Antwort schreiben 
 
Themabewertung:
  • 0 Bewertungen - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Unglückliche Ehen im Mittelalter oder vielleicht doch nur eine Fiktion?
22.08.2016, 20:44
Beitrag: #10
RE: Unglückliche Ehen im Mittelalter oder vielleicht doch nur eine Fiktion?
(22.08.2016 19:45)Suebe schrieb:  Als der Reichtum so ziemlich verprasst war, hat ein Balinger Wirt einen Bubenhofen-Sprößling zur Ehe mit seiner Tochter gezwungen.
Der Vater des "Zwangsverheirateten" hat sich gedreht und gewendet, geschrieben und insistiert, es hat alles nichts genutzt.
Ob es eine glückliche Ehe wurde? Darüber schweigen sich die Quellen leider aus.

Über was sich die Quellen auch ausschweigen, aber vielleicht kann mir einer der Cracks hier helfen,
wie konnte ein bürgerllicher Wirt, einen Adelssprößling zur Ehe "zwingen"?????

Zunächst einmal wäre nicht unwichtig zu wissen, ob es Hinweise gibt, wie der Bubenhofen-Sprößling zu dieser Ehe selbst stand. Wenn er und sein Schwiegervater sich da einig waren, könnte das durchaus ein Grund gewesen sein, dass die Ehe durchgesetzt werden konnte.

Vielleicht hatte der Wirt einfach die besseren Beziehung zur Stadtverwaltung als der Adelige.

Wie angesehen war die Familie Bubenhofen zu dieser Zeit und wie war es um ihre Beziehungen zu anderen Adelsfamilien bzw. zu deiner Heimatstadt bestellt?

Dass Adelige ins Bürgertum "abstiegen", dürfte keineswegs so gänzlich unüblich gewesen sein. Wenn wir davon ausgehen, dass sich wenigstens Schwiegersohn und Schwiegervater einig waren - vielleicht bot die Ehe mit der Wirtstochter trotz Standesunterschied dem Mann wesentlich interessante Zukunftsaussichten? Wenn wir berücksichtigen, dass seine Familie verarmt und er vielleicht ein jüngerer Sohn war, war diese Ehe für ihn vielleicht die einzige Chance, seinen eigenen Haushalt zu gründen und sein eigener "Herr" zu sein, was z. B. für ihn attraktiver gewesen sein könnte, als de facto zum Haushalt / Gefolge seines älteren Bruders gehören zu müssen, vor allem, wenn schon dessen Zukunft nicht mehr glänzend war.

Wie das Beispiel der Maria Belgica (Tochter von Manuel von Portugal und Emilia von Oranien-Nassau, die Eltern waren vor einiger Zeit Thema einer Frage im Jux-Rätsel-Thread) zeigt, sorgte ihre unstandesgemäße Heirat letztlich dafür, dass die anderen Schwestern de facto gar keine Möglichkeit auf Heiraten bekamen. Bei prekären Familienverhältnissen konnte also bereits "Fehlverhalten" eines Familienmitgliedes die Zukunft der anderen belasten.

Sollte der Bubenhofen-Sprößling die Tochter des Wirts verführt oder ihr gewisse Versprechungen gemacht haben, war es vielleicht für den Adeligen letztlich, wenn der Wirt in der Stadt das bessere Kontaktnetzwerk hatte, noch die billgere Option einer Heirat zuzustimmen, als Bußgelder zahlen zu müssen.

Der Adelige könnte auch bei dem Wirt hoffnungslos verschuldet gewesen sein.

---------------------------
Nur die Geschichtenschreiber erzählen uns, was die Leute dachten.
Wissenschaftliche Forscher halten sich streng an das, was sie taten.

Josephine Tey, Alibi für einen König
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
Antwort schreiben 


Nachrichten in diesem Thema
RE: Unglückliche Ehen im Mittelalter oder vielleicht doch nur eine Fiktion? - Teresa C. - 22.08.2016 20:44

Möglicherweise verwandte Themen...
Thema: Verfasser Antworten: Ansichten: Letzter Beitrag
  War es vielleicht doch ein Mord? Teresa C. 6 3.724 17.02.2022 22:38
Letzter Beitrag: Teresa C.

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste

Kontakt    |     Startseite    |     Nach oben    |     Zum Inhalt    |     SiteMap    |     RSS-Feeds