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Bildungspolitik
04.09.2012, 21:50
Beitrag: #51
RE: Bildungspolitik
(04.09.2012 21:27)Annatar schrieb:  
(03.09.2012 23:13)Viriathus schrieb:  Mir fehlt ein der Schule (und fehlt aktuell, würde das gern freiwillig neben der Uni machen) das Fach "Literatur".
Wo willst du dieses Fach einbauen ??
Inzwischen ist es zum Beispiel in NRW so, dass jeder Schüler eine gewisse Anzahl an Kursen wählen muss, um überhaupt Abiturprüfung machen zu können. Da ist bei vielen kein Platz mehr für ein weiteres Fach.

Als Seminarfach oder AG.

Der vernetzte Mensch von heute gerät in Gefahr,
die globalisierte Welt als eine Ansammlung von Zitaten zu erleben.

Doug Mack
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05.09.2012, 20:53
Beitrag: #52
RE: Bildungspolitik
(04.09.2012 21:50)Viriathus schrieb:  Als Seminarfach oder AG.
Seminarfach=Schulfach ??
Als AG würde zumindest in der Oberstufe nicht mehr gehen. Dafür ist inzwischen keine Zeit mehr.

"Auflehnung ist das heiligste aller Rechte und die notwendigste aller Pflichten."
Marquis de La Fayette
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05.09.2012, 21:18
Beitrag: #53
RE: Bildungspolitik
(05.09.2012 20:53)Annatar schrieb:  
(04.09.2012 21:50)Viriathus schrieb:  Als Seminarfach oder AG.
Seminarfach=Schulfach ??
Als AG würde zumindest in der Oberstufe nicht mehr gehen. Dafür ist inzwischen keine Zeit mehr.

Ach Du, na klar hast Du dafür Zeit! Du weißt es nur noch nicht!
Vor allem ihr in NRW - nur zwei LKs, schätze diesen Luxus!

Tongue

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die globalisierte Welt als eine Ansammlung von Zitaten zu erleben.

Doug Mack
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05.09.2012, 21:40
Beitrag: #54
RE: Bildungspolitik
(05.09.2012 21:18)Viriathus schrieb:  
(05.09.2012 20:53)Annatar schrieb:  Seminarfach=Schulfach ??
Als AG würde zumindest in der Oberstufe nicht mehr gehen. Dafür ist inzwischen keine Zeit mehr.

Ach Du, na klar hast Du dafür Zeit! Du weißt es nur noch nicht!
Vor allem ihr in NRW - nur zwei LKs, schätze diesen Luxus!

Tongue
Und 7-8 GKs in einem Schuljahr. Ich hab jeden Tag Nachmittagsunterreicht. Das heißt Montags, Mittwochs, Donnerstags und Freitags bis 15:40 Uhr und Dienstags bis 14:55.
Ja ich hab Zeit. Jede menge sogar, hab ja sonst auch keine Hobbys. Rolleyes Angry

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06.09.2012, 16:34
Beitrag: #55
RE: Bildungspolitik
(05.09.2012 21:40)Annatar schrieb:  
(05.09.2012 21:18)Viriathus schrieb:  Ach Du, na klar hast Du dafür Zeit! Du weißt es nur noch nicht!
Vor allem ihr in NRW - nur zwei LKs, schätze diesen Luxus!

Tongue
Und 7-8 GKs in einem Schuljahr. Ich hab jeden Tag Nachmittagsunterreicht. Das heißt Montags, Mittwochs, Donnerstags und Freitags bis 15:40 Uhr und Dienstags bis 14:55.
Ja ich hab Zeit. Jede menge sogar, hab ja sonst auch keine Hobbys. Rolleyes Angry

Das wird aber im Leben nicht mehr.

Ich habe auch an vier Tagen Nachmittagsunterricht, aber im Berufsleben wird es noch mehr, wenn man voll arbeitet...

Wo wir gerade dabei sind: Ich habe montags erst um 11:40 Uhr Schule *grinsend angeb*

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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06.09.2012, 16:38
Beitrag: #56
RE: Bildungspolitik
(06.09.2012 16:34)Maxdorfer schrieb:  
(05.09.2012 21:40)Annatar schrieb:  Und 7-8 GKs in einem Schuljahr. Ich hab jeden Tag Nachmittagsunterreicht. Das heißt Montags, Mittwochs, Donnerstags und Freitags bis 15:40 Uhr und Dienstags bis 14:55.
Ja ich hab Zeit. Jede menge sogar, hab ja sonst auch keine Hobbys. Rolleyes Angry

Das wird aber im Leben nicht mehr.

Ich habe auch an vier Tagen Nachmittagsunterricht, aber im Berufsleben wird es noch mehr, wenn man voll arbeitet...
Dafür muss man aber im Beruf keine Hausaufgaben mehr machen und auch keine Vokabeln lernen. Außerdem sind 36 Schulstunden in der Woche schon gleichzusetzen mit einem Arbeitstag.
(06.09.2012 16:34)Maxdorfer schrieb:  Wo wir gerade dabei sind: Ich habe montags erst um 11:40 Uhr Schule *grinsend angeb*
Du glücklicher.

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07.09.2012, 17:26
Beitrag: #57
RE: Bildungspolitik
Niedersächsisches Abisystem:
3 LKs 4 Stunden mit wichtiger Abiturprüfung
2 GK 4 Stunden mit wichtiger Abiturprüfung
1 weiteres Fach ohne Abiturpürfung 4 Std.

Das sind sechs vierstündige Fächer, darunter sind verpflichtet: Deutsch, Mathematik, Naturwissenschaft nach Wahl, Fremdsprache nach Wahl, Geisteswissenschaft nach Wahl, sowie ein zusätzliches Fach nach Wahl.
Das bedeutet man kann keinen Bereich komplett abwählen.
Sinnvoll ist das aber es drückt den Abischnitt. In NRW kann man Mathe auf 3 Std ohne Abiturprüfung reduzieren.

Dazu gesellen sich dann ein Haufen 2stündiger Zusatzkurse (Religion, Sport, Musik, Kunst, Politik wenn oben nicht gewählt) Viele davon zumindest zeitweise verpflichtend.


Gut, dass ich das hinter mir hab Wink
Mit Ausnahme von Deutsch, das vermiss ich ja Big Grin

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07.09.2012, 20:13
Beitrag: #58
RE: Bildungspolitik
(07.09.2012 17:26)Viriathus schrieb:  In NRW kann man Mathe auf 3 Std ohne Abiturprüfung reduzieren.
Dafür sind alle LKs fünfstündig und alle anderen Fächer, also die GKs dreistündig.
Das Abitursystem in NRW ist allerdings ein bischen komplizierter als in Niedersachsen.
Nordrhein-Westfälisches Abitursystem:
2 LKs, fünfstündig, mit schriftlicher Abiturprüfung.
1 GK, dreistündig, mit schriftlicher Abiturprüfung.
1 GK, dreistündig, mit mündlicher Abiturprüfung.

So und jetzt gehts ans eingemachte Big Grin
Theoretisch kann jedes Fach als LK belegt werden, auch wenn viele staatliche Schulen nur eine begrenzte Anzahl an Fächern als LK anbieten.
Dabei gibt es aber eine Unterteilung in Fächer erster und zweiter Klasse.
Mit den Fächern erster Klasse können beide LKs abgedeckt werden, mit den Fächern zweiter Klasse nur einer.
Als Fächer erster Klasse gelten die (Fremd-)Sprachen, Mathematik und die Naturwissenschaften. Als Fächer zweiter Klasse die Naturwissenschaften.
Die Regeln für die beiden Abiturrelevanten GKs weiß ich jetzt nicht genau und möchte auch nichts falsches behaupten.
Des Weiteren muss jeder Schüler 30 GKs bis zum Abitur belegt haben und dadurch auch eine gewisse Anzahl von Stunden. Erreicht er diese nicht, muss er ein Jahr wiederholen oder bekommt kein Abitur.
Jeder Schüler muss bis zum Abitur zwei Fremdsprachen gehabt haben. Eine davon bis zum Abi, die andere nur drei Jahre. Wenn ein Schüler bis zum erreichen der Sek. 2 zwei Fremdsprachen lange genug belegt hat, muss er nur eine bis zum Abitur fortführen, allerdings muss er dann auch zwei Naturwissenschaften belegen.
Wer in der elften und zwölften Klasse kein Sowi und Geschichte hatte, muss in der dreizehn einen Sowi- und Geschichte-Zusatzkurs belegen.
Sport ist bis in die dreizehn pflicht. Religion und Kunst/Musik bis nach der zwölf.

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09.09.2012, 20:40
Beitrag: #59
RE: Bildungspolitik
Bei uns in Rheinland-Pfalz ist das folgendermaßen:
Jeder wählt drei Leistungskurse, die - je nach Fach - vier oder fünf Wochenstunden haben. Deutsch zum Beispiel hat 5, Geschichte und Französisch nur 4 Wochenstunden.
Dazu kommen sieben Leistungskurse. Diese haben - wieder je nach Fach - zwei oder drei Wochenstunden. Naturwissenschaftliche Fächer haben beispielsweise 3, Musik, Sport, Religion oder Sozialkunde nur 2.

Diese Fächer muss man so zusammenstellen, dass man insgesamt folgende Fächer belegt (egal, ob als Grund- oder Leistungskurs):
- Deutsch
- eine Fremdsprache
- zwei Fächer aus dem gesellschaftswissenschaftlichen Bereich
- Mathematik
- eine Naturwissenschaft
- Evangelische oder Katholische Religionslehre oder als Ersatzfach Ethik,
Sport
- eine zweite Fremdsprache oder eine zweite Naturwissenschaft oder
Informatik

Zu den gesellschaftswissenschaftlichen Fächern: Da ist genau festgelegt, welche Fächerkombinationen es gibt: Hat man Geschichte als Leistungskurs, hat man als Grundkurs ein Mischfach Erdkunde/Sozialkunde (ein Jahr Erdkunde, eineinhalb Jahre Sozialkunde). Hat man Sozialkunde als Leistungskurs, hat man Geschichte als Grundkurs und Erdkunde gar nicht. Hat man Erdkunde als Leistungskurs, hat man Geschichte als Grundkurs und Sozialkunde gar nicht. Wenn man keines der Fächer als Leistungskurs hat, darf man sich die Grundkurse aussuchen.

