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Jugendliche Herrscher in Antike und Mittelalter
07.11.2012, 21:32
Beitrag: #1
Jugendliche Herrscher in Antike und Mittelalter
Gruß in die Runde!

Zu Beginn des zweiten Forumtreffens möchte ich hier Platz schaffen, um Herrscher zu portraitieren, die vor 1500 und in sehr jungen Jahren auf den Thron kamen.
Obwohl damit eigentlich schon Menschen zumindest unter 18 gemeint sind, kann man das Thema auch auf etwas ältere ausdehnen. Auch junge Kronprinzen sind ein interessantes Thema.

Ich meinerseits werde beginnen mit jungen Kaisern des römischen Weltreiches. Dabei werde ich mich nicht auf eine Epoche oder ein bestimmtes Alter festlegen, sondern grundsätzlich auf diejenigen eingehen, die bei Thronbesteigung noch nicht sehr reif waren. Anschließend werde ich das Bild mit Einzelportraits von Kindkaisern etc. ergänzen.

Aber natürlich seid auch ihr aufgerufen, in Antike und Mittelalter junge Herrscher aufzustöbern, zu posten oder noch besser in einem kleinen Artikel zu erklären.

VG
Der Maxdorfer

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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07.11.2012, 22:03
Beitrag: #2
RE: Jugendliche Herrscher in Antike und Mittelalter
Oh, weia,
das sieht nach sehr viel Arbeit aus, wenn man es wagt, hier was zu posten...Wink

Aber kleine Frage am Rande- meinst du jugendliche Herrscher "aktiv", also d.h. Herrscher, die in sehr jungen Jahren den Thron bestiegen und auch schon zumindest teilweise regierten oder eben doch die Thronerben, für die regiert wurde?

Ich hätte zum Beispiel eine schottische Königin "im Angebot". (Nein, natürlich nicht Maria Stuart. Die war zwar erst 6 Tage alt, als sie den Thron erbte, aber das war nach 1500, wenn auch nur knapp....Wink) Problem bei meiner kleinen Königin war, daß sie Schottland nie erreichte...

Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
Oscar Wilde
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07.11.2012, 22:47
Beitrag: #3
RE: Jugendliche Herrscher in Antike und Mittelalter
(07.11.2012 21:32)Maxdorfer schrieb:  Zu Beginn des zweiten Forumtreffens möchte ich hier Platz schaffen, um Herrscher zu portraitieren, die vor 1500 und in sehr jungen Jahren auf den Thron kamen.
Lieber Max,
bitte nicht zu weit und zu schnell vorpreschen oder irgendwelche Grenzen ziehen.

Nach dem Beitrag von Bunbury, weißt du sicher was gemeint ist.
Du bist zwar einer der Initatoren des zweiten neuen "Lebendigen Forums", aber Mäßigung ist eine Zier.Wink

LG

Nobody is perfect!
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07.11.2012, 22:50
Beitrag: #4
RE: Jugendliche Herrscher in Antike und Mittelalter
(07.11.2012 22:03)Bunbury schrieb:  Problem bei meiner kleinen Königin war, daß sie Schottland nie erreichte...
Könnte fast als Rätsel durchgehen.Big Grin

Und du warst schön. In deinem Auge schien
sich Nacht und Sonne sieghaft zu versöhnen.
...
So kam dich meine Liebe krönen.
Und meine nächteblasse Sehnsucht stand,
weißbindig wie der Vesta Priesterin,
an deines Seelentempels Säulenrand
und streute lächelnd weiße Blüten hin.

(Rainer Maria Rilke)
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07.11.2012, 23:10
Beitrag: #5
RE: Jugendliche Herrscher in Antike und Mittelalter
Nun, ich habe sie schon mal in Erwägung gezogen, aber wie soll man über jemanden, der im Alter von sieben Jahren bei einem Sturm ertrank noch irgendwelche Tipps geben?
Aber machen wir es nicht so spannend, ich meine Margareth "The Maid of Norway", die norwegische Prinzessin, die schottischen Thron erbte und auf dem Weg in ihr schottisches Königreich in einen Sturm geriet und ertrank...

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07.11.2012, 23:13
Beitrag: #6
RE: Jugendliche Herrscher in Antike und Mittelalter
Elizabeth de Burgh scheidet leider aus, da sie Schottland sah.

Bunbury, meinst du vielleicht Johanna von England (1210–1238)?
Es könnte auch Johanna von England (1321–1362) in Frage kommen.

Natürlich auch noch einige andere.

