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Zuhör- Konfirmanten-Unterricht, Christenlehre
20.06.2014, 02:19
Beitrag: #8
RE: Zuhör- Konfirmanten-Unterricht, Christenlehre
Bisher wurde geschrieben, warum sich der eine oder andere der Kirche entfremdet hat.
Ich möchte darüber schreiben, wieso ich nicht den Weg in die Kirche gefunden habe.

Meine beiden Großeltern waren noch in der protestantischen Kirche. Meine Eltern sind kurz vor meiner Geburt aus der Kirche ausgetreten. Dies geschah ohne Wissen ihrer Mütter, die haben das erst sehr spät erfahren. Als Grund für ihren Austritt gaben sie die hohen Kirchensteuern an, aber ich denke, sie glaubten nicht an das, was Religionslehrer und Pfarrer ihnen zu vermitteln versuchte.

Um 1983 hatte ich einige Bekannte, die kirchlich waren und zum Teil auch in der „Jungen Gemeinde“ aktiv waren. Sie überzeugten einige Kumpels und mich, ein Wochenende mit der „Jungen Gemeinde“ zu verbringen. Zuerst mussten wir an einem gemeinsamen Einsatz im Kirchengebäude bzw. -garten mitwirken, da hatte ich schon die Schnauze voll. Meinen Samstagnachmittag mit Entrümpeln und Unkraut jäten zu verbringen, war die erste Enttäuschung. Die zweite war, das im dem Jugendheim weder Bier, Wein oder Kaffee zu trinken gab, stattdessen wurde nur ungesüßter, dünner Tee verteilt und so richtig satt bin ich auch nicht geworden. Die Gesprächsrunden mit ein paar altjüngferlichen Damen waren auch nicht erbauend, wir - die Nichtchristen wurden mehr oder weniger für das „Böse der Welt“ verantwortlich gemacht und was für mich am Schlimmsten war, als „Kommunisten“ bezeichnet. Nebenbei hörten wir einige Geschichte von anderen Anwesenden, die irgendwann mal auf die schiefe Bahn gerieten oder sich in Lebenskrisen befanden, und diese dann mit Hilfe des Glaubens und der Gemeinde überwunden hatten. Irgendwann habe ich mir gesagt, hier gehst Du nie wieder hin.

Ganz habe ich es nicht eingehalten. Als Tourist habe ich sehr viele Kirchen besucht, ich habe es sogar bis nach Rom in den Petersdom geschafft. Und ich hatte es auch im Herbst 1989 zu den Montagsgebeten in der Nikolaikirche geschafft. Egal ob ich eine katholische oder evangelische Kirche besuchte, fast immer musste ich an das Wochenende bei der „Jungen Gemeinde“ denken. Einige Wochen nach diesem Wochenende erfuhr ich dann, dass ein junger Mann – der behauptete, sein Handeln sei von der Moral und Ethik des Christentums bestimmt – seine hochschwangere Freundin sitzen ließ. Ich habe das damals als übelste Heuchelei empfunden und das war ein weiterer Grund, die Entscheidung meiner Eltern zu akzeptieren. Weder meine Brüder noch ich empfinden es heute als Makel, konfessionslos und ungläubig zu sein. Wir kommen auch so ganz gut zurecht.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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RE: Zuhör- Konfirmanten-Unterricht, Christenlehre - Sansavoir - 20.06.2014 02:19

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