Ein künstlerisches Fach (Kunst oder Musik) hat man entweder in Klasse 12 dreistündig oder durchgängig zweistündig.

Allgemein kann man außer den 3 Leistungs- und den 7 Grundkursen noch freiwillige Fächer als Grundkursstatus belegen.

Alles klar. Wink

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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18.09.2012, 18:56
Beitrag: #60
RE: Bildungspolitik
Es mag vielleicht nicht so ganz zum Thema passen, aber trotzdem noch besser als in anderen Themen:

Wir haben in der Oberstufenbibliothek (einer Bibliothek, die zur Erarbeitung von Referaten gedacht ist):

- Bücher, in denen noch Lesezeichen stecken, die eigentlich Tests aus den 50er Jahren sind.
- Bücher, bei denen das Vorwort mit "Heil Hitler" endet.
- Bücher, in denen das "urgermanische Heldentum" behandelt (also de facto: gepriesen) wird.


Und warum man in einer Lese- und Arbeitsbibliothek Bücher braucht wie:

- Die gesamten Akten des Nürnberger Prozesses in 42 Bänden
- eine vergleichende Quellensammlung zu Deutschland in den Jahren 1918 und 1945, die bestimmt nicht viel weniger Bände zählt
- ein Wörterbuch des Pfälzischen in ca. 30 Lieferungen (bei denen allein der Begriff "Lieferungen" den antiquarischen Wert bezeugt)
- "Deutschlands führende Zeitschrift für Angelsport", fast alle Jahrgänge aus den 90ern

das ist mir bisher auch noch nicht aufgegangen.


Na ja, dafür habe ich immerhin mal ein paar Blicke in den Neuen Pauly und ähnlich teure Werke werfen können...

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18.09.2012, 19:28
Beitrag: #61
RE: Bildungspolitik
(03.09.2012 14:35)Wallenstein schrieb:  Mit dem was krasnaja über Mann's "Der Untertan" schreibt, hat er im Übrigen absolut recht, wobei das Buch selbst - für einen Jugendlichen - tatsächlich schwer zu lesen war.

Ich hab mich gekringelt, als ich ´s gelesen hab. Allerdings erst im Studium, dann allerdings rein interessehalber, ohne es von einem Prof vorgeschrieben bekommen zu haben...

Für Schüler allerdings wohl zu schwer, da zu viel (auch historisches) Vorwissen erforderlich ist.

VG
Christian
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18.09.2012, 19:46
Beitrag: #62
RE: Bildungspolitik
(03.09.2012 23:13)Viriathus schrieb:  Gelesen wurde bis zum Abi (der Erinnerung nach):
Kabale und Liebe - Schiller
Kleider machen Leute - Keller
Prinz Friedrich von Homburg - Kleist
Der zerbrochene Krug - Kleist
Die Ratten - Hauptmann
Geschichten aus dem Wiener Wald - Horvath
sowie diverse romantische Gedichte und Novellen

Also nix "aktuelleres"? Kroetz oder so?

(03.09.2012 23:13)Viriathus schrieb:  Mir fehlt ein der Schule (und fehlt aktuell, würde das gern freiwillig neben der Uni machen) das Fach "Literatur".

Öhm...eigentlich sollte das Fach Deutsch das Facht Literatur beihalten...

(03.09.2012 23:13)Viriathus schrieb:  Ein klassisches Werk lesen und darüber diskutieren, komplett auseinandernehmen, mann vermisse ich das. Deutsch LK war echt eines der besten Dinge der Schulzeit.

Hat mich in der Schule nur noch angeödet. Konnt ich nix damit anfangen. Hat sich im Studium grundlegend geändert... Smile

(03.09.2012 23:13)Viriathus schrieb:  Würde übrigens sagen, dass in Punkto Relevanz, Unterhaltung und Wahrheit wenig über die Naturalisten geht.

Auch in dieser Hinsicht ist Goethe für mich nach wie vor erste Wahl.


(02.09.2012 13:53)Bunbury schrieb:  Aber mich würde mal interessieren, ob du die diese Einschätzung teilst mit Schiller, Goethe und Lessing und ihrer Bedeutung für bestimmte Epochen der deutschen Literatur und auch, für wie wichtig du es hälst, diese Stücke zu lesen. Gerne auch per Mail. (Ich fand Lessing auf jedenfall einfacher zu lesen als Goethe.)

Ich halt´s für wichtig und find es traurig, dass im aktuellen bayerischen G8-Kanon all diese Dichter höchstens am Rande erscheinen. Nachdem jahrzehntelang nix anderes gelesen wurde, übertreibt man´s jetzt in die andere Richtung.
Schiller zu verstehen, so richtig zu verstehen, das gelingt allerdings erst, wenn man seine theoretischen Schriften auch gelesen - und verstanden - hat. Was mich an Goethe so fasziniert, ist sein unglaubliches Geschick beim Umgang mit der Sprache. Nicht umsonst stammen geschätzte 50% unserer "geflügelten Worte" aus dem Faust. Auch seine Balladen sind ein Genuss beim Lesen. Und wenn man dann genauer hinschaut, entdeckt man universelle Botschaften, die einfach nie veralten.

(03.09.2012 23:13)Viriathus schrieb:  Jemand der nichts mit Schiller anfangen kann, wird auch Goethe eher verschmähen.

Find ich nicht. Beide huldigten immerhin dem gleichen Schema, zuerst im Sturm und Drang, dann dem klassischen Schema. Wenn man mal ihren "Wettstreit um die beste Ballade" im Musenalmanach chronologisch mitverfolgt, wird erst so richtig klar, wie sie sich die beiden gegenseitig befruchtet und beeinflusst haben.
Schon ironisch, wenn man weiß, dass Goethe anfangs eine alles andere als hohe Meinung von Schiller hatte...

(03.09.2012 23:13)Viriathus schrieb:  (Böll böte sich an). Später ab Klasse 10 kann man an die im Satzbau und Syntax doch etwas schwierigeren Klassiker gehen. So verschreckt man keinen.

Naja, Böll hat da auch so seine Besonderheiten...

(02.09.2012 20:00)krasnaja schrieb:  Ich stamme nun aus einer Epoche, in der Schillers Werke und das Fach Geschichte sich direkt ergänzten.
Später Lessing, Kleist und Gottfried Keller nicht zu vergessen, Conrad Ferdinand Meyer , von den Kleidern die Leute machen , der Kuss von der Schanzel (es musste mal wieder sein, oh ihr müden Helden der Klasse von Johannes Berkan)
50 jahre ist es her und noch so präsent als wäre es gestern gewesen.


Spricht doch durchaus für die Klassiker, zu denen ich persönlich auch C.F.Meyer zähle. Nicht epochenmäßig, aber qualitätsmäßig.

(03.09.2012 23:13)Viriathus schrieb:  Leider richtig chris, der geänderte Kanon.
Folglich bleibt nur das Elternhaus, die angenommenen Versäumnisse der Schule auszugleichen.

Jau. Nur - wie viele Elternhäuser (prozentual gesprochen) gibt es denn noch, die selbiges leisten können?!? Es dürften nach meiner Schätzung so an die 20% sein. Alleroberstes Maximum!

(03.09.2012 23:13)Viriathus schrieb:  
(03.09.2012 13:20)krasnaja schrieb:  Mir machte der Bürgermeister Adam und seine Gerichtsverhandlung, um den Täter des zerbrochenen Kruges ausfindig zu machen, nachhaltig und auch heute noch viel Freude.
War Adam nicht der Richter?

Stimmt. Lustig ist es allemal. Hat was von Mann´s "Untertan"...
Ich hab den "Richter" mal in einer TV-Aufzeichnung einer 50er-Jahre (60er-Jahre?) Aufführung gesehen. Wenn, dann sollte man Schüler diese Aufführung zeigen!

(03.09.2012 23:13)Viriathus schrieb:  ich weiß es gar nicht mehr. Auf jeden Fall hat Kleist meiner Meinung nach einen viel zu geringen Stellenwert gegenüber anderen Autoren. Ich kenne Menschen, die halten ihn für den besten deutschen Autoren.

Nicht gerade für DEN besten - das ist für mich immer noch der alte Goethe - aber auch er gehört in die allererste Riege. Novalis noch dazu, Jean Paul, Storm, Fontane, Mann (Thomas und Heinrich), Böll, Borchert, Dürrenmatt und Frisch nicht zu vergessen - ein paar Autoren der (für mich) "ersten Riege" hab ich bestimmt noch vergessen, aber Deutschland bzw. der deutschsprachige Raum hat in der Hinsicht Unglaubliches hervorgebracht.

(03.09.2012 13:20)krasnaja schrieb:  In meiner Epoche wurden in der Schule Gedichte gelernt , gab es die auswendig zu lernende Glocke, behaftet mit so ungeheuer viel Weisheit, was allerdings erst in späteren Jahren aufgeht, und der Erlkönig mir erst eine Gänsehaut brachte, als ich selber Vater war.


Hätt auch ich schreiben können.

(03.09.2012 23:13)Viriathus schrieb:  Gedichte sind ein gutes Beispiel für die Schnittmenge zwischen Literatur und Geschichte. Begreift man z. B. was die Romantiker suchten, versteht man vieles was später folgte besser!

Hab ich erst gelernt, als ich mich auf das Erste Staatsexamen vorbereitete und mir da die Romantiker als einen meiner Schwerpunkte aussuchte.

(03.09.2012 23:13)Viriathus schrieb:  Übrigens musste ich nur zwei Gedichte auswendig lernen in meiner Schulzeit. Da ändert sich wohl die Zeit. Den "Herrn von Riebeck" und "Wünschelrute". Letzteres ist ja nicht schwer. Es ist auf vier Versen genau das was die Romantik kennzeichnet. Ein wahnsinniges Stück Literatur, man konnte nur staunen was sich alles aus diesen vier Zeilen herausholen ließ.

Wünschelrute
Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur das Zauberwort.