Sorry, dass ich auch hier wieder als Rätsler mein Unwesen treibe.Rolleyes

Edit: Oh, jetzt hat ich's schon geschrieben, ohne deine Antwort gelesen zu haben.
Du meinst sicher dieses junge Fräulein: http://de.wikipedia.org/wiki/Margarete_%28Schottland%29

Und du warst schön. In deinem Auge schien
sich Nacht und Sonne sieghaft zu versöhnen.
...
So kam dich meine Liebe krönen.
Und meine nächteblasse Sehnsucht stand,
weißbindig wie der Vesta Priesterin,
an deines Seelentempels Säulenrand
und streute lächelnd weiße Blüten hin.

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07.11.2012, 23:14
Beitrag: #7
RE: Jugendliche Herrscher in Antike und Mittelalter
Oh, da waren wir wohl zeitgleich.
Nein, siehe oben, ich habe meinen Beitrag noch bearbeitet (und mich zuerst im Alter von Margaret vertan.... peinlich...)

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08.11.2012, 03:54
Beitrag: #8
RE: Jugendliche Herrscher in Antike und Mittelalter
Johann I. der Posthume (französisch Jean Ier le Postume) war während seines kurzen Lebens vom 15. bis 19. November 1316 König von Frankreich und Navarra. Er war der einzige Sohn des bereits am 5. Juni 1316 verstorbenen Königs Ludwig X. (1289–1316) und dessen zweiter Gemahlin Klementine von Anjou (1293–1328), einer Schwester des ungarischen Königs Karl Robert (1288–1342).

Nach dem Tod von Ludwig X. übernahm dessen jüngerer Bruder Philipp die Regentschaft für das noch ungeborene Kind. Ludwig hinterließ zwar auch eine Tochter Johanna (1311–1349), aber aufgrund eines Skandals, der letztendlich mit der Erdrosselung der Königin Margarete von Burgund (1292–1315) endete, wurde die Vaterschaft Ludwigs von seinen Brüdern Philipp und Karl nicht anerkannt. Somit blieb die damals fünfjährige Johanna von der Thronfolge ausgeschlossen.

Nach der französischen Thronfolgeregelung („Der König ist tot, es lebe der König“) war Johann I. als ältester Sohn zum Zeitpunkt seiner Geburt am 15. November 1316 bereits König. Die Anerkennung seines Königtums war nicht an irgendwelche Krönungszeremonien gebunden. Doch der Kindkönig verstarb nach seiner Taufe am 19. November 1316 und der bisherige Regent folgte ihm als Philipp V., König von Frankreich und Navarra.

Als einer seiner ersten Amtshandlungen ließ Philipp das Salische Erbrecht im Januar 1317 bestätigen. Nach diesem Recht waren Frauen generell von der Erbfolge in Frankreich ausgeschlossen. Philipp V. beabsichtigte damit, sich gegen die Ansprüche seiner Nichte Johanna abzusichern. Nachdem Philipp V. († 1322) und sein Bruder und Nachfolger Karl IV. († 1328) keine Söhne hinterließen und somit die Hauptlinie der Kapetinger (im Mannsstamm) ausstarb, setzte deren beider Cousin Philipp VI. aufgrund der „Lex Salica“ seine Ansprüche auf die Thronfolge durch. Er war der erste König aus der neuen Dynastie Valois. Der Streit um die Erbfolge zwischen den französischen Valois und den englischen Plantagenet, die ihren Anspruch über Isabella „der Wölfin von Frankreich“ (1292–1358), einer Schwester der drei Könige Ludwig X., Philipp V. und Karl IV. und Mutter des englischen Königs Edward III., herleiteten, führte schließlich 1337 zum Hundertjährigen Krieg.

Ludwigs X. Tochter Johanna konnte 1328 ihr Erbe, das Königreich Navarra, übernehmen, da Philipp VI. (1293–1350) keine Ansprüche darauf hatte. Sie herrschte als Johanna II. bis zu ihrem Tod. Verheiratet war sie mit Philipp von Evreux (1301–1343), einem Enkel des französischen Königs Philipp III. (1245–1285).

Während der Herrschaft von Johann II. (* 1319, reg. 1350–1364) tauchte ein Mann auf, der behauptete, Johann I. zu sein. Er konnte ein paar Anhänger überzeugen, ihr Aufstand wurde jedoch niedergeworfen.

Der französische Autor Maurice Druon behandelte einen Teil dieser Ereignisse in seiner Romantrilogie „Die unseligen Könige“

