Antwort schreiben 
Umgang mit der NS-Vergangenheit
21.06.2014, 22:58
Beitrag: #20
RE: Umgang mit der NS-Vergangenheit
(21.06.2014 21:00)Titus Feuerfuchs schrieb:  Retourkutsche, was?Cool

Nö, nur damit Du es findest. Aber eigentlich kann man das hier wie dort reinkopieren.

Ist aber Stoff für sieben Threads. Mindestens. Du müsstest zu jedem der Länder ja auch den Nachweis erbringen, dass dort diese Dinge auch tatsächlich verleugnet oder verdrängt werden, was ich aber ausser dem Fall Türkei und China aber stark bezweifele, ebenso wie einige Deiner Angaben.

Nur soviel zu Tschechien und den Opferzahlen bei den Vertreibungen und Aussiedlungen: http://de.wikipedia.org/wiki/Vertreibung...pferzahlen Nicht 250 000, maximal 30 000.

Der erste nachkommunisitsche Präsident der Tschechoslowakei, Václav Havel hat schon 1990 gegenüber Richard von Weizsäcker die Geschehnisse verurteilt, eine später gebildete Historikerkommission unter den Aussenministern Jiří Dienstbier und Hans Dietrich Genscher hat die Geschehnisse aufgearbeitet, auch eine gemeinsame Erklärung der evangelischen Kirchen Deutschlands und Tschechiens wurde veröffentlicht.

Auch in den Medien wird genug darüber und vielfältig berichtet.

Nicht gerade geholfen haben die fordernde Art und Unversöhnlichkeit der Sudetendeutschen Landsmannschaften, die bei der Mehrzahl der Tschechen Abwehrrreflexe hervorrufen und die ihre eigenen, dunklen Seiten der spezifisch sudetendeutschen Vergangenheit auch nicht verarbeitet haben. So sehr ich die deutsche Vergangenheitsbewältigung anerkenne, die sudetendeutschen Landmannschaften zähle ich nicht dazu.

Mein Vater (ein evangelischer Theologe 1922-2004) hat immer die verbrecherischen Begleitumstände verurtetil und einer meiner Onkel (ein evangelischer Pfarrer, 1911-1984) hat willkürliche Erschiessungen in Prag im Mai 1945 zu verhindern versucht.

Meine Mutter (1928-2004) tönte da schon anders als mein Vater. Sie rief in Erinnerunng, wie fanatisch sie die Deutschen während der Besatzungszeit erlebt, ein Oberlehrer brüllte immer, die Tschechen seien nur für Pickel und Schaufel gut. Die tschechischen Hochschulen waren nach dem 17. November 1939 bis zum Kriegsende geschlossen.

Tschechische Intellektuelle haben schon damals in den Medien die Umstände kritisiert, allerdings keine Politiker. Die bedeutendsten sind Ferdinand Peroutka und Pavel Tigrid. Nur ein Mitglied der Regierung, der Sozialdemokrat Zdeněk Fierlinger, hatte Vorbehalte und schlug schon im Mai 1945 vor, man solle das Lynchen stoppen. Er wurde jedoch überstimmt.

Die Verbrechen waren vor allem durch die Kommunisten, der einem kommunistischen Verteidigungsminister unterstehenden Armee, den Rotgardisten und der Roten Armee verursacht.

Man kann also nicht sagen, dass man die Vergangheit verdrängt oder gar verleugnet. Nur will man angesichts der Vorgeschichte wie der Geisteshaltung der sudetendeutschen Landsmannschaften kein Entgegenkommen, auch was die Dekrete der provisorischen tschechoslowakischen Regierung, häufig auch Beneš Dekrete genannt. Das kann ich nachvollziehen.
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
Antwort schreiben 


Nachrichten in diesem Thema
RE: Umgang mit der NS-Vergangenheit - Marek1964 - 21.06.2014 22:58

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste

Kontakt    |     Startseite    |     Nach oben    |     Zum Inhalt    |     SiteMap    |     RSS-Feeds