Hachja. Jetzt kann ich schlafen gehen. Danke!

VG
Christian
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03.10.2012, 21:30
Beitrag: #63
Nicht so wichtig?
Am Montag abend war ich auf einem Elternstammtisch. Nicht, daß besonders viele Eltern da gewesen wären, aber immerhin, der eine oder andere kam dann doch.
Und dabei bekam ich etwas zu hören, was mich dann doch sehr nachdenklich machte.
In der sechsten Klasse stehen drei Wochenstunden Biologie auf dem Stundenplan. Zwei davon werden am Freitag nachmittag unterrichtet- und haben in den mittlerweile 8 Wochen seit den Sommerferien gerade zweimal stattgefunden. Sofern sie jetzt am Freitag stattfinden, haben gerade mal 13 von 25 Unterrichtseinheiten stattgefunden.
Auf dem Plan stehen in diesem Schuljahr Fische, Reptilien, Amphibien und Vögel sowie Sexualkundeunterricht.
Eine Am Stammtisch anwesende Mutter sagte, sie sei gar nicht so traurig, daß der Unterricht ständig ausfiele. Dann sei er wenigstens nachmittags mal daheim, Bio sei schließlich unwichtig. Wenn da der Unterricht ausfiele, sei es nicht schlimm.
Irgendwie machte mich diese Aussage betroffen. Nicht schlimm? Wenn ein Abiturient die Schule verläßt und keine Ahnung davon hat, was der Unterschied ist zwischen einem Reptil und einer Amphibie? Keine Ahnung davon hat, wie die Tiergattungen aufeinander aufbauen? Das soll nicht schlimm sein?
Kommt es heute wirklich nur noch darauf an, daß man Mathe beherrscht, um Ingenieur zu werden, Englisch, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können? Nein, für Börsenkurse und Managerposten braucht man nicht zu wissen, was der Unterschied ist zwischen einem Reptil und einer Amphibie.
Aber ist das alles, wozu Bildung da sein sollte? Bildung als Mittel zum zweck, zur Bereitstellung von "Human Ressources"?
Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, daß diejenigen, die damals zur Zeiten der Aufklärung als Ideal die Bildung sahen, das im Sinn hatten.
Wenn ja- dann - Armes Deutschland.

Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
Oscar Wilde
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04.10.2012, 08:36
Beitrag: #64
RE: Nicht so wichtig?
(03.10.2012 21:30)Bunbury schrieb:  Am Montag abend war ich auf einem Elternstammtisch. Nicht, daß besonders viele Eltern da gewesen wären, aber immerhin, der eine oder andere kam dann doch. Und dabei bekam ich etwas zu hören, was mich dann doch sehr nachdenklich machte.
In der sechsten Klasse stehen drei Wochenstunden Biologie auf dem Stundenplan. Zwei davon werden am Freitag nachmittag unterrichtet- und haben in den mittlerweile 8 Wochen seit den Sommerferien gerade zweimal stattgefunden. Sofern sie jetzt am Freitag stattfinden, haben gerade mal 13 von 25 Unterrichtseinheiten stattgefunden.
Auf dem Plan stehen in diesem Schuljahr Fische, Reptilien, Amphibien und Vögel sowie Sexualkundeunterricht. Eine Am Stammtisch anwesende Mutter sagte, sie sei gar nicht so traurig, daß der Unterricht ständig ausfiele. Dann sei er wenigstens nachmittags mal daheim, Bio sei schließlich unwichtig. Wenn da der Unterricht ausfiele, sei es nicht schlimm.
Irgendwie machte mich diese Aussage betroffen. Nicht schlimm? Wenn ein Abiturient die Schule verläßt und keine Ahnung davon hat, was der Unterschied ist zwischen einem Reptil und einer Amphibie? Keine Ahnung davon hat, wie die Tiergattungen aufeinander aufbauen? Das soll nicht schlimm sein? Kommt es heute wirklich nur noch darauf an, daß man Mathe beherrscht, um Ingenieur zu werden, Englisch, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können? Nein, für Börsenkurse und Managerposten braucht man nicht zu wissen, was der Unterschied ist zwischen einem Reptil und einer Amphibie.
Aber ist das alles, wozu Bildung da sein sollte? Bildung als Mittel zum zweck, zur Bereitstellung von "Human Ressources"? Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, daß diejenigen, die damals zur Zeiten der Aufklärung als Ideal die Bildung sahen, das im Sinn hatten.
Wenn ja- dann - Armes Deutschland.

Das stimmt allerdings.
Ich wundere mich wirklich, dass bei "dir" an der Schule so wenig Biologie stattfindet. Besonders in den unteren Klassen ist der Unterrichtsstoff einfach unheimlich wichtig.
Mein Großvater, promovierter Chemiker, hat mit mir gerade gestern wieder lange und ausdauernd darüber gesprochen. Er kriegt das halt in seinen Fachgebieten Chemie (als Hauptstudienfach), Geologie (als Nebenfach) und Astronomie (als Hobby) immer wieder mit, dass manchen Menschen einfach die grundlegenden Kenntnisse fehlen, gerade den Journalisten, die ja keine Fachausbildung absolviert haben müssen.
Du hast also völlig recht, die Themen, die du da genannt hast, sind wirklich essentiell, und es ist ein Armutszeugnis, dass da so viel ausfällt. Die Äußerung der einen Mutter kann ich mehr oder weniger verstehen. Ich weiß nicht, wie viel sie arbeitet und wie viele außerschulische Aktivitäten ihr Sohn noch macht, aber dass es sie freut, wenn ihr Sohn endlich mal zu Hause ist, kann ich verstehen. Natürlich ist es trotzdem gravierend, was sich bei euch an Unterrichtsausfall summiert.
So weit, so gut - oder besser, so weit, so schlecht. Aber der Witz an der Sache ist ja der Stoff aus den höheren Klassen und Kursen. Das fing bei uns schon in der achten Klasse an. Ich war in der bilingualen Biologie-Klasse (zweisprachiger Unterricht in Deutsch-Englisch), aber trotzdem gab es da schon Dinge, die einfach unnötig waren. Ein Beispiel (bei weitem nicht das einzige): Wir durften alle 32 Körperteile des klassischen Regenwurms auswendig lernen und mussten sie zuordnen können - und auf Deutsch UND auf Englisch! Und nicht im Leistungskurs, sondern in der achten Klasse!
Um noch einmal auf meinen Großvater zurückzukommen, er regt sich nun einmal gerne auf, und da hat er auch jede Menge Grund dazu. Ein Grundkurs oder auch eine Chemieklasse der Mittelstufe sind nun einmal dazu da, um die Grundlagen zu beherrschen, eben beispielsweise, um verstehen zu können, was die Zeitungen berichten. Sowohl spätere Journalisten als auch spätere Leser/Zuschauer müssen die "Basics" der Chemie erlernen, verbunden vielleicht mit etwas aktuell nutzbarem Wissen, zum Beispiel über Radioaktivität. Gleiches gilt natürlich auch für andere Fächer, Mathe, Geschichte, Musik etc.
Doch das, was bei uns im Chemieunterricht durchgenommen wird, oder auch teilweise vor bis zu zwei Jahren durchgenommen wurde, ist laut ihm ziemlich unnötig. Die Broensted-Säuren, mit der wir uns monatelang herumschlugen, kannte er gar nicht, und selbst als ich sie ihm erklärte, konnte er sich nicht erinnern. Reaktionskinetik benötigt nach der Schule erst recht nur noch der professionelle Chemiker, vom Reaktionsverhalten der Erdalkalimetalle erst ganz zu schweigen.
Diejenigen, die dieses Wissen wirklich brauchen, befinden sich im Chemie-Leistungskurs.

Besonders vor diesem Hintergrund kann ich dein Entsetzen gut verstehen. Meiner Meinung nach müsste der Lehrplan an vielen Stellen weggekürzt werden, um dafür ein breiteres Fundament an (dauerhaftem) Wissen zu schaffen.

Und bitte, grinst nicht so blöd, nur weil ich geschrieben habe, man solle den Lehrplan zusammenkürzen.

VG
Der Maxdorfer

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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04.10.2012, 09:16
Beitrag: #65
RE: Bildungspolitik
@Maxdorfer
du hast sicherlich gar nicht so Unrecht mit deiner Forderung nach einem gestrafften Lehrplan. Vor allem Angesichts der verkürzten Lernzeit (G8). Es wird viel Ballast mitgeschleppt.

@Bunbury
mich hat deine Schilderung auch sehr nachdenklich gemacht. Ich hatte schon ähnliche Diskussionen und es bleibt immer die Frage, was an Stoff vermittelt werden soll und was nicht.

Eigentlich müsste es doch irgendwie jedem mal klar geworden sein, dass es nicht wirklich funktioniert, Schüler 10-12 Jahre lang auf einen Stuhl zu fesseln, sie (manchmal relativ unkritisch) mit Inhalten zuzutexten und dann zu erwarten, sie würden dynamisch, innovativ, spontan und kreativ ins Berufsleben einsteigen können.
Mein Sohn hat das Glück, dass sein neuer Schulleiter ähnlich denkt. Er (mein Sohn) ist in der 7. Klasse, Gymnasium und derzeit gibt es noch Frontalunterricht. Der wird aber in den nächsten Jahren immer mehr durch fächerübergreifende Projektarbeit mit Tandemunterricht abgelöst werden. D.h. in den Kernfächern stehen für ein paar Unterrichtseinheiten pro Woche zwei Lehrer zur Verfügung. Damit können die individuellen Stärken und Schwächen der Schüler berücksichtigt werden. Der Rest ist Projektarbeit.
In der fächerübergreifenden Projektarbeit können genau die Fähigkeiten vermittelt werden, die die Kinder später brauchen. Eigenverantwortliches Arbeiten, Strukturen finden und vorgeben, Zeitmanagement, Teamwork, Kommunikation, etc. Das dazu notwendige (Fach-)Wissen erarbeiten sich die Schüler mit Unterstützung der Lehrer zum großen Teil dann selber.
Wir werden sehen, ob das funktioniert.
Ich würde es mir sehr wünschen, denn so könnte der Unterricht der Zukunft aussehen.

nicht ärgern, nur wundern...
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04.10.2012, 09:43
Beitrag: #66
RE: Nicht so wichtig?
(03.10.2012 21:30)Bunbury schrieb:  Aber ist das alles, wozu Bildung da sein sollte? Bildung als Mittel zum zweck, zur Bereitstellung von "Human Ressources"?
Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, daß diejenigen, die damals zur Zeiten der Aufklärung als Ideal die Bildung sahen, das im Sinn hatten.
Wenn ja- dann - Armes Deutschland.