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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08.11.2012, 10:39
Beitrag: #9
RE: Jugendliche Herrscher in Antike und Mittelalter
Vorgeburtliche Kind-Könige und andere Auswüchse von Erbfolgeregelungen müssen doch oft völlig ungeeignete Herrscher auf den Thron gehievt haben.
Trotzdem gab es phasenweise in vielen Weltgegenden diese strikte Nachfolge nach Geburt. Der Wunsch nach einem friedlichen Herrscherwechsel scheint also größer gewesen zu sein als die Angst vor einer Fehlbesetzung. Oder war das gar nicht schlimm, wenn der Kindkönig sich als ungeeignet erwies, weil man sich darauf verlassen konnte, dass sich schon ein vernünftiger Regent durchsetzen würde.
Dann hätte man den Regenten doch offiziell installieren können. Beim Übergang von der Merowingern zu den Karolinger erfolgte das im nachhinein.
Die Römer lösten das Dilemma hin und wieder durch die Adoption von geeigneten Kandidaten.
Wenn Maxdorfer von der römischen Kaisern erzählt, wird der Schritt dahin evtl. klarer.
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08.11.2012, 11:16
Beitrag: #10
RE: Jugendliche Herrscher in Antike und Mittelalter
Du vergißt, daß man verbreitet daran glaubte, daß es Menschen gab, die aufgrund ihrer Herkunft viel besser dazu geeigent waren, ein Volk zu beherrschen als andere. Daß das ganze relativer Humbug ist, hat sich ja erst später herausgestellt.
Soweit ich weiß (wenn man mehreren mittelalterlichen Romanen glauben darf), war man damals tatsächlich der Meinung, daß der Adel allein aufgrund seines Blutes begabter und besser war- und die königliche Familie zum herrschen geboren.

Kombiniere das mit der recht patriarchalischen Vorstellung, daß Mann sein Erbe unbedingt an seinen Sohn weitergeben muss- und heraus kommt die Zementierung einer Herrscherdynastie...

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08.11.2012, 11:58
Beitrag: #11
RE: Jugendliche Herrscher in Antike und Mittelalter
(08.11.2012 11:16)Bunbury schrieb:  Du vergißt, daß man verbreitet daran glaubte, daß es Menschen gab, die aufgrund ihrer Herkunft viel besser dazu geeigent waren, ein Volk zu beherrschen als andere. Daß das ganze relativer Humbug ist, hat sich ja erst später herausgestellt.

Vergessen habe ich die Herleitung der Herrschaft von überragenden Blutlinien nicht, ich habe sie absichtlich nicht erwähnt, weil ich nicht sicher bin, ob diese Ahnenmythologie nicht aus dem Grund erzählt wurde, weil man stabile Herrscherhäuser installieren wollte, um Kriege beim Tod des Herrschers zu vermeiden. Der alte Herrscher selbst wird ein großes Interesse gehabt haben, seinen Nachlaß geregelt zu übergeben und sein Andenken zu sichern.
Das geht ja schon bei den alten Griechen los, mit ihren Heldenahnen und Halbgöttern. Vielleicht sogar noch früher, kann man evtl. die Ahnenverehrung mit einbeziehen?
(08.11.2012 11:16)Bunbury schrieb:  Kombiniere das mit der recht patriarchalischen Vorstellung, daß Mann sein Erbe unbedingt an seinen Sohn weitergeben muss- und heraus kommt die Zementierung einer Herrscherdynastie...
Das ist mir ein bißchen zu einfach, es gibt etliche, matrilokale/-lineare Kulturen, die ihren Landbesitz in der weiblichen Linie vererben.

OT Die Diskussion, wie sich die Erbfolge entwickelte, führt bei den jugendlichen Herrschern evtl. zu weit. Es ist mir nur beim Lesen von Sansavoirs Beitrag über Johann I. der Posthume eingefallen.
Bei Interesse können wir daraus ein eigenes Thema machen.
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08.11.2012, 13:50
Beitrag: #12
RE: Jugendliche Herrscher in Antike und Mittelalter
Sagen wir es mal so, über die patriarchalischen und matrilinearen Aspekte können wir durchaus anderweitig diskutieren, das führt in der Tat zu weit weg.

Ansonsten ist es aber eine im dem Zusammenhang mit dem Threadthema durchaus eine berechtigte Frage, warum man kindliche Herrscher akzeptierte.

Vielleicht gehört für die kindlichen Herrscher dann auch noch unbedingt dazu, vor welchem Hintergrund sie die Thronfolge antraten.

Meine norwegische Prinzessin und schottische Königin sollte die Stabilität im Land sichern und einen Krieg der Clans verhindern....

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08.11.2012, 15:07
Beitrag: #13
RE: Jugendliche Herrscher in Antike und Mittelalter
Ich werde noch ein bisschen brauchen, aber ich werde auch schauen wen ich in der einen oder anderen Gegend der Welt so finde und darüber ein Posting bringen.
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08.11.2012, 18:15
Beitrag: #14
RE: Jugendliche Herrscher in Antike und Mittelalter
(07.11.2012 22:03)Bunbury schrieb:  Oh, weia, das sieht nach sehr viel Arbeit aus, wenn man es wagt, hier was zu posten...Wink

Aber kleine Frage am Rande- meinst du jugendliche Herrscher "aktiv", also d.h. Herrscher, die in sehr jungen Jahren den Thron bestiegen und auch schon zumindest teilweise regierten oder eben doch die Thronerben, für die regiert wurde?

