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Umgang mit der NS-Vergangenheit
22.06.2014, 23:07
Beitrag: #28
RE: Umgang mit der NS-Vergangenheit
(22.06.2014 20:23)Titus Feuerfuchs schrieb:  
(22.06.2014 14:37)Marek1964 schrieb:  Wichtig ist dabei auch, dass gerade die intellektuellen Eliten, die naturgemäss hätten zur Mässigung aufrufen können, von den Nazis umgebracht worden sind.

Manche Eliten, wie Benes, taten aber genau das Gegenteil, sie hetzte die Bevölkerung auf.

Das war nicht nötig. Der Hass war enorm. Beneš war während des Krieges noch recht massvoll, es sollten nur die Schuldigen und die Nazis bestraft und vertrieben werden. Kurioserweise waren es die Briten, die ihn damals zu einer konsequenteren Haltung anhielt, auch deshalb, weil es nicht anders nicht praktikabel war.

Die Frage war, will man den Hass dämpfen. Und das wollte man nicht. Das hatte auch die Gründe darin, dass die Westalliierten plötzlich nicht mehr so klar für den Bevölkerungstransfer waren.

(22.06.2014 20:23)Titus Feuerfuchs schrieb:  
(22.06.2014 14:37)Marek1964 schrieb:  Diese Periode ging aber nicht so lange und wurde vor allem auf Druck der Alliierten noch vor der Konferenz von Potsdam eingestellt. Was danach passierte, lag vor allem an den Roten Garden und der Armee, dass sich ein Mob dazugesellte, dürfte auf der Hand liegen, aber es wäre an der Armee gelegen, für Ordnung zu sorgen und sie tat leider genau das Gegenteil.

Die Verbrechen wurden von großen Teilen der tschechischen Bevölkerung nicht nur hingenommen, sondern auch unterstützt und aktiv betrieben, daran aändert dein Hinweis auf die Verbrechen der Roten Armee gar nichts.

In diesem Umfeld des Hasses hatten es, wie schon erwähnt, massvolle Stimmen schwer. Grund war die Brutalität der Nazi Politik, aber auch die wahrgenommene Geschlossenheit der Deutschen Bevölkerung in deren Handlungsweise als Unterdrücker, ja als Exterminatoren.

(22.06.2014 20:23)Titus Feuerfuchs schrieb:  
(22.06.2014 14:37)Marek1964 schrieb:  Die Sudetendeutsche Landsmannschaft, wie schon gesagt, arbeitet die eigene Geschichte durchaus nicht auf, auch etwa den Terror an den nicht nationalistischen Deutschen in Böhmen und Mähren schon vor 1938 und an der spezifischen Rolle der Sudetendeutschen in der Besatzungszeit. Wenn man das verstehen soll, dann muss man auch verstehen, dass man von der anderen auch kein Entgegenkommen erwartet werden kann.

Ein bißchen billig, zu sagen, wegen der paar ewiggestrigen Mitglieder in Landsmannschaften, können wir nicht handeln. Denn diese sind nur eine ganz marginale Minderheit innerhalb der Deutschen.

Haben aber ihren Einfluss auf die CSU und damit schon auch auf die Politik.

Im Übrigen ist es bis zu einem gewissen Grad nachvollziehbar, dass die Sudetendeutschen in der Zwischenkriegszeit nicht die allerbesten Freunde des Tschechoslowakischen Staates waren, schließlich waren sie nach dem Krieg von der tschechischen Armee mit Gewalt an der Selbstbestimmung gehindert worden - das schafft freilich keine Grundlage für ein gedeihliches Miteinander.

Böhmen und Mähren war immer schon tschechischer Siedlungsraum, die Grenzen historisch, wirtschaftlich und verkehrstechnisch eine Einheit, eine Abtrennung hätte eine tschechische Minderheit in Deutschland zu Folge gehabt. Fraglich wäre auch die wirtschaftliche Lebensfähigkeit der später so genannten "Rest-Tschechei" gewesen. Und militärisch wäre die Lage erst recht aussichtslos gewesen, wie der März 1939 später beweisen sollte: in drei Stunden war die Vorhut der Wehrmacht in Prag.


(22.06.2014 20:23)Titus Feuerfuchs schrieb:  
(22.06.2014 14:37)Marek1964 schrieb:  Die sogenannten Beneš Dekrete sind schon lange wirkungslos, eine Abschaffung wäre etwa so sinnvoll wie die Aufhebung der Beschlüsse von Potsdam, die dazu die Grundlage bildete. Dies als Bedingung für die Aufnahme in die EU festzusetzen, wäre angesichts der Vorgeschichte ungeheuerlich und zum hatte zum Glück nirgendwo eine echte Chance.

Diesen Standpunkt kann ich in keiner Weise nachvollziehen, geschweige denn teilen.

Dann halt nicht.

(22.06.2014 20:23)Titus Feuerfuchs schrieb:  Gerade weil sie angeblich wirkungslos sind, könnte man sie sofort streichen, das hätte eine enorme Symbolkraft.

Von wegen. Es hätte weitere Forderungen der Landsmannschaften zu Folge. Siehe die Reaktion nach Havels Entschuldigung 1989.

(22.06.2014 20:23)Titus Feuerfuchs schrieb:  Denn Gesetze, die ethnische Säuberungen und Massaker an Frauen und Kindern straffrei stellen, haben in einer EU nichts verloren. Mord verjährt nicht. Wenn Tschechien sie behalten will, können sie das ja tun, ist eine innerstaatliche Angelegenheit, aber Österreich und Deutschland hätten ebenso berechtigt einen EU-Beitritt mit Benesdekreten mit einem Veto verhindern können -haben sie natürlich nicht, weil's politisch nicht opportun ist und weil es wiedermal am nötigen Mut gefehlt hat.

Die verschiedenen Nazi Richter wurden auch nie zur Rechenschaft gezogen - nur der MP von BW Filbinger musste zurücktreten. Sie hatten ja nur geltendes Recht angewandt.

Trotzdem hat man die BRD in die EG aufgenommen, was vernünftig war. Reparationen (von der BRD) wurden auch fast keine bezahlt usw, usf. Manchmal ist es besser, die Verganheitsbewältigung der Bevölkerung zu überlassen und auf keinen Fall den Blick in die Zukunft zu verbauen.

Die Vergangenheitsbewätligung in Deutschland begann auch erst nach 1968 so richtig.

Ich sehe die Exzesse eher in der Dimension der Bombardierungen von Bspw Dresden 1945 als in der Dimension der Naziverbrechen. Auch die Soldaten und Rotgardisten würden sich wohl auf "Befehle von oben" ausreden können.

Wobei ich nichts dagegen haben Schuldige vor Gericht zu stellen. Einer solcher ist Leutnant Pazúr, eine typische Gestalt, Mitglied der (faschichtischen) Hlinka Garde, nachdem Krieg eifriger Helfer der Roten Garden.

http://cs.wikipedia.org/wiki/Karol_Paz%C3%BAr

Versuche mit google translator, meist sind die Übersetzungen ins Deutsche schlecht, evtl, besser im Englisch.
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RE: Umgang mit der NS-Vergangenheit - Marek1964 - 22.06.2014 23:07

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