(04.10.2012 08:36)Maxdorfer schrieb:  Besonders vor diesem Hintergrund kann ich dein Entsetzen gut verstehen. Meiner Meinung nach müsste der Lehrplan an vielen Stellen weggekürzt werden, um dafür ein breiteres Fundament an (dauerhaftem) Wissen zu schaffen.

Schule als einzige Vermittlerin von Bildung im Sinne der Aufklärung - verlangt man da nicht zu viel?
Mir würde es reichen, wenn die staatlichen Schulen ein Basiswissen vermitteln, nicht nur in Naturwissenschaften, Sprachen, Mathematik, Ethik, Philisophie, Geschichte sondern auch Wirtschaft, Jura, vor allem Alltagswissen und Lern- und Informationstechniken.
Und das möglichst 10 Jahre für alle gleich in zuverlässig organisierten Ganztagsschulen mit Mittagstisch von ordentlicher Qualität. Die musischen Fächer und Sport sollten den Schultag so gliedern, dass sie der Entspannung und Erfrischung zwischendurch dienen.

Und den Lehrplan würde ich auch zusammenkürzen, um das Gehirn frei für die notwendigen Grundlagen zu machen.
Die weichen Naturwissenschaften Biologie, Geographie können neugierige Kinder gut außerschulisch vertiefen, etwa durch Sachbücher für Kinder wie z.B. die "Was ist was"-Reihe oder gute TV-Sendungen wie "Löwenzahn".
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04.10.2012, 10:01
Beitrag: #67
RE: Nicht so wichtig?
(04.10.2012 08:36)Maxdorfer schrieb:  Das stimmt allerdings.
Ich wundere mich wirklich, dass bei "dir" an der Schule so wenig Biologie stattfindet. Besonders in den unteren Klassen ist der Unterrichtsstoff einfach unheimlich wichtig.

Sehe ich genauso. Es geht hier schließlich um Basiswissen, um "Allgemeinbildung".


(04.10.2012 08:36)Maxdorfer schrieb:  Die Äußerung der einen Mutter kann ich mehr oder weniger verstehen. Ich weiß nicht, wie viel sie arbeitet und wie viele außerschulische Aktivitäten ihr Sohn noch macht, aber dass es sie freut, wenn ihr Sohn endlich mal zu Hause ist, kann ich verstehen.

Ich ehrlich gesagt nicht wirklich. Der Sohn hat sehr viele außerschulische Aktivitäten, aber auch hier dreht es sich nur um das, was irgendwann mal den beruflichen Erfolg bringen soll.
Mir wird ein bißchen Angst und bange, wenn ich daran denke, daß da ein junger Mensch heranwächst, bei dem es einzig und allein um Erfolg geht. Dieser jetzt noch junge Mensch ist für Führungsaufgaben bestimmt, das ist jetzt schon klar ersichtlich. (Gut.bleibt die Frage, ob er mitmacht....)
Nur- will man wirklich von so jemandem geführt werden?
Ich nicht...

(04.10.2012 08:36)Maxdorfer schrieb:  Sowohl spätere Journalisten als auch spätere Leser/Zuschauer müssen die "Basics" der Chemie erlernen, verbunden vielleicht mit etwas aktuell nutzbarem Wissen, zum Beispiel über Radioaktivität. Gleiches gilt natürlich auch für andere Fächer, Mathe, Geschichte, Musik etc.
Doch das, was bei uns im Chemieunterricht durchgenommen wird, oder auch teilweise vor bis zu zwei Jahren durchgenommen wurde, ist laut ihm ziemlich unnötig. Die Broensted-Säuren, mit der wir uns monatelang herumschlugen, kannte er gar nicht, und selbst als ich sie ihm erklärte, konnte er sich nicht erinnern. Reaktionskinetik benötigt nach der Schule erst recht nur noch der professionelle Chemiker, vom Reaktionsverhalten der Erdalkalimetalle erst ganz zu schweigen.

Ich habe auch keine Ahnung, was Bronstead Säuren sind- und ich hatte immer 15 Punkte. (Aber Grundkurs.) Aber du hast recht. Obwohl wir immer mehr Abiturienten haben, fehlt es an Basiswissen- quer durch alle Fächer weg, in breiten Teilen der Bevölkerung.
Aber als alter verswchwörungstheoretiker glaube ich, daß das durchaus gewollt ist. Je höher der Bildungsgrad, umso krtitischer ist jemand...

(04.10.2012 08:36)Maxdorfer schrieb:  Besonders vor diesem Hintergrund kann ich dein Entsetzen gut verstehen. Meiner Meinung nach müsste der Lehrplan an vielen Stellen weggekürzt werden, um dafür ein breiteres Fundament an (dauerhaftem) Wissen zu schaffen.

Und bitte, grinst nicht so blöd, nur weil ich geschrieben habe, man solle den Lehrplan zusammenkürzen.

VG
Der Maxdorfer

Ich grinse überhaupt nicht. Ich bin nämlich auch der Meinung, daß der Lehrplan die Schüler nicht dort abholt, wo sie stehen und sie mit einem Wissen befrachtet, das völlig unsinnig ist.
Ich weiß nicht, welchen Weg Rheinland-Pfalz bei der Verkürzung zu G8 genommen hat, aber Hessen hat ja die Mittelstufe um ein Jahr gekürzt. Mit dem Ergebnis, daß die Kinder in der sechsten Klasse mit der zweiten Fremdsprache beginnen.
Meiner Meinung nach eine krasse Fehlentscheidung. Der Englischunterricht wurde enorm komprimiert und die Kinder müssen die Grammatik jetzt schneller lernen und haben nicht ausreichend Zeit, das zu üben. Und noch bevor da eine solide Basis da ist, wird schon die zweite Fremsprache oben drauf gepackt. Viel zu früh. Die zweite Fremdsprache lernt so ohnehin nur jemand, der sehr sprachbegabt ist- und die erste wird auch nicht richtig gesprochen. (Insbesondere, wenn der Stundenplan so gestrickt ist, daß zweimal in der Woche der Englisch- auf den Französischunterricht folgt, was jeden Hirnforscher nur fassungslos zurückläßt...)

Wie man hört, zeigen erste Reaktionen von Universitäten und Ausbildung, daß das Englischniveau durch G8 bei Verkürzung der Mittelstufe deutlich gesunken ist.

Ich bin mal gespannt, wie das weitergeht...

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04.10.2012, 10:13
Beitrag: #68
RE: Nicht so wichtig?
(04.10.2012 09:43)Renegat schrieb:  Schule als einzige Vermittlerin von Bildung im Sinne der Aufklärung - verlangt man da nicht zu viel?

Du liest da etwas hinein, was ich nicht gesagt habe. Nein, natürlich sollte Schule nicht die einzige Bildungsinstitution sein.
Aber es ist nun mal die zentrale Institution, die, die jeder durchlaufen muss. Wenn also die Schule es nicht schafft, ein Basiswissen zu vermitteln- woher soll es denn bei den Kindern kommen, deren Eltern es nicht bis zum Abitur gebracht haben?

(04.10.2012 09:43)Renegat schrieb:  Mir würde es reichen, wenn die staatlichen Schulen ein Basiswissen vermitteln, nicht nur in Naturwissenschaften, Sprachen, Mathematik, Ethik, Philisophie, Geschichte sondern auch Wirtschaft, Jura, vor allem Alltagswissen und Lern- und Informationstechniken.

Im großen und ganzen gebe ich dir recht. Allerdings würde mich mal so ganz nebenbei interessieren, was du unter "Basiswissen in Jura" verstehst. Ich bin mir nicht sicher, ob Jura darauf ausgelegt ist, als "Basiswissen" verstanden zu werden...Aber das ist jetzt nur nebenschauplatz...

(04.10.2012 09:43)Renegat schrieb:  Und das möglichst 10 Jahre für alle gleich in zuverlässig organisierten Ganztagsschulen mit Mittagstisch von ordentlicher Qualität. Die musischen Fächer und Sport sollten den Schultag so gliedern, dass sie der Entspannung und Erfrischung zwischendurch dienen.

Eine schöne Vision, die aber weit entfernt ist von jeder Realität. Die Kinder, die jetzt zur Schule gehen, können nicht darauf warten, daß (und ob...) es irgendwann einmal so weit kommen wird. Raum- und Personalmangel werden dem immer im Wege stehen- alles andere ist Illusion.


(04.10.2012 09:43)Renegat schrieb:  Die weichen Naturwissenschaften Biologie, Geographie können neugierige Kinder gut außerschulisch vertiefen, etwa durch Sachbücher für Kinder wie z.B. die "Was ist was"-Reihe oder gute TV-Sendungen wie "Löwenzahn".

Wenn die Grundlagen da sind, durchaus. Aber dazu müssen erst einmal die Grundlagen da sein. Die Bildung, die außerschulisch erfolgt, muss sich dann nach den persönlichen Interessen des Kindes richten, ansonsten ist auch sie Zeitverschwendung.
Und seien wir doch ehrlich- außerschulische Bildung hängt nun mal davon ab, daß Eltern die Möglichkeiten dazu geben. Und das hängt wiederum davon ab, welche Möglichkeiten die Eltern haben...

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04.10.2012, 10:48
Beitrag: #69
RE: Nicht so wichtig?
(04.10.2012 10:13)Bunbury schrieb:  Du liest da etwas hinein, was ich nicht gesagt habe. Nein, natürlich sollte Schule nicht die einzige Bildungsinstitution sein.
Aber es ist nun mal die zentrale Institution, die, die jeder durchlaufen muss. Wenn also die Schule es nicht schafft, ein Basiswissen zu vermitteln- woher soll es denn bei den Kindern kommen, deren Eltern es nicht bis zum Abitur gebracht haben?

