Waffen, Schmuck) Waren sind für eine historische Untersuchung völlig untauglich. Die Bedeutung der Verteilung der Funde von Keramik, Amphoren etc. lässt sich zwar abschätzen, verzerrt aber das Gesamtbild dadurch, dass sie überschätzt wird. Man kann nur herausfinden, dass es einen starken Handelssektor gab, und dass er nicht so unbedeutend war, wie teilweise behauptet wird.

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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Handelsrouten in und um Rom: - WDPG - 30.08.2012, 19:41
RE: Handelsrouten in und um Rom: - Maxdorfer - 22.10.2012 10:03

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