Ich hätte zum Beispiel eine schottische Königin "im Angebot". (Nein, natürlich nicht Maria Stuart. Die war zwar erst 6 Tage alt, als sie den Thron erbte, aber das war nach 1500, wenn auch nur knapp....Wink) Problem bei meiner kleinen Königin war, daß sie Schottland nie erreichte...

Es ist deine Entscheidung, wie viel du postest.
Zwei Zeilen sind auch eine Bereicherung, wenn du schreibst, dass "Margareth "The Maid of Norway" eine norwegische Prinzessin [war], die schottischen Thron erbte und auf dem Weg in ihr schottisches Königreich in einen Sturm geriet und ertrank..."

Wenn der Artikel länger wird wie der von Sansavoir - auch gut.

Und ich meine sowohl selber regierende als auch solche, die regiert wurden. Von ersteren dürfte es eh nicht allzu viele gegeben haben.

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08.11.2012, 18:23
Beitrag: #15
RE: Jugendliche Herrscher in Antike und Mittelalter
(07.11.2012 22:47)Butterfly schrieb:  
(07.11.2012 21:32)Maxdorfer schrieb:  Zu Beginn des zweiten Forumtreffens möchte ich hier Platz schaffen, um Herrscher zu portraitieren, die vor 1500 und in sehr jungen Jahren auf den Thron kamen.

Lieber Max,
bitte nicht zu weit und zu schnell vorpreschen oder irgendwelche Grenzen ziehen.

Nach dem Beitrag von Bunbury, weißt du sicher was gemeint ist.
Du bist zwar einer der Initatoren des zweiten neuen "Lebendigen Forums", aber Mäßigung ist eine Zier.Wink

LG

HuhHuhHuh

Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, was du meinst.

Möglichkeit 1: Ich habe zu früh einen Thread eröffnet (zu schnell vorpreschen).
Das finde ich nicht, denn das Lebendige Forum läuft nun einige Zeit und ich habe auch schon einen Artikel, den ich hier posten möchte.

Möglichkeit 2: Es wird viel Arbeit, in den Thread etwas zu schreiben (dein Verweis auf Bunbury).
Auch dem nicht ist so, wie ich auch schon Bunbury geantwortet habe. Es gab ja auch im ersten "Lebendigen Forum" Threads, die nur für Recherchebeiträge gedacht waren, und wenn keiner Lust hat, eine Kurzbeschreibung in zwei Zeilen zu machen, kann auch dieser hier einer werden.

Möglichkeit 3: Das Thema ist zu weit gefast (zu weit vorpreschen).
Ich habe den Titel dieses Threads im Vorbereitungs-Unterforum gepostet. Die einzige Kritik in diese Richtung kam von WDPG, ich habe sie zur Kenntnis genommen, mir Gedanken gemacht und sie letztendlich verworfen. Es macht ja nichts, wenn es nicht so viele Threads gibt.

Möglichkeit 4: Das Thema ist zu eng gefasst (zu enge Grenzen gezogen).
Als Thread-Ersteller darf ich doch wohl noch grob skizzieren, welche Beiträge ich in diesem Thread für passend halte und welche nicht. Einfach jugendliche Herrscher, ob sie selber regierten oder nicht, aber auch Herrscher, die durch ihre Jugend als Kronprinz stark geprägt wurden.

Und im Übrigen bin ich mir bewusst, dass Mäßigung eine Zier ist, weshalb ich auch
a) nicht gleich zu Beginn des Lebendigen Forums eine ganze Reihe von Themen für mich reserviert habe und
b) momentan mich auf Themen beschränke, zu denen ich etwas Ahnung habe.

Ich kann in den meisten Fällen verstehen, warum du momentan eine Neigung hast, meine Beiträge von oben her (da als Admin) zu kritisieren, in diesem Falle ist es mir aber unklar.

VG
Der Maxdorfer

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08.11.2012, 18:27
Beitrag: #16
RE: Jugendliche Herrscher in Antike und Mittelalter
(08.11.2012 11:16)Bunbury schrieb:  Du vergißt, daß man verbreitet daran glaubte, daß es Menschen gab, die aufgrund ihrer Herkunft viel besser dazu geeigent waren, ein Volk zu beherrschen als andere. Daß das ganze relativer Humbug ist, hat sich ja erst später herausgestellt.
Soweit ich weiß (wenn man mehreren mittelalterlichen Romanen glauben darf), war man damals tatsächlich der Meinung, daß der Adel allein aufgrund seines Blutes begabter und besser war- und die königliche Familie zum herrschen geboren.