Ok, da habe ich dich gründlich mißverstanden. Bei der Erwähnung der Aufklärung habe ich vorschnell ins 19.Jht umgeschaltet ins Bildungsbürgertum, denn daher kommen mE noch einige Lehrplaninhalte und Methoden.


(04.10.2012 10:13)Bunbury schrieb:  Im großen und ganzen gebe ich dir recht. Allerdings würde mich mal so ganz nebenbei interessieren, was du unter "Basiswissen in Jura" verstehst. Ich bin mir nicht sicher, ob Jura darauf ausgelegt ist, als "Basiswissen" verstanden zu werden...Aber das ist jetzt nur nebenschauplatz...

Jura ist zu hoch gegriffen, ich habe schon zu viele junge Erwachsene an den Fallstricken unserer Gesellschaft verzweifeln sehen.
Kaufverträge, Gewährleistungen, Mietverträge, Mobilfunkverträge, Kredite, Kündigungsfristen wären die Stichpunkte.
Natürlich sollten Jugendliche das zu Hause lernen aber erstens sind nicht alle Eltern in allen Bereichen umfassend gebildet und zweitens fällt die Volljährigkeit noch fast mit der Pubertät zusammen.

(04.10.2012 10:13)Bunbury schrieb:  Eine schöne Vision, die aber weit entfernt ist von jeder Realität. Die Kinder, die jetzt zur Schule gehen, können nicht darauf warten, daß (und ob...) es irgendwann einmal so weit kommen wird. Raum- und Personalmangel werden dem immer im Wege stehen- alles andere ist Illusion.

Das ist das traurige Hauptproblem. Seit den 80ern durchläuft eine Schülergeneration nach der anderen das deutsche Flickenteppich-Schulsystem, alle wissen um seine Fehler, reden viel und ändern wenig. Eltern versuchen nach ihren individuellen Möglichkeiten, die Mängel auszugleichen und hoffen damit ihren Kindern einen kleinen Vorsprung beim großen Rennen um die besten Jobs zu verschaffen.

OT Alle Eltern wollen nur das beste für ihre Kinder und dass es ihnen mal besser geht. Diesen Allgemeinplatz habe ich erst neulich wieder gehört, als es um Generationengerechtigkeit ging und den gefürchteten Jahrgang 64 und die Übertragung der Verunsicherung der Elterngeneration auf ihre Kinder und die unsicheren Arbeitsverhältnisse europaweit bei den unter 35-Jährigen und....und ...
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04.10.2012, 21:27
Beitrag: #70
RE: Nicht so wichtig?
(03.10.2012 21:30)Bunbury schrieb:  Am Montag abend war ich auf einem Elternstammtisch. Nicht, daß besonders viele Eltern da gewesen wären, aber immerhin, der eine oder andere kam dann doch.
Und dabei bekam ich etwas zu hören, was mich dann doch sehr nachdenklich machte.
In der sechsten Klasse stehen drei Wochenstunden Biologie auf dem Stundenplan. Zwei davon werden am Freitag nachmittag unterrichtet- und haben in den mittlerweile 8 Wochen seit den Sommerferien gerade zweimal stattgefunden. Sofern sie jetzt am Freitag stattfinden, haben gerade mal 13 von 25 Unterrichtseinheiten stattgefunden.
Auf dem Plan stehen in diesem Schuljahr Fische, Reptilien, Amphibien und Vögel sowie Sexualkundeunterricht.
Eine Am Stammtisch anwesende Mutter sagte, sie sei gar nicht so traurig, daß der Unterricht ständig ausfiele. Dann sei er wenigstens nachmittags mal daheim, Bio sei schließlich unwichtig. Wenn da der Unterricht ausfiele, sei es nicht schlimm.
Irgendwie machte mich diese Aussage betroffen. Nicht schlimm? Wenn ein Abiturient die Schule verläßt und keine Ahnung davon hat, was der Unterschied ist zwischen einem Reptil und einer Amphibie? Keine Ahnung davon hat, wie die Tiergattungen aufeinander aufbauen? Das soll nicht schlimm sein?
Kommt es heute wirklich nur noch darauf an, daß man Mathe beherrscht, um Ingenieur zu werden, Englisch, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können? Nein, für Börsenkurse und Managerposten braucht man nicht zu wissen, was der Unterschied ist zwischen einem Reptil und einer Amphibie.
Aber ist das alles, wozu Bildung da sein sollte? Bildung als Mittel zum zweck, zur Bereitstellung von "Human Ressources"?
Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, daß diejenigen, die damals zur Zeiten der Aufklärung als Ideal die Bildung sahen, das im Sinn hatten.
Wenn ja- dann - Armes Deutschland.
Ganz klar nein. Auch wenn die Schule auf das Berufsleben vorbereiten soll, hat sie auch den Auftrag den Kindern ein großes Allgemeinwissen beizubringen.
Und gerade in der Sek. I wird den Kinder noch viel sinnvolles beigebrachet, wobei es auch da schon einige unsinnige Themen gibt.
Die unsinnigsten Dinge lernt man allerdings erst in der Oberstufe.

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04.10.2012, 21:31
Beitrag: #71
RE: Nicht so wichtig?
(04.10.2012 10:01)Bunbury schrieb:  Ich weiß nicht, welchen Weg Rheinland-Pfalz bei der Verkürzung zu G8 genommen hat, aber Hessen hat ja die Mittelstufe um ein Jahr gekürzt.
Hat man in NRW auch gemacht.
(04.10.2012 10:01)Bunbury schrieb:  Mit dem Ergebnis, daß die Kinder in der sechsten Klasse mit der zweiten Fremdsprache beginnen.
Ist in NRW auch so.
(04.10.2012 10:01)Bunbury schrieb:  Meiner Meinung nach eine krasse Fehlentscheidung. Der Englischunterricht wurde enorm komprimiert und die Kinder müssen die Grammatik jetzt schneller lernen und haben nicht ausreichend Zeit, das zu üben.
Nanana, deswegen wurde in NRW der Englischunterricht schon in die Grundschule verlegt. Schon ab der ersten Klasse lernen die Kinder in NRW Englisch.

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04.10.2012, 22:16
Beitrag: #72
RE: Bildungspolitik
Englisch wird hier auch ab der ersten bzw der dritten Klasse unterrichtet.
Aber der Englischuntericht an der Grundschule verfolgt ganz andere Ziele als der Englischunterricht an der weiterführenden Schule.
Der Englischunterricht an der Grundschule ist vor allem dafür da, daß die Schüler sich mit dem Sprachklang vertraut machen, daß sie die Scheu vor der fremden Sprache verlieren.
An Grammatik ist in den ersten vier Klassen überhaupt nicht zu denken.
Grammatik und Satzbau im Englischen lernt man erst in der fünften Klasse- und damit das richtige Sprechen der Sprache. Was voher in der Grundschule läuft, ist pillepalle und nicht dazu geeignet, sich in Großbritannien zu verständigen. (Weiß ich von den Schottlandurlauben mit einem Grundschüler. Die verständigung begann erst nach Klasse 5.)
Deswegen ist die zweite Fremdsprache ab der sechsten Klasse dennoch zu früh...
Nicht umsonst liegt Anteil der Sitzenbleiber in der sechsten Klasse am höchsten....

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05.10.2012, 16:00
Beitrag: #73
RE: Bildungspolitik
Heute früh hätte ich mich beinahe an meinem Marmeladenbrot verschluckt, als ich das lesen musste: Angry

Zitat: Die 13 Werkrealschüler der Eschach-Schule in Dunningen (Kreis Rottweil) haben es nicht leicht: Das Schuljahr ist gerade ein paar Tage alt, da wird die soeben gebildete 10te Klasse wieder geschlossen- auf Anordnung des Staatlichen Schulamts in Donaueschingen.
Aus Sicht der Behörde ist die Sache klar, die Verwaltungsvorschriften sind da eindeutig: Wird die Mindestzahl von 16 Schülern nicht erreicht, gibt es eben keine Klasse. Dunningen ist kein Einzelfall. Auch in Geisingen (Kreis Tuttlingen) und Renningen (Kreis Böblingen) schicken die Schulämter die Kinder zu Schuljahresbeginn weg, weil es nicht reicht.
Plötzlich heimatlos, müssen sich die Jugendlichen nach Alternativen umsehen. [...]

Wie es dazu überhaupt kam:

Zitat:[...] Am Ende des alten Schuljahres sieht es in Dunningen noch recht gut aus: 17 Anmeldungen registriert die Schule am 23. Juli. Doch während der Ferien überlegen es sich einige Schüler anders, wechseln etwa auf die zweijährige Berufsfachschule oder beginnen eine duale Ausbildung. Der große Rest aber will den Werkrealschulabschluss machen und darf nicht. Dabei ist alles vorbereitet, die Lehrer eingeteilt, die Unterrichtsbücher gekauft. Die ersten Stunden werden gehalten. die dramatische Wende erfolgt am 15. September: Da fragt das Schulamt erneut die Zahlen ab. [...] Kurz darauf fällt die Entscheidung [...]
Quelle: Schwarzwälder Bote vom 5.10.2012


Nach knappen 3 Wochen Unterricht sagt man jetzt allen ernstes 16jährigen Schülern, "Übrigens, nächsten Montag braucht ihr nicht mehr zu kommen, wir machen dicht. Wer noch irgendeinen Schulabschluss möchte, muss halt schauen, wie er das macht. Hier gehts nicht!"


Noch eine kleine Anmerkung: Alle 3 betroffenen Schulen befinden sich im ländlichen Raum. Alternativschulen sind zwischen 15 und 30 km entfernt, die Busverbindungen sind seit Jahren unzureichend.

Angry ist mir übel....

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05.10.2012, 17:48
Beitrag: #74
RE: Bildungspolitik
(05.10.2012 16:00)Uta schrieb:  Heute früh hätte ich mich beinahe an meinem Marmeladenbrot verschluckt, als ich das lesen musste: Angry

Verständlich. Ich frage mich da allerdings, warum da keine verbindlichen Zusagen von den Schülern eingefordert wurden? Dann hätte man diese Planungsunsicherheit umgehen können...

Was sagen eigentlich die Eltern zu dieser Paragraphenreiterei? Wenn uns als nicht direkt Betroffenen schon der Hut hochgeht, dann muss bei denen doch bald der Bürgerkrieg ausgerufen werden...

Beppe
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05.10.2012, 18:59
Beitrag: #75
RE: Bildungspolitik
(05.10.2012 17:48)913Chris schrieb:  Ich frage mich da allerdings, warum da keine verbindlichen Zusagen von den Schülern eingefordert wurden?

Die Zeitung sagt dazu folgendes:

"Die Schwierigkeiten haben auch damit zu tun, dass die Landesregierung das ehrgeizige Ziel verfolgt, lernschwachen Schülern zu erfolgreichen Abschlüssen zu verhelfen: Notenhürden kippen und dadurch gerät ein verlässliches Anmeldesystem aus den Fugen. Hinzu kommt, dass es immer weniger Schüler gibt. In dünn besiedelten Räumen hat ein Buhlen um die letzten Kinder und Jugendlichen eingesetzt."

(05.10.2012 17:48)913Chris schrieb:  Was sagen eigentlich die Eltern zu dieser Paragraphenreiterei? Wenn uns als nicht direkt Betroffenen schon der Hut hochgeht, dann muss bei denen doch bald der Bürgerkrieg ausgerufen werden...

Beppe
Jep, die sind kurz vorm Amok, reden von Behörden-Willkür, von drohender Benachteiligung, von starker Verunsicherung seitens der Kinder, etc.

Ich habe in einem der betroffenen Orte meine halbe Jugend verbracht und dort auch noch einiges an Verwandtschaft. Ich werde mich in der nächsten Zeit mal nach der Stimmung im Ort und den Stand der Dinge erkundigen.

Planungsunsicherheit ist genau das Stichwort. Es ist eine Katastrophe. Keiner hat hier mehr eine Garantie darauf, dass die Kinder die gewählte Schulform bis zum Ende werden durchziehen können aber nicht aufgrund fehlender eigener Leistung, sondern alleine was die Rahmenbedingungen angeht. Keiner weiß, ob es die Schulform dann überhaupt noch geben wird und wieviel Schuljahre sie bis dahin umfasst hat. Ob sie sich auch mit einem doppelten Jahrgang um die Studienplätze prügeln können, oder ob der Abschluss überhaupt noch was wert ist, ob sie sich mitten unterm Schuljahr eine neue Schule suchen sollen, oder ob sie lieber gleich Sozialhilfe beantragen sollen.

Das nenne ich doch mal wirklich gelungene Bildungspolitik!

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17.10.2012, 19:23
Beitrag: #76
RE: Bildungspolitik
Es ist (mal wieder) bewiesen worden, dass das deutsche Bildungssystem extrem ungerecht ist.
http://www.spiegel.de/schulspiegel/unger...57156.html
Wann ändert sich endlich was daran ?? Angry

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17.10.2012, 22:49
Beitrag: #77
RE: Bildungspolitik
Dann, wenn diejenigen, die großen Einfluss haben, ein Interesse haben, etwas daran zu ändern.
Momentan sieht es nicht so aus...

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17.10.2012, 22:51
Beitrag: #78
RE: Bildungspolitik
(17.10.2012 22:49)Bunbury schrieb:  Dann, wenn diejenigen, die großen Einfluss haben, ein Interesse haben, etwas daran zu ändern.
Momentan sieht es nicht so aus...
Warum sollten sie auch ?? Sie sind ja davon nicht (direkt) betroffen.

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17.10.2012, 23:27
Beitrag: #79
RE: Bildungspolitik
Doch in gewisser Weise schon.
Wenn die Bücher, die ich in letzter Zeit so gelesen habe, auch nur halbwegs den Kern der Sache treffen, dann ist es durchaus so gewollt. Man braucht eine gewisse dumme Schicht, damit eben die Hilfsjobs auch noch gemacht werden...

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18.10.2012, 13:21
Beitrag: #80
RE: Bildungspolitik
(17.10.2012 23:27)Bunbury schrieb:  Doch in gewisser Weise schon.
Wenn die Bücher, die ich in letzter Zeit so gelesen habe, auch nur halbwegs den Kern der Sache treffen, dann ist es durchaus so gewollt. Man braucht eine gewisse dumme Schicht, damit eben die Hilfsjobs auch noch gemacht werden...
Dafür gibts doch Ausländer, klingt merkwürdig ist aber so. Zum Beispiel Rumänen und/oder Polen. Die sind sogar noch billiger. Sad Rolleyes

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18.10.2012, 14:59
Beitrag: #81
RE: Bildungspolitik
(17.10.2012 19:23)Annatar schrieb:  Es ist (mal wieder) bewiesen worden, dass das deutsche Bildungssystem extrem ungerecht ist.
http://www.spiegel.de/schulspiegel/unger...57156.html
Wann ändert sich endlich was daran ?? Angry

Diese Vorauswahl und Auswahl ist doch immer auch zum Teil subjektiv und das geht schon Jahrzehnte so, auch als die Schüler nicht Erkan hießen. Im Umkehrschluß würden die Eltern und Lehrer das Gegenteil behaupten, alles schon mitgemacht bei den Gymnasialempfehlungen meiner Tochter und Ihren Mitschülern.
Ein Deutsches Bildungssystem gibt es nicht, da Bildung Ländersache ist. Mal sehen ob das grün-rot regierte BW etwas ändern will und ob dadurch dann auch Erfolge gezeitigt werden.
solon
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18.10.2012, 15:14
Beitrag: #82
RE: Bildungspolitik
Es geht nicht nur um die Empfehlungen.
G8 in Hessen ist defintiv so gestrickt, daß Schüler ohne Hilfe aus dem Elternhaus die Schule nicht überstehen können. Kinder aus einem bildugnsfernen Elternhaus schaffen das einfach nicht- es sei denn sie sind überdurchschnittlich begabt.
Von daher ist die Chancengleichheit einfach nicht gegeben- und eigentlich kann sich Deutschland das nicht leisten.

Die drei Sitzenbleiber in der Klasse meines Sohnes waren demnach auch allesamt Kinder ausländischer Arbeiter... Die Kinder deutscher Angestellter bekamen dann nämlich Nachhilfe...

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18.10.2012, 15:28
Beitrag: #83
RE: Bildungspolitik
(18.10.2012 14:59)solon schrieb:  Mal sehen ob das grün-rot regierte BW etwas ändern will und ob dadurch dann auch Erfolge gezeitigt werden.
solon
Aber natürlich!


Zunächst mal streicht man 11000 Stellen und ignoriert die Tatsache, dass ein Großteil der Schulen schon den Regelunterricht nicht abdecken kann. Einige Schulen verbuchen einen Unterrichtsausfall von 100 Stunden / Woche.

Fast zeitgleich kippt man die verbindliche Grundschulempfehlung, was in der Konsequenz bedeutet: Kaum noch ein Kind wird auf die Hauptschule/Werkrealschule gehen und dort (nur dort!) herrscht deutlich eine Lehrerüberversorgung. An den Gymnasien und ganz schlimm an den Realschulen im Land herrscht aber eine krasse Unterversorgung.

Man errechnet dann die durchschnittliche Versorgung der Schüler mit Lehrkörper, vermeidet tunlichst ein Aufbrechen der Zahlen nach Schulform, ignoriert den Krankenstand und berücksichtig gleichzeitig die kommenden geburtenschwachen Jahrgänge und bingo, die Rechnung stimmt!

11000 Lehrer drehen folglich nur Däumchen während ihrer Dienstzeit und können eingespart werden.

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18.10.2012, 17:38
Beitrag: #84
RE: Bildungspolitik
(18.10.2012 15:28)Uta schrieb:  
(18.10.2012 14:59)solon schrieb:  Mal sehen ob das grün-rot regierte BW etwas ändern will und ob dadurch dann auch Erfolge gezeitigt werden.
solon
Aber natürlich!


Zunächst mal streicht man 11000 Stellen und ignoriert die Tatsache, dass ein Großteil der Schulen schon den Regelunterricht nicht abdecken kann. Einige Schulen verbuchen einen Unterrichtsausfall von 100 Stunden / Woche.

Fast zeitgleich kippt man die verbindliche Grundschulempfehlung, was in der Konsequenz bedeutet: Kaum noch ein Kind wird auf die Hauptschule/Werkrealschule gehen und dort (nur dort!) herrscht deutlich eine Lehrerüberversorgung. An den Gymnasien und ganz schlimm an den Realschulen im Land herrscht aber eine krasse Unterversorgung.

Man errechnet dann die durchschnittliche Versorgung der Schüler mit Lehrkörper, vermeidet tunlichst ein Aufbrechen der Zahlen nach Schulform, ignoriert den Krankenstand und berücksichtig gleichzeitig die kommenden geburtenschwachen Jahrgänge und bingo, die Rechnung stimmt!

11000 Lehrer drehen folglich nur Däumchen während ihrer Dienstzeit und können eingespart werden.

Weißt du, was dabei Ironie ist? Daß genau das hier mit einer schwarzgelben Landesregierung passiert...
Meine Kultusministerin erzählt mir ständig etwas davon, daß die Schulen zu 105 % mit Lehrern versorgt sind, und dennoch fallen mit schönster Regelmäßigkeit Stunden aus, weil keine Ersatzlehrer zur Verfügung stehen. 14 % Stundenausfall zwischen Sommer- und Herbstferien. Das ist richtig gut.
Die verbindliche Schulempfehlung gibt es in Hessen sowieso nicht. (Konsequenz ist nur, daß ein Schüler, der keine Gymnasialempfehlung erhält, halt in der fünften Klasse auf dem Gymnaisum nicht sitzen bleiben darf, sonst ist er runter vom Gymmi...) und deswegen hatten wir im letzten Jahr auch 7 fünfte Klassen á 31 Schülern auf dem Gymnasium und eine 5. Klasse mit 15 Schülern auf der Hauptschule. (Zwei a´17 waren es auf der Realschule.)
Und natürlich sind im neugebauten Gymnasium die Klassenzimmer zu klein, aber in 15 Jahren werden da ja viel weniger Schüler drin sitzen...