Das war in der Tat einer der wichtigen Faktoren, und auch einer der Gründe für die Über Jahrtausende verbreitete Inzucht im Adel, die dann teilweise das genaue Gegenteil bewirkte. Rolleyes

Spontan fallen mir die Merowinger ein, von denen geglaubt wurde, dass sich in ihren langen Haaren das von Gott gegebene "Königsheil" befand, dass sie zu Herrschen befähigte. Deswegen kamen als Regenten oft auch nur die Mutter des minderjährigen Herrschers in Betracht, während die Karolinger als Hausmeier eher einen "de facto"-Einfluss ausübten.
Als der letzte Merowinger Childerich III. ins Kloster gesteckt wurde, wurden ihm dann ja auch die Haare abgeschnitten.

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08.11.2012, 22:19
Beitrag: #17
RE: Jugendliche Herrscher in Antike und Mittelalter
(08.11.2012 10:39)Renegat schrieb:  Vorgeburtliche Kind-Könige und andere Auswüchse von Erbfolgeregelungen müssen doch oft völlig ungeeignete Herrscher auf den Thron gehievt haben.
Trotzdem gab es phasenweise in vielen Weltgegenden diese strikte Nachfolge nach Geburt. Der Wunsch nach einem friedlichen Herrscherwechsel scheint also größer gewesen zu sein als die Angst vor einer Fehlbesetzung. Oder war das gar nicht schlimm, wenn der Kindkönig sich als ungeeignet erwies, weil man sich darauf verlassen konnte, dass sich schon ein vernünftiger Regent durchsetzen würde.
Dann hätte man den Regenten doch offiziell installieren können. Beim Übergang von der Merowingern zu den Karolinger erfolgte das im nachhinein.
Die Römer lösten das Dilemma hin und wieder durch die Adoption von geeigneten Kandidaten.
Wenn Maxdorfer von der römischen Kaisern erzählt, wird der Schritt dahin evtl. klarer.

Du sprichst interessante Punkte an. Vielleicht schreibt unsere Bunbury einen Artikel zu der Problematik der "kleinen Prinzen" und den für sie vorgesehenen Regenten Richard III.

Ich denke auch, der Wunsch nach einem friedlichen Herrscherwechsel scheint größer gewesen zu sein, als etwa die Angst vor einer Fehlbesetzung, vor Bruderkämpfen oder vor Erbteilungen. Die Brudermorde unter den Osmanen des 15. und 16. Jahrhundert waren ja auch keine Alternative zur Thronfolgeregelung.

In monarchischen Systemen setzten sich nur zwei Thronfolgeprinzipien durch. Das sind das Prinzip der Primogenitur, nachdem nur der älteste Sohn oder die älteste Tochter dem Vater oder der Mutter folgen kann und das Senioriatsprinzip, in dem nur der älteste männliche Verwandte seinem Vorgänger folgt. Das erste Prinzip setzte sich in sämtlichen europäischen Erbmonarchien durch, das zweite Prinzip wird zum Beispiel bei den Königen von Saudi-Arabien praktiziert.

Die Sekundogenitur (also die Erbfolge des Zweitgeborenen) setzte sich für Nebenländer der Erbmonarchien durch, die dadurch eine scheinbare Unabhängigkeit erhielten, tatsächlich aber in Abhängigkeit des Hauptlandes bzw. der Hauptlinie blieben. Bspl. sind z.B. Habsburg-Toskana, Bourbon-Parma oder Bourbon-Neapel.

Als Ultimogenitiur bezeichnet man die Erbfolge zugunsten des Letztgeborenen. Diese Erbregelung fand oft bei Bauern Anwendung.

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09.11.2012, 12:45
Beitrag: #18
RE: Jugendliche Herrscher in Antike und Mittelalter
(08.11.2012 11:16)Bunbury schrieb:  Du vergißt, daß man verbreitet daran glaubte, daß es Menschen gab, die aufgrund ihrer Herkunft viel besser dazu geeigent waren, ein Volk zu beherrschen als andere. Daß das ganze relativer Humbug ist, hat sich ja erst später herausgestellt.
Soweit ich weiß (wenn man mehreren mittelalterlichen Romanen glauben darf), war man damals tatsächlich der Meinung, daß der Adel allein aufgrund seines Blutes begabter und besser war- und die königliche Familie zum herrschen geboren.

(08.11.2012 18:27)Maxdorfer schrieb:  Das war in der Tat einer der wichtigen Faktoren, und auch einer der Gründe für die Über Jahrtausende verbreitete Inzucht im Adel, die dann teilweise das genaue Gegenteil bewirkte. Rolleyes

Spontan fallen mir die Merowinger ein, von denen geglaubt wurde, dass sich in ihren langen Haaren das von Gott gegebene "Königsheil" befand, dass sie zu Herrschen befähigte. Deswegen kamen als Regenten oft auch nur die Mutter des minderjährigen Herrschers in Betracht, während die Karolinger als Hausmeier eher einen "de facto"-Einfluss ausübten.
Als der letzte Merowinger Childerich III. ins Kloster gesteckt wurde, wurden ihm dann ja auch die Haare abgeschnitten.
(08.11.2012 10:39)Renegat schrieb:  Dann hätte man den Regenten doch offiziell installieren können. Beim Übergang von der Merowingern zu den Karolinger erfolgte das im nachhinein.