Scheint also, als hätte das ganze nicht unbedingt etwas mit der politischen Ausrichtung der jeweiligen Regierung zu tun...

Ich glaube eh nicht mehr daran, daß sich da etwas ändert. Eine Änderung ist nicht gewollt- und zwar von niemandem...

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18.10.2012, 18:52
Beitrag: #85
RE: Bildungspolitik
(18.10.2012 15:14)Bunbury schrieb:  Es geht nicht nur um die Empfehlungen.
G8 in Hessen ist defintiv so gestrickt, daß Schüler ohne Hilfe aus dem Elternhaus die Schule nicht überstehen können. Kinder aus einem bildugnsfernen Elternhaus schaffen das einfach nicht- es sei denn sie sind überdurchschnittlich begabt.
Von daher ist die Chancengleichheit einfach nicht gegeben- und eigentlich kann sich Deutschland das nicht leisten.

Die drei Sitzenbleiber in der Klasse meines Sohnes waren demnach auch allesamt Kinder ausländischer Arbeiter... Die Kinder deutscher Angestellter bekamen dann nämlich Nachhilfe...
Ist in NRW auch so. Mal sehen, was die rot-grüne Regierung daran ändern wird.
Das KiBiz wurde schon einmal geändert und die Dummheit von der immer früheren Einschulung gestoppt.

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07.11.2012, 19:36
Beitrag: #86
RE: Bildungspolitik
Natürlich kann man immer auf Schule, Bildungspolitik etc. schimpfen. Aber es ist doch zwischendurch auch toll, was sich so getan hat seit Wilhelm von Humbolt oder 1949. Gruppenarbeit, Dialoge, Debatten, mit Salzsäure herumexperimentieren, mikroskopieren, Gruppenimprovisation (=alle trommeln auf ihren Dosen und Ordnern herum Big Grin)...
Ein kleiner Ausschnitt aus meinem heutigen Tagesablauf.

Und - nein, ich bin nicht krank. Big Grin Tongue
Zumindest noch nicht richtig.

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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07.11.2012, 19:46
Beitrag: #87
RE: Bildungspolitik
(07.11.2012 19:36)Maxdorfer schrieb:  Natürlich kann man immer auf Schule, Bildungspolitik etc. schimpfen. Aber es ist doch zwischendurch auch toll, was sich so getan hat seit Wilhelm von Humbolt oder 1949. Gruppenarbeit, Dialoge, Debatten, mit Salzsäure herumexperimentieren, mikroskopieren, Gruppenimprovisation (=alle trommeln auf ihren Dosen und Ordnern herum Big Grin)...
Ein kleiner Ausschnitt aus meinem heutigen Tagesablauf.

Und - nein, ich bin nicht krank. Big Grin Tongue
Zumindest noch nicht richtig.

Da wird es ja Zeit, einen neuen Artikel zu schreiben. Big Grin

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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07.11.2012, 19:51
Beitrag: #88
RE: Bildungspolitik
(07.11.2012 19:46)Sansavoir schrieb:  
(07.11.2012 19:36)Maxdorfer schrieb:  Natürlich kann man immer auf Schule, Bildungspolitik etc. schimpfen. Aber es ist doch zwischendurch auch toll, was sich so getan hat seit Wilhelm von Humbolt oder 1949. Gruppenarbeit, Dialoge, Debatten, mit Salzsäure herumexperimentieren, mikroskopieren, Gruppenimprovisation (=alle trommeln auf ihren Dosen und Ordnern herum Big Grin)...
Ein kleiner Ausschnitt aus meinem heutigen Tagesablauf.

Und - nein, ich bin nicht krank. Big Grin Tongue
Zumindest noch nicht richtig.

Da wird es ja Zeit, einen neuen Artikel zu schreiben. Big Grin

Du hast gut reden, wann ich Artikel schreibe...
Heute Kursarbeit, morgen Kursarbeit, Hausaufgaben, Referate, Vokabeln. Wenn man erst um 16:30 Uhr heimkommt, kriegt man nicht immer noch einen Artikel hin Sad

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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07.11.2012, 21:48
Beitrag: #89
RE: Bildungspolitik
(07.11.2012 19:51)Maxdorfer schrieb:  
(07.11.2012 19:46)Sansavoir schrieb:  Da wird es ja Zeit, einen neuen Artikel zu schreiben. Big Grin

Du hast gut reden, wann ich Artikel schreibe...
Heute Kursarbeit, morgen Kursarbeit, Hausaufgaben, Referate, Vokabeln. Wenn man erst um 16:30 Uhr heimkommt, kriegt man nicht immer noch einen Artikel hin Sad
Hehe bei mir ist die Klausurphase jetzt erstmal vorbei. Big Grin
Dafür krieg ich sie jetzt nach und nach wieder. Shy

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07.11.2012, 21:50
Beitrag: #90
RE: Bildungspolitik
(07.11.2012 19:36)Maxdorfer schrieb:  Natürlich kann man immer auf Schule, Bildungspolitik etc. schimpfen. Aber es ist doch zwischendurch auch toll, was sich so getan hat seit Wilhelm von Humbolt oder 1949. Gruppenarbeit, Dialoge, Debatten, mit Salzsäure herumexperimentieren, mikroskopieren, Gruppenimprovisation (=alle trommeln auf ihren Dosen und Ordnern herum Big Grin)...
Ein kleiner Ausschnitt aus meinem heutigen Tagesablauf.

Und - nein, ich bin nicht krank. Big Grin Tongue
Zumindest noch nicht richtig.
Stimmt. Massenweise Stundenausfall, arrogante und inkompetente Lehrer. Rolleyes Es hat sich viel verbessert. Big Grin

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07.11.2012, 21:50
Beitrag: #91
RE: Bildungspolitik
(07.11.2012 19:36)Maxdorfer schrieb:  Natürlich kann man immer auf Schule, Bildungspolitik etc. schimpfen. Aber es ist doch zwischendurch auch toll, was sich so getan hat seit Wilhelm von Humbolt oder 1949. Gruppenarbeit, Dialoge, Debatten, mit Salzsäure herumexperimentieren, mikroskopieren, Gruppenimprovisation (=alle trommeln auf ihren Dosen und Ordnern herum Big Grin)...

Maxdorfer, das ist alles schön und gut und macht viel mehr Spaß als früher, aber das sind Unterrichtsmethoden und keine Bildungspolitik...Wink

Solange Bildungspolitik vor allem dazu dient, politische Grabenkämpfe zu führen und das einzige Feld ist, auf dem sich die Parteien landespolitisch zu profilieren versuchen, machen vereinzelte verbesserte Unterrichtsmethoden noch lange keine gute Bildungspolitik.

Wenn jetzt hier in Hessen die Sozen wieder anfangen herumzuröhren, daß sie dann nach einem eventuellen Sieg G8 wieder abschaffen wollen und nur noch G9 haben und sowieso eine Zehnjahresschule unter einem Dach haben wollen und dies flächendeckend, so ist das wieder nur ein dämlicher Grabenkampf.

Warum verdammt noch mal kann es nicht eine gewisse Vielfalt geben, bei der man wählen kann? Die Schüler sind doch unterschiedlich- warum müssen sie alle den gleichen Weg gehen?

Setzen, Sozen. Sechs. Ihr kommt damit rund 30 Jahre zu spät.

Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
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08.11.2012, 04:47
Beitrag: #92
RE: Bildungspolitik
(07.11.2012 19:51)Maxdorfer schrieb:  
(07.11.2012 19:46)Sansavoir schrieb:  Da wird es ja Zeit, einen neuen Artikel zu schreiben. Big Grin

Du hast gut reden, wann ich Artikel schreibe...
Heute Kursarbeit, morgen Kursarbeit, Hausaufgaben, Referate, Vokabeln. Wenn man erst um 16:30 Uhr heimkommt, kriegt man nicht immer noch einen Artikel hin Sad

War ja nur ein Spaß. Schule ist wichtiger und Du bist ja trotz der vielen Arbeiten ein fleißiger Schreiber von Artikeln.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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10.11.2012, 00:44
Beitrag: #93
RE: Bildungspolitik
(07.11.2012 21:50)Bunbury schrieb:  
(07.11.2012 19:36)Maxdorfer schrieb:  Natürlich kann man immer auf Schule, Bildungspolitik etc. schimpfen. Aber es ist doch zwischendurch auch toll, was sich so getan hat seit Wilhelm von Humbolt oder 1949. Gruppenarbeit, Dialoge, Debatten, mit Salzsäure herumexperimentieren, mikroskopieren, Gruppenimprovisation (=alle trommeln auf ihren Dosen und Ordnern herum Big Grin)...

Maxdorfer, das ist alles schön und gut und macht viel mehr Spaß als früher, aber das sind Unterrichtsmethoden und keine Bildungspolitik...Wink

Solange Bildungspolitik vor allem dazu dient, politische Grabenkämpfe zu führen und das einzige Feld ist, auf dem sich die Parteien landespolitisch zu profilieren versuchen, machen vereinzelte verbesserte Unterrichtsmethoden noch lange keine gute Bildungspolitik.

Wenn jetzt hier in Hessen die Sozen wieder anfangen herumzuröhren, daß sie dann nach einem eventuellen Sieg G8 wieder abschaffen wollen und nur noch G9 haben und sowieso eine Zehnjahresschule unter einem Dach haben wollen und dies flächendeckend, so ist das wieder nur ein dämlicher Grabenkampf.

Warum verdammt noch mal kann es nicht eine gewisse Vielfalt geben, bei der man wählen kann? Die Schüler sind doch unterschiedlich- warum müssen sie alle den gleichen Weg gehen?

Setzen, Sozen. Sechs. Ihr kommt damit rund 30 Jahre zu spät.
Warst du nicht mal eine ganz große Anhängerin der Gesamtschule?? Huh
Abgesehen davon wollen nicht nur die Sozen eine Schule für alle, sondenr auch Linke und die Grünen.