OT: Lagert es aus, wenn das zu weit führt, kann ich nur wiederholen. Für mich ist eine Aufzählung von Kindkönigen nicht interessant, wenn der Hintergrund so diffus ist.


Die Thronfolgeregeln, die Sansavoir aufgezählt hat, erinnern stark an das Erbrecht von Grund und Boden, wahrscheinlich kommen sie daher. Sansavoirs Ausführungen beziehen sich auf das Mittelalter, als das Christentum als geistige/religiöse Führung schon etabliert war.
Könnte dieses Königsheil der Merowinger ein Nachhall einer sakralen Herrscherfunktion gewesen sein? Die weltliche Macht lag schon länger in den Händen der karolingischen Hausmeier und irgendwann im 7./8. Jhd. haben sie die Herrschaft offiziell für sich reklamiert und vom Papst erhalten. Da muß der Königsheilgedanke vergessen gewesen sein.
Andererseits erfolgte im HRR die Bestimmung des Kaisers durch Wahl, wenn auch innerhalb der besitzenden Adelsklasse nach komplizierten Regeln.
Muß man nicht deshalb zwischen Besitz und Macht unterscheiden?
Die Big Man, die irgendwo am Übergang zwischen Dorfältesten und Stammesführer stehen, mußten sich Gefolgschaft noch durch Geschenke, Ausrichtung von Feiern erkaufen. Das fiel ihnen natürlich leichter, wenn sie mehr besaßen als die anderen.

Alles in allem erscheint mir das spätmittelalterliche/frühneuzeitliche Adelsherrschaftssystem eine chaotische Mischung von ganz verschiedenen Prinzipien zu sein.
Die Kindkaiser sind nur ein Ausdruck für die Unlogik des Systems.
Dass es sich so lange gehalten hat und in einigen Ländern noch heute hält bzw nach Besitzstandswechsel sogar neu entsteht (Nordkorea, Syrien) kann ich nur schwer nachvollziehen.
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10.11.2012, 05:03
Beitrag: #19
RE: Jugendliche Herrscher in Antike und Mittelalter
(09.11.2012 12:45)Renegat schrieb:  Die Thronfolgeregeln, die Sansavoir aufgezählt hat, erinnern stark an das Erbrecht von Grund und Boden, wahrscheinlich kommen sie daher.
Ja, das ist richtig.

(09.11.2012 12:45)Renegat schrieb:  Andererseits erfolgte im HRR die Bestimmung des Kaisers durch Wahl, wenn auch innerhalb der besitzenden Adelsklasse nach komplizierten Regeln.
Muß man nicht deshalb zwischen Besitz und Macht unterscheiden?
Um es noch komplizierter zu machen. Besitz führt zu Macht und Macht führt wiederum zu Besitz. Und natürlich braucht man ein Netzwerk, das durch familiäre Bande gesichtert wird. Nicht zu vergessen sind die Privilegien, die eng mit Besitz und Macht verbunden sind.

Die von mir oben beschriebenen Nachfolge bzw. Thronfolgereglungen bezogen sich auf Erbmonarchien. Neben der Erbmonarchie gibt es die Wahlmonarchie, wie z.B. bei den Kaisern des HRR. Mit Hilfe der Wahlmonarchie sichern sich Oligarchien ihre Macht. Neben der Kaiserwahl gehören die Dogenwahl in Venedig oder die Papstwahl in Rom zu den Wahlmonarchien.

(09.11.2012 12:45)Renegat schrieb:  Die Big Man, die irgendwo am Übergang zwischen Dorfältesten und Stammesführer stehen, mußten sich Gefolgschaft noch durch Geschenke, Ausrichtung von Feiern erkaufen. Das fiel ihnen natürlich leichter, wenn sie mehr besaßen als die anderen.
Das stimmt. Die Vorfahren der mittelalterlichen Aristokratie erlangten so ihre gesellschaftliche Stellung. Dies zwang die militärischen Stammesführer bzw. Kriegsfürsten schließlich zu Beutezügen, Teile der Beute wurden an die Gefolgschaft verteilt. Während der Völkerwanderung stieg die Bedeutung der Kriegsfürsten, ihre Nachfahren bilden den Hochadel des Mittelalters. Die Bedeutung der Friedensfürsten bzw. Richter ging zurück.
Bei den Magyaren des 9./10. Jahrhundert hatten z.B. die Arpaden (Kriegsfürst) und die Gyula (Friedensfürst) anfänglich den gleichen Rang. Mitte des 10. Jh. hatte der Gyula nur eine zweitranginge Bedeutung.

(09.11.2012 12:45)Renegat schrieb:  Alles in allem erscheint mir das spätmittelalterliche/frühneuzeitliche Adelsherrschaftssystem eine chaotische Mischung von ganz verschiedenen Prinzipien zu sein.
Die Kindkaiser sind nur ein Ausdruck für die Unlogik des Systems.
Dass es sich so lange gehalten hat und in einigen Ländern noch heute hält bzw nach Besitzstandswechsel sogar neu entsteht (Nordkorea, Syrien) kann ich nur schwer nachvollziehen.
Es ist richtig, es gab Erbfolgeregelungen nach unterschiedlichen Prinzipien. Für uns heute erscheinen sie chaotisch, die damalige adlige Gesellschaft wusste aber genau Bescheid. Unklare oder zweideutige Regelungen wurden gnadenlos ausgenutzt. Erbfolgeregelungen mussten geschaffen werden, um Machtkämpfe zu verhindern. Der Lehnsherr war z.B. verpflichtet, die Nachfolge eines minderjährigen Vasallen zu sichern. So schützte z.B. der französische König den minderjährigen Herzog der Normandie Wilhelm den Bastard (später der Eroberer genannt) oder Papst Innocenz III. schützte die Ansprüche Friedrichs II. auf das Königreich Sizilien. Aber es gibt genügend Beispiele, in denen minderjährige Herrscher regelrecht ausgeplündert wurden und dann mit Beginn ihrer Volljährigkeit begannen, ihr Erbe zurückzufordern bzw. dies auch taten. Die Geschichte der schottischen Könige namens James ist dafür exemplarisch.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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12.11.2012, 03:42
Beitrag: #20
RE: Jugendliche Herrscher in Antike und Mittelalter
Wilhelm der Eroberer, vor der Eroberung Englands Wilhelm der Bastard genannt (* 1028 in Falaise (Normandie; † 9. September 1087 im Kloster Saint-Gervais bei Rouen) war seit 1035 als Wilhelm II., Herzog der Normandie und seit 1066 als Wilhelm I. König von England. Der nachfolgende Artikel behandelt nur die Minderjährigkeit und die ersten selbständigen politischen Entscheidungen Wilhelms als Herzog der Normandie.

Wilhelm war ein Angehöriger der ursprünglich aus Skandinavien stammenden Dynastie der Rolloniden, die seit 911 als Grafen bzw. Herzöge die Normandie – also das Land der Normannen – als Vasallen des französischen König regierten. Von 1028 bis 1035 herrschte in der Normandie Wilhelms Vater, Herzog Robert I. (1002/10–1035), von seinen Feinden auch „der Teufel“, von seinen Anhängern jedoch „der Prächtige“ genannt. Robert pflegte eine mehrjährige Beziehung zu der nicht standesgemäßen Herleve aus Falaise (1003–1050), die eine Tochter des Gerbers Fulbert und dessen Frau Doda war. Aus dieser Beziehung, es könnte sogar eine Friedelehe(?) gewesen sein, stammten der 1028 geborene Wilhelm und seine Schwester Adelaide (1030–1082). Da Robert bereits mit der dänischen Prinzessin Edith verheiratet war, initiierte er die Vermählung seiner Geliebten Herleve mit seinem Gefolgsmann und Freund Herluin von Conteville. Aus dieser Ehe entstammten Robert (1031–1090), später Graf von Mortain und Odo (1032–1097), später Bischof von Bayeux. Beide Halbbrüder bewährten sich später als Wilhelms zuverlässigste Gefolgsleute.

Im Jahr 1034 entschloss sich Robert, eine Pilgerfahrt nach Jerusalem zu unternehmen. Dies war politisch unklug, da Robert keinen legitimen Nachfolger hatte. Aber ihn plagte das schlechte Gewissen über seine Lebensführung, so dass er sich erhoffte, nach einer Kreuzfahrt die Absolution für seine Taten zu erhalten. Inwieweit er von kirchlichen Amtsträgern manipuliert worden ist, lässt sich heute nicht mehr beweisen. Es ist aber denkbar, dass ihm seine außereheliche Beziehung zu Herleve, seine mögliche Rolle am Tod seines Bruders und Vorgängers Richard III. (1001–1027) oder das Abschieben von dessen Sohn Nicolas in das Kloster Fécamp vorgeworfen wurde. Robert unternahm jedenfalls die Kreuzfahrt, doch verstarb er im Juli 1035 während der Rückreise in Nicäa im Byzantinischen Reich. Ungewöhnlich waren solche Pilgerreisen des Hochadels im 11. Jahrhundert nicht. So zog 1002 Fulk Nerra, der schreckliche Graf von Anjou nach Jerusalem, um für seine Verbrechen zu büßen. Diese Reise unternahm er in den folgenden Jahren noch zweimal. Für 1008 ist eine Pilgerreise von Geoffrey von Bretagne belegt.