"Auflehnung ist das heiligste aller Rechte und die notwendigste aller Pflichten."
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11.11.2012, 11:21
Beitrag: #94
RE: Bildungspolitik
(10.11.2012 00:44)Annatar schrieb:  Warst du nicht mal eine ganz große Anhängerin der Gesamtschule?? Huh
Abgesehen davon wollen nicht nur die Sozen eine Schule für alle, sondenr auch Linke und die Grünen.

Ich bin vor allem eine Anhängerin davon, daß es verschiedene Schultypen nebeneinander geben sollte. Nur das bietet Eltern die Möglichkeit, ihr Kind seinen individuellen Fähigkeiten entsprechend zu fördern. Ich fände es auch richtig, wenn entsprechend große Gymnasien sowohl G8 als auch G9 anbieten würden. Ich halte von G8 zwar nichts, aber G8 entspricht nun mal dem Lebensentwurf vieler Schüler und Eltern.

Und nein, hier in Hessen zumindest wollen die Grünen keine Einheitsschule, sondern die Vielfalt erhalten...

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13.11.2012, 19:12
Beitrag: #95
RE: Bildungspolitik
Ich bin übrigens weiterhin ein Anhänger der Hauptschule, und es ist fatal, dass es sie nicht mehr gibt. So lange die Bildungsunterschiede so groß sind, ist es fast unmöglich, die drei Schulzweige auf zwei zusammenzuführen: Der Preis dafür ist, dass sowohl auf Gymnasien als auch auf Realschulen das Niveau sinkt.
Was aber auf jeden Fall not getan hätte, wäre eine Reform der Hauptschule. Vielleicht mehr in Richtung handwerkliche Ausbildung. In vielen Fächern müssten nur die grundlegendsten Kenntnisse vermittelt werden. Es gibt einfach Menschen, denen Aufsätze schreiben und Länderhauptstädte lernen so überhaupt nicht liegt. Die haben dann an anderen Stellen ihre Stärken.
Weiterhin meine Meinung.

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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13.11.2012, 22:41
Beitrag: #96
RE: Bildungspolitik
(11.11.2012 11:21)Bunbury schrieb:  Ich bin vor allem eine Anhängerin davon, daß es verschiedene Schultypen nebeneinander geben sollte. Nur das bietet Eltern die Möglichkeit, ihr Kind seinen individuellen Fähigkeiten entsprechend zu fördern. Ich fände es auch richtig, wenn entsprechend große Gymnasien sowohl G8 als auch G9 anbieten würden. Ich halte von G8 zwar nichts, aber G8 entspricht nun mal dem Lebensentwurf vieler Schüler und Eltern.
Prinzipiell hast du damit recht, nur ist die momentane Vielfalt schlecht für die Schüler. Denn sie führt zu zu früher seperation und elitärem Klassendenken (an Gymnasien). Eine gewisse Vielfalt kann vielleicht nicht schaden, aber eine zu große ist auch nicht hilfreich.
(11.11.2012 11:21)Bunbury schrieb:  Und nein, hier in Hessen zumindest wollen die Grünen keine Einheitsschule, sondern die Vielfalt erhalten...
Hier in NRW schon.

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13.11.2012, 22:52
Beitrag: #97
RE: Bildungspolitik
(13.11.2012 19:12)Maxdorfer schrieb:  Ich bin übrigens weiterhin ein Anhänger der Hauptschule, und es ist fatal, dass es sie nicht mehr gibt. So lange die Bildungsunterschiede so groß sind, ist es fast unmöglich, die drei Schulzweige auf zwei zusammenzuführen: Der Preis dafür ist, dass sowohl auf Gymnasien als auch auf Realschulen das Niveau sinkt.
Ich nicht, denn die Hauptschule ist nicht mehr zeitgemäß, wie so vieles in unserem Bildungssystem. Außerdem wird sie so oder so aussterben, denn es gehen immer weniger Kinder auf die Hauptschule.
Dass das Niveau der Gymnasien und Realschulen dadurch sinkt ist falsch. Der "Untergang" der Hauptschule wirkt sich nur dann negativ auf die Realschulen aus, wenn kein Ersatz geschaffen wird.
(13.11.2012 19:12)Maxdorfer schrieb:  Was aber auf jeden Fall not getan hätte, wäre eine Reform der Hauptschule. Vielleicht mehr in Richtung handwerkliche Ausbildung. In vielen Fächern müssten nur die grundlegendsten Kenntnisse vermittelt werden. Es gibt einfach Menschen, denen Aufsätze schreiben und Länderhauptstädte lernen so überhaupt nicht liegt. Die haben dann an anderen Stellen ihre Stärken.
Weiterhin meine Meinung.
Die Hauptschulen sind schon extrem handwerklich!! Was fehlt, sind andere Kompetenzen, die man nicht im Handwerk braucht und Englischkenntnisse.

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14.11.2012, 02:47
Beitrag: #98
RE: Bildungspolitik
In Sachsen sind Haupt- und Realschulen zusammengelegt. Diese Mittelschulen haben sich im Prinzip bewährt. Problematisch ist es nur für Schüler, die für die Mittelschule zu gut, aber für das Gymnasium zu schlecht sind. Vor allem wenn das Gymnasium einmal verlassen wurde, ist dann ein Rückkehr praktisch nicht möglich.

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14.11.2012, 11:45
Beitrag: #99
RE: Bildungspolitik
(13.11.2012 22:52)Annatar schrieb:  
(13.11.2012 19:12)Maxdorfer schrieb:  Ich bin übrigens weiterhin ein Anhänger der Hauptschule, und es ist fatal, dass es sie nicht mehr gibt. So lange die Bildungsunterschiede so groß sind, ist es fast unmöglich, die drei Schulzweige auf zwei zusammenzuführen: Der Preis dafür ist, dass sowohl auf Gymnasien als auch auf Realschulen das Niveau sinkt.
Ich nicht, denn die Hauptschule ist nicht mehr zeitgemäß, wie so vieles in unserem Bildungssystem. Außerdem wird sie so oder so aussterben, denn es gehen immer weniger Kinder auf die Hauptschule.

Es ist richtig· dass immer weniger Schüler auf die Hauptschule gehen. Man sollte sich aber auch fragen, warum.
Für viele Familien stellt eine Hauptschulempfehlung beinahe ein "Todesurteil" aller Zukunftsperspektiven dar. Ich habe 10 jährige Kinder erlebt, die in eine tiefe Depression gefallen sind, weil es für die Werkrealschule nicht gereicht hat. Das kann doch nicht sein, oder?

Die Hauptschulen wurden in den letzten 10 bis 15 Jahren systematisch totgeredet. Den Hauptschulabsolventen wird unterstellt, weder lesen noch schreiben noch rechnen zu können, nicht arbeitswillig und nicht beschulbar (was für ein Wort...) zu sein. Kein Hauptschüler wäre für eine Ausbildung geeignet. Solche gibt es sicherlich, aber das ist nicht die Mehrheit.

Im Gegenzug liest man dann auch schon mal Stellenanzeigen, wonach für einen Minijob als Küchenhilfe in einem drittklassigen Restaurant ein Abitur gefordert wird....


(13.11.2012 22:52)Annatar schrieb:  Dass das Niveau der Gymnasien und Realschulen dadurch sinkt ist falsch. Der "Untergang" der Hauptschule wirkt sich nur dann negativ auf die Realschulen aus, wenn kein Ersatz geschaffen wird.

Ich verstehe diese Gleichmacherei nicht. Ich erlebe Kinder, die an der Werkrealschule im theoretischen Bereich völlig überfordert sind, aber sehr brauchbare Praktiker wären, wenn man sie den ließe. Gleichzeitig erlebe ich Kinder, die am Gymnasium trotz G8 hoffnungslos unterfordert sind und tagtäglich zu Gunsten der schwächeren Kinder ausgebremst werden. (Mein ältester ist leider so ein Kind, daher weiß ich, von was ich rede). Die Hinwendung zu Gemeinschaftsschulen wird den 95% der Kinder, die nach Gauß schön brav in der Spur laufen, nicht schaden. Die 5% der Schüler, die nach oben oder unten aus dem Raster rausfallen, werden zunehmend Schwierigkeiten bekommen.
Um das zu vermeiden, werden sicherlich immer mehr Eltern den Weg der Privatschule gehen, was dann zwar die öffentlichen Haushalte schön entlastet, die soziale Schere aber noch weiter aufreißt.

Eine frühzeitige "Separation" schadet nur dann, wenn sie negativ konnotiert ist. Dass das negativ besetzt ist, liegt aber an dem defizitären Denken in unserer Gesellschaft. Man schaut nicht darauf, was der einzelne kann, sondern nur auf seine Defizite und Lernfelder, anstatt das zu nutzen, was der betreffende an Talenten mitbringt. Nein, man möchte lieber einen Einheitsbrei auf den Schulen. Komischerweise regt man sich dann über die 95% spurlaufender, problemloser Mittelmaßschüler auf, wenn sie dann als junge Erwachsene in ihren jeweiligen Jobs keine Kreativität, Eigeninitiative, Spontanität oder innovatives Denken zeigen können.....

Außerdem steht das Ganze absolut im Widerspruch zu GG Par. 21, Abs. 3, wonach jedes Kind ein Recht auf eine Schulbildung hat, die seiner Begabung und seinem Leistungsvermögen angemessen ist.

nicht ärgern, nur wundern...
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14.11.2012, 22:13
Beitrag: #100
RE: Bildungspolitik
(14.11.2012 02:47)Sansavoir schrieb:  In Sachsen sind Haupt- und Realschulen zusammengelegt. Diese Mittelschulen haben sich im Prinzip bewährt. Problematisch ist es nur für Schüler, die für die Mittelschule zu gut, aber für das Gymnasium zu schlecht sind. Vor allem wenn das Gymnasium einmal verlassen wurde, ist dann ein Rückkehr praktisch nicht möglich.
Solche Menschen gibt es aber auch in einem dreigliedrigen Schulsystem. Zum Beispiel Schüler, die zu gut für die Realschule sind, aber zu schlecht fürs Gymnasium.

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