Bevor Robert sich auf seine Pilgerfahrt begab, verpflichtete er jedoch die normannischen Feudalherren, seinen unehelichen Sohn Wilhelm als seinen legitimen Nachfolger anzuerkennen. Sie schworen Wilhelm Lehnstreue und Gehorsam. Außerdem bestimmte Robert einen Vormundschaftsrat, der während seiner Abwesenheit für den minderjährigen Wilhelm regieren sollte. Leiter des Vormundschaftsrates war Robert (967/74–1037), Erzbischof von Rouen, Graf von Evreux und Roberts I. Onkel bzw. Wilhelms Großonkel, der sich bereits seit 1030/31 als wichtige politische Stütze des jungen Herzogs bewährt hatte. Weitere Mitglieder waren Alain III., Graf der Bretagne (997–1040), Gilbert de Brionne, ein Verwandter des jungen Herzogs, der Haushofmeister Osborne sowie Wilhelms Erzieher Turchetil, der den lateinischen Titel „paedagogus“ trug. Ebenso gelang es Robert seinen Lehnsherrn, König Heinrich I. von Frankreich von den Nachfolgeregelungen zu überzeugen. Vermutlich gab er seine Zustimmung, nachdem Wilhelm an den königlichen Hof gereist war, um ihm den geforderten Lehnseid zu leisten.

Robert von Rouen führte die Regentschaft bis zu seinem Tod im Jahr 1037. Er war nun der mächtigste Mann in der Normandie, der seinen Großneffen durchaus hätte beseitigen können. Er tat es aber nicht. Nach seinem Tod rückte Alain III. von Bretagne, der mütterlicherseits von den Rolloniden abstammte, in das Amt des Regenten. Er starb 1040, wahrscheinlich wurde er vergiftet. Danach übernahm Gilbert de Brionne das Amt, der aber bereits nach einigen Monaten erschlagen wurde. Ebenso wurden noch in den Jahren 1040 und 1041 die noch verbliebenen Mitglieder des Regentschaftsrates, wie der „paedagogus“ Turchetil oder der Haushofmeister Osborne ermordet. Wilhelms Hof ähnelte einem Schlachthaus, die Normandie verfiel in Anarchie.

Für Wilhelms persönliche Sicherheit war Walter, ein Bruder seiner Mutter, zuständig. Er übte de facto die Funktion eines Leibwächters aus, der nie von Wilhelms Seite wich und sogar im gleichen Raum wie der junge Herzog schlief. Seiner Tatkraft ist es zu verdanken, dass der junge Herzog einen Mordanschlag in Vaudreuil, bei dem auch der Haushofmeister Osborne starb, überlebte.

Dass Wilhelm überhaupt die Unruhen in den 1040-er Jahren überlebte, verdankte er vor allem dem französischen König Heinrich I., der als Lehnsherr die Vormundschaftsrechte seines inzwischen schutzlosen Vasallen übernahm. Der König übte nun unmittelbare Rechte auf die Normandie aus, die er aber nicht nach dem Ende der Minderjährigkeit Wilhelms zurück erstatten wollte.

Seit 1049 bemühte sich Wilhelm um eine Heirat mit Mathilde (1031–1083), der Tochter des Grafen von Flandern. Aufgrund der nahen Verwandtschaft – beide waren Cousin/Cousine 5. Grades – untersagte Papst Leo IX. auf dem Konzil von Reims die Ehe. Wilhelm widersetzte sich jedoch dem Verbot und ehelichte im Jahr 1051 Mathilde. Das Bündnis zwischen der Normandie und Flandern erschien dem französischen König zu mächtig, so dass er sein früheres Mündel fallen ließ und sich mit dem Grafen von Blois und der Champagne, dem Grafen von Anjou und den rebellierenden normannischen Baronen verband. Die Gegnerschaft blieb bis zum Tod des französischen Königs († 1060) bestehen, dem sein minderjähriger Sohn Philipp I. als König folgte. Doch zu diesem Zeitpunkt war Wilhelms Machtposition in der Normandie gesichert.

Literatur

* David C. Douglas, Wilhelm der Eroberer. Herzog der Normandie – König von England, Verlag Georg D. W. Callwey, München 1980, ISBN 3-7667-0513-X

* Gustav Faber, Die Normannen. Piraten, Entdecker, Staatengründer, Lizenzausgabe für Gondrom GmbH & Co. KG, Bindlach 1991, ISBN 3-8112-0870-5

* Wilhelm der Eroberer (Wikipedia)

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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